Alte und neue Bekannte

17 0 0
                                    

Ja, da wohnte Anwar bei uns. Er bezog das Bett im Gästezimmer, Zayn war ebenfalls einverstanden, die zwei kamen gut miteinander aus. Und bis auf die Tatsache, dass es beim Essen jetzt ein hungriges Maul mehr zu stopfen gab, bereitete er uns auch keinerlei Probleme. Hin und wieder geriet er über das Essen regelmäßig ins Schwärmen („Ohh, die guten Kartoffelpuffer, Mila wollte mir die nie machen, weil dann die ganze Wohnung nach Fett stinkt!"), dann herrschte kurz peinliches Schweigen, so lange, bis er wieder irgendwo reinbiss, laut krachend, verstand sich.
Anwar bereitete also keinerlei Probleme, dafür spitzte sich in der Schule die Lage zu. Als hätte ich nicht schon genug am Hals, zwang mich die nächste Schock-Nachricht in die Knie: John hatte eine Freundin! Natürlich war es absurd, auf eine Beziehung mit ihm zu hoffen, aber die beiden zusammen zu sehen, das versetzte mir mehr als einen kleinen Stich, es fühlte sich fast so an, als würde mich nochmal jemand beißen. Mitten ins Herz.
Meine Motivation für den Unterricht sank noch weiter in den Keller. Und dann wurden uns auch noch Referate aufgebrummt. Ausgerechnet in Französisch, dem unnötigsten Fach unter der Sonne. Die Sprache klang, als hätte man eine Nasennebenhöhlenentzündung, mit den ganzen „ons" und „ens" und die übermotivierte Referendarin, die die bis dahin unterrichtende verbrauchte alte Schachtel abgelöst hatte, ging mir gehörig auf die Nüsse.
Natürlich müssten wir uns dazu in Gruppen zussmmenfinden, mindestens zu dritt. Ich dass teilnahmslos herum und wartete, bis die anderen mit dem Zirkus fertig waren, um dann aufzuzeigen und zu melden, dass ich lieber alleine arbeiten wollte.
Dann könnte ich mir noch ein halbwegs interessanteres Thema aussuchen. Es ging um Paris (wie kreativ) und die anderen Mädchen aus meiner Klasse wollten sicher die Shoppingmeile oder so etwas zum Thema machen, oder, noch schlimmer, sich auf den Ruf als „Die Stadt der Liebe" zu konzentrieren.
„Lucy! Kommst du noch zu uns?" Ich drehte meinen Kopf zur Urheberin dieses Satzes, so sehr war ich wieder in Gedanken versunken. Und mit dem Kunstwerk beschäftigt, dass ich mit dem Zirkel in den Tisch ritzte. „Fuck Society", das hatte ich letztens auf dem Rücken eines Mannes im Schwimmbad (als ich mich zu einem Besuch habe durchringen lassen) gesehen und mir eingeprägt. Aber Tattoos würde Zayn mir nie erlauben.
„He, Lucy!" Stormi! Was war denn plötzlich mit der los? Wieder so freundschaftlich! Oder tat ich ihr so leid, wie ich da alleine saß?
„Kommst du noch zu uns? Dann brauchst du nicht alleine machen!"
Als ich sah, wer „uns" war, überlegte ich es mir schlagartig anders. Dustin, Stormis angeblicher „bester Freund", der offensichtlich spitz auf sie war. Nein, dessen Annäherungsversuche wollte ich nicht mitansehen, auch wenn sie kein Paar waren. Ich wollte nicht mit ihnen machen, auf gar keinen Fall.
„Ja, okay, danke, dann muss ich nicht alleine machen! Warte, ich komme rüber!"
Oh, verdammt, Lucy, seit wann hast du denn so wenig Rückgrat! Sag doch einfach klipp und klar, was Sache ist!
Dustin sah mäßig begeistert aus, als ich mich zu den beiden setzte. Wahrscheinlich hatte er gehofft, bei einem der Treffen zum „Lernen" im Bett zu landen. Dabei endete Lernen bei Stormi meistens vor der Glotze, wie ich noch selbst aus Erfahrung wusste.
Hach, das waren einfacherer Zeiten. Manchmal vermisste ich sie.
Nachdem wir Dustin das Thema aussuchen ließen weil jetzt schon klar war, dass er 90% der Arbeit übernehmen sollte, bildete sich eine Art peinliches Schweigen zwischen uns. Ich konnte nichts dafür, also gab ich mir auch keine Mühe, das Eis zu brechen. Sie hatte mich hierhin bestellt.
„Sag mal, deine Haare, wie lange hält die Farbe eigentlich?"
„Noch so zwei Monate. Lass bald nochmal nachfärben."
Ich strich mir über meine türkisblaue Mähne, die gleichzeitig auch ein verkrampftes Gesprächsthema abgab.
„Aso."
„Sind Bahnhöfe okay für euch? Da war ich nämlich schon mal, in den Ferien!"
Oh Gott, Bahnhöfe! Das Einzige, was mich weniger interessierte war Golf im Fernsehen! Trotzdem nickten Stormi und ich synchron. „Passt schon!"
Er stürzte zum Lehrerpult, um sich in der Liste einzutragen.
„Dir ist klar, dass wir den die ganze Arbeit machen lassen, oder?" Stormi grinste mir verschwörerisch zu. Ich musste schmunzeln. „Lohnt sich jetzt schon, in eure Gruppe gekommen zu sein!"
Trotzdem, irgendwas musste Stormi sich dabei gedacht haben. War es Mitleid? Wollte sie wirklich unsere Freundschaft wiederherstellen? Meine Französischkünste und Leistungsfähigkeit konnten es nicht sein, denn ich hatte mich im letzten Schuljahr seltener gemeldet als es Razzien auf dem Schulhof gab, und das waren immerhin drei.
Wir versprachen uns vorm Ende der Stunde noch, per WhatsApp ein Treffen zu vereinbaren, dann war die Stunde endlich vorbei.
Eigentlich hatte ich danach noch Sport, aber das ließ ich heute getrost ausfallen. Die Unterschrift meiner Mutter konnte ich ziemlich gut.
Ich steckte mir die Kopfhörer in die Ohren, um mir den Heimweg mit Musik angenehmer zu gestalten, bevor ich auf dem Bett zu Hause weiterhörte, als mich jemand antippte.
Genervt stöpselte ich die Kopfhörer aus. „Hi, Lucy! Gehen wir'n Stück zusammen?"
Stormi. Sie war auch in meinem Sportkurs, kam aber noch seltener als ich. Obwohl sie ziemlich fit war, kein Wunder, bei dem Fußballtraining aber was Unterricht betraf kam sie nur, wenn sie wollte und genehmigte sich des Öfteren mal gefälschte Atteste oder Unterschriften von Kylie, die sich immer noch in einem Moment nicht durchsetzen und im nächsten unangebracht streng war.
„Ja, okay." Ich sagte es so, wie ich mich fühlte: genervt, und ein subtiles „Bitte mach die Biege!", ließ ich durchhören.
„Du, wir haben echt lang nix mehr gemacht. Seit du nicht mehr beim Fußball bist, ist klar. Deshalb hab ich dich auch in die Referatsgruppe geholt. Damit wir wieder miteinander reden können, ohne dass es so komisch-peinlich ist."
Ich nickte. Immer noch im Takt von dem Lied, dass ich zuletzt gehört hatte.
„Und zwar... hätte ich da ein kleines Problem. Und es wäre echt super, super lieb, wenn du mir helfen könntest. Ich hab's jemandem versprochen."
Jetzt würde ich Ohr. So lief der Hase also! Stormi brauchte was von mir, aber sie machte keinen großen Hehl daraus, und das machte es fast wieder sympathisch.
„Okay...", machte ich gedehnt. Ich war wirklich gespannt, was das sein konnte.

Hey Leutz
Heute mal 1 ruhiges kapi haha und ne neue Figur 😂😬 und wie findet ihr dustin? Schreibt mal den ersten Eindruck in die Kommis haha 🤙🏼😅
Okay dann hab ich gar nichts mehr dazu zu sagen außer : haha noch ein cliffhanger 😛😛😂
Und wie findet ihrs zwischen Lucy und Stormi? Und wass könnte der Deal sein? Haut mal Vermutungen und Vorschläge in die Kommis, wär echt nice ❤️🙈🤙🏼
Eure Mila 🦄❤️

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt