Teamwork?

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Reign wirkte nicht ganz überzeugt, er er bestimmt geschockt, dass mich das Ganze so kalt ließ. Aber das war mir egal, er kannte auch die Hintergründe nicht.
Yolanda war zäh, trotz Krankheit machte ich mir um sie keine richtigen Sorgen. Um ehrlich zu sein, so fies das auch klingen mochte, ich war einfach nur erleichtert, dass ich jetzt Zeit mit ihm verbringen konnte.
Okay, mein Gewissen war nicht hundertprozentig lupenrein, genauso wie Bellas Fleecejacke, auf der eben ein paar Marmeladenflecken oder irgendwie sowas geklebt hatten.
Oh, verdammt! Jetzt konnte ich den Moment schon wieder nicht genießen!
Dazu trug auch Reigns Blick bei, denn als wir oben in meinem Zimmer waren, sah er mich zweifelnd und befremdet an, so, wie ich Bella aus Versehen bestimmt manchmal anguckte.
„Was?", fragte ich und schämte mich im nächsten Moment dafür, wie unfreundlich das geklungen hatte.
„Nix." Reign schüttelte nur den Kopf. „Alter Falter. Deine arme Oma. Aber du bist die ja ganz schön angegangen, die hat bestimmt Herzklabaster oder so!"
Er sprang auf als könnte er nicht stillsitzen, als hätte er Hummeln im Hintern.
„Wenn du willst können wir noch hinterher, ich meine..."
Nein. Bitte nicht. Sogar Reign war dem Yolanda-Wahn verfallen und wollte mir ein schlechtes Gewissen einreden. Sie war nicht mehr da, sie war im Krankenhaus und trotzdem hatte sie noch alle Fäden in der Hand. Und das trat ein, was sie versucht hatte: Reign und ich verbrachten keine zweisamen Momente auf meinem Zimmer. Oh Mann!
Oder, hatte er recht und ich war wirklich eine egoistische Schabe, der ein bisschen Spaß wichtiger war als die Gesundheit ihrer Oma?
Ich seufzte. In letzter Zeit war ich ständig in solchen Zwickmühlen, öfter als im Philosophieunterricht. Und da hatten wir die Dinger mal als komplettes Unterrichtsthema.
„Oh Mann!", seufzte ich. Ich wusste, dass ich mit Reign nicht über meine Oma lästern könnte. Obwohl, das war ja nicht mal lästern, das war ja die Wahrheit sagen. Aber ich spürte schon, dass er mich für herzlos und verrückt erklären würde.
Er war einfach zu gutgläubig, um anzunehmen, dass eine alte Dame so durchtrieben sein könnte. Sie konnte sich gut verstellen, wenn es drauf ankam. Okay, ihr Auftritt im Flur war ziemlich unsympathisch, aber ich bezweifelte, dass Reign das so sehen würde. Der ließ sich bestimmt von Sachen wie einem „freundlichen" Lächeln, was eher an Zähnefletschen erinnerte, blenden.
Also ergab ich mich.
„Okay, du hast recht. Lass uns ihr hinterher. Ich muss doch wissen, wie es meiner Oma geht."
Den letzten Satz sagte ich so lustlos und genervt, dass ich hoffte, dass er nochmal nachfragen würde.
Doch das tat er nicht.
„Kacke, meine Karre ist zu Hause. Da wollte ich einmal was für die Umwelt tun und bin zu Fuß hier hin, und jetzt brauchen wir mein Auto!" Er lachte kurz und humorlos auf.
Ich gab mir einen Ruck. Jetzt war eh alles gelaufen.
„Ich frag meine Mom nach den Schlüsseln. Sie gibt sie dir bestimmt."
‚Weil sie von meiner Oma gehirngewaschen wurden und nicht mehr klar denken kann', diesen provokanten Zusatz verkniff ich mir.
Ich hatte mal wieder nichts zu melden. Gesagt, getan. Reign war von einem ganz merkwürdigen Eifer erfüllt, vielleicht fühlte er sich mitschuldig, weil er der Anlass zu unserem Streit war, dem von Oma Yolanda und mir.
„Ich weiß ja, in welches Krankenhaus die die bringen, da, wo Nori ist!", erklärte er mir überflüssigerweise.
North würde ich nicht einmal meinen Goldfisch anvertrauen!
„Mom!", trompetete ich in der Küche. Jetzt war Vorsicht geboten. Ich wollte ihre Autoschlüssel, damit ich mit einem Jungen wegfahren konnte. Natürlich war meine Mom im Moment nicht ganz zurechnungsfähig, aber da rechnete ich doch mit ein bisschen Widerstand.
„Mom, wir wollen zu Oma. Du weißt schon..." Ich zog vielsagend die Augenbrauen hoch, damit ich das Ganze nicht nochmal in allen Einzelheiten erzählen musste. Es konnte doch nicht sein, dass sie das so völlig kalt ließ!
Das Gleiche galt für Bella, die wie in Zeitlupe Backerbsen knusperten, unter ihr viele orange Krümel, als hätte ein Kleinkind dort gegessen.
Sie änderte ihre Taktik, lutschte auf der nächsten herum als wäre es ein Bonbon.
„Oh", sie richtete sich auf, mit fahrigen Blick. So hatte meine Mom mich noch nie angesehen.
Und mit einem Mal fuhr ein Ruck durch sie.
„Ja, klar, Mom ist zusammengeklappt! Und ich sitze hier in aller Seelenruhe! Ich sollte mich schämen!"
Für einen Moment hatte ich Angst, sie könnte sich selber ohrfeigen.
„Wo ist sie? Wo? Bella, komm, Kinder, kommt, ab ins Auto, ich komme mit! Ich muss zu ihr, unbedingt!"
Oh nein, so planlos hatte ich sie ja noch nie agieren sehen! Aber jetzt war es eh zu spät. Jetzt wäre sie von ihrem Plan nicht mehr abzubringen und ich hing mittendrin, denn wenn ich zu Hause bleiben würde, würde Reign mich für ein herzloses Monster halten.
Er verstand es einfach nich. Niemand verstand es. Aber ich konnte nichts dafür, dass die Bindung zu meiner Oma so... mau war. Sie hatte mich als Kind herumkommandiert, die Erinnerungen an die Ferien bei ihr waren furchtbar. Sie hatte kaum mehr als drei Sätze mit mir am Stück gewechselt, immer nur Smalltalk, als wüsste sie nichts mit mir anzufangen.
Und sie hatte versucht, mich zu isolieren und Reign loszuwerden.
Übertrieb ich? Ich wusste es nicht. Ich hoffte, nicht. Hach, es war eine verzwickte Situation.
Genauso, wie mich etwas zwickte, als wir gemeinsam im Auto saßen, weil Bella mit ihrem Sitz so weit nach hinten gelehnt war, dass meine Beine fast unter meinem Kinn hingen, angewinkelt wie beim Yoga.
Das Radio plärrte, immerhin eine gescheite CD, ein Nirvana-Mixtape, das Janis mir mal gebrannt hatte.
Keiner sprach, da das Navi kaputt war, musste Reign den Weg vorgeben.
Es herrschte eine entsetzliche Stimmung, ich fühlte mich einfach nur unwohl und wollte am liebsten ganz weit weg sein.
Fast beneidete ich Bella, die sich völlig ausgeklinkt hatte und wieder an ihren Nagelbetten heranpulte.
Endlich, wir waren da, Mom hing am Handy und telefonierte hektisch mit Anwar, der Wind blies Bella die Haare ins Gesicht, Reign hüllte sich enger in seine Bomberjacke.
Jeder war mit sich selbst beschäftigt. So etwas wie Zusammengehörigkeitsgefühl gab es nicht, irgendwas hatte uns getrennt. Oder jemand. Ich wusste es nicht.

Hey Leutz
Na was geht? Was sagt ihr zum kapi? Findet ihr Lucy wankelmütig? Erst tut ihr alles noch total leid dann macht sie wieder Stimmung gegen Yolanda 😬 ist mir so aufgefallen 😬
Wenn euch noch was auffällt hautz in die Kommis 🤗🧡✌🏼
LG, eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt