Savannah trieb es vor Rührung Tränen in die Augen, als sie ihren Geschwistern zusah, wie sie ausgelassen zur Musik tanzten. Wie lange war es her, dass sie John so gesehen hatte. Von Alice ganz zu schweigen. Es erwärmte Savannahs Herz und gab ihr die Hoffnung zurück, dass alles gut werden würde. Egal, was noch auf sie zukommen möge. Zu dritt, würden sie alles schaffen. Wenn sie, von nun an, zusammen blieben und für einander da waren. Sie seufzte.
„Alice sieht glücklich aus.“ Sean stellte sich hinter seine Frau und legte seine Arme um ihre Hüften.
Savannah nickte. „Zumindest für diesen Abend. Und das ist gut so. Nichts, kann sie jetzt mehr gebrauchen, als genau solche Momente. John trägt seinen Beitrag dazu bei. Das konnte er schon immer am besten von uns allen. Nur damals, wollte es ihm nicht mehr gelingen.“ Savannah legte ihren Kopf an Seans bärtige Wange, der ihr darauf einen Kuss gab.
„Sei froh, dass es jetzt wieder so ist.“ Sean musste schmunzeln. „Sie sind zu süß.“
„Ja, das sind sie.“ Lächelte Savannah. „Ich habe die beste Familie, die man sich vorstellen kann.“ Savannah drehte sich zu Sean um und strich ihm dabei über die Wange, während sie ihn liebevoll ansah. Um kurz darauf Conner zu mustern, der sich ebenfalls eine kurze Pause gegönnt und mit Marv unterhalten hatte. Savannah war sein Blick, mit welchem er Alice und John zusah, nicht entgangen. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Doch in seinen Augen, konnte sie noch viel mehr sehen. Wenn sie sich nicht völlig irrte, war es Sehnsucht und auch Wehmut. Seine Worte kamen Savannah in den. Auf welch süße Art, Conner Alice beschrieben hatte. Durch Alice Auftauchen, schien die Sehnsucht, die in ihm schlummerte und Conner die ganze Zeit verdrängt hatte, was ihm ganz gut gelang, an die Oberfläche zu kommen und sich ihren Platz suchen. Betrachtete man Conners Situation mit dem Wissen, dass er sich nichts sehnlicher wünschte als sich zu verlieben und dann diesen jemand mit seiner Liebe und Zuneigung zu überschütten, konnte Conner einem leid tun, sahen die meisten Frauen nur sein Äußeres und schätzten das, was dahinter steckte nicht.
„Wo bist du den nun schon wieder mit deinen mütterlichen Gedanken?“ Hörte sie Sean fragen.
„Ich glaube, ich habe Conner vorhin Unrecht getan.“ Savannah schmiegte sich in Seans Arme.
„Inwiefern?“ Savannah war einer der Menschen, die sehr selten, jemandem Unrecht taten.
„Wegen Alice. Er hat sie, als sie kam, mit diesem Blick angesehen. Ach, keine Ahnung. Ich war einfach etwas forsch.“
Sean musste Schmunzeln. Er konnte sich seine Frau lebhaft vorstellen, wie sie Conner mit mahnendem Blick angesehen hatte. „Er wird es verkraften. Du auch, falls…“, weiter kam Sean nicht, da sich Savannah ruckartig von ihm löste und ihn entgeistert an sah.
„Savannah Schatz. Du kannst so wieso nichts daran ändern, was geschehen wird. Du kennst Conner. Man könnte sagen, beinahe in und auswendig. Ich weiß auch, dass du ihn liebst, wie einen Bruder. Wir alle wissen, dass Conner mehr zu bieten hat, als den Sunnyboy, den er hier gerne raushängen lässt. Oder in dessen Schublade man ihn gesteckt hatte.“ Sean sah zu Conner, der wieder hinter der Bar stand und sich im Takt der Musik bewegend und die Bestellungen zubereitete. „Also mal ganz ehrlich. Könntest du dir jemand besseres für Alice vorstellen oder wünschen, als Conner?“ Seans Blick war fragend.
Savannah legte ihre Stirn in Runzeln, den Kopf schief und sah ebenfalls wieder in Conners Richtung. Das tat sie immer, wenn sie angestrengt nach dachte. „Hmm.“ War alles, was sie dazu sagte. Dabei kamen ihr jedoch ihre eigenen Worte in den Sinn, was für einen Menschen Conner an seiner Seite brauchte. ´Eine Seele, deren Herz förmlich nach Liebe lechzte.ˋ
„Du musst dich ja nicht heute entscheiden. Was ich gesagt habe, sollte einfach als kleiner Denkanstoß dienen. Und noch was, Liebling. Du kannst Alice nicht vor der Welt beschützen. Ebenso wenig, wie vor sich selber. Alles was du kannst, ist versuchen, sie immer wieder auf den richtigen Weg zu bringen und den Schaden so gering wie möglich zu halten. Für Alice da sein, wenn sie dich, deine Nähe, deine Liebe und deinen Rat braucht.“
Savannah sah ihren Mann verwundert an. So viele Worte, kannte sie gar nicht von ihm, außer es ging darum, ihr seine Liebe mit zu teilen. „Sag mal, woher kommen all diese vielen und weisen Worte?“
„Ich habe von der Besten gelernt.“ Sean grinste Savannah schelmisch an, gab ihr einen Kuss und schob sie Richtung Bar, damit Conner nicht die ganze Arbeit alleine machen musste. Er selber musste auch wieder in die Küche, um diese endlich aufzuräumen, die Essenzeit vorbei war.
John und Alice, hatten sich völlig im Tanzen vergessen und waren keine Hilfe mehr. Sollten sie, da es ihnen scheinbar gut tat.Völlig ausgepowert, lehnte sich Alice lachend an Johns Brust, der sie immer noch fest um die Hüften festhielt. „Wenn du willst, dass ich heute noch etwas mithelfen kann, musst du mir eine Pause gönnen.“
„Was? Du kannst schon nicht mehr?“ John grinste seine Schwester schelmisch an. „Hey! Werde nicht frech.“ Stieß sie ihn in die Seite. „Vergiss nicht, dass ich zehn Jahre im Rückstand bin. Mindestens jedoch drei.“ Kaum ausgesprochen, wich das Glitzern aus ihren Augen und das Lachen aus ihrem Gesicht.
„Jetzt ist nicht die Zeit, um die Gedanken in die Vergangenheit zu schicken. Heute ist es endlich wieder einmal an der Zeit, zu lachen, zu tanzen, Spaß zu haben, Bier zu trinken und vor allem, zu leben.“ John drückte Alice fester an sich, als er das sagte. Er würde dafür sorgen, dass Alice das alles wieder konnte.
Alice atmete tief durch. „Du hast Recht“
„Natürlich habe ich das. Das weißt du doch.“ John grinste.
„Spinner.“ Lachte Alice und schlang ihre Arme um Johns Hals. Sie war einfach gerade so glücklich, wieder zuhause zu sein, wie die ganzen letzten Wochen nicht, dass Alice die ganze Welt hätte umarmen können. John machte es ihr so leicht, sich einfach fallen zulassen. ´Warum konnten nicht alle Männer so sein, wie er?ˋ Mit diesem Gedanken im Kopf, sah Alice sich verstohlen nach Conner um. Er war nicht zu sehen. Ob es bei ihm ebenfalls so einfach wäre. Irgendetwas musste dieser Kerl haben, dass er Johns bester Freund war.
Auch wenn es schien, dass sich Alice, den ganzen Abend lang nicht um Conner scherte, war dies nicht so. Sie hatte ihn immer im Blick und beobachtete ganz genau, was er machte. Conner bewegte sich hinter der Bar, mit einer Leichtigkeit, als wäre er dahinter aufgewachsen. Die Freude an dem was er tat, war nicht zu übersehen. Ein freudiges Glänzen lag die ganze Zeit in seinen Augen und ließen sie noch mehr strahlen, als sie es ohnehin taten. Natürlich war ihr auch nicht entgangen, dass er von den Frauen umgarnt und angeschmachtet wurde. Wie konnte der Mann das nur aushalten?
„Na, hast du deine Gedanken auf Reisen geschickt?“ John holte Alice wieder zurück. Ihm war Alice suchender Blick nicht entgangen. „Soll ich dir was verraten?“
Alice nickte.
„Auch wenn du, von nun an, heute Abend frei hast oder du dich zumindest nicht mehr voll verausgaben musst, gönne ich dir nun eine Pause. Aber nur, weil die Band auch gerade eine Pause einlegt.“ John lächelte Alice an und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Ist ja auch nicht mehr so viel los, wie zu Beginn des Abends, wie man sieht.“ Bemerkte Alice mit einer ausschweifenden Bewegung. „Aber danke, dass du Erbarmen hast, mit deiner kleinen Schwester. Dann werde ich mir ein Guinness schnappen und mich hinten an die frische Luft stellen.“
„Mach das, Kleines. Aber glaub nicht, dass hier schon bald die Schotten dich gemacht werden.“ John ging mit Alice hinter die Bar. Auch er brauchte ein Bier.
„Diesen Fehler, würde ich in einem irischen Pub niemals machen. Vor allem nicht, wenn es 'Callahan' heißt.“ Alice zwinkerte John zu und verschwand mit ihrem Bier, durch die Küche, hinter den Pub.
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Irish Heart - Sprache des Herzens
RomanceDie unberührten Küsten, sanften grünen Hügel, der Himmel, der die Erde zu berühren scheint, lang vergessene Gerüche und das raue Meer, Irlands. Dies ist Alice Callahans Heimat. Ihre Wurzeln. All das, hatte sie, nach dem Tod ihrer Eltern verlassen...