Ende im Gelände

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„Okay", begann Frau Kiefer. Ihre Stimme zitterte leicht.
„Das ist ja nicht so optimal gelaufen, damals."
Nette Untertreibung. Für sie vielleicht! Ich wurde jetzt als Freiheitskämpferin gefeiert, also, für mich war alles okay.
„Und leider kam es bis jetzt noch nicht zum Gespräch. Das ist auch suboptimal gelaufen. Vielleicht möchtet ihr mir einfach eure Meinungen und Ansichten zu der Sache schildern. Ganz unverblümt, frei von der Leber weg, aber bitte fair bleiben. Ich glaube, das ist auch mal ganz wichtig, dass man sich in die andere Position hineinversetzen kann."
Naja, sie wirkte nicht so, als könnte sie schonungslose Wahrheiten ertragen.
Aber mit so einem offenen Angebot hatte keiner von uns gerechnet. Eher mit einer weiteren Standpauke. Dementsprechend sparsam schauten wir bestimmt aus der Wäsche, und dementsprechend ruhig war es auch. Die Stille war ganz schön unangenehm. Keiner traute sich, was zu sagen.
„Also?" Frau Kiefer wartete auch nicht gerade entspannt auf eine Reaktion unsererseits. Vielleicht hatte die Angst, dass wir sie wieder wüst beleidigen könnten oder sowas.
Endlich gab Stormi sich einen Ruck und setzte dazu an, etwas zu sagen, doch zu meiner Überraschung wurde sie jäh unterbrochen... von Dustin!
„Also, Frau Kiefer", sagte er und seine Stimme brach ganz plötzlich einfach ab. Tja, als Spätzünder war er erst jetzt im Stimmbruch und der setzte, wie alles in meinem Leben, immer zu den ungünstigsten Gelegenheiten an.
Sofort dachte ich wieder an Reigns wohlklingende Bassstimme. Allein der Gedanke daran half mir, mich zu entspannen.
„Ich wollte mich erstmal bei Ihnen entschuldigen. Ich , im Namen von unserer gesamten Gruppe. Wir waren zwar gut vorbereitet, haben aber an dem Tag dummerweise was vergessen und da haben wir ein bisschen die Nerven verloren. Aber das tut uns heute echt leid und wir wollten sie bestimmt nicht bloßstellen oder uns mit Ihnen anlegen oder sowas."
Er blickte sich hektisch um. Das Ganze klang total auswendig gelernt. Jetzt wusste ich, warum er so sauer war, als wir über seinen Kopf hinweg entschieden hatten: das war einfach total scheiße!
Jetzt hatte er sich entschuldigt, im Namen von allen, obwohl weder Stormi noch ich das so meinten! Meine Güte! Wie konnte man Lehrern denn so in den Arsch kriechen und seine Ehre aufgeben, nur damit auf dem Zeugnis keine Drei minus, sondern eine glatte Drei stand?
Ich schüttelte den Kopf.
„Okay", sagte Frau Kiefer. „An dem Tag sind also einfach die Emotionen hochgekocht. Habt ihr da auch was zu zu sagen, Mädchen?"
Ich blickte Stormi an. Natürlich war ich geladen hoch zehn, aber den Anfang wollte ich nicht unbedingt machen.
Doch die zuckte nur die Achseln. „Joa. War von allen Beteiligten nicht so toll."
Dustin sah sie mahnend an, doch Frau Kiefer schüttelte nur den Kopf. „Nein, nein, schon okay. Wie gesagt, ihr könnt eure ehrliche Meinung sagen. Ich weiß selber, dass ich hätte ruhig bleiben sollen, aber an dem Tag ist schon morgens etwas vorgefallen, weshalb ich näher am Wasser gebaut habe als sonst. Trotzdem freue ich mich natürlich sehr über eure Entschuldigung und dass ihr die Respektlosigkeit, die, in aller Deutlichkeit, bestand, sorry, eingeräumt habt.
Ich werde euch bis auf Weiteres nicht mehr unterrichten, es tut mir leid, aber wir waren uns alle einig, dass das das Beste wäre. Aber ich möchte nicht, dass böses Blut zwischen uns herrscht. Das Elterngespräch wird es trotzdem geben, aber ich bin positiv überrascht von eurer Reaktion. Letztendlich würde ich sagen, wir haben alle draus gelernt und würden uns anders verhalten, in dieser Situation. Hand drauf?"
Oh, jetzt hatte sie uns aber ganz schön zugetextet. Speichellecker Dustin reichte ihr als erstes seine nass-schwitzige Hand. Ich wusste nicht, wie sie sich anfühlte, aber, ich nahm mal an, dass sein Angstschweiß noch nicht ganz getrocknet war.
Auch Stormi willigte ein, was ich missbilligte. Ich war mir nicht sicher. Sollte ich mich an ihr orientieren und auch kleinbeigeben?
Oder hatte sie den Widerstand aus Bequemlichkeit verraten und ich musste ihn aufrecht erhalten?
Ich hatte keine Ahnung! So viel Stress wegen eines Handschlags. Dann, ich war an der Reihe. In einer Art Kurzschlussreaktion entschied ich mich für einen Kompromiss: Ich gab ihr die Hand, aber so lustlos und schlaff, dass klar war, dass ich nicht zu 100% dahinterstand.
Ein fauler Kompromiss, okay. Nachdem wir gefragt wurden, ob wir noch irgendetwas auf dem Herzen hätten, was wir brav verneinten, durften wir gehen.
Noch auf dem Flur gingen natürlich Diskussionen los.
„Glaubt ihr...", fragte Dustin, brach aber ab.
„Was?", fragte Stormi.
„Ach, nichts. Egal."
„Hör mal, das ist jetzt nicht dein Ernst!", schaltete ich mich ein. „Jetzt hast du uns doch genug gestraft, jetzt kannst du auch wieder normal mit uns reden. Wir haben dir nicht deine Französischnote versaut, alles ist wieder im Lot. Also, krieg dich mal wieder ein!"
Ich war einfach mehr als nur wütend. Ich wusste nicht warum. Das über den Kopf-Hinwegentscheiden, das hatte mich gestört. Entschuldigungen sollten immer ehrlich sein. Und wegen Leuten wie Dustin, die kein Rückgrat hatten und nur Ruhe im Karton wollten, konnte man diese nicht mehr ernst nehmen.
„Lucy, chill", sagte Stormi und gähnte. „Deswegen müssen wir doch jetzt echt nicht streiten. Hauptsache, die Sache ist vom Tisch und die Alte lässt uns damit in Ruhe."
Was, Stormi hatte diese Einstellung jetzt auch? Ich war entsetzt.
Ich kam mir vor wie der letzte Wolf in einer debilen Schafherde. Das selbe Spiel zu Hause: alle kuschten vor Yolanda, damit die uns in Ruhe ließ und jetzt hatte sogar Stormi klein bei gegeben, damit die Französischsache vom Tisch war.
„Ja", sagte Dustin. „Ihr habt im Namen der Gruppe Stress gemacht und ich hab im Namen der Gruppe dafür gesorgt, dass unsere Französischnoten vielleicht doch keine Vollkatastrophe mehr werden. Wir gaben Glück, dass die Kiefer so geduldig und nett mit uns war. Das hätte auch anders aussehen können."
Ich war ihm trotzdem nicht dankbar. Meine Französischnote war mir egal. Das konnte eine Eins plus mit Sternchen sein, sie würde trotzdem weder Zayns Fehltritt rückgängig machen, noch sonst irgendeins meiner Probleme lösen.
Doch das schien keiner zu verstehen.
„Ja, ist doch jetzt gut!", sagte Stormi. „Darüber zu streiten bringt jetzt auch nichts mehr. Die Sache ist erledigt und gut."
Wie beide sahen uns zögernd an, Dustin und ich.
„Und jetzt", schlug sie vor, „machen wir noch 'nen kleinen Abstecher in die Mensa. Ich hab' nämlich echt keine Lust auf Bio und die können uns ja nicht nachweisen, wie lange das Gespräch gedauert hat."
Mir gefiel ihre Einstellung gar nicht. Ich konnte mich mit niemandes Einstellung mehr identifizieren.
Ich wusste nicht, wie lange ich es in diesem Umfeld noch aushalten würde. Eins stand fest, es musste etwas passieren.

Hey Leutz
Bitte seid nicht sauer bin ein bisschen rausgekommen 🙈 eigentlich sollten wieder mehr positive Vibes rein... ups 😂😬 passiert 🙈
Positive Vibes gibt's nur wegen dem Geburtstag von Mason und Reign Disick heute. Alles Gute an die beiden! ❤️
(Lesen sie net aber der Wille zählt 😂❤️)
1 schönen Abend noch 😊🧡
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt