Kapitel 69

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Conner und Alice, liefen Hand in Hand, am Strand entlang. So, wie sie es schon so oft gemacht hatten, seit sie bei Rose in Dingle waren und dort eine unbeschwerte Zeit zusammen erlebten. Zwischendurch löste sich Alice von Conner, um Fotos zu machen, etwas weiter ins Wasser zu gehen, damit ihre Füße von den Wellen umspült werden konnten oder um nach schönen Muscheln zu schauen.
Alice erinnerte sich an einen einzigen Ausflug ans Meer, mit ihrer Familie. Ein Wochenende lang. Sie wusste nicht mehr genau, wohin es ging, doch es war unglaublich schön. Sie und Mama, liefen den ganzen Tag am Strand entlang und suchten nach Muscheln. Die waren bestimmt noch irgendwo Zuhause im Keller. Alice musste, wenn sie wieder daheim war, nachsehen und sie mit auf den Feenhügel nehmen. Damit könnte man bestimmt eine schöne Dekoration zaubern.
Conner musste schmunzeln, wie Alice gerade wieder gedankenverloren durch die Wellen schlenderte und sich hie und da bückte und eine Muschel aus dem Sand fischte. Er wünschte sich gerade nichts mehr, als dass es immer so wäre, wie die letzten Tage, seit dem Ball. Alice hatte sich ihre Unbeschwertheit tatsächlich bewahren können.
„Schau mal, Conner. Ist die nicht wunderschön?" Strahlend, drehte sich Alice zu ihm um und hielt eine Muscheln zwischen ihren Fingern. Noch nie, war ihm eine Frau begegnet, die sich so sehr über den Fund einer außergewöhnlichen Muschel freute, wie Alice. Genau deswegen, liebte er sie. Neben all den tausend anderen, kleinen und unscheinbaren Dingen, die sie zu diesem unglaublichen Menschen machte. „So wie du." Legte Conner seine Hände an Alice Taille und zog sie an sich, um sie zu küssen.
„Du bist ein Spinner." Kniff Alice ihn in die Seite. Sah ihn dabei jedoch liebevoll an. „Ich schenk sie dir, weil sie dich an mich erinnert." Erwiderte Alice den Kuss nun doch noch.
Conner legte den Arm um Alice und zog sie fest an sich. Genau in dem Moment, strömte diese unbändige Liebe, die ihn zwischendurch beinahe wahnsinnig machte, wieder ungehalten und in geballter Ladung, durch seinen Körper hindurch. „Verdammt Alice, ich habe mich unsterblich in dich verliebt. So etwas, ist mir noch nie passiert." Conner schlang seine Arme noch etwas fester um Alice und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. „Und wenn ich mit dir zusammen bin, kann ich nicht mehr klar denken und meine Gefühle, wollen nur so aus mir raus sprudeln. So, dass ich manchmal kaum weiß, wohin mit ihnen." Conners Hirn und sein Herz, machten gerade nicht das Selbe und vor allem nicht das, was er wollte. Doch die letzten Tage, waren einfach zu überwältigend, als dass Conner noch länger die Kontrolle über seine Gefühle halten konnte. Seit dem Ball und spätestens, seit ihrer gemeinsamen Nacht, spürte Conner, dass er von Tag zu Tag schwächer wurde. Weshalb es sich wie ein Befreiungsschlag anfühlte. Gleichzeitig, hätte sich Conner am liebsten die Zunge abgebissen. Denn er spürte, wie Alice sich in seinen Armen versteifte. Sein Herz schlug dabei so schnell und laut, dass Conner das Gefühl hatte, es springe ihm gleich aus der Brust.
Alice konnte es ganz deutlich hören. Genauso, wie sie spürte, dass jedes Wort aus Conners tiefstem Herzen kam. Dennoch erstarrte sie schlagartig. In ihrem Kopf, fing sich alles an zu drehen. 'Was? Nein! Wieso? Conner konnte sich nicht in sie verlieben. Er durfte nicht. Niemals.' Panik stieg in Alice hoch, die ihr die Luft zum Atmen zu nehmen schien. „Du solltest dich doch nicht in mich verlieben." Wandte sich Alice aus Conners Umarmung, die sie gerade erdrückte. „Du hast es mir versprochen, Conner."
Jetzt war genau das eingetroffen, wovor sich Conner die ganze Zeit gefürchtet hatte, wenn er Alice seine Gefühle gestehen würde. Ihre innere Flucht, wieder tiefer hinter die Mauern. 'Du Vollidiot', schlug er sich innerlich gegen die Stirn. „Gefühle kann man nicht auf Vereinbarungen festlegen, Alice. Ich habe es versucht, glaub mir. Seit Wochen, kämpfe ich gegen mich selber an, um diese verdammten Gefühle, so gut es geht, im Schach zu halten." Conner nahm Alice Hände in seine. „Doch je mehr dieser unglaublich wertvollen und wundervollen Zeit du mir geschenkt hast, hatte ich das Gefühl, ich zerplatze. Es kann doch nicht sein, dass du es nicht bemerkt hast." Fragend sah er Alice an, die sich seinem Griff entzogen hatte.
„Natürlich habe ich es bemerkt. Aber ich...Ich...Warum konntest du es nicht lassen? Es ist nicht gut für dich, Conner." Verzweiflung war in Alice Stimme zu hören.
„Würdest du es bitte mir überlassen, wem ich meine Gefühle überlasse und was gut für mich ist?" Conner raufte sich die Haare. Zehn Schritte rückwärts. Mindestens. Die Risse und fehlenden Brocken in der Mauer, waren wahrscheinlich mit einem Schlag wieder zugemauert.
„Aber du sollst nicht mich lieben, Conner. Hörst du? NICHT MICH!" Das durfte doch nicht wahr sein? Das war doch bestimmt alles nur ein schlechter Traum. Wie konnte Conner sie lieben?
„Und warum ausgerechnet nicht dich? Wenn du doch die einzige Frau bist, mit der sich auf einmal alles richtig anfühlt. Selbst der beschissenste und traurigste Tag, fühlt sich mit dir richtig an. Ich fühle mich endlich wieder richtig an. Du bist die erste Frau, bei der ich so sein kann, wie ich bin. Weil du mich einfach so nimmst, ohne zu nörgeln und Seiten an mir zu unterdrücken. Im Gegenteil. Durch deine Art, mich mit all meinen Ecken und Kannten zu nehmen, lässt du Seiten von mir zum Vorschein kommen, die ich versteckt hatte, weil ich dachte, dass sie nicht förderlich wären für eine Freundschaft oder Beziehung mit einer Frau." Schwer atmend, beendete Conner seinen Redefluss. Ungläubig und fassungslos sah Alice ihn an. Jedoch konnte Conner einen Tränenschleier über ihren Augen sehen. Vielleicht gab es doch noch einen klitzekleinen, schwachen Hoffnungsschimmer, dass noch nicht die ganze Mauer wieder intakt war. Möglicherweise hatte Conner genügend gute Vorarbeit geleistet und sie würden seinen Fehltritt überstehen. Im Moment sah er jedoch noch nicht wie. Doch musste er sich daran festhalten.
Alice Worte die auf sein Geständnis folgten, waren jedoch niederschmetternder als Conner es erhofft hatte. „Ich hätte das Ganze schon viel früher beenden sollen."
„Du redest Unsinn und das weißt du auch. Lass uns in Ruhe darüber sprechen, Alice. Wir finden eine Lösung, für unsere verzwickte Situation."
„Nein, Conner." Schüttelte Alice den Kopf. „Bitte lass mich allein. Ich brauche Zeit für mich."
War diese Ruhe, mit der Alice sprach, die besagte vor dem Sturm? Conner hatte keine Ahnung, wie er sie deuten sollte. Was er wusste war, dass er Alice die Zeit geben musste, die sie brauchte. Einfach so von hier verschwinden, konnte sie nicht. „Ok. Es tut mir leid, Alice. Doch gegen Gefühle, bin auch ich machtlos." Mit diesen Worten, ließ Conner sie am Strand zurück.

Mit klopfendem Herzen und rasendem Kopf, sah Alice Conner hinterher, wie er in der Ferne verschwand. 'Ich habe mich unsterblich in dich verliebt', die verdammten Worte, hallten in ihrem Kopf wider. Wie ein Karussell, welches unaufhörlich seine Runden drehte. Immer schneller und schneller. Genau wie Alice Gefühle und Emotionen, die unaufhaltsam durch ihren Körper jagten und die unterschiedlichsten Gefühle in ihr auslösten. Ob sie es denn nicht bemerkt hatte. Dachte Conner ernsthaft, sie sei so gefühlskalt, nach all der Zeit, die sie gemeinsam verbrachten? Genau aus diesem Wissen, welches Alice tief in ihrem Bewusstsein vergrub, entstand ihr schlechtes Gewissen. Welches jeden Tag, wahrscheinlich wie Conners Liebe, grösser und stärker wurde. Gerade heute Morgen, spürte es Alice wieder ganz deutlich. Die Finger von einander zu lassen, fiel ihnen seit der Silvesternacht, unglaublich schwer. Weshalb sie sich heute mal wieder hinreißen ließen. Nicht das erste Mal, seit Silvester. Conner liebte sie erneut mit einer solchen Hingebung, wie es nur möglich war, wenn Liebe mit im Spiel war. Es zu spüren und zu ahnen, war jedoch immer noch etwas anderes, als die Worte dann tatsächlich ausgesprochen zu hören. Dadurch die Gewissheit zu haben.
Alice wusste, dass es unfair war, Conner anzuschreien und ihm die ganze Schuld zu geben. Natürlich hatte er Recht, dass man Gefühle nicht steuern konnte, auch wenn man es noch so gerne tun würde. Dennoch meinte Alice es genau so, als sie Conner sagte, dass sie nicht gut für ihn sei. Früher oder später, würde er das auch einsehen und dann verlor sie ihn. Weil sie nicht in der Lage war, ihm das zurück zu geben, was Conner für sie empfand und auch nicht, was er verdient hätte. Das war so viel mehr, als Alice ihm gab. Niemand, hatte jemanden wie sie verdient. Einen Menschen, mit einer zerstörten Seele und einem Herzen, welches unfähig war, richtig zu lieben. Am allerwenigsten Conner. Sein Herz war so gut, dass es nicht zerstört werden durfte. Tränen der Verzweiflung, benetzten Alice Wangen. Ihr Herz zerbrach, beim Gedanken daran, Conner zu verlieren. Sie brauchte ihn. Mehr als sie jemals davor jemanden brauchte. Durch ihn, konnte Alice endlich wieder leben und nun wurde es ihr erneut genommen. Sie hasste das Schicksal.

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