Ich war früh dran. Ausnahmsweise mal. Aber wenn man nach wochenlanger Gefangenschaft, ja, tat mir leid, falls es übertrieben klang, aber, so hatte es sich nunmal angefühlt, wieder rausgehen und sich verabreden durfte, wann man wollte, dann kostete man diese Freiheit eben in vollen Zügen aus. Eine Freiheit, die ich vorher gar nicht zu schätzen wusste.
Ich musste nur meine Mom fragen und dass die ja sagen würde, das war ja klar wie Kloßbrühe. Die wollte ja immer, dass ich unter Leute ging und was Soziales machte. Außerdem war sie total beschäftigt gewesen, mit Telefonieren. Wenn mich nicht alles täuschte, hatte die eine Bleibe für Bella gefunden. Dabei störte die mich in letzter Zeit gar nicht mehr so sehr. Sie war richtig aufgeblüht, seitdem Oma nicht mehr da war und nicht mehr länger der Trauerkloß mit Handicap, der alle runterzog.
Vielleicht sogar ein bisschen zu sehr aufgeblüht. Seitdem sie einmal Lacher geerntet hatte, als sie sich über mich lustig gemacht hatte, startete sie noch öfter solche Aktionen und machte mich beim Abendessen grottenschlecht nach. So redete ich nicht, so ein schrilles, hysterisches Kreischen, wie sie mich immer nachäffte! Und sie war die Letzte, die anderen vorwerfen musste, die würden schlechte Stimmung verbreiten!
Aber im Gegensatz zum ersten Mal lachte meine Mom jetzt nur noch aus Höflichkeit. Und ich rollte nur die Augen. Das durfte ich aber nicht, weil Bella das dann auch nachmachte, so lange, bis meine Mom ihr das alte Ammenmärchen einreden musste, dass einem davon die Augen stehenblieben.Aber sonst war sie eigentlich ganz okay.
Ich war frisch geduscht, frisch frisiert und trug frisch gewaschene Klamotten. Meine Zähne waren geputzt, Gesicht und Ohren gewaschen und ich hatte etwas Mascara aufgetragen. Da heute keine Stormi da war, die mir ins Styling reinreden konnte, hatte ich mit mir erneut gehadert, ob ich meine Augen mit Kajal umranden sollte und war stark versucht, es zu tun. Doch dann bekam ich zu starke Zweifel, ob er es nicht doch zu gruftimäßig fand und ließ es bleiben. Das bereute ich, jetzt, wo ich vor seiner Haustür stand. Das sah doch rattenscharf aus und wenn ich ihn besuchte, dann durfte ich mich doch ruhig ein wenig in Schale schmeißen! Und wer war ich, dass ich mich den Normen der Gesellschaft beugte und mich so stylte, dass ich möglichst nicht aneckte und auffiel? Mit seinem Pferdeschwanz und seinem Schlabberlook war er doch auch... unkonventionell. Und das Unfaire war, sogar in einer alten Jogginghose mit Siffflecken und ausgeleiertem Gummizug sah er noch gut aus.
Noch einmal tief durchatmen, Kaugummi in den Vorgarten spucken und...
Ja, okay, das war auch nicht das angebrachteste Benehmen, vor allem, da Kourtney, so naturverbunden wie sie war, wahrscheinlich viel an ihren Pflanzen lag, auch wenn die, für mich als Laien, nicht gerade top-versorgt aussahen. Aber schmatzend und wiederkäuend wie eine Kuh wollte ich da auch nicht ankommen.
‚Ich hätte ihn auch einfach drinnen in den Mülleimer schmeißen können!', fiel mir siedend heiß ein, als Kourtney die Tür aufriss und mich aufrichtig freundlich anlächelte.„Hallo, Lucy! Schön, dass du da bist! Komm rein, Reign freut sich schon!"
Ich schämte mich. Sie war so lieb zu mir und ich machte mich noch über den Zustand ihrer Blumen lustig und rotzte einfach in ihren Garten. Was hatte ich mir dabei nur gedacht?
„Äh, danke", stammelte ich verlegen. Hoffentlich kam es nur schüchtern und nicht unhöflich rüber.
Ich schlüpfte hinter ihr ins Haus, schlüpfte aus meinen Schuhen und in die Lammfellpantoffeln, die sie mir freundlicherweise gab, „damit du keine kalten Füße bekommst."
Kourtney war wirklich ein Schatz. Wenn es nur nach den Schwiegermüttern ging und ich die Wahl zwischen ihr und Dustins menschenscheuer, kurz angebundener Clash-of-Clans-Mutter hatte... nein, sowas sollte ich lieber lassen. Diese schwachsinnigen Vergleiche sollte ich generell lassen.
„Hi!"
Als ich ins Wohnzimmer kam, eilte Reign freudestrahlend zu mir hin und schloss mich in die Arme. Irgendwie war es mir peinlich, weil Kourtney zuguckte. Mann, ich wusste echt nicht, was ich wollte! Irgendwie fühlte es sich an, wie ein Maskottchen im Freizeitpark zu umarmen, viel Intimes war nicht dabei.
„Schön, dass du da bist! Sollen wir hoch?"
Ich schüttelte entschieden den Kopf. Wie anzüglich klang das denn? Ich wollte nicht, das Kourtney dachte... ja, dass ich nur hier wäre, um mit ihm rumzumachen. Dazu war es zwar noch nie gekommen, aber, das konnte sie ja nicht wissen. Ich hätte generell gerne gewusst, was sie von uns beiden zusammen hielt. Oh Mann, mir lag immer noch viel zu viel an der Meinung anderer Leute.„Nee!", sagte ich deshalb gedehnt. „Ich,äh... ich wollte eh noch kurz was trinken!"
Ja, so ließ sich sicher etwas Zeit schinden. Reign zuckte nur die Achseln. „Dito!"
Er ging zum Kühlschrank. „Das trifft sich ja super!", sagte Kourtney. „Ich hab nämlich gerade Tee gekocht. Eine ganz spezielle Mischung. Eigentlich wollte ich den gerade P hochbringen, aber, so eine ganze Kanne schafft sie eh nicht, da könnt ihr gerne was abhaben."
Bitte was? Ich verschluckte mich fast an meiner Spucke, zu trinken hatte ich ja nichts. P war hier? Warum? Was hatte ich verpasst?
Irgendwie hätte Reign das doch mal erwähnen können! Nein, eigentlich nicht. In welcher Situation auch? Trotzdem war ich überrascht.
„Sie... sie ist wieder hier?" Die Frage konnte ich mir nicht verkneifen.
„Ja!" Kourtney nickte grimmig. „Was die Ärzte mit ihr veranstaltet haben, das ging einfach gar nicht. Die haben mir auch nicht besonders kompetent gewirkt, um ehrlich zu sein. Die kamen immer nur mit Verbänden, egal, was wehgetan hat, Hauptsache Verbände drauf!"
Reign nickte. „North arbeitet ja auch da. Als Sani kriegt sie auch ein bisschen was mit. Die erzählt zwar immer lustige Storys, aber, man hört schon raus, was für ein Sauhaufen das ist!"
„Ja, da päppel ich sie selber zu Hause auf, das ist mir lieber!", nickte Kourtney. „Und Allison hilft mir. Die ist gelernte Heilpraktikerin."
Ich nickte nur. Da Zayn eher jemand war, der bei jedem Zipperlein zum Arzt rannte und es bei uns einen großen Medikamentenschrank gab, hörte sich Kourtney Vorhaben für mich grob fahrlässig an. Um nicht zu sagen, abstrus. Aber wer war ich, ihnen reinzureden?
Als der Tee fertig war, nahm ich einen Schluck. Bittere Plörre.
„Von Allie!", sagte Kourtney. „Sieben Kräuter!"
Ich nickte mit vollen Backen und versuchte, das Zeug runterzuschlucken. Na dann, prost Mahlzeit!Hey Leutz
Wieder mal ein kapi in den nicht so viel passiert ist, aber das Schreiben hat heute Lunte gemacht 😂😁❤️ haut mal Tipps wies weitergehen soll in die Kommis 🙈 heute kurz angebunden 🙈
Eure Mila 🦄💓
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Smells like Teen Spirit
Teen FictionHey Leute, hier ne neue Geschi von mir! Eine Fortsetzung von Wahrheit ist auf'm Platz. Seid gespannt! Weiter Infos kommen Mila 🦄