Helfer in der Not

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Doktor Parisi. Oh Mann. Gerade, als ich gedacht hatte, diese Geschichte könnte nicht abgedreht und absurder werden. Mal wieder eines besseren belehrt.
„Und... was hat der dann gemacht?"
„Ja, was sollte ich machen?"
Meine Mom hob wieder die Arme hoch, sie wollte sich rechtfertigen. Dabei hatte ich ihr mal wieder keinen Vorwurf gemacht! Sie hatte höchstens vor sich selbst ein schlechtes Gewissen.
„Im Krankenhaus wird man ausgefragt. Und er hätte sie auch so wieder zusammengeflickt, 'tschuldigung, makabre Wortwahl, ihr geholfen. Es ist immer noch meine Mom! Und ihm kann man wirklich vertrauen, ihm hätte ich alles erzählt! Hab ich auch. Keine falsche Scham. Er ist wirklich toll."
Ihr Lächeln wurde ganz schwärmerisch. Und das gefiel mir gar nicht. Natürlich - meine Mom war noch nicht mal vierzig, jetzt von ihr zu erwarten, dass sie, nach Zayn, nie wieder ein Auge auf einen Mann werden würde, das war unfair. Aber... ausgerechnet der Parisi? Mit seinen billigen Witzen und seiner merkwürdigen Art? Und seiner riesigen Hipsterbrille, die überhaupt nicht zu seinem Alter passte? Peinlich war das, wenn man krampfhaft jung wirken wollte.
Entweder, man hatte sich den inneren Jugendlichen bewahrt oder nicht, aber, man sollte bitte nicht so tuen, als ob.
Trotzdem, jeder hatte seinen eigenen Geschmack. Oder seine eigene Geschmacksverirrung.
„Und... der Parisi hat das einfach so gemacht? Ist vorbeigekommen, hat keine Fragen gestellt?"
Sie seufzte. „Du musst wissen, „der Parisi" ist er schon lange nicht mehr für mich. Wir schreiben schon eine ganze Weile, über Facebook."
Obwohl das fast schon zu erwarten war, blieb mir die Spucke weg.

„Guck nicht so!", sagte sie, irgendwo zwischen beschämt und beleidigt. „Ja, ich weiß, das kommt jetzt komisch, aber, ich fand den schon immer ganz nett und mit irgendjemandem musste ich ja über die Zayn-Sache reden..."
„Dann nimm doch deine alten Studienfreundinnen!", gab ich zurück. Mit so billigen Ausreden ließ ich mich bestimmt nicht abspeisen.
Sie wand sich. „Die würden das nicht verstehen!"
„Aber der Parisi schon, oder wie?"
Sie sah es einfach nicht ein: ich war ihr sprachlich-rhetorisch überlegen und sie stammelte sich einfach nur einen ab, weil sie nicht zugeben wollte, was Sache war.
„Ja, aber... ein Mann, verstehst du? Jetzt, wo Zayn seine Freundin hat, ich hab mich eben einsam gefühlt! Ja, ich geb's zu! Und, den fand ich schon immer ganz nett, und er mich auch, hatte ich im Gefühl, deshalb habe ich ihn einfach mal angeschrieben!"
Wie bitte? Meine Mom hatte Torschlusspanik, oder wie? Jeder hat einen Partner, Zayn ist vergeben, da muss ich auch den Nächstbesten nehmen, der mir einfällt?
Nein, ich war gemein. Irgendwo konnte ich sie auch verstehen. Aber, dass es ausgerechnet der Parisi war, das verstand ich ganz und gar nicht.  Naja. Wir waren mal wieder abgeschweift.
„Okay, der Parisi, also. Und weiter?"
„Ja, ich hab Jared angerufen, das war echt ein Geistesblitz. Er wusste sowieso schon alles über meine Familiensituation, ihn hätte nichts mehr gewundert. Als Außenstehender hatte er ja auch eine andere... Perspektive auf das Ganze. Er hat gemerkt, das was nicht stimmte, da tappte ich noch völlig im Dunkeln."

„Das heißt konkret?", fragte ich dazwischen.
Sie seufzte. „Ja, wenn er gefragt hat, ob wir uns auf einen Kaffee treffen können, habe ich immer wieder abgesagt. Wegen Mom. Dass sie das nicht möchte, dass es ihr nicht gut geht... ich fand da nichts dran. Ich fand das normal, für seine Eltern ist man da, im Alter, das finde ich selbstverständlich. Aber irgendwann hat er mich mal gefragt, ob ich eigentlich nie raus darf und wie das sein kann, als erwachsene Frau. Ganz vorsichtig natürlich, damit ich nicht einschnappe. Er kennt Mom ja auch persönlich. Und er hat mir durch die Blume mitgeteilt, dass er sie etwas zu kontrollierend und dominant findet. Aber, das habe ich abgewunken. Sie in Schutz genommen. Sie ist halt tough, in Holland auf einem Bauernhof aufgewachsen, da musste jeder mit anpacken, nicht so wie ich, im Luxus. Aber als ich ihn dann angerufen hatte, da ist es mir leicht gefallen, ihm alles zu erzählen. Ich wollte ja nur Hilfe holen und er wusste eh schon so viel. Ja, er kam halt, mit seinem kleinen Köfferchen und hat mir versprochen, sowas von dicht zu halten. Er ist wirklich ein Schatz!"
Sie seufzte verzückt.
„Ja, er hat sie mitgenommen, zusammen haben wir ihn in seinen Wagen gehievt. Er meinte, er kümmert sich persönlich darum, dass sie wieder auf den Damm kommt. Und dass sie danach moderat irgendwo untergebracht wird und nicht länger bei uns wohnt, das war ja nur eine Frage der Zeit, bis es da geknallt hat, meinte Jared."

Ja. Mit einem Mal war er mir direkt viel sympathischer. Er hatte erkannt, was Sache war! Dass dieser „Mehrgenerationenhaushalt" zum Scheitern verurteilt war! Dass Yolanda ein Kontrollfreak war, der seine erwachsenen Kinder knechtete.
„Und... was passiert jetzt mit Oma? Und glaubst du, dass sie bei ihm in guten Händen ist? So gut kennst du ihn immerhin auch nicht!"
„Oh, doch, das glaube ich!", sagte meine Mom mit einer Art grimmiger Entschlossenheit. „Er kennt sie selbst. Er kann echt gut mit Menschen, und von seinem Fach versteht er auch was. Er hat eine Menge Einfühlungsvermögen und tolle Heilmethoden, von seinem Fach versteht er was. Er meinte...", sie beugte sich ganz nah zu mir, um mir etwas ins Ohr zu flüstern, obwohl doch hoffentlich niemand da war, der uns hören konnte, „dass ihr was fehlt. Was Ernstes. Also, nicht körperlich, sondern", sie tippte sich an die Stirn, „hier oben. Dass sie uns deshalb die ganze Zeit so wie kleine Kinder behandelt und alles an sich gerissen hat."
Ich schluckte. Natürlich, dass Oma Yolanda verrückt und irre war, das hatte ich mir schon oft grimmig gedacht, aber, das jetzt offiziell von einem mehr oder weniger seriösen Arzt zu hören...
„Und, wo ist Bella?", lenkte ich vom unangenehmen Thema auf ein noch Unangenehmeres, wie ich erst zu spät merkte.
„Mit Anwar, draußen. Gartenarbeit. Bella meinte, sie hätte Lust darauf. Die zwei wollten sich ablenken."
Sie lächelte mich an. „Deshalb wollte ich, dass du noch ein wenig bei Kylie bleibst. Wir mussten noch ein paar Telefonate mit Jared führen, erstmal klarkommen, uns beruhigen, die Fassung wiedererlangen. Aber, ab jetzt wird alles besser. Das versprech ich dir."
Sie drückte meine Hand.

Hey Leute
Erklärbärkapi aus 😅 und was sagt ihr zur Erklärung? Wie schon gesagt, wenn sie net ganz schlüssig ist, schreibt mir Sachen, die ihr komisch fandet, in die Kommis 😅 bin trotzdem froh, dass ich es irgendwie geschafft hab 😂😅🙈 #eigenlob 😂
Trotzdem, haut Tipps wies weitergehen soll in die Kommis 😊👇🏼
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt