Goals

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Und zwar: ich würde in die Offensive gehen! Mich trauen, ihn ansprechen, mit ihm flirten. Erst auf die Freundschaftstour, und dann wäre ich seine Freundin schlagartig rauskicken und ihn nach allen Regeln der Kunst verführen.
Wer sagte mir, dass ich das nicht konnte? Genau, in letzter Zeit, ach was, in meinem ganzen Leben hatte ich mehr Komplimente als Beleidigungen für mein Aussehen bekommen, sogar für meine türkisen Haare.
Immerhin war meine Mom ein Model und mein Dad ein ehemaliger Teenieschwarm und irgendwas mussten Reign und Natalie auch an mir gefunden hatten.
Warum sollte John anders denken? Genau!
Ich war wie beflügelt von dem Gedanken. Sofort stürmte ich zu meinem Kleiderschrank, um ein angemessenes Outfit für den nächsten Schultag zu finden. Natürlich wollte ich mir selbst treu bleiben und mich nicht für ihn verkleiden, blablabla, aber ein bisschen aufreizender und attraktiver musste es schon sein, auch wenn es trotzdem meinem Stil entsprechen sollte.
Konnte es auch gar nicht nicht tuen, denn Klamotten, die ich nicht mehr anzog hatte ich erst kürzlich aussortiert. Zayn sollte die Kanye geben, der aus diesen alten Stoffresten Entwürfe für eine neue Yeezy-Kollektion basteln wollte und die dann zum 80-fachen Preis verkaufte.
Aber die Leute kauften alles, wo sein Name draufstand.
Was richtete Geld nur mit den Menschen an? Ich musste sofort an Anwar denken, der das Leben eines jungen Mädchens zerstört hatte, um sich selbst zu bereichern. Sofort stieg mir die Galle hoch.
Das konnte doch nicht wahr sein!
Nachdem ich mich zehn Minuten herunterfahren musste, um wieder klar zu denken entschied ich mich für ein Metallica-T-Shirt, dass ich schon mit zwölf getragen hatte und in dem ich mich pudelwohl fühlte, einen karierten Schottenrock, den ich preisgünstig ertrödelt hatte, eine schwarze Strumpfhose mit Laufmaschen und meine Doc Martens.
Ein tolles Outfit, ich war extrem zufrieden mit meiner Wahl. Ich begann sogar, mich auf die Schule zu freuen - dieses Gefühl hatte ich seit Jahren nicht mehr gehabt.
Wie gesagt, ich hielt von der Schule nicht viel.

„Lucy, Abendessen!" Meine Mom. Ich hatte noch den ganzen Tag herumgesponnen und fabuliert, wie ich John morgen ansprechen sollte. Ja, genau, dieses Ziel hatte ich mir für den morgigen Tag gesetzt: ihn ansprechen! Eine Sekunde würde er wohl ohne seine Freundin irgendwo herumlaufen. In dem Alter hielten Beziehungen sowieso nicht lange.
Alles andere würde sich entwickeln. Aber wenn ich morgen genug Courage bewies, um ihn anzusprechen, hatte ich das Tagesziel erreicht und konnte stolz auf mich sein.
Lieber viele kleine Etappenziele als ein riesiges, was sich unerreichbar anfühlt!
Das war mein Motto. Und ich fühlte mich richtig gut und siegessicher damit. Das hatte mir in meinem Leben gefehlt: ein Ziel. Zumindest in letzter Zeit. Ich hatte nur Träume, keine Ziele. Und Anti-Ziele, wie Leuten aus dem Weg zu gehen und nicht zu begegnen.
Sowas konnte man nicht Ziel nennen. So konzentrierte ich mich nur auf das Negative.
Negativ war auch, dass ich jetzt runterschleichen und zum Abendessen musste.
Anwar und meine Mom saßen schon am Tisch, vor einer dampfenden Schüssel. Es gab Schmorbraten und dazu Reis. Ein bisschen Buttergemüse stand auch noch daneben.
„Hey, na?"
Wenn das Anwars Versuch war, Normalität vorzutäuschen, dann würde ich auf der Stelle ausziehen. Oder ihn an meine Mom, oder, noch besser, an Scott verpfeifen. Der würde Anwar dermaßen den Hintern versohlen, dass er eine Woche nicht mehr sitzen könnte. Und den Rollbraten könnte er auch nicht mehr essen, es sei denn, meine Mom haute ihn in den Thermomix und fütterte ihn mit dem Löffel.
Also wirklich!
„Die Impfung war halb so wild. Nur vorbeugend, es war noch nicht du spät. Die Wunde wurden noch richtig saubergemacht, dann durfte ich auch schon gehen."
Fröhlich plapperte meine Mom drauflos, mit der Naivität eines Kindes. Aber sie war nicht blöd. Sie merkte, dass da was nicht stimmte. Das spürte ich.
Sie kam mir vor wie ein Kind, dessen Eltern sich streiten und dass deswegen mit Geplapper die Stimmung auflockerte, oder es zumindest versuchte.
Ich säbelte mir ein Stück Braten ab und begrub es unter einem Riesenberg Reis.
Meine neugewonnene Energie und Motivation waren wieder in Gefahr.
Auch Anwar bediente sich gut. Pfui. Ihm sollte schon der Appetit vergehen, wenn er sich nur im Spiegel anguckte! Was hatte er Penelope angetan? Seitdem ich von dem Dealen wusste, war ich nicht länger sauer auf sie.
Sie war nicht für meinen Ausraster verantwortlich, wegen dem ich mich kaum noch raus traute. Sie war auch ein Opfer bei der ganzen Geschichte, sogar noch schlimmer als ich. Ich könnte in eine neue Stadt ziehen, wo mich keiner kannte und ein neues Leben anfangen, ihr konnte nicht mal der Entzug helfen.
Nein, es gab noch ein weiteres Glied in der Kette und das war Anwar. Er war schuld. Und von „Geldnot" brauchte er mir nichts zu erzählen. Höchstens von „Geldgier". Er war immer noch hier und da im TV zu sehen und hätte sicher keine Probleme, sich einen richtigen Job zu besuchen. Außerdem hatte er eine Familie, die ihm immer finanziell unter die Arme greifen würde.
Höchstens falscher Stolz käme noch in Betracht.
„Und, wie war die Schule heute, Lucy? Hab heute Mittag ganz vergessen zu fragen. Macht ihr in Sport immer noch Volleyball? Wenn ja, kannst du richtig glänzen. Ich kann dir ein paar Kniffe zeigen, wenn ich nicht selber eingerostet bin."
Sie zwinkere mir zu. Ich schaufelte mir Reis in den Mund. Ich war nicht bei Sport gewesen, und selbst wenn würde ich mit ihr bestimmt nicht in meiner Freizeit Volleyball spielen.
Das war doch nur wieder ein bescheuerter Versuch, mir eine Sportart anzudrehen. Ich hab keine Lust auf Sport, verdammt mich mal. Drängt mir doch nicht eure Vorstellungen vom Leben auf.
Meine Mom lebte in einer Blase, in einer Illusion. Sie hatte sowieso keine Ahnung.
„Du bist eingerostet, da wett' ich zehn Pferde drauf!", lachte Anwar. Meine Mom lachte auch. Ich lachte nicht.
Dämliches Gelächter. Man konnte sich das Leben nicht schön lachen. Dieses ganze Abendessen war so verlogen.
„Schon okay, Lucy, ich lass' dich in Ruhe essen. Wenn du keine Lust hast, mit mir zu reden..."
Sie klang fast eingeschnappt.
Wie könnte sie ahnen, dass ich sogar unbedingt mit ihr reden wollte. Ich wollte ihr ja was sagen.
„Lucy, gibst du mir mal das Gemüse?" Anwar.
„Ja, klar. Ich weiß ja, wie sehr dir Gesundheit am Herzen liegt. Die von dir und von anderen."
Aber Seitenhiebe konnte ich mir nicht verkneifen.

Hey Leutz 😁✌️
Na was geeeht? 😂😂 was sagt ihr zum kapi? Und wie findet ihr Lucys Einstellung? Arrogant oder selbstbewusst? Hautz mal in die Kommis 🤔
Und wie findet ihr soll sie sich Anwar gegenüber verhalten? Hautzzz mal in die Kommis, friendz 😂✌️❤️
Dann noch ein schönen Tag... meiner ist schön weil ich schulfrei hab haha 😛😂😂😍
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt