Kapitel 37

5 1 0
                                    

„Ach, McCallum.“ Erstaunt darüber, dass sie wieder neben ihm stand und gleichzeitig fragend, drehte Conner sich zu ihr um. „Du weißt schon, dass Freunde sich nicht küssen. Oder tust du das mit Savannah und anderen Freunden auch?“ Neckisch zog Alice dabei eine Augenbraue hoch und wandte sich nun endgültig, mit ihrer Jacke unter dem Arm, zum gehen. Um ihre Lippen, spielte ein freches Grinsen.
Etwas perplex, stand Conner da und sah Alice hinterher, wie sie sich ihren Weg, aus dem vollgestopften Pub bahnte.
„Na warte, Callahan.“, raunte Conner zu sich selber, schnappte sich ebenfalls seine Jacke und ging Alice nach.
Diese lachte in sich hinein. Was für ein Spaß. Gerade, als sie um die Ecke verschwinden wollte, um zu ihren Fahrrädern zu gehen, spürte sie etwas Warmes um ihren Arm und gleich darauf, sah sie in zwei, fast schwarze, blitzende Augen.
„Du kleines...“ Weiter kam Conner nicht, denn Alice Blick, ließ ihn gerade wieder weich werden wie Butter. „Jetzt weiß ich, wie sich all die Männer, die du um ihren Verstand gebracht hast, gefühlt haben mussten.“
Entschuldigend, sah Alice Conner an.
„Gibt es auch Freundschaften, mit gewissen Vorzügen?“ Sanft strich er ihr über die Wange.
„Und an was genau, dachtest du dabei?“
„Na ja, zwischendurch ein Kuss oder zwei.“ Conner sah Alice durchdringend an.
„Das willst du?“ Etwas sehnsüchtiges, konnte Alice in Conners Augen schimmern sehen.
„Ich könnte mir Schlimmeres vorstellen. Du nicht auch?“
Das konnte nie und nimmer funktionieren. Aber verlockend klang es alle mal. Zumal Conners Küsse einfach herrlich schmeckten und süchtig machen konnten. „Nicht im Pub und auch sonst nicht in Anwesenheit von irgendjemandem. Und kein Sex. Hast du verstanden?“
ˋNEIN!ˋ, schrien Conners innere Stimme und sein Herz laut und beinahe panisch, was er gekonnt ignorierte. Alles war besser, als gar nichts und Tag für Tag, gegen den Drang, Alice zu berühren, an kämpfen zu müssen. Also nickte er einfach. ˋWas für eine beschissene Vereinbarungˋ, motzte sein Unterbewusstsein. ˋDas wirst du nicht durchstehen.ˋ Um sich das Gegenteil zu beweisen, gab er Alice noch einen Kuss, um dann ihre Hand in die seine zu nehmen.

Der Weg nachhause, kam Alice viel länger und anstrengender vor, als am Nachmittag. Alkohol vertrug sich nicht wirklich mit körperlicher Anstrengung. Außerdem waren sie beide, von dem ganzen Tag, so unglaublich aufgekratzt, dass sie lauter Blödsinn machten und redeten, dass Alice immer wieder von einem regelrechten Lachanfall heimgesucht wurde.
Das Donnern, welches auf die hellen Blitze folgte und immer näher kam, nahmen sie dabei kaum wahr. Erst als die ersten Tropfen vom Himmel fielen, beschleunigten die beiden ihre Fahrt.
Bei Alice angekommen, stellten sie die Fahrräder in den Schuppen neben dem Haus und beeilten sich, um unter das Vordach des Hauses zu kommen.
Zumindest einer von beiden.
Alice blieb stehen und sah zum Himmel, während der Regen auf sie nieder prasselte. „Alice komm schon. Du wirst ja völlig durch weicht.“ Wandte sich Conner der Tür zu. Seine Worte, kamen nicht bei Alice an. „Ich habe den Regen immer geliebt.“
Conner hielt inne und drehte sich wieder ihr um. Auf Alice Gesicht, lag ein Lächeln. Sie schien sich an irgendetwas Schönes zu erinnern.
„Meine Mama hat mir einmal erzählt, die Regentropfen würden tanzen, wenn sie zur Erde fallen.“
„Was für eine schöne Vorstellung.“
„Ja, nicht wahr? Das fand ich auch. Und deshalb bin ich, als es das nächste Mal geregnet hat, einfach nur in meinem Nachthemd und nackten Füssen, in den Garten raus, um mit den Regentropfen zu tanzen.“ Alice musste herzhaft lachen, als sie daran dachte. Was für ein unsagbares Glück hatte Alice, dass sie eine Mutter hatte, die ihre liebliche und ganz besondere Seele mit so viel Liebe fütterte und behutsam mit diesem besonderen Wesen umging.
Conner war überwältigt, von diesem Moment.

„Alice Schatz, was machst du denn bei diesem Wetter und ohne Schuhe draußen?“, rief ihr ihre Mutter aufgeregt zu.
„Ich tanze.“ Um ihre Worte zu unterstreichen, drehte sich Alice um sich selber und breitete dabei ihre Arme aus.
„Und weshalb, machst du das nicht drinnen?“
„Weil es da nicht regnet.“ Alice hob die Arme, um den Regen, regelrecht in Empfang zu nehmen.
Das Kind würde sich noch den Tod holen, wenn sie noch länger da draußen blieb, dachte ihre Mutter besorgt. Aber irgendetwas, schien ihre kleine Maus hier raus getrieben zu haben. Und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es schwer, dies dort wieder raus zu bringen. Da half kein Zwang, sondern Einfühlungsvermögen. Nicht immer einfach. Aber Alice Mutter hatte gelernt, mit ihrer Tochter, die zwischendurch mehr in ihrer eigenen Welt, welche voller Fantasie war, lebte, zurecht zu kommen. Sie selber, war in Alice Alter, genau gleich. Das erwachsen werden, hatte ihr einiges davon genommen. Und manchmal beneidete sie ihre Tochter dafür, dass sie es noch hatte.
„Maus, weshalb ist das gerade jetzt so wichtig?“
„Aber Mama, du hast mir doch erzählt, dass die Regentropfen tanzen, wenn sie auf die Erde kommen. Wie soll ich sonst mit ihnen tanzen?“
Alice Mutter konnte nicht anders als lachen. Sie hätte sich ja denken können, dass Alice dies nicht einfach so zur Kenntnis nahm. „Ach du, mein kleines Elfenkind.“ Durch Alice, hatte sie selber, immer wieder die Möglichkeit, unbeschwert und leicht zu sein. Dafür, war sie ihrer Tochter unheimlich dankbar.

Irish Heart - Sprache des HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt