Feiern, bis der Arzt kommt

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Zuerst einmal holten wir uns etwas zu trinken. Und davon gab es wirklich reichlich. Makabererweise vor allem alkoholische Getränke. Bier für die Männer, Prosecco für die Yolanda-Fraktion - für jeden was dabei. Für vernünftige Menschen wie mich gab es den weltberühmten Apfelpunsch meiner Mom. Der war so lecker, um das letzte Glas hatten sich Kendall und Kylie mal geprügelt. Angeblich hatte Kendall ihre Schwester nur aus Versehen gekratzt, aber immerhin gab es so ein Handgemenge, dass es zu Verletzungen kam.
Als Entschädigung musste sie es Kylie überlassen. So konnte es gehen. Umso enttäuschter war ich heute vom Geschmack. Der Punsch schmeckte lasch, kein Zimt, kein Zucker. Das hatte ich schon besser erlebt. Da konnte ich es Reign nicht verübeln, dass er lieber zum Bier griff. Er war ja auch schon 18. Außerdem sah er cool und stilvoll aus, in seinem schwarzen Hemd und mit seiner wilden Mähne, eine Bierflasche in der Hand. Die konnte er sogar mit seinen Zähnen öffnen. Das war noch ein richtiger Mann! John und Dustin bekamen bestimmt noch nicht mal eine Wasserflasche auf. Zusammen, verstand sich!
„Prostata!" Reign prostete mir zu. „Nice Party! Guck' mal da vorne, wie die abgehen!"
Moms Freundinnen tanzten den Macarena. Ich guckte schnell weg, nicht, dass ich sie auch noch irgendwo da entdeckte. Unangenehm.
Eine Sache störte mich dann aber doch. Die Augen jedes männlichen Wesens im Raum klebten an Camila. Falls sie das war. Aber welche junge Blondine sollte Anwar sonst zur Party mitbringen? Oder hatte er noch mehr Kundinnen, von denen ich nichts wusste?
Sogar mein Begleiter starrte ihr hinterher. Und obwohl wir nicht zusammen waren, oder so und er dem hinterher gucken konnte, dem er hinterher gucken wollte, spürte ich einen kleinen Stich der Eifersucht. Was machte sie überhaupt hier? War Anwar wirklich noch mit ihr zusammen, obwohl er wusste, dass sie erst siebzehn war? Hatte sie keine Eltern? Was wurde hier bitte gespielt?
„Lach' doch mal!", sagte mein Dad zu mir im Vorbeigehen. Er hielt eine Maß in der Hand. Ich wusste gar nicht, dass wir solche Gläser besaßen. Ich schnitt ihm nur eine Grimasse.
Und leider konnte ich mir keinen Mut oder Spaß antrinken, sonst würde ich gleich anfangen, Reign zu begatten. Darauf konnte ich es wirklich nicht ankommen lassen.
„Komm', wir stürmen auch mal die Tanzfläche!" Reign wurde immer heiterer. „Die Musik ist Müll, aber irgendwie hat so Ballermannzeug was! Da kann sogar ich noch mit grölen!"
Danach stand mir mal so gar nicht der Sinn! Und ich wusste nicht, was ich stattdessen vorschlagen sollte.
„Flucy!" Ans. So nannte sie mich immer. Dass die hier noch herumlief!
„Oma hat gesagt, du sollst mit mir tanzen!", brüllte sie gegen die Musik an.
„Na, hallo, wer bist du denn?", fragte Reign und ging in die Knie.
Stormi sagte immer, wenn ein Mann gut mit Kindern konnte, machte das ihn gleich zehnmal attraktiver. Die Meinung teilte ich nicht.
„Mmmmm", grummelte Ans und versteckte sich hinter meinem Rücken. Dann streckte sie ihm die Zunge raus. Reign tat es ihr gleich.
„Bääääh", machte sie provozierend.
„Bist du ein Junge oder ein Mädchen?", fragte sie plötzlich. „Flucy, ist das ein Junge oder ein Mädchen?"
„Ein Junge", antwortete ich. „Und jetzt, geh' zurück zu Oma. Oder, noch besser...", ich beugte mich zu ihr runter, „geh' mal zu dem blonden Mädchen da hinten, siehst du die? Die gerade Salzstangen isst. Ja, geh' mal zu der! Die will bestimmt mit dir spielen!"
Tja, so hatte ich die Plage weitergereicht. Auf solche Befehle hörte Ans komischerweise immer. „Camila!", rief sie laut. „Camila!"
Den Namen konnte sie komischerweise richtig aussprechen. Aber meine vier Buchstaben bekam sie angeblich nicht auf die Kette. Wer's glaubte...
Moment mal, woher kannte sie Camila eigentlich? Konnte mir ja auch egal sein. Trotzdem gab es auf dieser Party für meinen Geschmack etwas zu viele Ungereimtheiten. Ich hatte das Gefühl, dass jemand sich hier etwas dabei gedacht hatte. Einen Plan verfolgte, der für mich nicht ersichtlich war.
Auch wenn der Plan nur darin bestand, mich in den Wahnsinn zu treiben. Trotzdem, irgendjemand hatte hier die Fäden in der Hand. Und auch wenn ich weder sie noch den Puppenspieler sehen konnte, wurde ich dieses Gefühl nicht los. Vielleicht schob ich auch einfach mal wieder Paranoia.
Erstmal entschuldigte ich mich bei Reign für Ans' unmögliches Benehmen. Er winkte ab. „Ach, ist doch nicht so schlimm. Ich fand's ganz witzig. Wer war das, deine Schwester? Ich hab' auch 'ne kleine Schwester, ich weiß, wie das ist."
Mit dem Unterschied, dass seine kleine Schwester nicht drei, sondern 15 war!
Manchmal war er echt zu verpeilt. Oder er sagte einfach Sachen, um mir zu gefallen und auf Ähnlichkeiten zwischen uns hinzuweisen.
„Nein, das war meine Cousine. Ich bin Einzelkind. Wusstest du das noch nicht?"
„Sei froh!", lachte er verbittert. Ich hakte nicht weiter nach.
Stattdessen beobachteten wir, wie Ans an Camilas Rock zog und auf sie einlaberte. Die Kleine war wirklich eine Nervensäge! Auch, wenn sie im Vergleich zu früher ruhiger geworden war.
Währenddessen hatte sich mein Dad zu uns gestellt. Auch das noch!
„Na, ihr zwei? Wie gefällt's euch? Alles fit?" Er deutete auf Reigns Bier. „Ist das dein Ernst? Ein Radler? Wer hat den armen Jungen gezwungen, das zu trinken?"
Reign sah verwirrt auf das Etikett. „Ups, ich dachte, das wäre..." Mein Dad lachte.
Und ich fragte mich, warum Reign von einem Radler schon angeheitert war. War er so empfindlich oder hatte er das nur gespielt? „Hier haste mal was Gescheites, mein Junge. Auf 'ner Party kann man doch keine Limo trinken. Wohl bekomm's!"
Er reichte ihm einen Krug. „Dann noch viel Spaß, ihr zwei! Lucy, du musst echt nochmal vorbei kommen. Ich habe jetzt sogar echte Fußballtore im Garten!"
Na, das war mal ein schlagendes Argument. Nicht.
„Das war mein Dad", sagte ich fast schon entschuldigend. Reigns Augen leuchteten. „Sau der korrekte Typ! Was für Krüge, ist ja irre! Ich komme mir vor wie auf dem Oktoberfest!"
Er lächelte. Dann bot er mir auch einen Schluck an. Ich lehnte dankend ab. Mit der Hand wischte ich mir über die schwitzige Stirn.
Plötzlich stürmten einige Freundinnen von meiner Mom ganz aufgeregt hinein. Die, die nicht getanzt hatten.
Da sie sie nirgends auffinden konnten, rüttelten sie stattdessen an Anwars Arm.
„Anwar, komm' mal schnell! Bitte! Draußen sind ganz komische Leute, kennst du die?"
Ich sah, wie Anwar blass wurde. Und wieder einmal wurde ich in meinem Verdacht bestätigt.

Hey Leutz
Na, was geht? Alles fit? 💪🏼😁 bei mir schon 😁
Schreibt mal Feedback in die Kommis? Wer steht draußen? Und glaubt ihr auch, dass auf der Party was nicht mit rechten Dingen zu geht? Und was?
Lassts mich wissen ⬇️⬇️
Partygrüße 🎉😂❤️
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt