Initiative

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Tja, gut fühlte es sich an, sich mit Natalie ausgesprochen zu haben. Generell hatte ich in letzter Zeit ein richtiges Hoch: mit meinen beiden Freundinnen, Natalie und Stormi lief es gut, zu Hause war alles im Lot und ich war gut gelaunt.
Vielleicht hatte mir das einfach gefehlt, sich mit Gleichaltrigen zu treffen und deshalb war ich immer so mies drauf gewesen. Ich wusste es nicht.
Doch leider hatte mein neu erworbenes Bewusstsein und meine neue Gemütslage auch einen Nachteil, je, nachdem, wie man das auslegte: ich hatte das Gefühl, anderen helfen zu müssen.
Natalie, zum Beispiel. Dass sie unglücklich in Kendall verliebt war wäre mir unter Umständen wie früher egal gewesen, weil ich selbst genug mit meiner eigenen Misere, zum Beispiel John zu tun hatte.
Doch jetzt ließ es mich nicht mehr kalt. Manchmal, in unbeschwerten Momenten, sah ich ihre traurigen Augen vor mir und hatte das Bedürfnis, ihr helfen zu müssen.
War natürlich einerseits gut, andererseits aber auch lästig. Es war wie ein Zwang. Jetzt wusste ich, wie es ihr früher immer gegangen war, wenn sie mich als Häuflein Elend mit zum Fußball genommen hatte.
Doch was sollte ich bitte tuen? Kendall würde niemals mit einer 15-jährigen zusammen sein wollen und, selbst wenn... nein, ich schüttelte mich.
Vielleicht war ich zu spießig erzogen worden, aber so ein Altersunterschied war mir 'ne Nummer zu krass. Vielleicht waren bei Familie Eisenhuth wirklich Chemikalien im Trinkwasser.
Aber, wenn man das knicken konnte, wie sollte ich da anders rangehen? Zumal ich niemanden einweihen durfte.
Sollte ich mich nach einer Alternative zu ihr umschauen, in die sie sich vergucken konnte? Nein, dazu musste ich erstmal mein eigenes Liebesleben auf die Kette kriegen.
Oft dachte ich darüber nach, aber ohne wirklichen Erfolg. Deshalb verwarf ich den Gedanken gleich wieder. Es war nicht so, dass Natalie unglücklich wirkte, wenn sie mit mir schrieb.
Sie schäkerte, machte Witze, war gut drauf und lieh mir immer ihr Ohr. So, wie ich sie auch kennengelernt hatte. Aber inzwischen wusste ich, dass auch sie ihr Päckchen zu tragen hatte.
Naja. Das Leben ging weiter.
Zum Beispiel mit unserem Französischreferat. Eigentlich mussten wir uns davor nochmal treffen, bevor wir es vortragen mussten, um eine Vollkatastrophe zu verhindern. Doch wir konnten uns einfach auf keinen gemeinsamen Termin einigen.
Ausgerechnet in der Woche davor war Stormi auf etlichen Geburtstagen eingeladen und konnte das Training auf gar keinen Fall ausfallen lassen und Dustin war sowohl beim Kieferorthopäden als auch beim Physiotherapeuten und alle Termine waren so eng gelegt, dass ein Treffen kaum möglich war.
Naja, egal. Optimal war das nicht und der nicht gerade sehr optimistische Teil in mir, den gab es immer noch, er hatte im Moment nur nicht so viel Energie und war verkümmert, wie eine Pflanze, die man nicht goss. Man goss sie nämlich mit seinen Gedanken, das hatte Kourtney auf Facebook gepostet, die Gute, auf jeden Fall glaubte dieser Teil, dass wir uns bei der Präsentation ganz schön die Blöße geben würden. Wir waren nämlich alle drei nicht gerade Französisch-Leuchten und wenn wir jetzt vortrugen, ohne das Ganze einmal gemeinsam durchgegangen zu sein, den ganzen Ablauf...
Jeder hatte nur sein eigenes Zeug auf den Karteikarten stehen. Kurz gesagt, wenn wir es auf gut Glück machen würden und einfach am Vortragstag alles zum ersten Mal machen würden, wäre das mit einer ziemlich großen Wahrscheinlichkeit eine Vier.
Natürlich könnte ich auch, anstatt rumzujammern, ein Treffen erzwingen, getreu dem Motto „zwanzig Minuten hat jeder Zeit!" oder mein Zeug so üben, dass ich es sicher konnte, aber dafür saß der Hass für das Fach Französisch zu tief.
Genauer gesagt ging er auf den Tag in der siebten Klasse zurück, an dem ich, zwölf Jahre alt und voller Elan, einen Text vorgelesen hatte, über ein paar Wörter stolperte und die Lehrerin gehässig sagte :" Geht das auch auf Französisch?"
Wenn ich an diese Szene dachte, stieg immer noch der pure Hass in mir auf. Grah! Das Schulsystem konnte man in die Tonne treten!
Furchtbar, sowas! Alte Hassattacken durchströmten mich, doch sie klangen schnell wieder ab und waren verflogen. Sowas kannte ich von früher nicht.
Also, ich war rundherum stabil und nichts und niemand konnte mich mehr aus der Bahn werfen. Dachte ich.
Bis eines Nachmittags, an dem mich eine fremde Nummer anschrieb.

8283628927372
Hi

Wer konnte das sein? Im Vergleich zu früher durchaus freundlich schrieb ich:

Lucy
Hi, wer bist du?

Anstatt die Person direkt zu fragen, woher sie die Chuzpe nahm, mich anzuschreiben, ohne sich vorzustellen.

8283628927372
Sorry haha 😅 hier ist John

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Okay, in den letzten Tagen hatte ich nicht mehr so viel an ihn gedacht, aber, das konnte doch nicht wahr sein... John schrieb mich an? Mich? Warum? Er hatte mich von sich aus noch nie angesprochen?
War er wirklich in mich verliebt und hatte es, jetzt, wo der Trennungsschmerz verwunden war gemerkt? Das war natürlich eine reichlich naive Vorstellung, aber, trotzdem, Gedanken und Träume kannten keine Logik. Zumindest meine nicht.
Ich wusste gar nicht, was ich schreiben sollte, da machte er auch schon weiter.

John
Hab deine Nummer von Nata 🙈 die war so lieb haha 😅 und, wie geht's dir so? Was machste so heute?

Mein zweiter Impuls war, dass das nur ein Prank sein konnte. Irgendjemand, das konnten nur Natalie oder Stormi sein, erlaubten sich einen üblen Scherz.
Jetzt ging alles auf und lief noch besser, als ich mir das je ausgemalt hatte. Er fragte mich, was ich heute vorhatte! Mein Atem ging ganz schnell.
Ich wusste überhaupt nicht, was ich ihm antworten sollte. Ich interpretierte in jedes Wort zu viel hinein und hatte Angst, dass es komisch bei ihm ankommen könnte.
Was sollte überhaupt dieses „Nata war so lieb" bedeuten? Der Spitzname Nata regte mich immer noch auf, auch, wenn ich jetzt mit ihr cool war.
Ich hatte Spitznamen schon immer gehasst, zumindest so babysprachenmäßige.
Und ja, der Name Gigi bildete keine Ausnahme, an ihrer Stelle wäre ich bei Jelena geblieben. Auch, wenn ich ihr das niemals sagen würde.
Panisch schickte ich einen Screenshot an Natalie, die mir ja auch mal hätte Bescheid sagen können.

Lucy
Warum hast du nix gesagt? Und was soll ich jetzt sagen???

Natalie antwortete prompt.

Natalie
Na, endlich ist Johnny mal aus dem Quark gekommen, hab dem schon gestern gesagt, der soll dir mal schreiben!!! 🤣 und jetzt heißt es hör auf zu denken, schalt dein Gehirn aus, follow your instincts 😝

Na toll. Zum Glück war das noch nie schiefgegangen.

Hey Leutz
Na was geht? 🙈 haut mal eure meinung in die kommis weil heute Kendall jenners Geburtstag ist und sie das wollen würde 😂😂 okay reicht jetzt 😂😂❤️
Und was sagt ihr, entwickelt sich da was? Und was hat John vor? Schreibt mal eure Meinung in die Kommis 🙈 Wetten ihr dachtet das wird nur ein laberkapi am Anfang tja falsch gedacht 😝
2 schönen Abend noch 🧡✌🏼
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt