„Alice?“, rief Conner durch das Haus. Es war jetzt zwei Tage her, seit Heiligabend. Es war ein schönes Fest und Alice schien es auch genossen zu haben. Genau wie er selber. Weihnachten bei den Callahans war immer etwas ganz Besonderes. Dieses Jahr war es jedoch noch etwas schöner, weil Alice mit dabei war.
Morgen sollte es nun also nach Dingle gehen. Conner freute sich wie ein kleines Kind auf seine Geschenke an Weihnachten. Es war sein ganz persönliches Geschenk, welches ihm Alice machte, als sie ja sagte. Er würde die Zeit nutzen, um zu versuchen, sie noch etwas mehr aus ihrer Ecke hinter der Mauer, hervor zu locken. Ob es gelingen würde, wusste er nicht. Einen Versuch, war es allemal wert.
„Hier.“ Drang Alice Stimme aus ihrem Zimmer.
Conner musste schmunzeln. Alice war am packen und ihr Zimmer, sah auch dementsprechend chaotisch aus. „Na, hast du alles im Griff, Kleines?“ Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Witzig.“ Warf Alice ihm ein Kleidungsstück entgegen, welches Conner nicht verfehlte. „Wolltest du etwas Bestimmtes von mir, außer dich lustig zu machen?“ Gespielt böse, sah sie ihn an.
„Ich muss dir etwas beichten.“ Conners Gesichtsausdruck, wurde zerknirscht. Erstaunt sah Alice ihn an und schmiss etwas in den Koffer. „So schlimm kann das doch gar nicht sein, dass du ein Gesicht machst, wie ein geschlagener Hund.“ Lachte Alice und stahl sich einen Kuss. Wann, war sie süchtig danach geworden? Egal. Wenn sie wüsste, dachte Conner bei sich. Er hatte, bei der ganzen guten Idee, Alice mit zu Rose zu nehmen, die alljährliche Silversterparty vergessen, zu der er jedes Jahr ging. Er würde sie jetzt einfach damit überfallen, ihn auch dorthin zu begleiten. Wahrscheinlich folgte ein Nein. Doch ein Versuch, war es wert.
„Na los, rück schon raus mit der Sprache.“ Alice setzte sich, an das Bett gelehnt, auf den Boden, und deutete Conner, sich zu ihr zu setzen.
„Es ist so.“ Fing er an. „Mein Freund Mike, macht jedes Jahr eine Silversterparty oder besser gesagt, einen Silvesterball, in einem Herrenhaus, in der Nähe von Dingle.“ Alice Stirn, runzelte sich sogleich, als sie das Wort Ball hörte. „Und den, habe ich, neben all der Freude, dass du mich zu Rose begleitest, ganz vergessen.“
„Was willst du mir jetzt damit sagen?“ Wollte Alice wissen, obschon sie es ahnte. „Würdest du mich dorthin begleiten? Es wäre schön, wenn ich dort einmal nicht alleine auftauchen müsste und sich dann alle Singlefrauen auf mich stürzen.“
Neben der leisen Panik, die in Alice hoch kam, musste sie dennoch lachen. „Ach du Armer. Konntest dich ja sicher so schlecht gegen die Frauen wehren und es ist dir bestimmt sehr schwer gefallen, dich mit ihnen ab zu geben.“
Conner zog einen Schmollmund und nickte. Alice konnte nicht mehr vor Lachen. „Lachst du mich etwa aus und nimmst mich nicht ernst?“
Alice konnte nur noch nicken.
„Na warte.“ Begann Conner auch schon mit einer Kitzel Attacke. Bis Alice um Luft rang und nur noch irgendwelche quietschenden Geräusche machte.
Conner setzte sich Alice auf seinen Schoss „Und? Fertig damit mich auslachen?“ Alice nickte und hob abwehrend die Hände. „Und was denkst du?“
„Ich weiß nicht. Solche Anlässe, gehörten zu meinem Tagesablauf und ich hasste sie. Mindestens einmal pro Woche, und das war dann auch gerade wenig, hieß es die perfekte Ehefrau zu spielen und in sich in dieser schmierigen Gesellschaft zu bewegen. Es...“ Alice Hände, hatten angefangen zu zittern.
„Hey, Kleines. Schon in Ordnung. Dann lassen wir es und machen uns einen gemütlichen Silvesterabend zu zweit.“
Silvester mit Conner. Was für ein schöner Gedanke. Selbst den Abend mit ihm auf diesem Ball zu verbringen, löste ein Gefühl in Alice aus, welches sie nicht ignorieren konnte. Kein eindeutig schlechtes Gefühl. Im Gegenteil. „Du würdest doch sicher gern dorthin gehen oder?“
Conner nickte. Natürlich würde er, aber ganz bestimmt nicht ohne Alice. Und um keinen Preis, wollte er sie so lange bequatschen, bis sie endlich ja sagte. Wenn Alice mit kam, dann weil sie es wirklich wollte und es sich auch vorstellen konnte. Nicht, weil sie es seinetwegen machte.
„Dann gehe doch einfach. Rose und ich, werden uns sicher zu unterhalten wissen.“
Alice seufzte.
„Ich will da aber nicht ohne dich hin. Entweder mit dir oder gar nicht.“ Diese Aussage war nicht ganz nach seiner gedachten Strategie. Aber sie entsprach der Wahrheit. „Damit will ich dich nicht zu irgendetwas überreden, Alice. Der Ball ist jedes Jahr. Es ist also nicht wirklich tragisch, wenn ich einmal fehlen werde.“
Es war schon irgendwie süß, wie Conner versuchte sie davon zu überzeugen und dennoch nicht wollte, dass Alice sich zu irgendwas gedrängt fühlt.
„Falls du mit kommst, werde ich dir versprechen, dass es nicht so sein wird, wie du es dir gewohnt warst. Und ich bin die ganze Zeit an deiner Seite. Jede Sekunde, wenn du das möchtest.“
„Und als was, Conner?“
„Wie meinst du das?“ Conner verstand Alice Frage gerade nicht.
„Als was, würdest du mich dorthin mitnehmen?“
„Das, was du bist. Meine wunderschöne, beste Freundin.“ Conner gab Alice einen Kuss auf die Wange.
Alice zog eine Augenbraue in die Stirn. „Und du glaubst, dass dir dies jemals jemand abkaufen würde.“
„Was spielt es für eine Rolle, ob mir das irgendwer glauben wird? Ich darf mit nehmen, wen ich will. In welchem Verhältnis wir auch immer zueinander stehen.“ Conner musterte Alice, die mittlerweile von seinem Schoss geklettert war und ihm gegenüber an der Wand stand. Ihre Körperhaltung verriet gerade eine ganze Menge über Alice Gemütslage aus. Diese trug sie heute auch sehr deutlich auf der Zunge.
„Und irgendwann bist du verschwunden und ich steh alleine da.“
Conner kniff die Augen leicht zusammen. Da war aber jemand ganz schön zickig geworden, in den letzten Minuten. Es klang fast so, als ob Alice ein kleines Bisschen von der Eifersucht getrieben wurde.
„Ich dachte, du hättest deine schlechte Meinung, mir gegenüber, abgelegt. Aber scheinbar nicht. Ja, ich habe es an diesen Abenden immer genossen, von den Frauen umgarnt zu werden und das ein oder andere Mal, hatte ich auch darüber hinaus Spaß mit ihnen. Wenn du weißt, was ich meine.“
Alice wusste ganz genau, was Conner meinte. Wie sie wusste, wie er es meinte. ˋNatürlich weißt du das. Weil du genau so warst. Also stell dich nicht so an.ˋ, herrschte sich Alice an.
„Doch dieses Mal, wäre es anders. Das kann ich dir, hier und jetzt versprechen. Weil...weil ich dich mag. Und du weißt auch, dass es über normale Freundschaft hinaus geht. Wenn du dabei wärst und auch, wenn du nicht dabei wärst, würde ich nie etwas mit einer anderen Frau anfangen.“
Conners durchdringender Blick, traf den von Alice. Es war ihr mehr als bewusst, dass er sie mochte, als dies Freunde taten. Sehr viel mehr. Jedes Mal, wenn dies Alice mal wieder bewusst wurde, fing ihr schlechtes Gewissen an, an ihr zu nagen. Weil sie Conner wahrscheinlich nie das geben konnte, was er möchte und vor allem verdient hätte. Das wäre eine Möglichkeit, Conner etwas dafür zu entschädigen. „Also so mit Ballkleid und Smoking und allem drum und dran?“
„Eine Limousine, gehört noch zu unserem ganz persönlichen Service dazu.“ Ergänzte Conner unsicher. Es gab jedoch Hoffnung. Alice schien sich das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen.
„Was ist, wenn ich vor Aufregung durchdrehe?“
„Damit werde ich fertig.“ Conner hatte den Abstand zwischen ihnen verringert und stand nun dicht vor Alice. „Gibt dir einen Ruck, Alice. Sag ja. Bitte. Wenn du es wirklich nicht wolltest, hättest du bereits nein gesagt.“
Conner war ein echter Fuchs. Er durchschaute sie immer wieder von Neuem.
„Ich würde mich geehrt fühlen, mich mit einer so wunderschönen und charmanten Begleitung, dort blicken zu lassen.“ Conner stützte seine Hände neben Alice Kopf, gegen die Wand. Seine Lippen strichen nah an Alice Ohr entlang. „Du dürftest mich auch küssen oder mit mir Händchen halten. Alles, nach was dir ist.“ Conner knabberte an Alice Ohr und bedeckte es gleich darauf mit sanften Küssen. Wie gerne, würde Conner jetzt noch mehr wundervolle Dinge mit Alice anstellen. Damit wartete er jedoch lieber noch etwas. Vielleicht war in Dingle die passende Zeit dazu. Conner würde auf die richtigen Signale von Alice warten. Denn im Moment waren ihre Erzählungen noch zu präsent. Genau wie die Tatsache, dass seine Triebe alles hätten kaputt machen können. Sich allein die Schuld daran zu geben war nicht fair, das wusste Conner. Dennoch tat er es.
Einen klaren Gedanken zu fassen, war in dieser Situation ziemlich schwierig. Alice genoss es jedoch viel zu sehr, um sich dagegen zu wehren. Sie legte den Kopf leicht auf die Seite, um Conners Lippen und den hauchzarten Küssen, die er nun ihrem Hals entlang schickte, Platz zu machen. Sie legte ihre Hände in Conners Nacken und ließ eine davon in seinen Haaren verschwinden. Es kribbelte angenehm in ihrem ganzen Körper. Unter normalen Umständen, würde dieser Augenblick bestimmt zu mehr führen. Alice konnte Conners Zurückhaltung spüren, seit sie ihm von Brian erzählt hatte. Es machte sie weder traurig noch wütend. Denn Alice wusste, dass es Conner um ihretwillen machte und nicht, weil er nicht mehr wollte. Wieder einmal, nahm er sich für sie zurück. Auch wenn es ihm schwer fiel. Nur zu deutlich konnte Alice seine bereits leicht ausgebeulte Mitte an ihrem Bauch spüren.
„Und, was denkst du, Alice?“ Conner hatte von Alice abgelassen und sah fragend an. Sein Atem ging schwer.
„Kein Präsentieren, wie auf dem silbernen Tablett?“
Conner schüttelte den Kopf. „Ich werde dich auf Händen tragen und dir jeden Wunsch von den Lippen ablesen.“ Um seinen Worten den richtigen Ausdruck zu verleihen, umschloss Conner Alice Lippen mit seinen.
Alice intensivierte den Kuss, bis beide ihre Lungen mit Luft füllen mussten. „Warum quälst du dich so?“
„Weil es nicht der passende Moment, noch der richtige Ort dafür ist.“ Conner drückte einen sanften Kuss auf Alice Stirn und ließ nun gänzlich von ihr ab. Er musste Abstand zwischen sie beide bringen. „Sieh mich nicht so an. Es geht mir gut.“ Conner schenkte Alice ein Lächeln.
Sie glaubte ihm nicht ganz, beließ es jedoch dabei. „Du lässt mich wirklich keine Sekunde allein? Auch nicht, wenn dir eine andere den Kopf verdreht?“ Nahm Alice das Thema Ball wieder auf.
„Ich gehe mit dir aufs Klo, wenn du es willst. Und...“ Conner sah Alice durchdringend an. „Die Einzige, die mir an diesem Abend den Kopf verdrehen würde, wärst du.“
„Es geht nicht.“ Alice sah Conner entschuldigend an.
Conner war verwirrt. Alice Fragen klangen alle danach, dass sie es sich überlegte und gleich zustimmen würde. „Wie jetzt? Einfach so?“
Conners Blick, amüsierte Alice. „Nein, nicht einfach so. Ich habe kein Kleid, für einen solchen Anlass. Die habe ich alle verkauft.“ Schmunzelte Alice leicht. Genau wie ihren Verlobungs- und Ehering. Das brachte ihr eine Menge Geld ein.
Ein Lachen entwich Conner. „Ich denke, dass dies das kleinste Problem sein wird, falls du mit kommst.“
„Wenn du meinst. Auf deine eigene Verantwortung hin.“
„Was jetzt genau? Dich auf den Ball mit zunehmen? Oder ein Kleid mit dir zu kaufen?“
„Beides.“ Alice biss sich auf die Lippe und sah Conner mit einem leichten Lächeln an.
„Du kommst mit?“ Conner glaubte zu träumen, als Alice nickte. Freudig zog er sie in seine Arme und drehte sich mit ihr einmal um sich selber. „Du hast ja keine Ahnung, wie glücklich du mich damit machst.“
Alice löste sich etwas von Conner und sah ihn liebevoll an. „Doch. Und deshalb tue ich es auch. Für dich. Weil du schon so viel für mich getan hast.“ Alice ließ ihre Hand, durch Conners Haare gleiten und zog ihn in eine feste und lange Umarmung. „Und weil ich weiß, dass du dafür sorgen wirst, dass ich mich wohl fühlen werde. Weil ich dir vertraue, Conner.“ Sanft, streifte sie mit ihren Lippen Conners Wange und Hals. Dabei sog Alice seinen Duft in sich auf.
Conner seufzte. Eine ehrlichere Liebeserklärung hätte ihm Alice, gerade nicht machen können. Es war ihre Art, in der jetzigen Phase des Öffnens, ihm zu sagen, wie viel er ihr bedeutete.
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Irish Heart - Sprache des Herzens
RomanceDie unberührten Küsten, sanften grünen Hügel, der Himmel, der die Erde zu berühren scheint, lang vergessene Gerüche und das raue Meer, Irlands. Dies ist Alice Callahans Heimat. Ihre Wurzeln. All das, hatte sie, nach dem Tod ihrer Eltern verlassen...