Smells like Teen Spirit

Wahrheit ist auf der Matte

Ich sprintete sofort zur Tür, um einer breit grinsenden Natalie Eisenhuth zu öffnen.
„Na, bereit?", lächelte sie mir entgegen. Ich nickte zögerlich und sprintete nochmal kurz zurück, um mir eine Flasche Wasser mitzunehmen. Doch dazu musste ich in die Küche, wenn ich die Zaziki-Brühe nicht wollte.
Um mir meine Eltern und ihre Fragerei zu erfragen, beschloss ich, auf Wasser zu verzichten und holte noch flugs meine Sportschuhe aus meinem Zimmer.
Hoffentlich würden die zwei in der Küche bleiben.
Nachdem ich endlich wieder an der Tür war, rief ich „Bin weg!" und knallte die Tür rasch hinter mir zu.
Im Nachhinein hätte ich mir Natalie eben etwas genauer ansehen können.
Dann wäre mir nämlich aufgefallen, dass sie nämlich nicht nur noch viel schlechtere Haut hatte als ich, was vor einem Jahr noch völlig anders gewesen war, nein, unter ihrem Arm klemmte auch noch ein Motorradhelm.
Spätestens da hätte ich stutzig werden sollen.
„Machts dir was aus, dass ich mit dem Mofa hier bin? Hast du auch schon eins, oder machst du deinen Führerschein?"
Der Stolz aus ihren Worten war nicht zu überhören.
Nein, natürlich nicht. Zayn bekommt schon Schweißausbrüche, wenn ich nur Fahrrad fahre. Und als ob ich in meiner Freizeit freiwillig Verkehrsschilder auswendig lerne, ich kriege schon Vokabeln nicht auf die Kette.
Das hätte ich ihr am liebsten an den Kopf geknallt. Stattdessen stammelte ich nur debil vor mich hin:" Nein, äh, noch nicht so, vielleicht demnächst..."
Aber Natalie hörte mir schon gar nicht mehr zu. Sie klappte den Sitz hoch und kramte einen zweiten Helm, einen für mich dazu.
Wusste sie, wie weit es bis zum CSF war? Und den Weg sollten wir zusammen auf ihrem kleinen Rasenmäher tuckern?
Das Date stand unter keinem guten Stetn, so viel stand fest. Ich hatte mich schon auf Tessa und ihren gemütlichen kleinen Wagen in Feuerrot gefreut. Ach nee, der gehörte ja Frau Eisenhuth.
Ich stülpte mir das Ding über den Kopf und fühlte mich ziemlich dämlich.
„Freut mich, wieder was mit dir zu machen!" Natalie war ganz aufgekratzt. „Und tut mir leid, dass du dachtest, John und ich... na ja. Hoffentlich kann ich das heute wieder gut machen. Haha, der Helm steht dir echt!"
Und dann ging es ans Aufsteigen. Ich musste mich hinter sie setzen und die Hände um ihre Taille schlingen.
Ich hatte das Gefühl, dass ihr dieser Körperkontalt gar nicht so unrecht war. Ich hatte dafür tierische Panik, als wir losknatterten.
Das lag nicht am Tempo, denn mehr als 25 km/h hatte die Mühle nicht drauf. Eher daran, dass es mein erstes Mal war und ich mich nicht so geschützt fühlte wie im Auto.
Natalies Fahrkünste waren aber ganz passabel und bis auf die Tatsache, dass es über eine halbe Stunde dauerte und sich dreimal so lange anfühlte, gab es auch sonst nichts auszusetzen.
Ich fühlte mich gelinkt. Das hätte mir auch mal jemand sagen können!
Doch nach der Fahrt lächelte Natalie mich so stolz und erwartungsvoll an, dass meine Beschwerden mir nicht über die Lippen kamen.
„Und, wie wars? Hab den Führerschein noch nicht lange und ist das erste Mal, dass ich jemanden mitgenommen hab!"
Das hätte ich auch vorher gerne gewusst! Stattdessen ließ ich mich von ihr in ein Fachgespräch über Mofas und Fahrschulen verwickeln.
Dass das hier noch Tessas Altes war, wie viel es bei gekostet hätte, bla, bla, bla.
Da ich Mainstreamklamotten trug ging sie scheinbar davon aus, ich würde mich für sowas interessieren.
Ach Quatsch, es hatte nichts mit den Klamotten zu tun. Es lag daran, dass ich so tat als würde es mich interessieren.
Als wir auf den Platz hinunterschlenderten, schlug mir das Herz bis zum Halse. Es herrschte Betrieb, eine Mannschaft spielte gerade.
Erinnerungen holten mich ein. Sollte ich je vergessen haben, wie es sich anfühlte, hier im Verein Mitglied gewesen zu sein, jetzt war alles wieder da, als wäre ich nie weg gewesen.
Machte es mich ein bisschen wehmütig? Quatsch. Ich war doch froh, Fußball vom Hals zu haben. Oder?
Natalie führte mich auf eine kleine Nebenwiese. Die gab es früher noch nicht, früher war hier nur Asche gewesen.
Bei näherem Betrachten war es keine Asche, es war eine dünne, grüne Filzmatte.
„Ist neu. Unsere Barefoot-Soccer-Arena!", sagte Natalie, nicht ohne Stolz.
Zwei kleine Tore standen auch da.
Barfuß spielen, auf dem bisschen Filz! Und dafür wollte ich trainieren? Warum hatte mir das niemand gesagt, warum nicht gleich so? Jeglicher Leistungsdruck fiel von mir ab.
Natalie zog einen kleinen Ball aus meinem Rucksack, um sich mit mir „Einzupassen".
John und Stormi waren noch nicht da, auch wenn ich mir halb den Hals verrenkte um zu gucken, wo sie blieben.
Es war etwas ungewohnt und während sie sich sofort die Socken abstreifte, behielt ich meine an.
Ich wollte mir keinen Fußpilz auf der Matte holen.
„Na, seid ihr zwei schön am Kicken? Hier auf dem Barfußfeld?"
Ein rotgesichtiger, schnaufender Mann hatte sich von hinten an uns herangepirscht. Er trug ein Käppi mit der Aufschrift „Schlosserei Brückner" und hatte mindestens ein Triplekinn.
„Hi, Jamie. Ja, macht echt Spaß!", antwortete Natalie freundlich wie immer.
„Na, dann immer weiter so. Hehe!" Und schon machte er sich wieder vom Acker.
„Wer war das bitte?" Ich sah sie leicht verstört an.
„Das ist Jamie, unser neuer Co-Trainer. Weiß nicht, ob Stormi dir das schon erzählt hat, aber Dennis hat aufgehört, weil er Vater wird."
Oh, ja, das hatte sie. Und so gruselig hatte ich mir den Co-Trainer nicht vorgestellt.
Dennis war sogar zwischenzeitlich mit Kendall zusammengewesen, bis Stormi dazwischengefunkt war und sie eingesehen hatten, dass es eine Schnapsidee war.
Wir spielten noch ein bisschen weiter und Jamie kam mindestens noch dreimal vorbei, um uns auf die Füße zu schauen.
Und da, endlich, da war es soweit.
Erst erkannte ich nur eine schlanke, große, athletische Silhouette, dann kam er näher, ich sah die enge, attraktive Trainingskleidung und dann hatte ich fast das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen.
John. John Bartley. Und er steuerte genau auf uns zu.
Ich konnte mein Glück kaum fassen. Am liebsten hätte ich Natalie umarmt, dass sie das möglich gemacht hatte. Aber das hatte ich auf der ganzen Hinfahrt schon getan.

Hey Leutz ✌️
Was geht? Sagt mal eure Meinung zum Date haha 😂❤️ und haut Ideen in die Kommis 🤩😘
Hel,
Eure Mila 🦄💓