Kapitel 30

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„Savannah, was ist eigentlich mit Alice los? Es ist, als sei sie vom Erdboden verschluckt. Geht es ihr gut?“ Seit dem Morgen, als Conner sie nach Hause gebracht hatte, war sie nie mehr im Pub und hat sich auch nicht mehr bei ihm gemeldet. Er vermisste ihre Gegenwart. Dennoch wollte sich Conner auch nicht aufdrängen. Wusste er, obwohl sie sich erst kurz kannten dass Alice Zeit brauchte, um das zu begreifen was zwischen ihnen passiert ist und am entwickeln war.
Savannah sah erstaunt von ihren Rechnungen auf und musterte Conner, der in der Tür des Büros stand. „Wieso fragst du sie das nicht selber? Du weißt doch wo wir wohnen?“
„Ich weiß. Aber...ich wollte...ach vergiss es.“ Conner drehte sich um und wollte die Tür hinter sich schließen.
„Conner.“ Er drehte den Kopf wieder Savannah zu. „Ich war noch nicht fertig.“
Conner sah Savannah fragend an. Was kam denn jetzt noch?
„Du vermisst sie, habe ich recht?“ Savannah konnte es seit einigen Tagen sehen.
Seufzend ließ sich Conner auf den Stuhl, gegenüber von Savannah fallen. „Ich versuche es auszublenden, abzuschalten und zu ignorieren. Doch es klappt einfach nicht.“
„Weil Gefühle machen, was sie wollen und schon gar nicht auf den Verstand hören. Ich dachte, ihr seid jetzt Freunde?“ Conner nickte. „Weshalb bist du dann nicht einfach mal vorbei gekommen, um nach Alice zusehen?“
„Weil ich nicht aufdringlich wirken wollte. Und scheinbar, ist Alice unsere Freundschaft auch nicht so wichtig, wie ich dachte.“
Savannah schüttelte den Kopf. „Du weißt, dass du manchmal schlimmer bist als eine Frau? Glaub mir, du bist ihr wichtig. Wie sehr und auf welche Art und Weise, müsst ihr beide wohl noch herausfinden. Vor allem Alice. Aber sie mag dich und das weißt du auch ganz genau.“
„Ich weiß. Es ist nur, weil ich nichts mehr von ihr gehört habe.“ Was führte er sich hier auch auf, wie ein liebeskranker Gockel. 'Reiße dich mal zusammen McCallum.' Alles was er sagte, klang einfach nur bescheuert.
„Das liegt daran, dass Alice gerade an einem persönlichen Projekt arbeitet.“
„Und was ist das für ein Projekt?“ Conner wurde neugierig.
„Geh zu ihr und sieh nach, Conner.“ Auch wenn Savannah nicht wusste, ob es Alice recht war, entschied sie sich jetzt einfach dafür, über ihren Kopf hinweg zu entscheiden. Bestimmt hatte sie Conner einfach, über der ganzen Arbeit am Haus, vergessen. Sie würde sich sicher freuen. Es war einfach nicht mehr mit anzusehen, wie Conner versuchte seine Sehnsucht zu unterdrücken. „Sie ist auf dem Feenhügel.“
„Hmm. Sehr aufschlussreich, danke.“ Conner musste lachen. „Dort kann sie überall sein. Einen wirklichen Ort, außer diesem heruntergekommenen, verwilderten Haus oder zumindest der Mauer die noch steht, gibt es nichts.“
„Genau dort, ist sie. Und behalte, wenn du weiter leben willst, genau diese Bemerkung, für dich.“ Savannah grinste.
Ungläubig, sah Conner Savannah an. Was sollte Alice dort? Egal, er würde es ja dann sehen. „Und du bist sicher, dass sie...“ Savannah verdrehte die Augen, was Conner zum Schweigen brachte. „Dann werde ich, gleich nach der Arbeit, mal zu ihr gehen. Vielleicht kann ich ihr ja, bei ihrem Projekt etwas behilflich sein.“
„Du kannst dein Glück versuchen. Aber das, mit nach der Arbeit, kannst du dir abschminken.“ Conners Gesicht, war einfach zu köstlich, wie ihm die Aufregung entwich und der Enttäuschung Platz machte. „Du gehst jetzt. Ich gebe dir heute und morgen auch noch gleich, frei.“
Conner traute seinen Ohren kaum. „John wird nicht erfreut sein. Das geht doch nicht.“
„Doch, wenn ich das sage, geht es. Ich bin schließlich die älteste und John wird es schon verstehen, wenn es im Dienste der Freundschaft geschieht.“ Savannah zwinkerte Conner zu. „Außerdem, ist dein Sieben-Tage-Regenwetter-Gesicht, kaum mehr zum aushalten.“
Conner umarmte Savannah und drückte ihr einen Schmatzer auf die Wange. „Du bist die Beste!“
„Ich weiß. Also mach was draus.“ Kopfschüttelnd, sah sie Conner hinter her, als er, wie ein junges Reh, den Raum verließ. Diese Freundschaft, musste vertieft und gepflegt werden. Sonst würde das nie was werden.

Die letzten Tage oder waren es Wochen, das Zeitgefühl war ihr abhanden gekommen, verbrachte Alice die ganze Zeit auf dem Feenhügel. Sie hatte in dem alten Haus, schon so einiges geschafft.
Vor zwei Tagen, kamen ihr Steve und sein Vater zu Hilfe, das Dach wieder vollständig und ganz intakt zubringen. Dies konnte sie, beim besten Willen, nicht alleine. Ansonsten war Alice, was Hilfe anging, sehr abweisend. Sie wusste, dass es alle, die ihr ihre Hilfe anboten, nur gut meinten. Alice meinte es auch nicht böse, dass sie ihre Familie immer wieder abblitzen ließ. Es war, als wolle sie sich selber etwas beweisen, wovon Alice selber nicht wusste, was es war und aus welchem Grund. Vielleicht, dass sie gut alleine zurecht kam, ohne fremde Hilfe? Hatte sie das nicht bereits zu genüge bewiesen, in den letzten zehn Jahren?
Innen, sah das Haus bereits ziemlich bewohnbar aus. Da war auch nicht viel zumachen, außer Staubwischen, Fensterputzen und einfach so die nötige Grundreinigung. Es fehlten nur noch ein paar Kleinigkeiten, die das Haus wirklich wohnlich machten und zeigten, wer hier zuhause war.
Dem Teil des Gartens, welcher gegen das Meer und Ballyconneely lag, hatte sich Alice als erstes gewidmet, als sie innen fertig war. Dies aus dem Grund, weil er weniger verwildert war. Die Rhododendrohnbüsche, mussten nur etwas gestutzt, der Rasen gemäht und neue Platten gelegt werden, die den kleinen Sitzplatz ausmachte, der sich an der Hausmauer befand. Dabei hatte Alice den Sitzplatz, auch gleich etwas vergrößert. Ganz fertig, war sie auch hier noch nicht. Alice schwebten noch so einige Ideen vor. Die hatten jedoch Zeit. Zuerst musste sie sich der Wildnis vor dem Haus widmen, bevor das Wetter wieder umschlagen würde und es dann endgültig zu kalt war.
Alice genoss die Zeit, die sie alleine hier oben, mit sich, der Natur, den Elfen und ihren Gedanken hatte. Irgendwie tat sie ihr auch gut. Alice fühlte sich so lebendig, wie schon lange nicht mehr. Genau dies war es doch, was sie sich, an dem Tag, als Alice das Haus wieder gefunden hatte, vornahm. Endlich wieder zu leben.
Die Zeit war auch hilfreich, um alles mal schweifen und ihre Gehirnwindungen Rattern und sortieren zulassen. Manche Dinge ordneten sich dadurch, fast von alleine. Aber eben nicht alle. Conner, den sie mehr als vernachlässigt hatte in letzter Zeit, ordnete sich nicht so einfach in ihr Leben ein, wie es Alice, insgeheim gerne gehabt hätte. Vielleicht war es auch gut so. Seit dem Morgen, hatte er sich nicht mehr bei ihr blicken lassen, geschweige denn sonst irgendein Lebenszeichen von sich gegeben. Wahrscheinlich hatte sich, in der Zwischenzeit, bei ihm alles wieder geordnet und Conner musste feststellen, dass Alice sich doch nicht in sein Leben einordnen ließ, egal wie er es drehen und wenden würde. Sie redete sich die ganze Zeit ein, dass es besser so ist. Gleichzeitig machten Alice diese Gedanken, jedes Mal wütend und traurig zugleich.
Diese Gefühle, ließ sie nun an den Hecken, im Garten aus. Hier draußen war die Arbeit schwieriger als im Haus und als sie gedacht hatte. Der Rhododendron, den Alice unbedingt behalten wollte, war so sehr mit allem anderen, stachligen Gebüsch verwachsen, dass es sie alle Mühe kostete, ihn zu befreien. Am Ende des Tages, war dennoch kein Ende in Sicht. Dafür ihre Arme noch etwas zerkratzter, als am Tag davor. Doch Alice würde nicht aufgeben. Niemals. Das tat sie nie.
„Verdammte Mistdinger.“ Fluchte Alice einmal mehr, als diese widerspenstigen Hecken, nicht das machten, was sie wollte und sich die Dornen stattdessen durch ihre Kleidung bohrten.

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