Kapitel 24

3 1 0
                                    

Alice Bettruhe, wurde allmählich aufgehoben. Sie hatte jedoch die strickte Anweisung erhalten, sich nicht anzustrengen. Arbeiten, wurde ihr untersagt und dafür, hatte sie ein Attest vom Arzt bekommen. Außer leichte Spaziergänge, war immer noch Ruhe angesagt.
Da das ewige Herumliegen, ihr langsam aber sicher zu bunt wurde, war Alice doch öfters im Pub an zutreffen. Jedoch nur als Gast. Darauf achteten alle ganz penibel. Es war noch etwas anderes, was sich geändert hatte. Conner.
Er war wieder mehr im Pub, damit sich die anderen, auch mal eine Auszeit gönnen konnten. Somit, sah Alice ihn fast nur noch dann, wenn sie ebenfalls dort war. Wenn es die Zeit zuließ, setzte sich Conner auch zu ihr. Dennoch war es nicht mehr das Selbe. Die Nähe, die Alice all die Wochen hatte, fehlte ihr. Conners liebevolle Art, wie er sich um sie kümmerte. Auch wenn sie immer wieder versuchte, sich etwas anderes einzureden, so ließ es sich je länger je weniger verleugnen, dass Conner ihr nicht gleichgültig war. Alice fühlte sich wohl in seiner Gegenwart.
'Will ich mich denn überhaupt dagegen wehren?', schwirrte die Frage, beinahe täglich durch Alice Kopf hindurch, so dass es ihr schwindelig wurde. 'Und außerdem, was wäre gegen eine Freundschaft einzuwenden?' Gegen diese innere Verbundenheit, die tief zu liegen schien, konnte Alice sich ohnehin nicht wehren. Die saß einfach da und grinste sie frech an. Manchmal tat sie keinen Wank und manchmal - Alice seufzte - feierte sie eine Party und dann wollte sie nichts mehr, als einfach Conners Gegenwart spüren. Auch wenn es nur wieder einer dieser Abende wäre, in denen Conner in ihrem Zimmer saß, ein Buch las uns sie ihn dabei beobachtete. Oder Conner ihr, aus einem seiner Bücher, mit Mythen und Sagen, vorlas. Das beherrschte er so gut, dass Alice jedes Mal, wenn sie dabei die Augen schloss, das Gefühl hatte, mitten in der Geschichte zu sein.
Heute, ja genau jetzt, war wieder eine solche Party in vollem Gange und das Verlangen nach Nähe, Zuwendung und einer grossen Portion von Conners Kuscheleinheiten, besonders stark. So beschloss Alice, zu Conners Haus zu Spazieren. Es war zwar wohl eher nicht das, was unter einem leichten Spaziergang zu verstehen war, aber eine Bergwanderung, war es auch nicht.
Außerdem, war das Wetter gerade sonnig und die Temperaturen, für die Jahreszeit, schön angenehm. Die besten Bedingungen also, für einen etwas längeren Spaziergang.
Dick eingepackt und mit einem Schal, der sie beinahe vermummte, ging Alice los. Dieses Mal, dachte sie auch an ihr Handy. Bevor sie los ging, schrieb Alice Savannah noch eine Nachricht. 'Hey Lieblingsschwester, bin etwas draußen unterwegs. Nur für den Fall, dass du mich suchst. Kuss'.
Bereits nach kürzester Zeit, merkte Alice, wie sehr sie die ausgiebigen Spaziergänge, an der frischen Luft, vermisst hatte. Wie sie überhaupt die frische Luft vermisst hatte. Außer dem kurzen Weg in den Pub, fiel dies, in den letzten Wochen, ziemlich rar aus.
Die Sonne kitzelte Alice Gesicht und der leichte Wind, der vom Meer her kam, streichelte ihre Wangen und färbten sie leicht rosa. Alice atmete ein paar Mal tief ein, was sie zwar kurzeitig zum husten brachte, sich dann aber erfrischend in ihren Lungen anfühlte. Ihre Lungen waren noch leicht angeschlagen, dennoch brauchten sie frische Luft, war Alice der Meinung.
Sie wusste, dass Savannah sie tadeln würde, wenn sie wieder zuhause war. Doch dies war es ihr gerade mehr als wert. Sogar wenn Conner nicht zuhause war, was Alice natürlich nicht hoffte, hätte sich der Spaziergang gelohnt. Da sich Alice, endlich wieder einmal lebendig fühlte, seid sie krank war.
Der Weg ging gerade aus, ohne auch nur einmal eine Steigung in sich zu haben. Immer wieder, hielt Alice inne, um sich umzusehen. Sie sah die Spitze des Glockenturmes, der beim Friedhof stand. Weiter hinten, lag der Feenhügel. Alice liebster Ort, als sie noch ein Kind war. Dann endlich, sah sie ihn.
Den Kalkweißen Leuchtturm, der stolz auf der Landzunge, die ins Meer hinaus führte, stand. Alice blieb stehen. Schon immer, war sie fasziniert von ihm. Heute sah sie den Leuchtturm und der Ort an dem er stand, zum ersten Mal wieder von Nahem, seit sie zuhause war. Es war ein unglaublich schönes Fleckchen Erde. Da konnte man fast schon ein bisschen neidisch werden auf Conner.
Die Sonne ließ das Weiß noch mehr erstrahlen, als es ohnehin schon tat und spiegelte sich in den Fenstern, hoch oben im Turm. So sah es aus, als würde er immer noch tapfer und unermüdlich, seinen Dienst tun und kilometerweit, übers Meer hinaus leuchten, um den Schiffen und ihren Männern, den Weg zuweisen. Alice wünschte sich, auch mal einen Ort zu haben, der ihr allein gehörte. Ihr eigenes, kleines Paradies.
Auf den Stufen, die zur Tür führten, musste sich Alice erst einmal hinsetzen und verschnaufen. Dabei spürte sie, wie ihre Beine zitterten und der Schweiß, aus ihren Poren schoss. Der Weg war doch länger, als sie ihn in Erinnerung hatte. Wahrscheinlich war es einfach die Tatsache, dass es an der fehlenden Kraft lag, da ihre Energiedepots, durch die Lungenentzündung, noch nicht vollständig aufgefüllt waren. 'Da hast du dich wohl doch etwas überschätzt', sprach Alice mit sich selber. Müde legte sie ihren Kopf auf die Knie, atmete ein paar Mal tief durch und schloss kurz die Augen. Erst jetzt, hörte sie die leisen Klänge eines Klaviers. Sie nahmen Alice mit in ihre Traumwelt.

Irish Heart - Sprache des HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt