„Guten Tag, junge Dame!", begrüßte der Parisi mich, gut gelaunt wie immer und schüttelte erst mir, dann meiner Mom die Hand. „Lang nicht mehr gesehen! Wo drückt denn der Schuh?"
Meine Mom kicherte. Der Typ warf immer mit Floskeln und flapsigen Sprüchen um sich. Wenn kleine Kinder darüber lachten, okay, aber für meine Mom schämte ich mich schon.
Oh nein, musste ich jetzt sagen, was mir fehlte? Wie peinlich! Wie sollte ich das denn ausdrücken? Jetzt wünschte ich mir wieder, ein kleines Kind zu sein, dann könnte meine Mami das schön für mich machen! Doch die machte keine Anstalten.
Dr. Parisi sah wohl, dass ich mich schämte, daher war an der Sache mit dem Einfühlungsvermögen vielleicht doch was dran.
„Ja, dass ist schon manchmal ein bisschen peinlich, so, in der Pubertät, über solche privaten Sachen zu reden. Dafür habe ich einen kleinen Trick von einem Freund gelernt, der ist Gynäkologe. Wie heißt deine beste Freundin?" Er sagte die Frage wie aus der Pistole geschossen, sodass ich erschrak. Der Parisi hatte 'ne Meise! Was hatte das denn jetzt mit irgendwas zutun?
„Stormi!", rief meine Mom von ihrem Stuhl aus, auf den sie sich gefläzt hatte, wie Adrian, wenn der Sprüche in den Unterricht reinblökte. Schnauze auf den billigen Plätzen! Warum ging sie nicht raus? Scheinbar wollte sie die Parisi-One-Man-Show genießen. Angesichts des ungewöhnlichen Namens stutzte er kurz. Wer selbst Parisi hieß, sollte sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen!
„Stormi, so so. Dann beschreibe deine Symptome einfach mal so, als würdest du über Stormi reden. Also, was fehlt der guten Stormi denn?"
Ich zögerte. Das Ganze kam mir vor, wie ein albernes Kinderspiel, aber die zwei starrten mich so erwartungsvoll an, dass ich zögerlich begann.
Aber ich versuchte, meine Stimme genervt klingen zu lassen, um passiv-aggressiv auszudrücken, wie dämlich ich das Ganze fand. Es gelang mir mehr schlecht als recht.
„Äh, also, Stormi ist gestern Nacht wach geworden und hatte Juckreiz am ganzen Körper und komische rote Pocken. Und das wird schlimmer, wenn sie darüber nachdenkt."
Puh, geschafft. Peinlich war es trotzdem. „Na also, geht doch!", sagte Doktor Parisi anerkennend. „Dann wollen wir Stormis Ausschlag mal genauer unter die Lupe nehmen."
Meine Mom kicherte. Also bitte! So lustig war das doch auch wieder nicht! Mein Kopf lief rot an, während ich meinen Ärmel hochkrempelte.
Dann gab ich mir einen Ruck. „Mom, kannst du bitte rausgehen? Das irritiert mich total, wenn du hier bist."
Und die ganze Zeit lachst, wollte ich noch sagen, aber das brachte ich nicht über die Lippen. Von wegen grenzenlose Ehrlichkeit.
„Wirklich? Na gut." Meine Mom klang ehrlich getroffen. Hilfesuchend blickte sie zu Parisi, doch der war zu beschäftigt mit meinem Arm und sagte nichts dazu.
Oder er wollte sich einfach raushalten. War er etwa auch so ein John ohne Rückgrat?
Zum Glück hatte sie ein Einsehen und prellte die Zeche.
Ich atmete auf.
„Hm", machte Doktor Parisi. „Hm. Das sieht mir eindeutig nach Flohbissen aus, die Stormi da hat. Und das Merkwürdige ist, ich hatte genau so einen Fall heute schon mal in der Praxis. Und der Tag ist ja noch jung, meine ich!" Er lachte kurz, doch ich konnte nicht mitlachen.
„Und was kann ich jetzt dagegen machen?"
„Stormi."
„Hä?"
„Was Stormi dagegen machen kann!"
Ich fand es nicht lustig, aber ich spielte mit. „Okay, und wie kann Stormi die Flöhe jetzt wieder loswerden?"
„Okay, das ist nicht so leicht. Zuerst einmal alles heiß waschen. Bettzeug, Klamotten, sämtliche Textilien im Haus. Die können ihre Eier überall abgelegt haben. Und danach muss Stormi ein schönes Bad nehmen und sich danach mit einer ganz speziellen Tinktur einreiben. Die gibt's in der Apotheke. Der Geruch und die Farbe werden ihr nicht gefallen, aber da muss Stormi durch!" Schon wieder ein unangebrachtes Lachen.
Er würde mir ein Rezept ausstellen, dann könnten wir diese sagenumwobene Tinktur gleich in der Apotheke abholen. Und eine weitere Sache war ganz wichtig, wie er mir auf den Weg gab: „Zudem sollten Menschenmengen gemieden werden. Also, der Arbeitsplatz ist vorerst auch tabu!"
„Ich gehe noch zur Schule! Äh, ich meine, Stormi geht noch zur Schule!"
„Ups, achso. Da hab' ich mich wohl verrechnet. Aber Schule ist erstmal auch tabu. Und allen Familienmitgliedern und Personen, mit denen du dich in den letzten drei Tagen umgeben hast, sei geraten, sich auch sicherheitshalber einzureiben. Damit ist nicht zu spaßen. Und eine kühlende, beruhigende Salbe habe ich natürlich auch noch in petto."
Ich musste grinsen. „Jetzt haben sie's selber gemacht."
„Was gemacht?"
„„Du" gesagt anstatt „Stormi"".
Er schmunzelte. „Ja, diese Methode ist auch neu für mich. Hat sie dir denn gefallen? Geholfen, Beklemmungen zu lösen?"
Ich zuckte die Achseln. „Es war komisch. Muss man sich erstmal dran gewöhnen."
Apropos Stormi, die musste dann auch in dieser Brühe baden, nach alldem, was der Parisi mir geraten hatte. Genauso wie Natalie Eisenhuth.
Mann, unter diesen Flöhen konnte ich mir immer noch nichts vorstellen. Hüpften die von Person zu Person und bissen uns einfach? Es war bescheuert, sich solche Fragen zu stellen wenn man gerade gegenüber von einem Arzt stand. Aber ich glaubte, es war verständlich, warum ich, äh, Stormi, keine Lust hatte, ihn irgendwas zu fragen. Dafür laberte er mir zu viel und zu gerne. Das ging einfach gar nicht.
Zurück bei meiner Mom angekommen, musste ich mich erstmal heftig am Kopf kratzen. Und mein Atem roch auch furchtbar, was ich erst jetzt bemerkte. Ich dachte ständig abfällig von anderen Leuten, aber, die dachten bestimmt auch, ich wäre geradewegs aus dem Müllcontainer oder der Kanalisation gekrochen, so, wie ich aussah und mich ständig kratzte.
„Und?" Sie wirkte tatsächlich immer noch leicht beleidigt, weil ich sie eben rausgeworfen hatte. Sollte sie doch.
„Flöhe. Ich muss in irgend'ner Brühe baden, damit die verschwinden und wir müssen alles heiß waschen."
„Oh Mann, wo hast du dir die denn geholt? Mannometer!"
Das wusste ich ja selber nicht. Ich wusste nur, dass jetzt eine Menge Arbeit auf uns zu kam. Beim Gedanken daran, dass irgendwelche Viecher Eier in meinem Kopfkissen abgelegt hatten, wollte ich am Liebsten kotzen.
Einen gemeinen Moment lang hoffte ich, dass dasselbe Natalie Eisenhuth auch bevorstand.Hey Leutz
Kapi-Time 😁 Haut mal eure Meinung in die Kommis. Laberkapi i know hoffe es macht euch nichts aus. Haut mal in die Kommis, was als nächstes passieren soll... wäre echt nice ✌🏼✌🏼
LG🧡🧡🧡
Eure Mila
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Smells like Teen Spirit
Teen FictionHey Leute, hier ne neue Geschi von mir! Eine Fortsetzung von Wahrheit ist auf'm Platz. Seid gespannt! Weiter Infos kommen Mila 🦄