Freiheit! Ich war in letzter Zeit zu einer richtigen Rebellin geworden, einer Widerstandskämpferin. Erst zettelte ich den größten Aufstand der Schulgeschichte, naja, zumindest, was den Französischunterricht betraf, an, mit Hilfe von Stormi, Adrian und Co und zeigte es spießigen Referendaren und unterwürfigen Angsthasen, und jetzt schlich ich mich klammheimlich aus dem Oma-Yolanda-Regime davon, um meine Mom zu finden. Tja, wenn man das so formulierte, klang das schon ziemlich cool.
Jetzt musste ich mir erstmal überlegen, wie ich das Ganze überhaupt angehen wollte. Zuerst musste ich natürlich meine Mom anrufen. Manchmal fielen einem die einfachsten Dinge nicht ein! Wenn die ihren aktuellen Aufenthaltsort nicht wusste, wer dann? Und sie würde bestimmt Klartext mit mir reden und mir ein paar mehr Details verraten.
Schnell wählte ich also ihre Nummer, beziehungsweise klickte auf ihren Kontakt. Wer kannte heutzutage noch Nummern auswendig? Bei ein paar Leuten aus meinem Umfeld war ich mir nicht mal sicher, ob sie den Notruf noch auf die Kette kriegten. Es tutete ewig lange, ich verlor fast die Geduld. Dann, endlich, als hätte sich jemand nach langem Ignorieren doch zum Reagieren durchgerungen, ging jemand ran.
„Lucy? Hallo?"
Meine Mom. Ich überlegte gerade, ob sie gestresst oder verzweifelt oder sowas klang, aber, ich war ihr einfach nur dankbar, dass sie überhaupt abgehoben hatte.
„Mom! Hi! Oma hat mir alles erzählt, dass Zayn abgehauen ist. Und hinter die Kanye-Lüge bist du wahrscheinlich auch schon gekommen. Aber zu Hause will mir niemand Genaueres sagen. Wo bist du gerade? Hallo? Mom?"
Am anderen Ende hörte ich nur ein Rauschen und Schnaufen. Mann, was war das denn für eine Verbindung? War meine Mom gerade in Afrika? Dann endlich, hörte ich ihre Stimme wieder, bröckelig und verzerrt, aber sie war da.
„Lucy? Sorry, die Verbindung... hab' dich aber verstanden. Oh nein, so solltest du es nicht erfahren... das tut mir leid... wo bist du gerade?"
Jetzt verstand ich sie wieder klar und deutlich.
„Draußen", sagte ich beschämt. Auf einmal konnte ich auf meinen Ausbruch nicht mehr so richtig stolz sein, ich wusste nicht warum.
„Draußen ist groß", lautete die Antwort.
„Ja, draußen ist groß, weiß ich selber. Aber, wo bist du? Jetzt antworte mir bitte mal!"
„Lucy, ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst. Überlass' das Ganze lieber mir. Geh' nach Hause, Oma kümmert sich."
Wie, schon wieder wurde ich nach Hause geschickt? Ich war doch kein kleines Kind mehr! Alle taten so, als wäre ich aus Zucker, als könnte ich keiner Belastung mehr standhalten.
Jetzt reichte es mir.
„Schluss mit dem Versteckspiel!", rief ich etwas zu laut, weil ich vergessen hatte, dass ich auf offener Straße stand. Egal, selbst wenn es jemand hören würde, das wäre mir egal.
Da kam jemand auf mich zu, wahrscheinlich bekam ich wegen dem Rumgebrülle gleich eins auf den Deckel von irgendwelchen Nachbarn. Moment mal... das war Oma Yolanda, die in Birkenstocksandalen und ziemlich in Rage auf mich zuschlitterte.
„Was soll das bitte?" tobte sie.
Da gab es nur eins: ich gab Fersengeld. Ich nutzte den einzigen Vorteil ihr gegenüber, den ich im Moment hatte. Nein, nicht mein Alter, denn sie machte ungefähr dreimal so viel Sport wie ich und rannte ständig ins Fitnessstudio oder zum Aerobic. Dagegen hatte ich mich, seit meine Fussballkarriere vorbei war, keinen Kilometer mehr zu Fuß bewegt, wenn man alles zusammenrechnete. Ich hatte ja schon Seitenstiche und Schnappatmung bekommen, als ich die paar Meter vor Natalie weggelaufen war!
Aber ich hatte wenigstens festes Schuhwerk an, meine Hausschuhe waren „lustige" Homer-Simpson-Pantoffeln, die mein Dad mir mal geschenkt hatte. Das war das erste Mal, dass ich mich über die Dinger freute, aber meistens vergaß ich einfach nur, wie peinlich sie waren.
Nachdem ich also genügend Abstand zwischen uns gebracht hatte, widmete ich mich wieder dem Telefonat.
„Sorry", japste ich in den Hörer, „ich musste gerade... ach, egal. Also, wo bist du gerade?"
Sie seufzte, das hörte ich. Oder es war nur ein Knacken in der Leitung. „Okay, damit du dir keine Sorgen machst und denkst, ich wäre an irgendwelchen dubiosen Orten, oder so verzweifelt, dass ich... ach, egal. Ich bin an der Westside Highschool, da ist heute Tag der offenen Tür und da werde ich Zayn zur Rede stellen."
Was machte er denn da bitte?
„Er ist nämlich... ach, was er da macht, das werde ich die heute Abend in Ruhe erzählen. Hoffentlich. Okay, ich bin an der Schule. Kein Grund zur Beunruhigung. Und jetzt, geh' wieder zurück. Bald haben wir das alles hinter uns. Ich hab' dich lieb, mein Schatz."
Und schon hatte sie mich weggedrückt. In meinem Kopf war ein riesiges Fragezeichen. Zayn war ein paar Tage weg, okay, vielleicht seit einem Tag, wie auch immer er das geschafft hatte, um in eine Schule zu gehen, zum Tag der offenen Tür? Und dann war es noch nicht mal meine? Und sie hatte das irgendwie herausbekommen und war auch dorthin gegangen, um ihn zur Rede zu stellen?
Und jetzt hatte sie mir den Ort verraten und erwartete, dass ich nicht dorthin ging? Das konnte ja wohl nicht ihr Ernst sein. Da kannte sie ihre Tochter aber schlecht. Ich hatte mich bestimmt nicht rausgeschlichen, um jetzt wieder zurück zu gehen! Und wenn Oma Yolanda ihre Pantoffeln nach mir warf!
Blöderweise war die Westside Highschool ein Stück weit weg. Sie lag auf dem Weg zum CSF, das wusste ich noch, weil wir immer dort vorbeigefahren waren. Ein trostloses Gebäude, ein Betonklotz, bei dessen Anblick mir schon alle Lust auf Lernen vergehen würde. Als es für mich an den Schulwechsel ging, war dieses Exemplar nicht einmal in der engeren Auswahl.
Zu weit weg, zu hässlich, und meine Mom kannte über zehn Ecken irgendjemanden, dessen Kind dorthin gegangen war und furchtbar schikaniert wurde.
Außerdem wollte ich sowieso nur mit Stormi zusammenbleiben, alles andere war mir egal.
Aber, trotzdem, jetzt hieß es natürlich nichts wie hin.
Das Blöde war, ich hatte keine Ahnung, wie ich mit dem Bus dorthin gelangen sollte. In dieser Ecke kannte ich mich mit den Busverbindungen überhaupt nicht aus. Googeln wollte ich nicht, ich hatte sowieso nur noch furchtbar wenig Akku und es konnte gut sein, dass ich das noch für ein Telefonat brauchen würde. Aber was gab es für eine Alternative? Eine schnelle, wenn möglich? Jetzt war guter Rat teuer...Hey Leutz
Ein Fall für die trovatos, 5 Freunde und D.I.E Detektive im Einsatz zusammen 😂😂 wie soll Lucy das schaffen? Habt ihr ne Idee, lassts mich wissen! 🤩✌🏼
Dann 1 schönen Abend noch, Friendzzz 🧡✌🏼
Eure Mila 💓🦄
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Smells like Teen Spirit
Teen FictionHey Leute, hier ne neue Geschi von mir! Eine Fortsetzung von Wahrheit ist auf'm Platz. Seid gespannt! Weiter Infos kommen Mila 🦄