Alles gut?

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So saßen die beiden eine Weile da, ich stand blöd daneben und versuchte, mir einzureden, wie lächerlich meine Eifersucht war. Dafür gab es wirklich überhaupt keinen Grund, und das nicht nur wegen des Altersunterschieds.
Doch dank Tessa und Janis wusste ich, dass der nicht zwingend ein Hindernis sein musste.
„Hey, Lucy!", rief Reign. „Haste Lust, uns anzuschubsen?"
Bitte was? Ich war doch keine Dienstmagd! Doch wahrscheinlich hatte er einfach nur keine Lust mehr auf Bellas deprimierendes Gequatsche und wollte ihr so den Mund stopfen. Mit dieser Begründung konnte ich leben.
„Okay, warum nicht!", sagte ich gönnerhaft. Ich griff mir die Rückenlehne des Teils, die nur aus einer Eisenstange bestand und rannte wir bescheuert im Kreis.
Irgendwann, als ich ein Johlen von drinnen hörte, ließ ich los.
„War das schon alles?", fragte Reign. „Das ist ja gar nichts!"
„Das ist ja langsam! Wir für Babys!", kam sofort ein leierndes Echo.
Die konnten mich mal.
„Okay!" Mein Atem ging schon stoßweise, aber, aus irgendeinem Grund hatte der billigste Psyschotrick aller Zeiten bei mir gewirkt. Ich war sowieso schon frustriert und auch, wenn ich wusste, dass sie mich nur necken und so zu Höchstleistungen anspornen wollte, ich wollte es ihnen zeigen.
Sie so lange und wild anschieben, bis sie entweder kotzten, rausflogen oder beides. Damit ihnen diese dummen Witze vergingen.
Gesagt, getan. Ich probierte es erneut und diesmal legte ich mich so lange ins Zeug, bis meine Handflächen brannten. Aber sie waren eben auch ganz schön schnell.
„Schon besser!", johlte Reign. „Geht gut ab!"

Na, endlich war er zufrieden. Ich ließ los und ging demonstrativ einige Schritte weg. Sollten sie doch ihren Spaß haben. Doch ich sah, dass Bella die wilde Fahrt nicht ganz so behagte. Obwohl sie eben noch so laut herumgeblökt hatte, klammerte sie sich jetzt angsterfüllt an Reign.
Als ich das sah, hielt ich das Karussell sofort wieder an, indem ich mit meinem ganzen Körpergewicht daran zog.
„Hey! Alles gut!", beruhigte Reign Bella.
Musste ich mir das ansehen? Musste ich mir das antun? Ich sehnte mich danach, dass Mom und Anwar wiederkommen würden und wir endlich fahren würden. Von mir nahm er keine Notiz mehr, aber, die arme Bella, die musste man natürlich trösten!
Wobei mir immer mehr der Gedanke kam, dass Bella sich ihrer eigenen Lage durchaus bewusst war. Sie wusste, dass die meisten ihr nur Mitleid entgegenbrachten, hatte aber einen Weg gefunden, um das zu ihrem Vorteil zu nutzen. Denn Körperkontakt und Aufmerksamkeit von Reign schien ihr nicht gerade ungelegen zu kommen. Sie war eben nicht blöd, man durfte sie nicht unterschätzen!
Ich fühlte mich von ihr verarscht. Wem konnte man denn hier noch trauen?
Wer spielte denn noch mit offenen Karten?
Ich sah Bella argwöhnisch an und wenn mich nicht alles täuschte, erwiderte sie meinen Blick für den Bruchteil einer Sekunde.
Dann wendete sie sich wieder ab und vergrub ihr Gesicht an Reigns Brust.
Die Minuten vergingen quälend. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch meine Kopfhörer zu Hause vergessen, das passierte mir normalerweise nie. So hätte ich den beiden demonstrativ den Rücken kehren und mich abkapseln können.

Doch so ging das nicht und ich kam wir wohl oder übel wie die Ausgeschlossene vor, obwohl ich die anderen beiden gerne ausgeschlossen hätte. Denn Bella redete die ganze Zeit. Doch nicht wie ein Wasserfall, dafür leierte sie zu sehr. Eher wie ein permanent tröpfelnder Wasserhahn.
Endlich, mein Handy klingelte. Eine Nachricht von meiner Mom.
Dann versuchte sie schon prompt, mich anzurufen.
„Hi?"
„Hallo, Lucy! Wir haben die Diagnose, alles in Ordnung, aber, sie hat im Moment ein Blutdrucktief und sollte sicherheitshalber noch eine Nacht zur Beobachtung hierbleiben. Ich wollte es dir nur schnell sagen, damit du dir keine Sorgen machst. Okay? Wir kommen jetzt zu euch runter und fahren zusammen nach Hause. Okay?"
Ich nickte. Dann fiel mir auf, dass sie das ja gar nicht hören konnte und sagte nur:"Ja, okay."
„Okay. Tschüss, meine Süße."
Sie hörte sich wieder richtig beschwingt an. Und einen Kosenamen für mich hatte sie schon länger nicht mehr benutzt. War das womöglich der erste Schritt nach vorne? Würde meine Mom jetzt durch die Erleichterung und die neue Selbstständigkeit, da Oma Yolanda im Krankenhaus bleiben musste, wieder zurück zu ihrem alten Selbst finden?
Ich wusste es nicht. Aber ich hoffte es. Bella und Reign sagte ich nicht Bescheid. Die würden gleich sehen, dass wir nach Hause fahren mussten und außerdem waren sie miteinander beschäftigt und quatschten angeregt.
Als meine Mom und Anwar kamen, sah ich gleich, dass sie viel besser drauf waren als vorhin.

Naja, zumindest bei meiner Mom. Anwar sah man seine Gefühle ja meistens nicht an. Vielleicht war es mir deshalb so schwer gefallen, bei seiner Drogenstory Mitleid zu haben. Er wirkte selber so, als würde es ihm nicht sehr nahegehen.
„Alles okay!", freute sich meine Mom. „Naja, nicht alles. Der Blutdruck, aber, das kriegen die Ärzte alles in den Griff. Damit kennt sich auch der Parisi aus, den können wir dann auch zurate ziehen. Ich dachte schon an Gott-weiß-was!"
„Und morgen früh können wir sie wieder abholen!", gab Anwar Auskunft.
„Aber, ein bisschen Sorgen mache ich mir immer noch, wegen dir."
Meine Mom war an das Karussell herangepirscht und sprach Bella so direkt an, dass die sich dem Blickkontakt nicht verwehren konnte.
„Was macht dir denn dadrin solche Angst?"
„Gigi, lass es doch mal!", stöhnte Anwar. „Du hast vielleicht dein Super-Psyschologiestudium, aber eine Sache geht einfach nicht in deinen Kopf rein: Wenn jemand dir was nicht sagen will, dann kannst du dir den Mund noch so fusselig reden, du wirst es nicht aus ihm herausbekommen!"
Meine Mom sah eingeschnappt aus, machte Anstalten, etwas zu erwidern, ließ es aber dann doch.
Ich war überrascht über Anwars Worte. Und ich konnte mich nicht dagegen wehren, dass er mir, trotz des Vorfalls, allmählich wieder sympathischer wurde.
„Vielen Dank, dass du so lieb auf unsere Mädels aufgepasst hast. Bella scheint dich ja schon richtig gern zu haben!", wandte meine Mom sich an Reign.
Ich war kurz davor, etwas zu sagen. Ich brauchte einen Aufpasser, oder wie? Wollten mich hier alle zum Narren halten?
„Kein Problem!", sagte Reign lässig.
Wie meinte er das denn jetzt schon wieder? Ich wusste es nicht.
Aber, wie Anwar eben sinngemäß schon gesagt hatte: man konnte nicht immer allem auf den Grund gehen.

Hey Leutz
Endlich fertig mit den Krankenhaus Kapis 😅 ich bin froh und ihr? 🙈 meine andere frage wäre: wie fandet ihr reigns verhalten? Und warum ist Lucy so sauer, könnt ihr das verstehen? Und was soll als nächstes passieren? Hautz in die Kommis 🙈👇🏼🤔❤️
LG, eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt