Kapitel 27

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Immer noch schwer atmend, lehnte Conner seinen Kopf an den Spiegel vor sich und drehte den Wasserhahn auf, um sich gleich darauf eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Es brachte ihm jedoch nicht die gewünschte und nötige Abkühlung und Abregung, die er sich erhofft hatte. Das Blut pulsierte immer noch erhitzt, heftig und schmerzhaft durch seinen Körper und am stärksten zwischen seinen Lenden. So würde er es keine Sekunde in Alice Nähe aushalten. Es gab nur zwei Möglichkeiten, um sich abzuregen. Das kalte Wasser nicht nur für sein Gesicht zu nutzen oder selber Hand anzulegen. Beides nicht sehr prickelnd, wenn im Wohnzimmer der Grund für diesen Schlamassel saß und man es einfach hätte zu lassen können. Seufzend befreite sich Conner von seiner Hose, um die zweite Option in Betracht zu ziehen. Dabei spürte er immer noch heiße Lippen, gierige Küsse, Hände die sich in Haaren festkrallten und samtweiche Haut unter seinen Händen. Was ihm, schneller als gedacht, die herbeigesehnte Erleichterung brachte. Stöhnend und fluchend zugleich, ließ sich Conner gegen die Wand fallen. 'Du bist so ein verdammter Idiot. Dieses Bild und das miteinhergehende Verlangen, wirst du nie wieder aus deinem Kopf und deinem Körper verdrängen können.' Conner raufte sich die Haare. Wütend funkelte er sich im Spiegel an und spritzte sich noch einmal Wasser ins Gesicht, um dann wieder zu Alice zugehen.

Alice hatte das Gefühl, dass Conner schon eine halbe Ewigkeit im Bad war. Hoffentlich ging es ihm gut. Sie hatte ein ungutes Gefühl und entschied sich, mal nachzusehen. Gerade als sie anklopfen wollte, öffnete sich die Tür und Conner stieß beinahe mit Alice zusammen. Verwundert sah er sie an.
„Alles in Ordnung?“ Unsicher sah Alice zu Conner hoch. Auf seinem Gesicht, welches leicht gerötet war, zeichnete sich ein Schimmer von einzelnen Wassertropfen ab. Die Haare waren verwuschelter als zuvor und sein Puls, schien sich immer noch nicht normalisiert zuhaben.
Conner nickte nur, ging an Alice vorbei und ließ sich seufzend auf das Sofa fallen. Er brauchte etwas Abstand zu Alice, da er sie am liebsten, gleich wieder in seine Arme gezogen hätte, um dort weiter zumachen, wo sein Verstand sich zu Wort meldete und sie deshalb zu einem Ende kamen.
Unsicher sah Alice zu Conner, der ziemlich zerknirscht wirkte. „Ach scheisse, Conner. Es tut mir so leid.“ Unterbrach Alice die Stille, die herrschte und die sie gerade wahnsinnig zumachen drohte. Panik stieg in ihr auf, dass sich jetzt alles zwischen ihnen beiden, wieder ändern würde. „Ich wollte das nicht...ich...“ Alice lief nervös im Wohnzimmer auf und ab.
„Ich schon.“ Kam kleinkaut vom Sofa her, was Alice erstaunt umdrehen ließ.
„Tut mir leid. Es ist nur...“ Conner atmete tief durch. „Ach nichts. Vergiss es.“ Beinahe verzweifelt, strich er sich übers Gesicht.
Alice Herz wurde schwer. Er hatte sie falsch verstanden und das musste sie ihm unbedingt erklären. Das alles hier, musste geklärt werden und durfte nicht zwischen ihnen stehen.
„So meinte ich es nicht.“ Alice kniete sich vor Conner hin und legte ihre Hände auf die seinen, die er mit einander verschränkt hatte. „Es ist nur...wir zwei...vom Gefühl her, ist das was Besonderes. Und ich will das nicht gleich wieder verlieren, nur weil ich mich hab hinreißen lassen.“
„Dazu braucht es immer zwei, Alice. Und ich verspreche dir, dass wird nicht passieren.“ Conner lehnte seine Stirn, an die von Alice. „Denn ich möchte noch viel mehr von dir kennenlernen, als bloß deine Lippen. Obschon die nicht zu verachten sind.“ Grinste Conner.
Alice löste den Kontakt zu ihm, zog eine Augenbraue hoch und sah Conner kritisch an.
„Was denkst du schon wieder, Alice? Ich möchte erfahren, wer der Menschen ist, dem diese unglaublich sanften Lippen gehören. Ihn kennenlernen und zu meiner besten Freundin machen. Unbedingt.“ Conner hielt Alice Hände fest, die sie von seinen weg ziehen wollte. „Du gehörst seit dem ich weiß wer du bist, ebenso zu meiner neuen Familie dazu, wie deine Geschwister es schon seit fünf Jahren sind.“
Alice lächelte verlegen, wobei ihr Tränen in den Augen schimmerten. „Danke.“
„Nichts zu danken, Kleines.“ Erwiderte Conner und zog Alice zurück auf das Sofa und in seine Arme, in die sie sich auch sogleich kuschelte.
„Was passiert hier mit uns, Conner?“ Alice Stimme, war nur ein Flüstern, als sie Conner durch die ohnehin schon verwuschelten Haare strich, was sich unglaublich vertraut anfühlte.
Wie sollte man etwas beschreiben, wozu einem die richtigen Worte fehlten? Etwas, was man noch nie zuvor so erlebt hatte und man nicht wusste, woher es kam. „Ich weiß es nicht.“ Conner beließ es deshalb dabei und küsste sanft Alice Stirn.
'Tue es noch einmal. Bitte. Nur noch einmal.', flehte Alice innere Stimme.
Conner kam ihr zuvor. Vorsichtig, als wären ihre Lippen aus Glas, legte er seine auf die Ihren. Er musste sie einfach noch ein letztes Mal schmecken. Dieses Mal, war es nicht hektisch oder verlangend, sondern genießend. Beide gaben sich dem Gefühl hin, etwas wieder zum Leben erweckt zuhaben, von welchem sie nicht wussten, wo es sie hintreiben und ob es je ein Ende nehmen würde.
Alice seufzte leise. Sie hatte beinahe vergessen wie es war, wenn der Verstand vernebelt wurde und Küssen besser schmeckte und das Gefühl süßer war, als Schokolade.
„Ich musste einfach noch einmal.“ Entschuldigte sich Conner, nachdem er sich von Alice gelöst hatte und küsste ihren Scheitel.
„Ich weiß.“ Alice schloss die Augen und ließ sich in seine Arme und damit, in die Geborgenheit sinken.

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