Darauf, sagte Alice nichts mehr und hing ihren Gedanken nach. 'Wärme' das wäre bereits ein Unterschied zu den Villen, in denen sie mit Brian ein und aus ging. Am liebsten wäre sie dort, jedes Mal, wieder schreiend raus gerannt. Nicht einmal ihr eigenes Haus, in welches sie, nach der Hochzeit zogen, besaß auch nur ein Hauch von Wärme. Es kam einem nichts als Kälte und Nüchternheit entgegen. Aber wie sollte es auch anders möglich sein.
Die Gedanken daran, trugen nicht gerade dazu bei, dass Alice sich besser fühlte. Im Gegenteil. Sie spürte, wie ihr Herz anfing zu rasen. Der Atem schnell und flach ging und ihre Hände wieder anfingen zu schwitzen.
Conner legte, wie aus Reflex, seine Hand auf ihre und umschloss sie fest. Es brachte jedoch nicht erwartete Ruhe.
Alice kam sich gerade vor, wie in einem Gefängnis. Zu oft war sie in einer solchen Limousine unterwegs zu irgendwelchen Anlässen, Partys, Eröffnungen oder der gleichen. Alice nannte es immer 'Frauenschau'. Man kam sich vor, wie ein Zuchtbulle auf einer Viehschau. Wie das neue Spielzeug, welches man überall zeigen und präsentieren musste. Etwas Hübsches, das man auf einem silbernen Teller, schön zurecht gemacht, drapiert hat und das man nun zur Schau stellte. Jedes Mal, fühlte es sich, genau so an, wie jetzt. Alice hatte das Gefühl, dass ihr jemand die Luft zum Atmen nahm. „Ich kann das nicht.“, flüsterte Alice verzweifelt. Übelkeit kam in ihr hoch und in ihrem Kopf, drehte sich alles. „Ich muss raus hier. Sofort.“ Wurde sie hektisch.
„Harrison, würden sie bitte kurz anhalten?“
„Wie sie wünschen, Mister McCallum.“
Alice stürzte, so gut es ihr möglich war mit ihrem Kleid, aus der Limousine. Tief und schwer atmend, presste sie sich die Hände auf ihre pochenden Schläfen. Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf zerplatze gleich.
„Schscht Alice. Atme tief durch.“ Conner umfasste ihre Handgelenke mit seinen Händen und atmete, zusammen mit Alice, in einem ruhigen gleichmäßigen Rhythmus. Bis sich ihr Atem wieder beruhigt hatte und die Farbe, einigermaßen in Alice Gesicht zurück gekehrt war. Sachte legte Conner seine Hände an Alice Wangen und ließ seine Stirn an ihre sinken. „Besser?“ Alice zuckte mit den Schultern. „Sollen wir es versuchen? Oder möchtest du umdrehen?“
Alice atmete tief durch und schloss kurz die Augen. Als sie diese wieder öffnete, sah sie in die strahlend blauen von Conner, die sie besorgt ansahen. Es war anders und würde auch so bleiben. „Nein, wir gehen. Für etwas, haben wir uns doch so rausgeputzt.“ Alice strich über Conners Anzug und brachte auch wieder ein Lächeln zu Stande. „Du siehst übrigens, echt zum niederknien aus.“
„Was für ein Kompliment aus deinem Mund, Callahan.“
„Kriege ich einen Kuss? Ich glaube, den hätte ich gerade nötig.“ Alice biss sich auf die Lippe.
Conner fing schief an zu grinsen und berührte Alice Lippen, um sie in einen langen und hingebungsvollen Kuss zu verwickeln. Danach, sah er sie fragend an.
„Lass uns gehen.“, antwortet sie darauf.
Den restlichen Weg brachten sie, immer noch schweigend, aber ohne Zwischenfälle hinter sich.
Conner hatte den Arm um Alice gelegt, um ihr Schutz zu bieten, falls sie noch einmal eine Panik Attacke überkam. Doch sie blieb ruhig.
Bis sie ein großes Eisentor passierten und einen Kiesweg entlang fuhren. Es knirschte unter den Rädern.
Fest, griff Alice nach Conners Hand. Alles an dieser Fahrt, glich irgendwie einem Déjà-vu. Alles, bis auf genau diese Tatsache, dass es Conner war der neben ihr saß und nicht Brian.
„Ich bin hier. Gleich hast du es geschafft, Kleines.“, flüsterte Conner.
Harrison brachte den Wagen, vor dem Eingang, zum stehen. „Ich werde auf Abruf zur Verfügung für sie bereit sein, Mister McCallum.“ Sah er durch den Rückspiegel nach hinten.
„Danke Harrison.“ Conner stieg aus, ging um den Wagen herum und half Alice beim Aussteigen.
Schüchtern, zaghaft und doch mit einer gewissen Festigkeit, ergriff Alice Conners Hand.
Unsicherheit konnte er in ihren Augen sehen. Ein Teil von Alice quälte sich, dies konnte Conner ganz genau sehen und auch spüren. Nur um ihm eine Freude zu machen und dadurch etwas zurück zu geben, was er bereits für sie getan hatte. Das allein ließ die Liebe zu dieser außergewöhnlichen Frau, nur noch tiefer werden. Sie besiegte hier gerade einer ihrer vielen Dämonen.
Alice hielt sich mit ihrem, förmlich an Conners Blick fest. Als wäre er ihr Anker in diesem Sturm an Gefühlen und Emotionen. Oder suchte ein Teil von Alice wohlmöglich etwas in Conners Meerblauen Augen, dass ihr nicht die Wahrheit sagte? Da war nichts. In seinem Blick, der sie voller Sorge musterte und Alice gleichzeitig Mut zusprach, sah sie nichts als Ehrlichkeit. Genauso wie die selbe Unsicherheit, die Alice in sich spürte.
Nervosität, hatte nun auch Conners Körper erfasst. Woher sie rührte, wusste er nicht. Er legte seine kühlen Hände an Alice leicht geröteten und warmen Wangen. „Geht es dir gut?“ Seine Stimme war nicht viel lauter als ein Flüstern. „Sag mir, wie es dir geht, Alice.“ Seine Lippen berührten Alice Stirn, bevor Conner seine eigene daran lehnte.
„Ziemlich aufgewühlt und aufgeregt. Aber eigentlich ganz gut.“ Mit ihren schmalen Fingern an seinen Wangen, drückte Alice sein Gesicht, leicht von ihrem weg, so dass sie Conner ansehen konnte. „Wirst du mich jetzt den ganzen Abend lang so sorgenvoll ansehen?“
„Es tut mir leid. Ich möchte einfach nur ganz sicher sein, dass es dir gut geht.“
„Es scheint sich gerade keine Panik Attacke an zu schleichen. Also geht es mir, im Moment, gut. Wenn nicht, werde ich es dir sagen. Versprochen.“ Aus dem Reflex heraus, strich Alice über Conners Wange. Der gepflegte Dreitagebart kitzelte leicht unter ihrer empfindlichen Handfläche.
Conners Augenlider schlossen sich dabei ganz von alleine, während er leicht nickte. „Dann sollten wir jetzt rein gehen. Es wird langsam aber sicher etwas kühl hier draußen.“ Durch die leicht erhöhten Absätze ihrer Schuhe, war Alice Conners Lippen heute etwas näher als sonst. Dies nutzte sie sogleich aus und hauchte einen federleichten Kuss auf diese.
Conner entwich ein genießerisches Brummen. Worauf er seine Hände von Alice Taille, zu ihrem Rücken wandern ließ und sie somit fester an sich heran zog. Er gab Alice gar nicht erst die Möglichkeit, den Kuss richtig zu beenden. Die eine Hand bereits in ihrem Nacken, hielt Conner sie bei sich und nahm den Kuss mit einer Intensivität wieder auf, dass es beiden schwindelte.
Leicht strich Conner mit seinem Daumen über Alice Lippen, die sie nach diesem unglaublichen Kuss, mit ihren Zähnen malträtierte. Ein letzter intensiver Blick und Conner löste sich endgültig von Alice. Das hier würde sonst kein gutes Ende für den Druck zwischen seinen Lenden nehmen.
Mit einem liebevollen Lächeln hielt Conner Alice seinen Arm hin. „Bereit?“ Alice sagte nichts. Sie hakte sich bei Conner unter und erwiderte sein Lächeln. Dies war Conner Antwort genug.Alice staunte nicht schlecht, als sie das ehemalige Herrenhaus endlich richtig betrachten konnte, während sie auf dieses zu gingen. Es war bereits hell erleuchtet, da es draußen dunkel war. Alice sah sich neugierig um. Viel, konnte man nicht mehr erkennen, außer dass es einen See gab, welcher sich gegenüber des Eingangs, in einiger Entfernung befand.
Das Haus war aus hellem, grauen Stein. Mit dem Dach, welches wie Türmchen geformt war, sah es wirklich aus wie ein kleines Schloss. Alice ließ Conners Hand los und blieb stehen, um das alles auf sich wirken zu lassen. Allein der Anblick von außen, strahlte eine machtvolle Wärme aus. In welchem Wiederspruch dies lag, war Alice bewusst. Doch für sie, fühlte es sich gerade so an.
„Bereit, Miss Callahan?“ Conner sah Alice fragend an und hielt ihr seinen Arm hin. Ein ehrliches Lächeln traf ihn. Dieses Lächeln. Es war heute noch viel schöner, als ohnehin schon. Und würde die Sonne noch scheinen, würde es ihr Konkurrenz machen.
„Bereit Mister McCallum.“ Alice hackte sich erneut bei Conner unter. Die Enge in ihrer Brust, war weg. Genau wie die Übelkeit und die schweißigen Hände. Sie war jetzt bereit, um diesen Abend mit Conner zu verbringen und auch zu genießen. Aus dem einzigen Grund, weil sie wusste, dass er da war. An ihrer Seite. Immer. Egal was kommen möge.
„Ich bin stolz auf dich, Süße.“ Conner gab Alice einen Kuss auf die Wange.
Genau in dem Augenblick, mit diesem warmen Kribbeln welches durch Alice Körper schlich, fühlte sie sich wie eine Prinzessin. So, wie sie sich bei ihrer Hochzeit hätte fühlen müssen. Doch damals war alles falsch. Sogar sie selber. Heute war es echt. In erster Linie sie und der Mann an ihrer Seite. Dies würde ihr Märchen für eine Nacht werden.
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Irish Heart - Sprache des Herzens
RomanceDie unberührten Küsten, sanften grünen Hügel, der Himmel, der die Erde zu berühren scheint, lang vergessene Gerüche und das raue Meer, Irlands. Dies ist Alice Callahans Heimat. Ihre Wurzeln. All das, hatte sie, nach dem Tod ihrer Eltern verlassen...