Kapitel 8

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Conner musste sich erst einmal wieder etwas sammeln, um das Ganze einordnen zu können, nach dem die Fremde, wütend wie ein Orkan, den Pub verlassen hatte. Seine Erscheinung war doch keine und die Frau aus seinen Träumen, gab es wirklich. Er war bereits seid gestern völlig durch den Wind und dann stand sie auch noch plötzlich vor ihm. Ohne Vorwarnung. Genau so unerwartet, wie die letzten beiden Male. Wahrhaftig und in ihrer ganzen Schönheit, die Conner davor nur erahnen konnte.
Conners Hirn, war auf einen Schlag wie leer gefegt und er konnte nichts anderes tun, als auf seine Standardsprüche zurück zugreifen. Die sprudelten leider so wieso, bereits viel zu automatisch aus seinem Mund, stand eine hübsche Frau vor ihm und machte eindeutige Anspielungen. Dies war heute jedoch nicht der Fall. Warum also, kam ihm nichts besseres in den Sinn? Nach dem Namen der schönen Unbekannten zu fragen, wäre eine Möglichkeit gewesen. Diese, wollte ihm jedoch beim besten Willen nicht einfallen. Stattdessen ließ er sich auf dieses Aufreisserniveau hinunter, welches Conner immer mehr widerstrebte. Dieses Image würde er wohl so schnell nicht mehr los werden. Dabei war die Unbekannte keine dieser x beliebigen Frauen, die man für eine Nacht um den Finger wickelte. Sie war etwas besonderes. Auch wenn er sie nicht kannte, hatte es Conner heute morgen, ganz deutlich gesehen. So merkwürdig es klang, auch gespürt.
Mit seinem Getue, war er nun wohl aber untendurch, würde er sie jemals wieder sehen. „Du Idiot.“ Knallte Conner die flache Hand gegen seine Stirn.
„Das kannst du laut sagen.“ Begrüßte John seinen besten Freund.
Conner drehte sich verwundert um und sah John gleichzeitig fragend an.
„Wie konntest du meiner Schwester deinen Standardspruch 'Das hier gehört alles mir' unter die Nase reiben?“
Conners Blick wechselte gerade von verklärt und aufgeregt, zu Verständnislos. „Savannah war doch gar nicht da. Und wieso sollte ich das tun?“ Conner verstand tatsächlich gerade überhaupt nichts mehr. Das passte jedoch zu dem ganzen Wirrwarr in seinem Kopf.
John überlegte kurz und da wurde ihm bewusst, dass Conner gar nichts von der Existenz von Alice wusste. Oder besser gesagt, wusste er nicht, dass sie wieder hier war. Das sie noch eine kleine Schwester hatten, die in Amerika war, wusste Conner. John hatte ihn einmal dabei beobachtet, wie er ganz versunken, das Bild von Alice betrachtete, welches im Pub hing. „Ich meinte Alice. Meine kleine Schwester. Du erinnerst dich?“
Conner runzelte die Stirn. „Aber...die...ich meine...die einzige Person, die vorhin da war, war...das ist nicht möglich.“ Conner starrte John an und stammelte irgendwelche wirren Dinge.
„Was ist nicht möglich?“, hakte John nach. Er verstand nicht genau, was Conner so aus der Fassung gebracht hatte. Alice Erzählungen nach, hatte er zuvor mal wieder den Macho raushängen lassen, was so gar nicht zu seiner jetzigen Verfassung passte. Scheinbar konnte Conner diese Seite an ihm, nicht mehr wirklich kontrollieren, wenn er eine Frau sah. Im Gegensatz zu sich selber, war Conner jedoch eher der Beziehungstyp. John wusste, aus vielen Gesprächen, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als die richtige Frau zu finden, um diese mit seiner Liebe zu überschütten. Am liebsten ein ganzen Leben lang und bis das der Tod sie schied. Man würde es ihm nicht auf den ersten Blick geben, aber Conner war ein echter Romantiker, nahm man sich die Zeit und schaute hinter die Fassade. Das pure Gegenteil zu John selber. Ihm reichte das, was er im Moment hatte. Weiter, als bis zum nächsten Tag, dachte John nicht nach. Er hatte früh genug gelernt, dass sich alles von der einen Sekunde auf die andere, ändern konnte und dann nichts mehr so war, wie es sein sollte.
„Meine Erscheinung. Du weißt schon, die Frau, von der ich dir erzählt habe. Sie war hier. Aber dass heißt ja...“ Conner unterbrach sich selber. Dieser Gedanke wollte sein Hirn gar nicht erst weiter spinnen. „Verdammte Scheisse. Sag bitte nicht, dass das wahr ist.“, fragend sah er John an.
„Das deine Erscheinung, meine Schwester Alice ist? Scheinbar doch. Und deine Masche, mit dem eigenen Pub, ging ziemlich nach hinten los.“ So sehr sich John das alles gerade nicht vorstellen konnte und irgendwie auch nicht wollte, weil es zu abstrus, verzwickt und verworren war, musste er sich dennoch das Lachen verkneifen, da Conners Blick gerade einfach nur köstlich war.
Seine Augen weiteten sich erneut und sahen aus, als würden sie jeden Augenblick aus seinem Gesicht purzeln. Gleichzeitig klappte seine Kinnlade nach unten.
„Deine...im Ernst?“ Conner konnte es nicht fassen. „Deine Schwester? Ich glaub, ich spinne.“ Conner raufte sich die Haare, so dass sie ihm noch etwas mehr vom Kopf standen, als ohnehin schon. „Das wird ja immer besser.“
„Krieg dich mal wieder ein. Du bist ja völlig durch Wind.“ Lachte John.
„Das ist alles zu viel für mich. Ich kenne deine Schwester nicht. Aber für mich ist sie der süße Teenager dort auf dem Bild.“ Conner zeigte auf die Fotografie, die an der Wand, hinter der Bar hing. Sie fiel ihm auf, kaum hatte er das erste Mal den Pub betreten.
„Auch sie ist älter geworden.“ Gab John nüchtern zur Antwort. Gerne hätte er die dazu gehörige Veränderung in Alice Seele und ihrem Herz, verhindert. Zumindest in diesem Ausmaß.
„Ich dachte, sie sei in Amerika.“ Conner löste seinen Blick von dem Foto, von welchem er schon immer fasziniert war. Warum, konnte er sich noch nie erklären.
„Sie ist vor einem Monat zurück gekommen.“ John zeichnete nachdenklich eine Furche in der Bar nach.
„Und wo war sie seit dem? Habt ihr sie versteckt gehalten? Verdenken, könnte ich es euch nicht. Sie ist eine wahre Augenweide.“ In Conners Blick, trat ein eigenartiger Glanz.
John kannte diese Aussagen und der dazu gehörige Blick, nur zu gut. Schließlich waren sie beide keine Kinder der Traurigkeit. Und wenn einem etwas Angenehmes, Unverbindliches geboten wurde, warum sollte man nicht hin und wieder zugreifen. Schließlich waren sie auch nur Menschen und hatten so ihre Bedürfnisse. Doch wenn es um seine Schwester ging, da kannte John keinen Spaß. „Pass auf was du tust, sagst oder auch nur denkst, McCallum.“ Zog er deshalb warnend eine Augenbraue in die Stirn. „Meine Schwester ist mir heilig. Weshalb ich dir rate, dich in Acht zu nehmen. Wenn du sie mit deinem Charme um den Finger wickeln willst, um irgendwelche Spielchen zu spielen, dann lernst du mich von einer anderen Seite kennen. Sie hat schon genügend Scheisse erlebt.“ Alice Aussage, dass sie ihn unwiderstehlich gutaussehend fand, behielt John für sich.
Conner konnte in Johns Blick erkennen, dass er es mehr als ernst meinte und er auch vor ihm, seinem besten Freund, nicht zurück schrecken würde, um seine Schwester zu beschützen. Er hatte jedoch gar nicht vor, dieses Mal seinen unwiderstehlichen Charme, spielen zu lassen. Zumindest nicht auf die Art und Weise und für den selben Zweck, wie er ihm sonst zwischendurch auch schon mal von Nutzen war. Conner wusste gerade gar nicht, was er tun und denken sollte. „Tu doch nicht so, als wäre ich ein Monster. Du weißt, was ich eigentlich will. Statt immer nur die Frau für eine Nacht.“ Gab er John angepisst zur Antwort. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Die Frau, die er nicht kannte, die dennoch immer wieder seine Träume heimsuchte und ihm eben erst noch heftiges Herzklopfen verursachte, war die Schwester seiner besten Freunde. Das durfte nicht wahr sein. Das ließ null Spielraum zu. Sein Auftreten, machte es auch nicht gerade besser.
„Das weiß ich, mein Freund. Ich bitte dich nur, dass du vorsichtig mit Alice umgehst. Sie ist eine zarte Seele.“ Johns Blick war versöhnlich. „Früher oder später, werdet ihr mit einander zu tun bekommen. Ob es euch beiden gefällt oder nicht. Denn sie ist ein wichtiger Teil unserer Familie, zu der du auch gehörst.“ Klopfte er Conner auf die Schulter. Ließ ihn dann kopfschüttelnd stehen. Ausgerechnet Alice. Das konnte ja noch was werden.

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