Auf Befehl

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Es brannte. Wie Feuer. Ich hatte das Gefühl, pures Desinfektionsmittel zu trinken. Nach dem ersten Schluck musste ich absetzten und einmal nach Luft schnappen. So hörte es sich nämlich an, wie Schnappatmung, als ich geräuschvoll Luft einsog.
Jetzt verstand ich, warum Ann-Mareen sich die Zunge abgeschabt hatte.
Ich vernahm schadenfrohes Lachen, oder, ich bildete es mir nur ein. Warum spielte ich bei diesem Scheißspiel überhaupt mit? Warum machte ich mich zum Depp, nur, damit die anderen was zu lachen hatte? Wenn ich jetzt einfach absetzen und aufhören würde, was würde die Partymeute dann machen?
Mich auspeitschen? Mich schneiden? Ich wollte sowieso mit keinem von denen mehr reden!
Ich nahm den zweiten Schluck, diesmal etwas kleiner. Der dritte Schluck war nur noch ein winziger Vogelschluck, ich schmeckte sowieso nichts mehr, aber, das fiel den anderen gar nicht auf.
Die wollten ja nur, dass ich mich zum Affen machte und mein Herumgejapse reichte ihnen wohl. Lustiger wurde es nicht mehr.
Ich setzte die Flasche endlich ab, kniff die Augen zusammen und wartete einfach nur darauf, dass jemand mir ein Glas Wasser brachte. Doch ich konnte noch so sehr herumjapsen, hier hatte keiner Mitleid. Alles musste man selber machen.
Und das Dämlichste an der Sache war: wenn ich mich verweigert hätte, hätte ich trotzdem trinken müssen. Zwar etwas weniger, aber, trotzdem. Wo war denn da die Auswahlmöglichkeit? Warum hatte Regelwächter Aiden nicht eingegriffen?
Ich taumelte in die Küche, wo Dustins Eltern in der hintersten Ecke auf keinen Campingstühlchen saßen.
Die Rufe der Partymeute ignorierte ich, ich musste erstmal was trinken.

Bah, war das ein ekeliges Zeug, dieser Marillenbrand. „Wo ist das Wasser?", japste ich.
„Hier, warte!" Dustins Vater erhob sich. Ja, war ja kein Wunder, dass ich es nicht fand, wenn die sich mit ihren Stühlen genau vor den Kühlschrank gehockt hatten? Hatten sie Verdacht geschöpft und wollten ab jetzt genau gucken, wer sich wie viele Getränke nahm?
Ich nahm es, soff es wie ein verdurstender Wassebüffel, doch die Kohlensäure machte alles nur noch viel schlimmer.
Trotzdem wollte ich nicht mehr zu lange da verweilen, damit er sich wieder um seine Krieger kümmern wollte.
Sie spielten bestimmt Clash of Clans, vor dem Spiel wurde Ans auch immer geparkt, wenn gar nichts mehr ging und sie einen nur noch nervte. Es klappte zwar meistens nicht, aber die Aussicht auf Ruhe war einen Versuch immer Wert.
Ich setzte mich wieder zurück in den Kreis.
„Du musst doch jetzt eine Aufgabe stellen!", erinnerte Tori mich noch mal gnädigerweise.
„Da kann man doch nicht einfach abhauen! Oder, hast du gekotzt?" Sie lachte.
Mein Blick beantwortete die Frage für mich. Am liebsten hätte ich sie in der nächsten Aufgabe pure Essigessenz trinken lassen, dann konnte sie mal gucken, wie viel Spaß das machte.
Doch leider konnte ich die Flasche nicht so gezielt und präzise drehen wie Ann-Mareen, die, wenn mich nicht alles täuschte, ziemlich zufrieden dreinsah.
Und da kam mir eine super Idee. Die Idee war so brillant, dass ich grinsen musste, das war an diesem Abend noch nicht oft vorgekommen.

„Okay! Auf wen die Flasche zeigt, der... der muss rummachen, mit..." Ich überlegte. Jetzt wollte ich auch mal meinen Spaß haben und schadenfroh sein. Und gab es war Peinlicheres, als vor der versammelten Meute kleiner Kinder herumzulöffeln? Denn ich würde aufpassen, dass die Aufgabe auch zu meiner Zufriedenheit ausgeführt wurde und sich nicht irgendwie drumherumgemogelt wurde. Ja, so würde ich es machen!
„Wir können die Flasche ja nochmal drehen!", schlug Aiden vor.
Oh Mann, konnte der nicht mal die Schnauze halten? Blöderweise war das aber echt eine gute Idee.
„Ja, okay!", gab ich klein bei.
Ich drehte die Flasche.
Ich hatte keine Ahnung, auf wem sie stehenblieb.
„Geht auch Mädchen-Mädchen?", fragte jemand.
Oh Mann, warum fragten sie nicht Aiden?
Ich zuckte die Achseln. Hauptsache jemand machte sich zum Affen.
Die Flasche blieb auf Dustin stehen. Als ich sie erneut drehte, landete sie geradewegs auf Aiden.
Beide wanden sich.
„Äh, nee!", sagte Dustin. „Das kann ich doch nicht machen, das... das ist zu viel!"
Aiden nickte.
„Dann trinkt!", rief ich. „Trinkt! Und zwar aus derselben Flasche!"
Ich funkelte ihn boshaft an.
Aiden runzelte die Stirn. Ich sah, dass er sich wirklich ekelte, aber er tat, wie ich ihm befohlen hatte.
„Pussy!", rief ich. „Mehr!"
Alle lachten. Zumindest die Jungs.
„Mann, halt' dich mal bedeckt!", sprang Tori für ihn in die Bresche. Vielleicht bildete sie sich ein, so bei ihm landen zu können. „Du hast dich auch ganz schön angestellt!"
Ich zeigte ihr den Mittelfinger. Sollte sie nicht nerven!

„Hey!", protestierte sie. Doch ich hatte keine Bedenken. Es tat mir auch nicht leid. Sie ging mir schon den ganzen Abend auf den Sack und ich zeigte ihr das auch. Wo war da das Problem?
Ich machte es sogar gleich nochmal.
Sie wirkte überfordert, zischte mir irgendwas Wütendes zu und strafte mich dann durch Nichtachtung. Mir doch egal!
Ein paar Leute standen auf und wollten nicht mehr mitspielen, weil sie lieber noch etwas tanzen wollten, „Die Musik ist grad so gut!"
Na, sollte mir recht sein. Dann war die Chance für Stormi größer, dass sie endlich mal drankam. Denn egal, wie breit sie sich machte, sie war noch kein einziges Mal dran gewesen, obwohl sie alles gemacht hätte, da war ich mir sicher.
Alles! Sogar sich die Augenbrauen abrasiert, wenn so eine Idee mal jemand vorgeschlagen hätte. Vielleicht lag es auch daran, dass sie wahrscheinlich nicht mehr klar denken konnte.
Dann, endlich. Die Aufgabe war „Küsse deinen rechten Nebenmann", gestellt von einer Freundin von Tori.
Stormi grinste breit, erst dann fiel ihr wieder ein, dass man je zumindest so tun musste, als wäre es einem unangenehm. Es handelte sich um einen Kumpel von Dustin, einen mit umgedrehter Kappe, der sich ziemlich cool vorkam.
Der grinste ebenfalls breit, auch, wenn er „Oh nööö!", stöhnte.
Und dann ging es los, der Kuss fiel erst flüchtig aus. Das hatten die doch mit Absicht gemacht, damit alle „Oh nö, nochmal richtig!", riefen.
Das blieb zwar aus, doch die beiden machten trotzdem weiter und löffelten richtig rum, die stieg sogar schon mit einem Knie auf seinen Schoß.
Ein paar kicherten. Dustin nicht, wie ich sah.
„Kopf hoch!", sagte ich halblaut. Das konnte er zwar wahrscheinlich nicht hören, aber, das war mir egal.
„Was?", fragte Tori.
Erst dann fiel ihr auf, dass wir ja nicht miteinander redeten und wir sahen demonstrativ in verschiedene Richtungen.

Hey Leutz
Party Kapi Nummer keine Ahnung 😂😅 auf jeden Fall zieht es sich langsam aber immerhin wurde mal geküsst 😂 was soll jetzt passieren? Und tut euch dustin leid? 🙈😂 hautz in die Kommis 😁🔥
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt