Rede und Antwort

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„Bitte was?", machte Kendall. Sie war extra rechts rangefahren, wahrscheinlich damit sie vor lauter Verblüffung keinen Unfall baute.
Stormi sah mich gequält an. Sie war ja daran interessiert, Anwars Ruf zu retten. So ein Blödsinn. Kendall hatte Recht, bei so einer Geschichte war kein Platz für falschen Stolz.
„Also, jetzt nochmal genau. Anwar hat bitte was gemacht?"
Da erzählte ich die ganze Geschichte. Stormi glotzte aus dem Fenster währenddessen.
„Alter..." Kendall reagierte wie jeder, dem ich bisher diese Geschichte erzählt hatte.
„Als ob! Ich kann das nicht glauben, aber ich kann auch nicht glauben, dass du lügst, was hättest du denn davon... und Scott weiß es? Das ist stärker Tobak... das ist brutal... warum macht er sowas? Das hätte ich ihm nicht zugetraut... und klaut dann noch Bella ihre Medikamente..."
Plötzlich hielt sie inne. „Ist sie seine einzige Kundin? Weil, nur von Bellas Zeug... da kann er keine ganze Kompanie mit unterhalten."
Ich wurde stutzig. Da hatte ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Lag vielleicht daran, dass ich mich mit sowas null auskannte. Aber Kendall hatte recht.
„Mann, warum fragen wir Anwar nicht selber dazu? Es ist gemein, wenn er sich nicht verteidigen kann!"
Stormi klang weinerlich. Oh Mann, sie hielt ihn immer noch für einen Engel. Und benutzte sogar das Wort „gemein" statt „assi", wie sie es sonst immer tat.
„Boah, Leute, das sollten wir wahrscheinlich tun. Auch wenn ich nicht weiß, wie er da wieder rauskommen will. Das, was er dir da aufgetischt hat ist ja wohl mehr als hanebüchen! Die raffgierige Mila soll alles Schuld sein? Dass ich nicht lache! Wenn ich die gesehen hab, hat die kaum die Zähne auseinandergekriegt!"
„Du kennst sie doch gar nicht!", fiel Stormi ein. „Du auch nicht!", konterte Kendall billig.
„Oh Mann, da muss man auf jeden Fall deiner Mom Bescheid sagen."
„Warum muss man das direkt an die große Glocke hängen?"
Stormi.
„Oh Mann, du bist echt der Hammer! Verteidigst den Dealer deiner Cousine!"
„Ja, muss man der Familie immer Recht geben? Dann wär ich arm dran, bei meiner Mom. Du hasst deine Schwester doch selber!"
Am liebsten wollte ich aus dem Auto springen. Das ganze war mir zu turbulent. Ich hasste Streit.
Und außerdem wollte ich nicht die aggressiv aufgeladene Stimmung für den Rest der Fahrt ertragen.
Anwars Taten säten Zwietracht überall. Er hatte nicht nur Penelopes Leben zerstört, die Zahl seiner indirekten Opfer wuchs stetig. Und wenn er Bella die Medikamente klaute, wollte ich gar nicht wissen, was das für Auswirkungen hatte. Wenn sie schon vergaß, Auto zu fahren!
Aber auch mit Pillen hatte sich ihr Gesundheitszustand nicht verbessert. Es war zum Heulen.
„Können wir bitte weiterfahren?", piepste ich. Stormi hatte mit ihren Verteidigungstiraden aufgehört und starrte beleidigt aus dem Fenster.
Kendall drehte demonstrativ das Radio lauter, doch die Stimmung wurde nicht besser, auch wenn mir fast die Trommelfelle platzten.
Kurz darauf standen wir vor unserer Haustür.
„Nee, da können wir dich nicht alleine reingehen lassen!", sagte Kendall entschieden. „Ich mische mich da ein! Anwar kriegt jetzt erstmal 'ne Abreibung, die sich gewaschen hat!"
„Nein!", rief Stormi. „Der hat Penelope... argh, da krieg ich zu viel! Und vor dir spielt der das arme Opfer! Na gut, ich reiß mich zusammen, aber, ich will es nur anmerken, auf der Arbeit werde ich mit ganz anderen Kalibern fertig! Darf ich wenigstens meiner Freundin Hallo sagen?"
Ich wusste genau, was Kendall im Schilde führte. Es war eine rhetorische Frage. Ich bereute es, es ihr erzählt zu haben. Alle schönen Erinnerungen von John waren wieder mit Krawall überdeckt.
„Ja", seufzte Stormi. Alle stiegen aus.
Als sie Kendall sah, fiel meine Mom ihr erstmal um den Hals. „Lang nicht mehr gesehen! Komm her, du Arbeitstier!"
Die beiden sahen sich vielleicht nicht mehr oft, aber das tat ihrer Freundschaft keinen Abrruch. Solche Freundschaften waren die besten. Die auch mit wenig Aufwand und ohne tägliche Treffen noch bestehen blieben.
„So, Stormi, ihr könnt euch noch ein bisschen in Lucys Zimmer aufhalten, ich rauch mit Gigi erstmal ein schönes Zigarettchen draußen."
Ich war entsetzt. Dann brauchte sie sich gar nicht so scheinheilig über Drogen aufzuregen! Hatte sie mal an Bella gedacht?
„Äh, ich nehme einen Kaffee", sagte meine Mom. „Ich natürlich auch. Sorry, manchmal denke ich, ich wäre auf der Arbeit. Da gehören Raucherpausen zum guten Ton", entschuldigte Kendall sich.
Aber eins stand fest, die beiden hockten sich auf den Balkon, damit Kenny die ganze Geschichte erzählen konnte.
Stormi sah verzweifelt drein. „Mann, musstest du das im Auto ausplaudern?"
„Ja! Was ist überhaupt mit dir los! Das ist deine Cousine! Der hat mir völligen Blödsinn erzählt und sich nur rausgeredet, der hat keinen Grund! Raffst du das nicht? Mach die Augen auf und komm raus aus deiner Matrix!", fuhr ich sie an.
Stormi sah verwirrt aus, wahrscheinlich wegen dem Wort Matrix.
„Ja, es ist nur... ich kann mir nicht vorstellen, dass Anwar so was Böses macht. Er war immer so nett zu mir, er ist doch so ein lieber Kerl und ich hab' ihn so gern... und jetzt behandeln ihn alle wie einen Schwerverbrecher! Das ist traurig und... ach, ich will es einfach nicht wahrhaben!"
Ja, das kannte ich. Die Augen verschließen und nur das sehen, was man sehen wollte. Nachdem wir die beiden stumm durch die Terassentür beobachtet hatten, gingen wir in die Küche und gossen uns etwas Eistee ein.
Light und zuckerfrei. Wie ekelhaft.
Keiner sagte was. Das Gespräch der beiden Damen draußen schien ewig zu dauern.
Bis ich den Ruf hörte:" Lucy, kommst du mal bitte?"
Ich fühlte mich, als müsste ich vor Gericht aussagen. Stormi hatte das schon hinter sich, als sie einkaufen war hatte ihre Mom ihrem Dad, der zufällig auch da war nach einem heftigen Streit lauwarmen Kaffee über die Motorhaube geschüttet und sie musste als Augenzeugin dazu Stellung nehmen.
Wie auf Eierschalen ging ich nach draußen.
„Setz dich", sagte meine Mom mit erstickter Stimme.
Und dann musste ich das Ganze nochmal wiederholen. Es war furchtbar, ihr Gesicht dabei zu sehen.
Und weil ich nicht mitbekommen wollte, wie sie Anwar aufstöberten und ihn damit konfrontierten, wie das Weltbild meiner Mom zusammenbrach und wie Stormi mich als Verräterin strafte, ging ich, anstatt zurück in die Küche zur Haustür hinaus und ließ sie ins Schloss fallen.
Ich brauchte Abstand.

Hey Leutz
Wirres Kapi 😂🤘 egaaal
Jetzt ist erstmal Schluss mit dieser verwirrenden Story haha 😂 was glaubt ihr erlebt Lucy draußen? Hautz in die Kommis 😋
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt