Epilog 2 - Wenn aus Liebe Leben wird

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„Ruf mich an, wenn du sicher bist, dass es dir gut geht.“, nuschelte Conner an Alice Lippen, nachdem er seine Frau innig geküsst hatte. Alice jährlichen Untersuchungen standen an. Ihr Körper musste bereits so viel miterleben, dass dieser auch eine besondere Behandlung verdient hatte, um mit Sicherheit zu wissen, dass es ihm gut ging. Mittlerweile waren es Routineuntersuchungen für Alice, weshalb sie sich auch keine Sorgen darum machte. Sie fühlte sich gut, wenn man von der körperlichen Müdigkeit absah. Diese schob Alice jedoch auf den Stress der letzten Wochen im Pub.
Conner machte es jedoch jedes Mal nervös. Warum, wusste er nicht.
Alice schenkte Conner ein liebevolles Lächeln und strich ihm über die Wange. „Es wird schon alles in Ordnung sein.“ Mit einem weiteren Kuss, löste sie sich von ihrem Mann. „Ich rufe dich an, wenn ich auf dem Weg nachhause bin. In Ordnung?“
Damit, gab sich Conner zufrieden, weshalb er nickt. Am liebsten wäre er mit Alice mit gegangen. Doch dies war etwas, was sie alleine machen musste, wie sie ihm erklärt hatte. Auch wenn Alice nicht wirklich erklären konnte weshalb, akzeptierte Conner ihre Entscheidung. „Ich liebe dich.“ Ein letzter Kuss und sein Weg brachte ihn zum Pub, während Alice zur Bus Station spazierte.

Ein paar Stunden später, saß Alice wieder im Bus nach Ballyconneely. Ihre Finger hatte sie in ihre Handtasche gekrallt, während ihr Blick teilnahmslos aus dem Fenster sah. Immer und immer wieder drehten sich die Worte der Ärztin, in Alice Kopf. Gefühle von kurzer Überraschung, leiser Freude und jetzt aufkommender Angst, wirbelten alle ungehalten durch Alice Körper. Sie konnte nichts dagegen tun, damit es sich nicht wie ein Déjà-vu Erlebnis anfühlte, welches viel zu real auf Alice wirkte.
Damals, vor mehr als zwei Jahren, saß sie ebenfalls nach einem Arztbesuch im Bus nachhause. Mit einem Gefühlschaos in ihrem Innern. Jedoch ohne das Wissen, was sie zuhause erwartete und was danach alles passieren würde.
Heute war dies anders. In dem Augenblick waren die Stunden, Wochen und Monate, nachdem sie die überraschendste und gleichzeitig schönste Nachricht erhalten hatte, wieder so präsent, als würde Alice gerade in dieser Zeit stecken. Mit voller Wucht, traf sie dieses Déjà-vu, welches sich viel zu real anfühlte. Alice versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu bringen, der viel zu schnell durch ihre Lungen raste. Während dem, drehte sie die ganze Zeit an ihrem Ehering, um sich nicht voll und ganz in diesem Moment der Vergangenheit zu verlieren. Bilder zogen vor ihrem inneren Auge vorbei. Ein Knall, welcher nur in Alice Kopf zu hören war, ließ sie zusammenzucken.
Ihr Verstand nahm darauf wieder mehr um sich herum war. Der Bus hatte Ballyconneely gleich erreicht.
Mit zittrigen Fingern, kramte Alice nach dem Handy in ihrer Tasche. ´Der Bus ist gleich da. Wo bist du?´, schrieb sie Conner eine Nachricht, die auch sogleich gelesen wurde. Dieses Mal würde sie keine Minute vergeuden, ihm davon zu erzählen, was die Ärztin ihr ein weiteres Mal, mit einem freudigen Lächeln, mit geteilt hatte.
Alice traute ihren Beinen kaum, als sie von ihrem Sitz aufstand, um aus dem Bus zu steigen. Die Tür ging mit einem zischenden Geräusch auf, worauf ihr frische Luft entgegen wehte. Tief atmete Alice diese in sich auf, als sie den Boden aus Kies, unter ihren Füssen spürte. Dabei hatte sie die Augen geschlossen. Alles drehte sich in ihr, bis Alice starke Arme um ihren Körper spürte und sie die ihr so vertraute, tiefe Stimme, dicht bei ihrem Ohr hörte.
„Du hast dich nicht gemeldet, weshalb ich gleich los gesprintet bin, als ich deine Nachricht gelesen habe. Was ist los, Süsse? Gibt es schlechte Nachrichten?“ Conner erschrak, als er Alice aussteigen sah. Sie war blass und schwankte beim Aussteigen.
Nur langsam sickerten Conners Anwesenheit und seine Worte, in Alice Bewusstsein. Ihr Griff um ihren Mann, wurde stärker, als ihr voll und ganz bewusst wurde, dass Conner tatsächlich hier war. „Halt mich einfach nur fest. Bitte.“ Bat Alice ihn mit zittriger Stimme. Es würde nicht das Selbe passieren wie damals. Nie mehr.
„Du weißt ich liebe dich, egal was noch alles kommt. Also bitte ich dich, mir nichts zu verheimlichen. Egal was es ist. Wir stehen das gemeinsam durch.“ Die wildesten Vorstellungen überschlugen sich in Conners Kopf, als sich Alice einfach nicht bei ihm gemeldet hatte. Auch er konnte es nicht verhindern, dass seine Gedanken kurz bei dem Tag hängen blieben, an dem Brian Alice entführte. Sie kam damals ebenfalls von einem Arzttermin zurück und wollte ihm von ihrem kleinen Wunder erzählen. Doch Conner konnte sich im Pub nicht los reißen. Kurz stach ihn deshalb das schlechte Gewissen, weshalb er auch so ziemlich alles stehen und liegen ließ, als Alice Nachricht kam.
„Was hat die Ärztin gesagt, Alice?“ Wollte Conner wissen und küsste sich, während er die Worte aussprach, über ihre Haare. Er spürte ganz deutlich, wie aufgewühlt Alice war, als er sie in seine Arme schloss.
Conners Nähe, ließ Alice ruhiger werden. Die dunklen Gedanken an den schrecklichsten Tag in ihrem Leben, nach dem Tod ihrer Eltern, verzogen sich langsam aber sicher wieder. Brian konnte ihr und Conner niemals mehr etwas antun. Fest drückte Alice ihr Gesicht an dessen Brust und atmete seinen Duft in sich auf. Der Atem ging langsamer, worauf auch Alice Herz wieder in einem normalen Tempo weiter schlug. Dann erst, sah sie zu ihrem Mann hoch. In Conners Blick, konnte Alice so viele Unterschiedliche Gefühle sehen. Am deutlichsten jedoch Sorge, Angst und Unsicherheit.
„Würdest du bitte etwas sagen. Ich dreh sonst durch. Geht es dir gut?“ Alice nickte, was ein erleichtertes Durchatmen bei Conner auslöste, ihn jedoch nur halb beruhigte. Irgendwas musst passiert sein, in den letzten Stunden. Hier war jedoch nicht der richtige Ort, um darüber zu reden. „Komm, lass uns heim gehen. Du siehst unglaublich müde aus. Ich mach dir einen Tee, wir kuscheln und du erzählst mir von deinem Morgen.“
„Musst du denn nicht wieder in den Pub?“, fragend sah Alice zu Conner hoch.
Dieser schüttelte den Kopf. „Ich habe John bereits vorgewarnt, als ich zur Arbeit kam. Irgendwie hatte ich seit heute Morgen ein komisches Gefühl in mir. Als dann erst keine Nachricht kam, konnte ich es nicht verhindern, dass ich an jenen Tag denken musste, als Brian dich mir weggenommen hat. Und dadurch auch dieses kleine, unschuldige Leben, welches unter deinem Herzen heran wuchs. Keine Ahnung wieso. Weshalb ich vorhin fluchtartig den Pub verließ, als ich deine Nachricht bekommen habe. Getrieben von den Gedanken, an die Vergangenheit.“
Ob Conner ihren Zustand gespürt hatte, ging es Alice durch den Kopf. Wenn es um sie beide ging, erstaunte sie nichts mehr. „Ich dachte wirklich, wär hätten dies endlich verarbeitet.“
„Was meinst du damit?“ Conners Stirn lag in Runzeln.
„Das erzähle ich dir zuhause. Ok?“
Conner lenkte mit einem Nicken ein. Er legte den Arm um Alice und zog sie fest an seine Seite, da sie immer noch etwas blass war.

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