Eine Schulter zum Anlehnen

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Dustin gab sich mit einem Selfie nicht zufrieden. Mindestens zwei, drei wollte er machen und gab mir sogar Kommandos für die Posen, wie „Bitte lächeln!"
Der hatte ja wohl den Arsch offen. „Spinnst du!" Irgendwann platzte mir der Kragen. „Ist jetzt mal genug mit den dämlichen Selfies. Wer weiß, was du damit anstellst. Außerdem hab ich keine Lust auf deine Kommandos!"
Dustin starrte mich mit einem ganz seltsamen Blick an. „Da ist sie wieder, die alte Lucy. Warum bist du immer so schlecht gelaunt? Mach dich doch mal locker! Wir verbringen gerade 'nen schönen Nachmittag und ich wollte einfach ein paar Bilder haben, wo du nicht wie ein Trauerkloß guckst. Was ist denn auf einmal los? Bis eben war doch noch alles in Ordnung!"
„Du nervst mich, das ist alles!", sagte ich. Was war denn sein Problem? Wie stellte er mich denn dar? Als negative Trulla, die alle runterzog? Ich war vielleicht keine Frohnatur, aber gemein war ich nur zu Menschen, die mich wirklich provozierten.
Am liebsten hätte ich diesem Typen eine geklebt.
Doch der war auf einmal wieder ganz handzahm.
„Sorry, Lucy. Ich hab mich bescheuert angestellt. Ich wollte nur ein lächelndes Bild, damit es so aussieht, als ob du auch Spaß mit mir hättest. Sonst könnte ja keiner glauben, dass ein Mädchen wie du freiwillig mit einem Gollum wie mir rumhängt."
Ich runzelte die Stirn. War das ein Kompliment? Ein sehr seltsames? Was wollte er mir damit sagen? Gerade hatte er mich noch als launische Außenseiterin dargestellt.
„Lucy, ich weiß, das kommt jetzt komisch. Aber du bist einfach so anders als alle anderen. Und das mag ich so an dir. Du hast nicht nur soziale Netzwerke und Frisuren im Kopf." Verlegen fühlte ich über meine Zöpfe. Naja, heute schon.
„Naja, was ich dir damit sagen wollte, ich finde dich cool, so wie du bist. Bleib so."
In einer Art Übersprungshandlung fingerte er nach einem Mentos. Ich war verwirrt. Was war hier los? Immer abwechselnd fand er mich komisch, dann schwärmte er von mir.
„Äh, danke", sagte ich. Ich wusste nicht, wie ich das deuten sollte. Warum konnten Jungs nicht einfach klar sagen, was Sache war? Anstatt solche Sachen oder ein „Voulez-vous couchez avec moi?".
„Sollen wir noch ein bisschen hier sitzen?", fragte er. Ich nickte. Zu Hause war es auch nicht besser. Eigentlich war es nirgendwo gut.
Warum konnte ich nicht einfach in eine neue Stadt ziehen und ein neues Leben beginnen? Außer John musste niemand mitkommen. Außer ihm brauchte und wollte ich niemanden.
Dustin baumelte mit den Beinen und stieß mich dabei an.
„Guck mal, die Omma da." Eine ältere, runzlige Frau hatte sich aus dem Nachbarhaus gebeugt und blickte uns missbilligend an.
Ach ja, das war Oma Kreuzer, eine ältere Dame, die immer die Kinder auf dem Spielplatz anmeckerte. Ich war hier schon, als ich kleiner war und konnte mich wage daran erinnern, dass Kendall und sie sich mal tierisch in die Wolle bekommen hatten, weil die aus dem Fenster auf uns heruntergekeift hatte. Hach, Oma Kreuzer.
Früher konnte ich sie nicht ausstehen und hatte Angst vor ihr, heute konnte ich mich mit ihr identifizieren.
Wir saßen noch eine Weile so da, ohne zu reden, als Dustin plötzlich aufstand.
„Ich muss los, meine Mom meinte, ich soll um 6 zu Hause sein. Die ist da echt streng."
Er lächelte schief. „War echt schön mit dir. Richtig entspannt. Können wir öfter machen."
„Hey, lasst die Flaschen nicht stehen! Das kann man aufheben!", keifte Oma Kreuzer.
„Hm", ich nickte. Mit stiegen Tränen in die Augen. Ich wollte nicht nach Hause. Man konnte über Dustin sagen, was man wollte aber er hatte es hervorragend verstanden, mich abzulenken, auch ohne viele Worte.
Jetzt, wo er ging, fühlte ich mich so alleine und so leer. Ich wollte nicht wissen, was und wen ich zu Hause in welchem Zustand vorfand. Und all das hätte vermieden werden können, wenn ich die Klappe gehalten hätte. Ich hätte aber auch nicht nichts sagen können. Wie fertig musste meine Mom sein!
Ich wollte nicht nach Hause. Ich wollte es nicht.
„Hey, alles okay?", fragte Dustin leise. Das gefiel mir viel besser als sein übliches Geblöke.
„Ja, passt schon. Es ist nur, bei mir zu Hause brennt gerade die Luft und... halb so wild." Das sagte ich wenig überzeugend.
Er sah mich mitleidig an und legte vorsichtig einen Arm um mich.
Bella hatte recht. Wenn man bemitleidet wurde, kam man sich erst recht hilflos und bemitleidenswert vor.
Und deshalb konnte ich auch die Tränen nicht mehr zurückhalten. Es lag überhaupt nicht an Dustin, ich hätte mich jedem anvertraut und an den Hals geschmissen. Außer Natalie Eisenhuth vielleicht. Und Reign. Und Ann-Mareen. Und der Zwiebel. Und Linda. Und Radieschen. Und Kylie.
Na, okay, vielleicht doch nicht jedem. Vielleicht ging von ihm schon ein besonderer Trost aus.
„Es ist einfach alles scheiße im Moment!", heulte ich.
Er nahm mich in seine Arme. „Schsch. Alles gut. Beruhig dich. Hm, vielleicht magst du's mir erzählen? Nur, wenn du willst. So lange kann das Abendessen warten."
Er ließ das Abendessen für mich ausfallen, oder verschob es zumindest? Wie süß! Aber vielleicht gab es auch tierischen Fraß zu essen. Ich wusste es nicht.
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, begann ich stockend. Um ehrlich zu sein hatte ich mich schon viel früher wieder beruhigt. Ich wollte mich nur nicht aus seinen Armen lösen und ihm mein verheultes, aufgedunsenes Gesicht präsentieren.
Außerdem guckte die Oma bestimmt noch zu.
„Also, es ist so, mein Onkel hat Scheiße gebaut und ich sollte es nicht verraten, es kam aber doch raus und jetzt ist meine Mom bestimmt mit den Nerven am Ende und er wird rausgeschmissen und alle sind sauer auf mich und die Stimmung ist im Keller und, ach..."
Ich wusste nicht, ob er da schlau draus wurde, schließlich erzählte ich ihm bewusst nur die Kurzform. Um Diskussionen über richtig und falsch zu vermeiden.
Und er tat etwas Wunderbares: er äußerte sich gar nicht dazu und bewertete mein Verhalten nicht.
Mit keiner Silbe.
„Komm, ich bring dich nach Hause, wenn du möchtest,", sagte er. „Wenn du das nicht alleine möchtest. Wir können aber auch hier ein bisschen sitzen bleiben."
Ich gab mir einen Ruck und entschied mich für das Erste. Vor seinen Problemen konnte man nicht weglaufen, früher oder später müsste ich sowieso nach Hause.
Und mit Dustin erschien mir der Heimweg gar nicht mehr so schlimm.

Hey Leutz
Uiuiuiui 😂😂 bei der Lucy läuft es ja mit den boys 😂 und mit wem shippt ihr sie? 🙈 und glaubt ihr, es war richtig dustin alles zu erzählen? 🙈 versteht ihr ihren ausbruch? 😬 und wie gehts weiter?
Hautz in die Kommis! 😁❤️
1 schönen abend noch ✌🏼🤗✌🏼
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt