Allein allein

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Tja. Oh Mann. Was hatte Dustin nur gemacht? Alles an die große Glocke gehangen. Vor Stormi konnte man nichts verbergen. Unter der Hülle einer trüben Tasse verbarg sich ein, was solche Dinge anging, messerscharfer Verstand.
Das hätte er auch mal langsam mitkriegen können.
„Also", sagte Stormi. Sprachlich-rhetorisch hatte sie es nicht so drauf. Das hieß konkret: sie hatte keinen Plan, wie sie geschickt aus uns rausquetschen sollte, was sie hören wollte und konnte nur mit der Tür ins Haus fallen.
Und dann ging auch noch Kimberly mit! Von der wusste ich bis vor kurzem noch gar nicht, dass sie in unserer Klasse war.
Ich kannte sie nur als Stormis Notstopfen-Freundin, falls das andere Mädchen, mit dem sie seit unserem Aus immer rumhing, blau machte. Und das kam ziemlich häufig vor.
Mann, ich musste Stormi ja ziemlich viel bedeuten, wenn sie mich durch solche geistigen Tiefflieger ersetzt hatten.
Und das meinte ich wirklich ernst, denn die beiden hatten nichts außer Klamotten im Kopf und kauften sie am liebsten kiloweise bei New Yorker und vergleichbaren Ketten. Außerdem sagten sie in jedem Satz fünf mal „Halt". Oh Mann, das Gehirn war nunmal ein Muskel und wenn man ihn lange nicht trainierte, indem man den ganzen Schultag lang sich nur über Belangloses und Oberflächliches unterhielt, erschlaffte er und wurde kraftlos.
Ein Wunder, dass Stormi noch geradeaus laufen konnte.
„Das war ja echt nett von dir, wie du Lucy verteidigt hast", wandte sie sich an Dustin. Immer zuerst auf die Schwächeren, auf die, die leicht einknicken.
„Hm." Er wurde puterrot.
„Was soll das werden, ein Kreuzverhör?", schaltete ich mich ein. Und genau damit hatte ich mich verraten. Warum sonst sollte ich so grantig werden, wenn ich nichts zu verbergen hatte? Okay, weil ich Lucy war. Aber normalerweise guckte ich dann nur genervt und ging nicht ab wie Schmidts Katze.
Das schien auch Stormi aufzufallen. Kimberly fiel gar nichts auf.
Von wegen, ich war allen sprachlich-rhetorisch überlegen! So ein Blödsinn. Jeder drehte mir das Wort im Mund um, ob Adrian oder Stormi. Warum versuchte ich es dann überhaupt?
„Ja, wir haben uns gestern geküsst, bist du jetzt zufrieden? Ich kann's auch gerne nochmal sagen, wenn deine Sensationsgier immer noch nicht befriedigt ist!"
Stormi starrte mich an wie vom Donner gerührt. Dustin wurde so dunkelrot, dass es spätestens jetzt am Wahrheitsgehalt meiner Worte nichts mehr zu bezweifeln gab.
Bestimmt war er stocksauer auf mich, dass ich sowas Intimes einfach austratschte. Nein, fast schon herausbrüllte.
Kimberly hielt sich die Hand vor den Mund und lachte laut los. Dustin funkelte mich wütend an. Stormi war zur Salzsäule erstarrt.
Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Leute sich zu uns umgedreht hatten. Wie gesagt, es war nicht besonders laut auf dem Schulhof.
Nur gut, dass John Bartley seine Pausen immer in der schalldichten Mensa verbrachte und von meinem Ausbruch hoffentlich nichts gehört hatte.
Er war aber auch der Einzige, vor dem ich mich schämen würde. Alle anderen konnten mir gestohlen bleiben. Hauptsache, ich hatte Stormi die Freude an diesem niederträchtigen Verhör genommen, dass vor Sensationsgier nur so triefte.
„Du bist ja wohl bescheuert!", schniefte Dustin und ging eilig weg. Ich starrte ihn hinterher. Okay, jetzt tat es mir doch leid. Wohlüberlegt hatte ich nicht gehandelt.
Und konnte diese Kimberly mal aufhören, sich kaputtzulachen? Ich konnte an der Situation nämlich nichts lustig finden.
„Oh Mann", murmelte Stormi. Sie sprach mir aus der Seele.
„Im Ernst?" Sie starrte mich an, als würde sie wieder eine Standpauke über Voyeurismus erwarten. Ach nein, das Wort kannte sie ja gar nicht. Sie war den ganzen Tag mit anderem Kram beschäftigt.
Warum stand ich überhaupt noch da?
„Das Plakat könnt ihr alleine machen. Ich hab's eh zu Hause vergessen", sagte ich. „Ich hau ab. Ich geh nach Hause."
Kimberly japste ein letztes Mal.
„Hey, mach mal halblang!", sagte Stormi. Wo hatte sie den Spruch denn her? Das sagten doch nur Mütter zu Kleinkindern.
„Wir können jetzt die ganze Arbeit alleine machen?"
„Ja", sagte ich. „Bei mir zu Hause ist nämlich auch die Hölle los. Da kann ich mich um wichtigere Sachen kümmern als die Bahnhöfe in Paris."
Stormi hatte die Anwar-Sache wohl schon völlig vergessen.
„Das ist nicht dein Ernst!", sagte sie. „Lucy, bitte! Du kannst doch jetzt nicht abhauen! Du kannst die vierte schwänzen und in der Zeit das Plakat holen."
Spinnt die?
„Ich bin nicht eure Dienstmagd!", sagte ich. Meine Schulsachen waren noch im Klassenraum. Das war natürlich blöd.
Obwohl, wieso eigentlich? Ich brauchte das Zeug nicht, wenn ich mir die nächsten Tage erstmal eine Auszeit gönnte.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf schlenderte ich vom Schulhof. Ich fühlte mich beobachtet. Ich wusste nicht, wie viele Zuschauer mein Auftritt angelockt hatte.
Konnten die sich nicht um ihren eigenen Scheiß kümmern? Aber wenn ich eins von Keeping Up With The Kardashians gelernt hatte, dann dass Schreierei, Tränen und Ausraster die Leute anlockte wie die Melodie die Ratten, in diesem Rattenfänger-Märchen.
Oh Mann.
Ich hatte mich mal wieder total blamiert!
Meine Augen brannten. Ich verfiel in einen Dauerlauf. Je wieder in die Schule zurückzukehren erschien mir undenkbar. Oh nein, warum merkte ich es immer erst so spät, dass ich mir total die Blöße gegeben hatte?
Jetzt hatte ich auch noch Dustin vergrätzt. Aber er war es selber Schuld! Alle trugen an meinem Ausraster Mitschuld! Er, indem er mich so auffällig verteidigt hatte, Adrian, der mich mit seinen Sprücheb provoziert hatte ohne Ende und Stormi mit ihrer dämlichen Nachfragerei und Bohrerei.
Aber warum hatte ich mich dann nie im Griff? Warum passierte sowas anderen nicht? Warum konnte sich jeder besser beherrschen als ich mich?
Und was sollte ich jetzt zu Hause? Wie von selbst hatte ich diese Weg eingeschlagen, doch dort würde ich nur wieder in Erklärungsnot geraten.
Dass ich schon so früh aus der Schule zurück war ließe sich ja noch mit einer Notlüge erklären, aber, dass ich keine Schulsachen dabei hatte...
Nein, ich konnte nicht nach Hause. Dabei musste das nicht mal ein Gebäude sein. Zu Hause konnte auch eine Person sein, bei der man sich wohlfühlte und der man alles anvertrauen konnte.
Doch so jemanden hatte ich nicht. Ich war allein. Ich fühlte mich allein. Doch es war nicht dasselbe „allein", wie wenn ich einfach entspannt auf meinem Bett lag, Musik hörte und mit niemandem reden wollte und musste. Diese Art von Alleinsein gefiel nicht mal mir.
Ich musste erkennen: Alleinsein ist scheiße.

Hey Leutz
Uiuiui die Abwärtspirale geht Tiefer 😱😱😱 wisst ihr wem lucy sich anvertrauen könnte 🤔 und tut sie euch leid oder sagt ihr selber schuld 🤔😂 hautz in die kommis
Bin kurz angebunden weil hunger 😂🍔
Eins schönen Tag noch✌🏼✌🏼
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt