Kapitel 166

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Alice blieb stehen und näherte sich einem Schaufenster, in welchem etliche Ringe glänzten. „Erwähne Conner gegenüber bloß nicht, dass wir über all das geredet haben.“ Mahnend, sah Alice ihre Schwester an, die sich neben sie gestellt hatte. „Sind die nicht unglaublich schön?“ Kam sie gleich darauf ins Schwärmen.
„Das sind sie. Lass uns rein gehen und die Ringe, die dir am besten gefallen, zu reservieren. Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern, bis ihr sie anprobieren geht. Vielleicht kannst du sie auch mitnehmen, um daheim zu probieren. Das konnten Sean und ich mit unseren Ringen machen. Wir hatten schlichtweg keine Zeit, dauernd nach Galway zu fahren.“ Savannah schob Alice, bevor diese noch etwas darauf erwidern konnte, vor sich her in das Geschäft. Keine zehn Minuten später, kamen sie tatsächlich mit einer Auswahl an Ringen, wieder aus diesem. Zufrieden grinsend, hakte sich Savannah bei Alice ein, um ihr Vorhaben, heute noch ein Hochzeitskleid zu finden, fortzusetzen.

„Dieses Kleid ist unglaublich schön.“ Alice staunte nicht schlecht, wie schnell Savannah ein Kleid für die Hochzeit hatte. Sie ließen es zurück legen, für allfällige Änderungen, kurz vor der Hochzeit.
„Jetzt aber zu dir, meine Liebe.“ Savannah nahm Alice an der Hand und zog sie zur Treppe, die in den unteren Stock führte. Dort erwartete sie beide ein Meer an weißen Träumen.
„Oh mein Gott, das ist ja ein reines Paradies für Prinzessinnen.“ Schwärmte Savannah und drückte Alice einen Kuss auf die Wange. „Ich habe ganz vergessen, wie es in solchen Geschäften aussieht und riecht.“ Sie war voll in ihrem Element.
„Wie soll ich mich hier für ein Kleid entscheiden, wenn es mir schon schwer fiel, unter einiges weniger Kleidern, eines für den Ball zu finden?“ Alice sah sich mit grossen Augen um. „Das war der absolute Wahnsinn.“
„Schauen sie sich in aller Ruhe um. Wenn sie es wünschen, kann ich ihnen auch zur Seite stehen, um mit ihnen durch die Kleider zu gehen.“
Savannah nickte Alice mit Nachdruck zu. „Dieses Angebot würden wir gerne annehmen.“
Die Angestellte, die sich mit dem Namen Jessie vorstellte, schenkte den beiden ein Lächeln. „Ich bin gleich wieder bei ihnen.“
Alice und Savannah setzten sich und legten ihre Sachen ab. Gleich darauf kam Jessie wieder mit etwas zu Trinken. „Etwas, um ein bisschen die Nerven zu beruhigen.“
Die perlende Flüssigkeit weckte Erinnerungen in Alice.
„Wann ist es denn soweit?“
„Im Juli.“ Strahlte Alice mit der Sonne um die Wette, die draußen vom blauen Himmel schien.
„Dann können sie ihr Kleid, falls sie denn eines finden werden, hier lassen für allfälligen Änderungen. Haben sie Vorstellungen?“
„Nicht so genau. Schlicht und einfach, aber dennoch schillernd. Es darf auch glitzern. Wahrscheinlich muss ich zuerst ein Gefühl dafür bekommen.“ Bei der Hochzeit mit Brian, hatte Alice die Auswahl aus fünf Kleidern, die ihm gefielen. Nicht einmal das Kleid, in welchem sie dann schlussendlich heiratete, gefiel Alice und passte zu ihr. Das sollte dieses Mal anders sein. Doch was stand ihr eigentlich? Nicht alles was einem gefiel, war dann auch passend.
„Wollen sie beide mit aussuchen kommen? Dafür habe ich ihnen hier ein paar Bändel, mit denen sie die Kleider markieren können.“
Als alle Bändel verteilt waren, ging es in die Kabine. Es waren alles wunderschöne Kleider, die die meisten Alice auch unglaublich gut standen. Bei keinem stellte sich jedoch dieser berühmte Wow Effekt ein. Mit jedem Kleid, wurde Alice missmutiger jemals das passende Kleid zu finden. Warum konnte Conner ihr nicht einfach dabei helfen? Er hatte bereits einmal das perfekte Kleid für sie gefunden. Savannahs Stimme, riss sie auf ihren Gedanken. „Was? Hast du was gesagt?“
„Das wir nur noch ein Kleid haben. Wo bist du bloß mit deinen Gedanken?“
„Warum Conner nicht mein Kleid aussuchen kann. Schließlich hat er auch mein Ballkleid ausgesucht. Und das war perfekt.“
Savannah lachte auf. „Das hat er, ohne Diskussion, ganz toll gemacht. Und er würde auch wieder das perfekte Kleid für dich finde. Da bin ich überzeugt. Doch es gibt bei einer Hochzeit einfach Dinge, die muss man traditionsgemäß machen.“
Alice drehte sich im Spiegel und schüttelte den Kopf. „Wenn das nächste nicht passt, dann lassen wir es für heute sein.“
„Was denkst du, würde Conner für ein Kleid aussuchen? Habt ihr darüber gesprochen?“ Auch Savannah war nicht begeistert von der Ausbeute, die sie machten. Obschon die Kleider aufgehängt passend aussahen, fehlte irgendetwas, wenn Alice sie trug. Nicht viel. Nur das gewisse Etwas.
„Nicht direkt. Er hat mir letztens auf dem Handy ein Bild von einem Hochzeitskleid gezeigt und fand, dass es bestimmt perfekt an mir aussehen würde. Dabei hatte er dieses ganz spezielle Lächeln auf den Lippen. Wie damals, als er mit dem richtigen Kleid für den Ball wieder kam.“
„Und warum sucht Conner im Internet nach Kleidern für dich.“ Lachte Savannah.
„Er hat etwas für sich gesucht. Dabei hat es ihm dies angezeigt. Du weißt ja wie das Internet ist.“ Alice trat aus der Umkleide.
Savannahs Augen wurden groß und sie schüttelte vehement den Kopf. Auch Alice verzog das Gesicht, als sie in den Spiegel sah. Viel zu viel Tüll. Das war so gar nicht ihres.
„Kannst du das Kleid beschreiben?“ Savannah wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben.
Alice atmete tief durch und schloss die Augen. Ziemlich detailreich beschrieb sie das Kleid, als hätte sie es gerade eigens für sich entworfen.
Auf das Gesicht von Jessie legte sich ein freudiges Schmunzeln. „Ich weiß genau, welches Kleid sie hier gerade beschreiben. Wenn sie möchten, kann ich es ihnen holen.“
„Unbedingt.“, antwortete Savannah, bevor Alice überhaupt registrierte, was vor sich ging.
„Ich denke, das hier wird ihr Kleid. Es ist so ganz anders als alle, die wir bisher angezogen haben. Ich kann sie direkt darin sehen.“ Jessie wollte der zukünftigen Braut nicht nur Mut zu sprechen, sondern meinte es auch so.
„Ich möchte es nicht sehen, wenn ich es trage.“ Entschied sich Alice ganz spontan.
„Wieso nicht?“ Wollte Savannah erstaunt wissen.
Weil Alice keine Lust mehr hatte, noch einmal in den Spiegel zu schauen und nicht das perfekte Kleid an sich zu sehen. Vielleicht würde sie es ja spüren, ob es das Richtige ist. Alice hatte bereits bei den vorderen Kleidern immer wieder die Augen zu gemacht, als sie angezogen war. Doch keines fühlte sich auch nur annährend richtig an. Alice konnte sich noch gut daran erinnern, wie sich ihr Ballkleid anfühlte, kaum berührte es ihre Haut. Genau das, wollte sie auch bei ihrem Brautkleid spüren. „Ist so ein Gefühl.“
Savannah und Jessie nickten. Wie sagte man so schön. Der Kunde ist König.
Als Alice, gefolgt von Jessie, die noch etwas zurecht zupfte, aus der Umkleide kam, konnte sie im selben Augenblick sehen, wie Savannahs Augen sich mit Tränen füllten.
„Es ist perfekt“, sagte Savannah andächtig und ging näher auf Alice zu. „Alice, du musst es dir ansehen. Das Kleid ist so wunderschön.“ Sie konnte sich gar nicht satt sehen an ihrer kleinen Schwester. „Jetzt siehst du endlich aus, wie eine Braut.“ Jessie nickte zustimmend. „Ihr Verlobter hat scheinbar ein gutes Händchen, was passende Kleider für sie angeht.“ Sie war damals auch im Geschäft, als die beiden ein Ballkleid suchten. Wie geduldig dieser Mann war und schlussendlich das perfekte Traumkleid, als wäre es das Leichteste, holen ging. „Es passt, als wäre es eben für sie geschneidert worden.“
Alice biss sich nickend auf die Unterlippe. Dabei stiegen auch in ihren Augen, Tränen hoch. „Genau so, fühlt es sich auch an. Nicht so schwer und überladen, wie teilweise die Kleider davor. Sondern beinahe leicht wie eine Feder.“ Bestätigte Alice. „Sieht es aus, wie das aus dem Märchen?“ Sah sie Savannah an.
„Tausend Mal schöner, Alice. Der Nachthimmel würde vor Neid verblassen, wenn er es sehen könnte. Es erinnert mich an deinen Elfenbaum. Conner wird sich Hals über Kopf, noch einmal in dich verlieben, wenn er dich in diesem Kleid sieht.“
„Dann sollen wir es nehmen?“ Unsicher fragend, sah Alice ihre Schwester an.
„Noch perfekter wird es nicht geben. Selbst die Ohrringe und Halskette, die du am Ball getragen hast, passen perfekt dazu. Und auch dein Verlobungsring.“ Savannah nahm Alice Hand in ihre und drehte sie einmal um sich selber, nachdem Jessie ihr noch die passenden Schuhe gebracht hatte. „Als wäre alles aufeinander abgestimmt. Und du willst es wirklich nicht sehen?“
Alice schüttelte den Kopf. „Das Gefühl und dein Gesichtsausdruck reichen mir. Bei keinem anderen Kleid hast du geweint.“
„Weil du in keinem so gestrahlt hast, als wäre heute der große Tag.“ Savannah küsste Alice Wange. „Wir haben ein Kleid“, sagte sie darauf freudig, während Alice in der Umkleide verschwand.
Sie würden auch Alice Kleid noch hier lassen, um vor der Hochzeit, eine Anprobe zu machen.
Da das Kaufen eines perfekten Kleides, etwas länger dauerte, als gedacht, entschieden sich Alice und Savannah, über Nacht in Galway zu bleiben und erst am nächsten Morgen zurück zu fahren. Dieser Erfolg musste schließlich gefeiert werden.

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