Fake news

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Ein bisschen aufgeregt war ich ja schon, als ich es in der Leitung tuten hörte. Immerhin hatten wir eine ganze Weile nicht mehr miteinander gesprochen, absolute Funkstille, und es war ja auch einiges vorgefallen.
Doch als ich die vertraute Bassstimme liebenswert-verpeilt „Hallo?"in den Hörer fragen hörte, da fiel jeder Druck von mir ab. Ich war so froh, ihn zu hören.
„Hallo? Reign?"
Was für ein Glück, dass er rangegangen war. Auf einmal konnte ich ein Grinsen nicht länger unterdrücken. Er war nicht sauer auf mich, zwischen uns war alles okay, was gab es Schöneres?
Oh Mann, konnte ich mich mal bitte für einen Jungen entscheiden? Besoffen hatte ich für Dustin geschwärmt, und auch, wenn alkoholische Getränke meine Libido offensichtlich ankurbelten, da war Marillenbrand bestimmt keine Ausnahme, sagte man nicht, dass kleine Kinder und Betrunkene immer die Wahrheit sagten? Warum war ich nur so wankelmütig? Oder war es immer der Typ, der gerade zufällig in meiner Nähe war?
War ja praktisch, dann musste ich keinem lange hinterhertrauern. Nein, das war Galgenhumor. Ich war genervt von mir selbst. Von mir und meinen Hormonen. Warum wusste ich nie, was ich wollte?
„Lucy, du alte Schleuder!", wiederholte Reign die Anrede aus seiner Nachricht. Ich konnte sein verschmitztes Grinsen förmlich vor mir sehen. Prompt musste ich kichern. Den Spruch hatte er von Kenny, aus deren Mund hatte ich ihn auch schon mehrmals gehört. Tja, Familienähnlichkeit halt. Mit dem Kardashian-Jenner-Clan und seinen Macken war ich, dank Stormi, bestens vertraut. Und bald gab es da vielleicht noch eine Erweiterung...

Oh Mann, konnte ich mit den Heiratsplänen erstmal warten, bis ich ihm wenigstens geantwortet hatte? So kannte ich mich ja selbst gar nicht. So konfus und hormongesteuert.
„Hihi, ja", griente ich dämlich in den Hörer. Was sollte man auf „alte Schleuder" auch antworten? Aber ihm machte ich keinen Vorwurf, es war trotzdem süß und witzig.
„Wie gesagt, nochmal, sorry, dass ich mich nicht gemeldet hab!", sagte er und klang wirklich schuldbewusst. Awwww! Ich schmolz dahin. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er sich gar nicht rechtfertigen musste, aber, ich wollte ihn nicht unterbrechen.
Außerdem tat es ganz gut, wenn jemand so um mich warb und so demütig angekrochen kam. Mann, klang das schäbig und armselig. Ich formulierte es für mich in Gedanken um: es war schön, dass er mir zeigte, dass ihm auch etwas an mir lag. Ja, so war das schön gesagt und ich brauchte mich nicht zu schämen.
„Auf jeden Fall, bei mir zu Hause war aber ganz schön was los! Meine Schwester ist ins Krankenhaus gekommen, ja, blöd gelaufen, aber, die ist schon wieder einigermaßen auf dem Weg der Besserung."
„Wie?" Wie konnte das denn sein? Als mir langweilig gewesen war, konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, Leberzirrhose, die ominöse Krankheit, an der Penelope litt, mal zu googeln.
Und da war mir wirklich fast die Spucke weggeblieben! Abgesehen davon, dass die meisten Patienten deutlich älter waren und einige Jahrzehnte mehr Alkoholmissbrauch hinter sich hatten, endete es nicht selten tödlich, mit irgendwelchen Blutungen und war unheilbar.

Wenn mich nicht alles täuschte, ich hatte schnell wieder weggeklickt und den Tab gelöscht. Mit sowas Gruseligem wollte ich mich nicht befassen! Viele Grüße gingen raus an Zayn, der war schuld dran. Er hatte mich zur Pussy erzogen, ich konnte nichts dafür.
Aber war wahrscheinlich auch besser so, von P träumen wollte ich nicht nochmal. Trotzdem, ich hatte genug darüber gelesen, um zu wissen, dass eine so schnelle Genesung mehr als unrealistisch war.
„Hat die nicht...?"
Erst im nächsten Moment fiel mir auf, dass ich ganz schön unsensibel war. Ihn daran zu erinnern, dass es für seine Schwester keine Hoffnung mehr auf ein Leben ohne jede Menge medizinische Betreuung gab und dass er sich einfach alles schön redete, das war mehr als unfair und gemein.
„Ja, akutes Leberversagen", redete er rein. An seinem Ton meinte ich erkennen zu können, dass er mir nichts krumm nahm. „Du kennst ja die Story, was da vorgefallen ist. Aber, ihr geht's jetzt endlich wieder etwas besser. Ich war so gut wie jeden Tag da, wenn ich nicht gerade Mase beim Umzug geholfen hab. Wir haben uns immer ziemlich gut verstanden, musst du wissen."
„Ja, aber..." Jetzt war ich verwirrt. „Hat sie nicht eine Leberzirrhose, äh, ich kenn mich da nicht so genau aus... hat man mir gesagt."
Ich war keine Leuchte in Bio, aber, dass das nicht ganz dasselbe war, das wusste selbst ich. Das würde auch erklären, warum er so locker damit umging. Ich konnte hören, wie Reign stutzte.

„Wie? Wer erzählt dann sowas? Dann würde ich dich nicht so locker-lässig darüber reden, dann wär ich aber um einiges besorgter!" Ein ungläubiges Lachen. Wenn ich ihn so lachen hörte, wunderte mich, dass er überhaupt wusste, was das war. So wirkte er echt nicht wie die hellste Kerze auf der Torte.
„Alter. Nee..."
War das so absurd und schwer vorstellbar, oder wie? Der Familie Disick traute ich inzwischen alles zu, vor allem, was Alkohol und Drogen anging. Ja, Alkohol war auch eine Droge, blablabla. Erbsenzähler, die sowas sagten, gingen mir gewaltig auf die Nüsse!
„Kylie!", sagte ich, froh, den schwarzen Peter jemand anderem zuschieben zu können. „Kylie hat mir das erzählt. Deshalb hab ich mir echt Sorgen gemacht, und gedacht..."
Lieber nicht zu dick auftragen, dachte ich mir. Immerhin hatte ich mich kein einziges Mal gemeldet.
„Das ist aber auch mal wieder typisch!", schimpfte Reign. Oft hatte ich ihn noch nicht schimpfen gehört, sonst wirkte er so, als könnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. Um nicht zu sagen, ein bisschen tranig. Manchmal zumindest.
„So eine Panikmache kann auch nur die verbreiten! Leberzirrhose, also echt!"
„Also, ich kenn da noch jemanden, der gerne solche Storys erzählt und mit Absicht falsch versteht, um allen Angst zu machen!", plauderte ich aus dem Nähkästchen.
Ich erzählte von Alison vom Fußball. Er kannte sie sogar vom Sehen, als ich sie anschaulich beschrieb, ein paar Mal war er ja auch am Platz gewesen. Ich erzählte von mehreren Gelegenheiten, bei denen sie sich fast ins Hemd gemacht hätte, zum Beispiel bei einem Turnier mit Übernachtung, bei dem sie angeblich einen zwielichtigen Mann rumschleichen sehen hatte und allen Angst machte, er könnte uns ausrauben oder im Schlaf über uns herfallen.
Ironischerweise übertrieb ich dabei selbst ziemlich, wie ich erst später merkte. Aber, das war mir egal. Es war vielleicht nicht besonders nett von mir, über andere herzuziehen und mich über sie lustig zu machen, aber jedes Mädchen, dass einmal sein tiefes, wohlklingendes Lachen gehört hatte, würde mich verstehen. Davon konnte ich nicht genug kriegen, auch, wenn es auf Kosten anderer war. Wir plauderten noch ein bisschen weiter und am Ende verabredeten wir uns noch, für den nächsten Tag. Heute musste er nochmal zu Mason.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass anderthalb Stunden vergangen waren. Dabei war sonst schon ein fünfminütiges Telefonat eine Qual für mich.
Dieser Junge machte mich wirklich verrückt!
Dustin zu antworten, das hatte ich völlig vergessen.
Alles was zählte war das Treffen morgen.

Hey Leutz
Laberkapi 🙈 komm nicht richtig in die puschen 🙈 habt ihr Ideen, was noch passieren soll? Und seid ihr froh wegen p? 😅 war jetzt nicht das krasseste Missverständnis aber naja 😅
Okay dann noch 1 schönen Tag und haltet die Ohren steif 😏😁❤️
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt