Spotted

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Nach dem Essen gingen wir wieder hoch auf sein Zimmer. Nur Rumhängen. Sonst nichts.
Mir hing das Gespräch noch nach. „Alles okay?", fragte er. Ich nickte. Wir redeten noch ein bisschen. Über Musik undso. Reign hatte keinen Zweifel daran, dass er damit mal seinen Lebensunterhalt bestreiten würde und es allen Spießern und Moralaposteln, die ihm vorwarfen, er würde seine Zeit verschwenden, so richtig zeigen. Ich konnte seinen Enthusiasmus nicht so ganz teilen. Natürlich, er war mein Freund. Allein deshalb musste ich schon zu ihm halten. Darum ging es ja in einer Freundschaft. Zu ein und der selber Person verschmelzen, dem anderen alles erzählen, von peinlichen Krankheiten bis hin zu jedem einzelnen Detail aus dem Liebesleben. Zumindest, wenn man Stormi fragte. Nein. Ich war ja wirklich auf Reigns Seite, zumal er wirklich talentiert war. Zumindest, was das Schlagzeugspielen anging.
Aber, sein Gerede, es allen zeigen zu wollen, das erinnerte mich an mich mit zwölf. Da war ich davon besessen, es irgendwelchen imaginären „alten Zweiflern" zu zeigen. Es ging darum, dass Sportverweigerin Stormi zum Fußballstar gedrillt werden sollte. Am Ende hatte ich es wirklich mehr oder weniger geschafft, aber, den „alten Zweiflern" konnte ich es nicht zeigen, weil es die sowieso nicht gab. Kylie und wen ich sonst noch dafür gehalten hatte, alle zeigten sich gar nicht abgeneigt. Und so war es bei Reign bestimmt auch. Ich konnte auch Kourtney verstehen. Erstens hatte sie ihm vorhin, so fand ich, überhaupt keine Moralpredigt gehalten und zweitens, ich konnte es auch verstehen, wenn man als Mutter mitbekommen hatte, dass ein Kind schon völlig auf die schiefe Bahn geraten war, dass man es dann nicht gerne sah, wenn das Geschwisterkind nur rumhing und irgendeinem Traum nachjagte, der etwas weit hergeholt klang und zu dem viel Glück gehörte.

Ich war ja kein kleines, bockiges Kleinkind mehr. Ich konnte auch die Seite der Erwachsenen verstehen.
Trotzdem, als ich langsam mal nach Hause gehen wollte, weil meine Mom mich gefragt hatte, wo ich blieb, nagelte er mich auf einer Frage nochmal fest.
„Du... du denkst doch nicht auch, dass Schule das Wichtigste ist? Und hälst mich jetzt für 'nen Versager, weil ich im Moment nichts mache. Du glaubst doch an mich, oder? Dass ich das schaffe, irgendwas zu reißen mit der Musik. Für uns. Ich will dir ja auch ein bisschen was bieten können."
Treuherzig sah er mich an. Bei diesem Blick wurde ich schwach, ich hätte alles gesagt, was er hören wollte. Auch, wenn es ein bisschen schwülstig klang. Und ich streng genommen zumindest leise Zweifel an seinen Zukunftsplänen hatte. Trotzdem nickte ich. Lächelte.
„Ja, klar glaub ich an dich! Lass dir von denen nichts einreden. Du schaffst das. Ich meine, diese CD, die du mir geschenkt hast, die war der Hammer!"
Wer war „denen", wen meinte ich damit? Was faselte ich da? Wer waren die „Bösen", die ihm die Zukunft verbauten? Ich redete ihm nur nach dem Mund.
Reign grinste. Es war es wert. Dann, er beugte sich nach vorne und küsste mich. Ich erstarrte. Es hatte sich sowas von gelohnt.

Seine Küsse waren so anders als Dustins. Irgendwie feuchter. Aber, im guten Sinne. Er hatte auch viel prallere und vollere Lippen. War eben die Verwandschaft mit den Kardashians. Nein, kleiner Scherz.
„Wow", hauchte ich, als er von mir abließ. Unser erster Kuss. Nicht mein erster, und seiner bestimmt auch nicht. Aber unser erster Kuss.
Reign sah mich unschlüssig an. „Das wollte ich schon die ganze Zeit machen", nuschelte er verlegen. „Ehrlich gesagt. Aber jetzt bin ich froh, dass ich es mir aufgespart hab!"
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich konnte nicht aufhören zu grinsen.
„Machen wir das bald nochmal? Uns treffen, meine ich?" Auf einmal schien er so aufgeregt.
„Wir können beides gerne nochmal machen", erwiderte ich schlagfertig. Er grinste.
„Ich bring dich noch nach Hause!", fiel ihm plötzlich noch ein. „Nur, wenn du willst, natürlich!"
„Es ist aber ganz schön weit!" Zu sehr wollte ich ihm auch nicht zur Last fallen.
„Na, du bist doch auch hier hin gekommen. Zu Fuß, nehm ich an. Dann machen wir das jetzt auch! Ich komm mit!"
Ich gab mich geschlagen. Eigentlich war es mir ja sogar sehr recht, wenn er mitkam. So ein romantischer Spaziergang. Ich schrieb also meiner Mom, dass wir uns jetzt auf den Weg machten. Reign und ich. ‚Ich kann dich auch mit dem Auto abholen!', schrieb sie mir. Ich überlegte genau eine Sekunde lang, bevor ich mit einem entschiedenen ‚Nein danke' antwortete. Sie war zum Glück nicht beleidigt, ihrer Antwort nach zu urteilen.

Da hätte sie aber auch keinen Grund zu gehabt. Konnte doch froh sein, wenn sie gemütlich zu Hause bleiben konnte. Außerdem freute ich mich auf einmal geradezu auf den Spaziergang mit Reign.
„Ich bring Lucy nach Hause!", brüllte er an der Haustür einmal, nachdem wir uns Schuhe und Jacken angezogen hatten.
Kourtney kam angelaufen. „Tschüss, Lucy. Es war schön, dass du da warst!" Sie schlang ihre Arme um mich. Wie süß. Hier fühlte ich mich willkommen und geborgen, obwohl ich gedacht hatte, dass ich mich danebenbenommen hätte. Von wegen!
Draußen war es kühl, im Vergleich zu gestern. Reign legte einen Arm um mich. Schön war das. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Viel größer war er nicht als ich, aber, das war nicht so schlimm. Und kein Wunder, Kourtney war ein laufender Meter. Trotzdem fühlte ich mich bei ihm sicher und geborgen. Besonders schnell kamen wir nicht voran. Und besonders viel redeten wir auch nicht, aber, das war nicht schlimm. Es war keine unangenehme Stille.
Plötzlich hupte ein Auto. Ich zuckte zusammen. Scheinwerfer blendeten uns. Ich kniff die Augen zusammen, Reign schirmte seine mit den Händen ab. Der Wagen kam zum stehen. Jemand hupte weiter, dann wurde das Fenster heruntergekurbelt.
„Reign! Hallo!", rief jemand, zwischen der misstönenden Hupe. Es war ein fetter Range-Rover. So einen kannte ich nicht.
„Komm doch mal her!"
„Mein Vater", murmelte Reign. Er schien einen Moment zu überlegen, dann wies er mich an, stehenzubleiben, während er zum Auto ging. Ich wollte nicht hinterher und neugierig sein. Also blieb ich artig stehen. Auch, wenn mir Scott nach wie vor nicht ganz koscher war. Oder gerade deshalb.

Hey Leutz
Das Ende war irgendwie weird 😅😂🤔 aber ich wollte nicht dass immer alles glatt läuft irgendwas musste ja nochmal passieren 😅 was will Scott? Wenn ihr ne Idee habt hautz in die Kommis ⬇️⬇️
Und was sagt ihr zum Kuss? 😏🔥😂
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt