Kapitel 145

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„Ein Déjà-vu. Geht es dir auch so?“ Claire musterte Alice, als sie mit ihrem Rucksack vor ihr stand. „Wobei, wenn ich es mir recht überlege und ich mir dich so ansehe, dann ist überhaupt nichts mehr so, wie damals. Außer dem Rucksack.“
Alice entlockte es ein Lachen. Das war so typisch Claire.
„Das nächste Mal, wenn ich dich wieder sehen möchte, ist dann aber wirklich in weiß und bei deiner Hochzeit.“ Claire lachte, weil Alice die Augen verdrehte.
„Du hast mich schon damals versucht zu etwas zu bringen, was ich mir zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen konnte und wollte.“
„Sieh was es dir gebracht hat. Du hast einen wundervollen Mann an deiner Seite, der bestimmt jetzt schon in Dublin auf dem Flughafen auf dich wartet, um nicht zu spät da zu sein.“
Das wäre Conner zu zutrauen, dachte Alice und musste schmunzeln. „Von einer Hochzeit, sind wir trotzdem noch weit entfernt.“
„Das hast du bestimmt auch schon mal gesagt und dann ging es ganz fix und du warst verlobte. Süsse, ich kenn dich doch. Dein Inneres hat sich in einem Jahr so sehr verändert, dass du nie mehr am selben Ort stehen wirst, an dem ich dich das erste Mal ziehen ließ.“ Claire zog Alice in eine Umarmung. „Ich wünsche dir alles, alles Glück der Welt und das Conner und du es zusammen hinbekommt. Es war schön, euch beide zu sehen. Und vor allem wie du danach aufgeblüht bist und dir so sicher in deiner Entscheidung warst, wieder nachhause zu gehen.“ Claire sah Alice mit einem intensiven Blick an. „Nimm dir Zeit. Aber sei dennoch offen für dein altes, neues Leben. Dein Ich, welches immer noch da ist, nur noch etwas zu sehr von Schutt und heilenden Narben überdeckt ist. Sei vor allem für Conner offen. Der Mann liebt dich so abgöttisch, dass selbst ich es kribbeln spüren konnte. Es könnte ja ganz aufregend sein, dass ihr euch wieder neu entdeckt und verliebt. So aufregend, wie du es mir damals in deinem Brief beschrieben hast. Schreib mir wieder, ja.“
„Das werde ich. Versprochen. Und wird es eine Hochzeit geben, bist du dabei.“ Alice drückte Claire noch einmal fest an sich, als von draußen ein Hupen ertönte. Das Taxi, welches Alice zum Flughafen brachte.
Vorfreude und Angst vermischten sich, als die Räder des Flugzeuges den irischen Boden berührten. Sie war endlich wieder in ihrer Heimat. Voller Ängste, Zweifel, ein bisschen innerer Unruhe, neuen Narben, die noch nicht verheilt waren. Dennoch mit mehr Zuversicht, weniger schwarzen Wolken, die Alice zu erdrücken drohten, einer deutlicher sichtbaren Zukunft vor sich, ohne Meter hohen und viel zu dicken Mauern, Liebe irgendwo in ihrem Herzen und einem klareren Bild davon, was Alice zuhause erwartete.

Was gleich auf sie warten würde, war der Mann, der für diesen enormen Fortschritt mitverantwortlich war. Conner würde da draußen, nach diesem endlos lang vorkommenden Gang, warten. Unter all den anderen freudig Wartenden.
Die Aufregung kribbelte durch Alice Körper, als sie die letzten Meter vor sich und bereits die ersten Menschen in den Armen liegen sah. Würde das bei ihr und Conner auch so aussehen? Oder – weiter kam Alice nicht mit denken, als sie ihn in der Menschenmenge entdeckte, wie er suchend seinen Blick schweifen ließ. Das Lächeln, welches Alice Lippen umspielte, konnte sie nicht verhindern. Sein Strahlen erhellte die ganze Ankunftshalle, als Conners Blick bei ihr hängen blieb.
Ohne ein Wort zu sagen, schlang Alice, nach dem sie ihren Rucksack zu Boden gleiten ließ, ihre Arme um Conners Hals. Kurz darauf verlor sie auch schon den Halt unter ihren Füssen, da Conner sie hoch hob und fest an sich drückte.
„Es ist so schön, dass du da bist.“, flüsterte er und vergrub sein Gesicht in Alice Haaren, nah bei ihrem Nacken. Der vertraute Geruch, stieg Conner in die Nase. Er ließ sich von diesem Gefühl aus Vertrautheit ein hüllen. Weshalb er Alice eine gefühlte Ewigkeit festhielt und am liebsten gar nicht mehr los gelassen hätte. Es tat so unbeschreiblich gut.
„Hattest du einen guten Flug?“, fragte Conner und strich eine verirrte Haarsträhne hinter Alice Ohr, als er sie wieder auf ihre Füße gestellt hatte.
Zu mehr als einem Nicken, war Alice noch nicht im Stande. Dieses Widersehen, überrollte sie mit den unterschiedlichsten Emotionen und Gefühlen, die sie so, nicht erwartet hätte. Noch einmal drückte sie sich fest an Conner, schlang ihre Arme um seine starke Taille und ließ dabei ihre Hände in seinen Gesässtaschen verschwinden. Er trug einen Hoodie, was Alice am liebsten an Conner mochte. So fest sie konnte, vergrub sich ihre Nase in dessen Stoff und sog den vertrauten Geruch in sich auf.
Jeder um sie konnte sehen, wie viel Liebe diese beiden Menschen umgab.
Conner schloss die Augen und schmiegte sein Gesicht erneut in Alice Haare. Am liebsten hätte er sie jetzt, in dem Augenblick, um den Verstand geküsst. Conner hatte sich jedoch vorgenommen, sich zurück zu halten, was solch intimeren Dinge anging, bis Alice ihm deutliche Zeichen gab und er spüren konnte, dass sie es wirklich auch wollte. Es würde bestimmt schwerer, als vor einem Jahr, dies war er sich bewusst. Für Alice, wollte sich Conner dennoch zurück nehmen und ihr das Tempo überlassen. Mancher würde ihn vielleicht als verrückt erklären. Denn da sie sich nicht getrennt hatten und dadurch immer noch eine Beziehung hatten und verlobt waren, hätte Conner jedes Recht dazu, einzufordern, was ihm als Freund von Alice zustand. Er selber sah dies anders. Ihr Herz und Liebe wieder zurück zu erobern, war sein Ziel. Auf die selbe einfühlsame Art und Weise, wie beim ersten Mal. Allein der Gedanke daran, ließ es freudig und angenehm in Conner kribbeln. Es würde rein gar nichts bringen, würde er fordern, was ihm zu stand. Alice würde sich dadurch bestimmt nur von ihm zurück ziehen.

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