Flirt der Superlative

13 0 0
                                    

Ich musste mich mit diesen Superlativen mal zurückhalten. „Der hübscheste Junge aller Zeiten", das konnte ich doch wirklich nicht beurteilen. In meiner selbstauferlegten Isolation hatte ich bisher überwiegend die Jungs aus meiner Klasse gesehen und die waren wirklich nicht der Wahnsinn. Außerdem hatte diesen Titel bis vor Kurzem noch John Bartley, mein griechischer Gott gepachtet. Doch leider war der so interessant wie frisch getrocknete Wandfarbe, wie ich beim Date feststellen musste.
Doch dieser Junge war anders. Das sah ich sofort. Okay, weil er im Zooladen arbeitete, interessierte er sich wahrscheinlich für Tiere, da hatten wir schon mal keine Gemeinsamkeiten. Aber das reichte wirklich noch nicht aus, um ihn abzuschreiben.
Er war so hübsch, sein Gesicht war so filligran, er hatte definitiv einen femininen Touch, aber nur so, dass er hübsch war, mit langen Wimpern und vollen Lippen, nicht so, dass er tuckig aussah. Wenn ich das mal so unverfroren sagen durfte.
Auf jeden Fall war er trotzdem noch maskulin genug, und... er sah wirklich so aus, als verstünde er was von seinem Fach, wie er da das Regal einräumte. Fischfutter oder sowas, auf jeden Fall was in zylinderförmigen Dosen.
„Lucy?" Stormi grinste mich an. Vielsagend. Sie wusste genau, woran ich gerade dachte und ich hoffte, das lag daran, dass sie mich so gut kannte und nicht daran, dass ich so dümmlich und dämlich dahin glotzte.
„Äh, was?" Meine Überspielungsversuche waren armselig.
„Und jetzt verrat' ich dir das Schärfste!", flüsterte sie mir verschwörerisch zu. „Der Typ kommt zu Dustins Geburtstag. Hammer, oder?"

Ich war völlig perplex. Der Streit war sofort auf Eis gelegt, nicht, weil ich so gütig, gnädig und vernünftig war, sondern, weil ich es einfach schlagartig vergessen hatte. „Wie... wie bitte? Woher weißt du das?"
Ich zog sie mit mir am Arm in einen etwas abgelegeneren Winkel, aus Angst, er könnte uns hören.
Stormi ließ es über sich ergehen.
„Ja, ich hab' mit Dustin natürlich über die Gästeliste geredet. Dann hab' ich mir ein paar Gesichter mal auf Instagram etwas genauer angeguckt und da auch den hier gefunden. Das Einzige, was mich an ihm stört, ist sein Name. Aiden. Dustin kennt den aus der Musikschule oder so."
Ach ja, Dustin spielte ja Klarinette. Aber Aiden hatte sich bestimmt für ein cooleres Instrument entschieden. Trotzdem, sein Name holte mich wieder zurück auf den Teppich. Wie bescheuert war es, einem Wildfremden hinterher zu geiern? Ich wusste exakt nichts über ihn! Er war was fürs Auge, so viel wusste ich. Aber darin direkt so viel hineinzuinterpretieren und von ihm zu schwärmen, das war maßlos übertrieben.
„Ja, und dann hab' ich von seinem Job in der Mall was mitgekriegt. Vorher hat er beim Frozen-Yogurt-Stand gearbeitet. Ja, der ist süß, hm? Auf der Party wird sich gegönnt, so viel sag ich dir!"
Stormi lachte kehlig. Am liebsten hätte ich ihr die Hand auf den Mund gelegt, ich hatte immer noch Angst, dass er uns irgendwie hörte.
„Ja, Lucy, auf der Party können wir uns ja ein bisschen an ihn ranschmeißen. Aber, ich wusste gar nicht, dass so jemand dein Typ ist!"

Wie, zusammen ranschmeißen? Ich witterte wieder Stress. Und, was meinte sie mit ‚nicht mein Typ'?
„Ich dachte, du stehst eher auf so langhaarige, so Waldschrate! Wie der auf deinem Profilbild!"
Hallo? Kurt Cobain war definitiv kein Waldschrat!
Aber, von mir aus könnte Stormi Aiden geschenkt haben. Ich würde mich da bestimmt auf keinen Wettkampf oder so einlassen.
„Ist ja cool, dass der auch kommt. Aber, ich habe kein Auge auf ihn geworfen, falls du das meinst. Deshalb lasse ich dir auch den Vortritt. Du kannst ihn ansprechen und nach diesem Geckozeug fragen", sagte ich so lapidar wie möglich.
„Nee, ich bin jetzt nicht unsterblich in den verliebt oder sowas. Aber... ja, wenn so ein gut aussehender Typ kommt, dann ist die ganze Party doch gleich viel interessanter!"
Billige Ausrede. Aber, ja, Stormi folgte meinem Vorschlag und quatschte Aiden an. Zu unserer Verteidigung, in diesem Laden konnte man sich einfach nicht zurechtfinden.
Ein einziges Schild, „Kleintierbedarf", hing über einem Regal. Was sollte das einem helfen? Ich konnte es mir nicht vorstellen.
Trotzdem ging ich mit Stormi mit und wartete darauf, dass sie den Adonis antippte. Da war ich mal gespannt. Die Flirtmeisterin hatte ich bis jetzt selten live in Aktion gesehen.
„Äh... entschuldige?"
„Was kann ich für dich tun?", fragte er und lächelte. Es war kein „Keep smiling at your costumer"- Lächeln, sondern ein ehrliches. Zumindest, soweit ich das beurteilen konnte.
„Wir suchen nach was für Geckos. So was fürs Terrarium, Spielzeuge oder sowas."

Okay, eins musste man Stormi lassen. Dafür, dass sie nur Schrott redete und keine Ahnung von dem hatte, was sie da sagte (Spielzeug für Geckos?!) klang sie ziemlich selbstbewusst und so, als ob sie das alles wirklich ernst meinte.
Aiden lächelte jetzt amüsiert. „Was denn für Spielzeug für Geckos?"
Stormi geriet nicht in die Bredouille, sie grinste nur. „Okay, ich hab' von Geckos keine Ahnung. Aber ein Kumpel von mir hat bald Geburtstag, und dem wollte ich für seine Viecher was holen."
„Dustin?", fragte Aiden. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Stormi nickte.
„Ja, da muss ich dich leider enttäuschen. Ich darf das eigentlich nicht sagen, aber, seine Eltern haben dem schon ein fettes neues Terrarium plus Neuzugang gekauft. Also, 'nen neuen Gecko. Tja, hab' meine Schweigepflicht gebrochen."
„Woher wusstest du das mit Dustin?", fragte ich dämlich rein.
„Ich hab's mir so gedacht. Ich kenn' den nämlich auch und so viele Leute, die Geckos haben und bald Geburtstag feiern, gibt's glaub' ich nicht." Er grinste. „Und das mit der Schweigepflicht war auch Quatsch."
Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht. Er hatte auf mich wegen seines guten Aussehens eher unnahbar gewirkt, aber, dass er uns jetzt so vollaberte, überraschte mich dann doch ziemlich.
„Oh Mann", seufzte Stormi. „Jetzt wissen wie schon mal, was wir ihn nicht kaufen könnten und jetzt?"
„Hm", sagte Aiden. „Sorry. Aber, wartet, ich hab' da 'nen heißen Tipp für euch. Er wünscht sich so ein Videospiel, Revenge of the Zombies 3. Das hat er mal irgendwann erwähnt. Aber, wenn ich euch schon so viel gesagt habt, könnt ihr mir einen Gefallen tun? Ich würde mich dann dranhängen, weil ich auch noch nichts für ihn hab'. Ist das okay?"
Da fragte er noch! Stormi tat so, als würde sie nachdenken, dann nickte sie.
„Klar. Geht in Ordnung."

Hey Leutz
Aiden 😂 wusstet ihr dass der das ist? Und was sagt ihr zu Stormis flirtkünsten? 😂 und glaubt ihr das gibt noch nen bitchfight? Hautz in die Kommis 😂❤️ und auch was als nächstes mal vorkommen soll 🙈
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt