Warum hatte eigentlich jeder einen privaten Taxidienst außer mir? Wenn ich abgeholt werden sollte, dauerte das immer gefühlt ewig, Kendall dagegen war im Nullkommanichts da.
Oder es fühlte sich nur so schnell an, weil ich mit Stormi das Date Revue passieren ließ und das war wirklich hochinteressanter Gesprächsstoff.
Leider konnte ich ihr kein Statement zu Natalies Verhalten entlocken. Sie wusste wohl dass es, auch wenn wir beide, „Nata" und ich keine femininen Typen waren, zu einem Zickenkrieg apokalyptischen Ausmaßes werden würde und wechselte deshalb immer schnell das Thema, wenn ich mich durch die Blume über sie aufregte.
Tja, Stormi war eben doch ein sanftes Lamm, dass nur Ruhe haben wollte. Und ich intriganter, als ich gedacht hätte.
War es nicht falsch und link, vor Natalie so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre und mich hinter ihrem Rücken über sie aufzuregen? Nein, falsch wäre ich erst gewesen, wenn ich zur Mofafahrt eingewilligt hätte und es anschließend noch eigenhändig mit meiner Zunge geputzt hätte, während sie mir die am wenigsten heruntergekommenen Fahrschulen in der Gegend empfahl.
Oh Mann, hatte ich eine kranke Fantasie.
Wie immer war Kenny die Rettung in der Not. Oh Mann, als ich ihren kleinen Wagen vorfahren sah wurde mir bewusst, wie sehr ich sie vermisst hatte.
Wir beide stürmten zum Wagen.
„Na, Kenny, du alte Schleuder!", war Stormis erste Begrüßung. Sie strahlte ihre Tante so begeistert an, dass ich fast gerührt war. Oh Mann, warum war ich denn so sentimental?
Kendall sah aus wie immer. Okay, sie hatte ein paar mehr Fältchen um die Augen als beim letzten Mal, aber altern war menschlich. Auf jeden Fall war sie mir sofort wieder vertraut und das hatte ich nicht bei vielen Menschen.
„Lucy? Du hier?" Sie klang mehr als überrascht. „Wie lang ist das her? Oh, ich freu mich so, dass ihr wieder was zusammen macht! Stormi, das hättest du mir auch mal sagen können, dass die Freundin, die ich mitnehmen soll, Lucy ist! Oh Mann, bist du groß geworden! Ja, abgedroschen, ich weiß. Hüpft rein!"
Kendall redete ohne Punkt und Komma. Sie schien sich wirklich zu freuen. Wir quetschten uns auf die enge Rückbank. Im Auto war es immer noch genauso unaufgeräumt wie früher, Pizzakartons und Hundehaare, obwohl sie gar keinen Hund hatte.
„Immer wenn ich bei euch war, warst du beschäftigt."
Kenny drehte das Radio leiser. Volles Rohr schepperte irgendeine illegal gesaugte Musik. Kennys Auto war nämlich so alt, dass man sein Handy nicht anschließen konnte. Da blieb nur noch der Weg, um dem Radio zu entgehen.
„Joa", nuschelte ich. „Aber ich hab auch nicht mehr so viel Zeit wie früher. Die Phasocle macht mich fertig!", ächzte sie. „Meine Chefin. Kennt ihr wahrscheinlich nicht. Auch, wenn ich den Namen im Moment dreimal am Tag sage, um mich aufzuregen."
Sie seufzte. „Naja, besser als Modeln. Das kann ich sowieso nicht mehr, wegen meinen Narben."
Beim Wort „Narben" und Dinge wegen Ihnen nicht mehr tuen können, erschauderte ich. Das kannte ich nur zu gut.
„Kenny hat sich mal bei nem äußerst unseriösen Tattowierer ein Tattoo stechen lassen und das hat sich komplett entzündet und konnte nur schwer entfernt werden!", platzte Stormi heraus.
„Ja, ist 'ne lange Geschichte. Und 'ne verstörende obendrein. Die Details erzähle ich euch irgendwann mal, wenn ihr älter seid."
Was gab es denn da für verstörende Details? Stormi guckte seit Jahren Horrorfilme, manchmal so blutrünstige, dass Kylie sich nicht mehr ins Wohnzimmer traute sondern ihr aus sicherer Entfernung zurief, dass sie das ausmachen sollte.
„Was habt ihr denn auf dem Spielplatz gemacht, am Arsch der Welt? Spielplätze gibt's doch auch in unserem Viertel. Vielleicht nicht der an der Schnittlauchstraße, aber..."
„Ja, wir haben uns mit 'n paar Freunden getroffen", sagte Stormi. Das beschrieb es nur sehr ungenau. Um nicht zu sagen, gar nicht.
„Natalie. Natalie Eisenhuth war dabei, und noch..."
Wollte Stormi es ausplaudern? Aber Kendall fiel ihr ins Wort.
„Die mal hier ins Auto gekotzt hat? Als ich euch nach dem Turniersieg abgeholt habe?"
Sofort stahl sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht. Mann, Kenny war die Beste! Es kam zwar nicht an meine Blamage ran, war aber dennoch ziemlich peinlich.
Haha! Oh Mann, war ich schadenfroh.
„War die so besoffen?", hakte ich scheinheilig nach. „Aber frag nicht nach Sonnenschein! Die hatte dermaßen die Lampe an! Und dann noch auf dem Turnier 'nen schönen Backfisch gegessen. Lecker!"
Ich prustete los. „Ist doch normal, dass man nach der gewonnenen Stadtmeisterschaft noch 'n bisschen feiert!", unternahm Stormi einen lahmen Verteidigungsversuch.
Aber nein, egal. Natalie hatte sich blamiert und Kendall hatte einen schlechten Eindruck von ihr. Und ein ganz kleines Bisschen roch es im Auto tatsächlich nach Fisch.
Trotzdem schnitt Kendall noch ein paar ernste Themen an.
„Ich mach mir immer noch echte Gedanken um Penelope. Die verraten mir nicht wirklich was, aber, als Kourtney letztens bei mir war hab ich mich richtig erschrocken. Die war ein psychisches Wrack! Gibt sich die Schuld. Hat Penelope jetzt, nach dem abgebrochenen Entzug bei Scott untergebracht. Kourtney wäre nicht begeistert, dass ich das rumplaudere aber dieser falsche Stolz ist genau das, was auch keinem weiterhilft. Geht ja schon 'ne ganze Weile so, weiß nicht, ob du sie in letzter Zeit mal gesehen hast, Lucy."
„Ja, die sieht aus wie'n Skelett!", sagte Stormi. Ich schluckte. Mitgefühl war nicht dabei.
„Ja, die isst auch nichts mehr", berichtete Kendall. „Echt schlimm. Ich hab keine Ahnung, was ich da machen kann und wie ich helfen kann, ich bin ja immerhin die Tante! Zu Scott hatte ich immer 'nen guten Draht, aber... so richtig mit der Sprache rausrücken will da keiner."
Wenn sie wüsste, wer Schuld an der Misere hatte! Dabei wollte ich darüber doch nicht mehr nachdenken! Die arme Kendall, die sich Sorgen um ihre Nichte machte. Und die arme Kourtney, die konnte man auch bald einweisen! Was hatte Anwar bloß angerichtet.
Und deshalb konnte ich nicht mehr. Das Thema hatte sich schon lange geändert, die beiden palaverten über die Vorzüge und Nachteile der Eissorte Blauer Engel, doch mich ließ die Geschichte nicht los.
Deshalb flehte ich:" Kendall, du musst mit ihm reden! Anwar vertickt Drogen an Penelope, er ist Schuld an der Misere! Und ich kann nicht mit ihm darüber reden! Ich wünschte, es wäre mir egal aber ich kann es nicht mehr länger für mich behalten!"
Ich hatte sie mitten im Satz unterbrochen. Beide starrten mich an.Hey Leutz
Oh oh, was sagt ihr zu Lucys Ausbruch? 🙈 hautz mal in die Kommis. Und was soll ich aus dieser Drogengeschichte noch machen hab kein Plan haha 😂 Haut Tipps in die Kommis 😘🤗
Eure Mila 🦄💓
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Smells like Teen Spirit
Teen FictionHey Leute, hier ne neue Geschi von mir! Eine Fortsetzung von Wahrheit ist auf'm Platz. Seid gespannt! Weiter Infos kommen Mila 🦄