Kapitel 73

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„Vorsicht heiß.“ Nahm Alice leise neben sich wahr und holte sie wieder in die kalte Realität zurück. Als sie die Tasse, mit ihren Händen umschlossen hatte, setzte Conner sich neben sie. Dabei stieg ihm ihr Duft in die Nase. Wie er diese Frau doch liebte und begehrte. Es wurde mit jedem Tag und jeder Stunde mehr. Sanft strich er Alice übers Haar. Stoppte eine entwischte Träne von ihrer Wange und legte seine Stirn an ihre Schläfe.
Alice schloss die Augen und atmete zittrig durch. Diese Nähe von Conner, so gut sie ihr tat, stach spitz in ihr Herz. Aus dem einzigen Grund, weil sie nicht wusste, wie das alles heute, mit ihnen beiden, weiter gehen würde. Wohin, würde sie dieser Tag, dieser Abend, noch bringen? Diese Ungewissheit, zerrte an Alice.
Sie stellte die Tasse auf den Boden neben sich und legte ihre Hand Conners Wange.
Er schloss die Augen und schmiegte seine Wange in Alice Hand. Dabei verließen einzelne Tränen seine Augen. Conner konnte sie einfach nicht mehr zurückhalten. Zu heftig tobte der Sturm seiner Emotionen, den er immer wieder versuchte, zu unterdrücken.
„Ich wollte deine Liebe und dein Herz, nicht mit Füssen treten. Es tut mir so unendlich leid.“ Alice drehte sich zu Conner und schloss ihn in ihre Arme, worauf dieser augenblicklich sein Gesicht an ihrem Hals vergrub. Ihren lieblichen Duft in sich aufsaugen. Alice einfach nur ganz nah sein, war im Moment alles was gegen Conners leise Panik half, alles verloren zu haben, was sein Leben und ihn, komplett machte.
„Was kann ich tun, dass es nicht mehr so weh tut?“
„Das tust du gerade.“ Brachte Conner, mit gebrochener Stimme hervor.
Dann sah er Alice an. „Ich wollte dich nicht so mit meinem Geständnis überfahren, Alice. Ich weiß, dass ich es dir versprochen habe, aber...“
Sie schüttelte den Kopf und unterbrach Conner damit. Ließ ihn los und brachte so wieder Abstand zwischen sie beide. „Das hätte ich niemals von dir verlangen dürfen. Es ist ein völlig unmögliches Versprechen. Das Dümmste, was man einem Menschen abnehmen kann. Wir waren an dem Abend, viel zu betrunken, um klar denken zu können.“
Das waren sie. Doch sagte man nicht, dass Kinder und Betrunkene die Wahrheit sagen? „Was nicht heißt, dass es nicht der Wahrheit und unseren tief verborgenen Wünschen und Sehnsüchten entsprach.“
Die Frage, seit wann Conner sie liebte, brannte Alice, seit dem Nachmittag heiß in ihr. Bestimmt viel länger, als sie es zu spüren anfing. „Hast du mich damals schon geliebt?“ Alice biss sich auf die Lippe und sah Conner fragend an.
Tief atmete er durch und nickte dann. „Ich liebe dich seit…keine Ahnung. Wahrscheinlich, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Was denkst du, weshalb ich dich immer küsste? Nicht weil ich dich ins Bett kriegen wollte. Und dass ich dich im Sturm suchen kam und ich mich danach um dich kümmerte, passierte alles aus purer Liebe. Die ich zu dem Zeitpunkt noch zu verdrängen suchte. Ich wollte sie nicht zu lassen, weil du die Schwester meiner besten Freunde bist und sie mir ziemlich deutlich ins Gewissen redeten, dich anständig zu behandeln und quasi die Finger von dir zu lassen. Sonst würde ich es mit ihnen zu tun bekommen. Ihre Freundschaft, wollte ich mir nicht verspielen.“ Ungläubig und fassungslos, sah Alice ihn an. „Schlussendlich hat sich herausgestellt, dass sie dich einfach davor schützen wollten, dass ich dich nur für das Eine ausnutzen wollte. So eine gute Meinung, haben deine Geschwister von mir.“ Conner entwich ein kurzes Lachen.
„Sie wissen davon? Tun das etwa alle?“
Conner zuckte mit den Schultern. „Es scheint ziemlich offensichtlich zu sein. Selbst Rose hat es gleich gesehen, dass ich verliebt bin und hat dann eins und eins zusammen gezählt. Außerdem…“ Conner biss sich auf die Lippe. Sollte er Alice wirklich davon erzählen? Es war Zeit, endlich einmal ehrlich zu sein, was sein Gemütszustand anging. Der war genau so wichtig, wie der von Alice, um den er sich immer sorgte. „Ich musste irgendwann, einfach mit jemandem reden. Und da John mein bester Freund ist, ergab sich das, nach dem ich in deinem Buch gelesen habe. Und davor auch schon mal, da ich ziemlich kopflos bei der Arbeit war. Du kennst deine Geschwister. Die lassen nicht locker, wenn sie merken, dass etwas im Busch ist.“
Das wusste Alice nur zu gut. „Weiß John alles? Auch das…“ Conners Nicken, unterbrach sie.
„Tut mir leid. Es musste einfach raus. Ich hatte das Gefühl zu platzen, wenn ich meine Gefühle und Emotionen nicht endlich mal in Worte fassen konnte.“ Conner sah Alice entschuldigend an.
„John kann ihm anvertraute Dinge, gut für sich behalten“, sagte Alice nachdenklich und mehr zu sich selber.
Conner nickte zustimmend. „Alice, ich weiß, durch alles, was ich von deiner Vergangenheit erfahren habe, dass Worte dir kein Vertrauen schenken. Erst recht nicht die Worte, die ich dir heute um die Ohren schleuderte. Doch eigentlich dachte ich, bis heute Nachmittag, dass wir eine gute Basis geschaffen hätten und ich dir durch meine Taten gezeigt habe, wie ernst mir alles mit dir ist und dass du mir vertrauen kannst. Dem ist wohl nicht so. Und ich habe keine Ahnung, was ich noch tun soll, dass du mir endlich vertraust. Sag es mir und ich tue es. Ich würde alles dafür tun, dass du mir so sehr vertraust, damit du keine Angst mehr hast, dich fallen zu lassen.“ Die Verzweiflung war deutlich aus Conners Stimme zu hören.
Ungläubig sah Alice ihn an, der sie flehend an sah. Er wollte sie so sehr, dass er alles dafür tun würde. Sollte das nicht ausreichen?

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