Einen Moment lang starrten wir uns perplex an. „Lu... Lu... Lucy!", fand er als erster seine Sprache wieder. Inzwischen war auch seine Franka aufmerksam geworden und hatte sich umgedreht. Da konnte ich den Tatsachen mal ins Auge sehen, es war die Frau, die links von ihm gesessen hatte. Und das Schlimmste war: sie war keine Gesichtsgrätsche! Sie sah ganz passabel aus, soweit ich das Aussehen von Frauen in den Dreißigern aus Männersicht beurteilen konnte. Wenn sie wenigstens eine überschminkte Presswurst gewesen wäre, wäre das für meine Mom bestimmt leichter zu überstehen gewesen. Oder auch nicht.
Oh Mann, in dieser Situation gab es kein „leichter".
Ich konnte sehen, wie Franka seinen Arm berührte. Wir standen immer noch beide da wie erstarrt.
„H...hi", brachte ich heraus. Hauchte ich.
„Was... was machst du hier?", fragte er leise. Der Schock stand ihm immer noch ins Gesicht geschrieben und seine Augen sahen traurig aus. Oh, seine verdammten Augen! Die schafften es fast wieder, dass ich Mitleid mit ihm hatte, obwohl er sich wirklich mehr als danebenbenommen hatte. Danebenbenehmen war eine Untertreibung, eine maßlose.
„Äh... Zayn? Was ist ihr los?", lachte Franka nervös. Ihr fiel wahrscheinlich nichts anderes ein, außer zu lachen, weil ein verwahrlost aussehender Teenager ihren Schatz anquatschte und beide sich mehr als seltsam benahmen.
„Ich... ich..." Meine Stimme brach. „Wie konntest du nur?", fragte ich, diesmal entschlossener. Lauter. Meine innere Jenner ging mit mir durch und mit ihr sämtliche Pferde.
„Wie kannst du das Mom nur antun? Dich einfach wegschleichen! Hast du einmal darüber nachgedacht, wie sie sich dabei fühlt?"
Oh Mann, ich wollte doch keine Szene machen! Und jetzt, mitten in der Aula, wo einige Schüler gerade Notenständer und das ganze Zeug abbauten und jetzt natürlich etwas Unterhaltung dabei hatten. Wir waren nicht alleine, warum schrie ich so rum? Ich hatte mich einfach nicht im Griff. Ich konnte nicht begreifen, wie Zayn meiner Mom so etwas antun konnte.
„Du hast ihr das Herz gebrochen! Du..."
Zayn schien nach Worten zu ringen. Er sah mehr als schuldbewusst und verzweifelt aus, was mir ja auch leid tuen würde, wenn... wenn er nicht Schuld an dieser ganzen Sache gewesen wäre!
„Ist das die Kleine?", fragte Franka, an Zayn gewandt. Er nickte kaum merklich. „Okay, ich regel' das. Ich kenn sowas. Hör mal zu...", sie legte mir die Hand auf den Arm, die ich reflexartig und entrüstet abstreifte, „ich weiß, für dich ist das schwer nachvollziehbar, aber, du musst verstehen, manchmal passen Menschen einfach nicht mehr zusammen. Deine Mom und Zayn haben sich einvernehmlich und sauber getrennt, da kann keiner was für, aber..."
Moment mal! Warum redete sie mit mir wie mit einem Kindergartenkind! Einvernehmliche Trennung? Das verstand man also darunter, wenn jemand sich heimlich wegschlich!
Dass ich nicht lachte!
Beim Wort „saubere und einvernehmliche Trennung" zuckte Zayn zusammen. „Dass ich nicht lache!", zischte ich, diesmal etwas leiser. Meine Puschen zogen schon genügend Aufmerksamkeit auf sich.
„So nennt man das also, wenn einer sich wegschleicht und dem anderen fremdgeht! Danke, wieder was gelernt!"
Meine Stimme triefte vor Sarkasmus.
Franka starrte Zayn einen Moment perplex an. Scheinbar hatte ich etwas verraten, was sie noch nicht wusste. Scheinbar waren wir nicht die einzigen, die Zayn angelogen hatte. Ob ich das erschreckend oder tröstlich finden sollte, wusste ich nicht.
„Wie jetzt? Du hast mir geschworen, das mit deiner Ex wäre geklärt!" Ihre Stimme schwoll immer mehr an. Da hatte Zayn sich ja jemanden angelacht. Jemanden, der nicht locker ließ, auf keinen Fall.
„Meine Güte, müsst ihr so laut rumschreien? Ist ja peinlich!" Ein Mädchen kam auf mich zu, etwa in meinem Alter. Als Frankas Tochter unschwer zu erkennen, sie glich ihr wie aus dem Gesicht geschnitten.
„Mom, bitte, fahr mal einen Gang runter! Ich muss mich hier am Montag noch blicken lassen! Und Herr Zuckowski hört alles mit, du weißt doch schon, was der nach dem letzten Elternsprechtag mit dir für 'nen Eindruck von dir hat!"
Als sie mich sah, stutze sie erstmal und ließ ihren Blick an meinem Schlafanzug heruntergleiten.
Ich war im falschen Film. Definitiv. Zayn ging fremd, das hätte ich niemals gedacht, niemals in einer Million von Jahren. Und jetzt sah ich ihn wütend an, Franka war sauer... er hatte und alle belogen, so, dass wir nicht voneinander erfuhren.
Das schien zu viel für ihn zu sein. Er murmelte irgendetwas in seinen Bart und machte sich dann eiligen Schrittes aus dem Staub.
So ein Feigling! Ich konnte es nicht fassen. Das konnte der doch nicht machen, mitten in der Diskussion! Sollte ich ihn hinterher? Oder erstmal meiner Mom vom ganzen Schlamassel berichten?
„Moment mal! Das kann doch nicht!" Franka stapfte ihm hinterher. Als die Tochter mich immer noch so blöd anglotzte, streckte ich ihr die Zunge raus und machte mich auch aus dem Staub.
Wohin? Weg, einfach weg. Was war das bitte? Ich war völlig überfordert von der Situation und enttäuscht von Zayn. Und meiner am Boden zerstörten Mom wollte ich auch am liebsten nicht unter die Augen treten.
Da traf es sich fast gut, dass ich, nach ein wenig ziellosem Herumgeirre angesprochen wurde. Ein atemloses „Lucy! Hi!", ich wirbelte herum und sah einen zerzausten Reign. Es war nur fast gut, weil er leider seine Schwester im Schlepptau hatte. Nein, nicht das Skelett. David Garrett. Da war ja eine besser als die Andere.
„Äh, hi." Wie gesagt, ich hatte Reign wirklich gerne, doch ich war gerade völlig durch den Wind. Hektisch wischte ich mir über die Augen.
„Was machst du denn hier? Dich hab' ich hier ja noch nie gesehen!"
Äh, gute Frage. Wie konnte ich das Außenstehenden begreiflich machen, ohne mich völlig zum Obst zu machen?
Doch zum Glück hatte er eine eher geringe Aufmerksamkeitsspanne. „Hey, geile Schuhe, haha! Feierlich! Stark, kommt die einfach in Homer-Puschen! Guck mal, solche hatten wir doch auch mal!"
Er stieß Ann-Mareen an. Doch die reagierte natürlich gar nicht. Sie runzelte nur die Stirn.
„Mir kommt eher das T-Shirt bekannt vor."
Reign gab mir ein Zeichen, dicht zu halten. Ich durfte nicht sagen, dass es von ihrer Schwester, dem Wrack, war.
Sollte mir egal sein. Im Grunde war ich selber ein Wrack, also passte es auch zu mir.
Scheinbar war das kein T-Shirt, sondern ein Lebensgefühl.Hey Leutz
Na, was geht? Mir ist heute leider nicht so viel eingefallen 😐 egal die Motivation kommt und geht 😂✌🏼 was sagt ihr zu der Sache? Wie soll's weitergehen? Hautz in die Kommis 🤔❤️🙈
Eure Mila 🦄💓
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Smells like Teen Spirit
Teen FictionHey Leute, hier ne neue Geschi von mir! Eine Fortsetzung von Wahrheit ist auf'm Platz. Seid gespannt! Weiter Infos kommen Mila 🦄