Smells like Teen Spirit

Schall und Rauch?

„Sie führen gerade noch Untersuchungen durch!", brachte meine Mom uns auf den neuesten Stand der Dinge.
„Und was sollen wir jetzt machen?", fragte ich. „Die werden uns wohl kaum da rein lassen..."
„Na was wohl!", unterbrach meine Mom mich, als wäre die Frage, die ich gestellt hatte, eine Unverschämtheit. „Wir warten hier mit auf die Ergebnisse und gehen, so bald es möglich ist, zu ihr!"
Naja, so sentimental war meine Oma ja selber nicht! Ich war mir sicher, würde einer von uns im Krankenhaus liegen, würde sie auch eher praktische Fragen stellen, wie meine und nicht vor Mitleid dahinfließen oder Panik schieben.
Und ich war mir sicher, wenn meiner Mom klar würde, dass das alles passiert war, weil ich Oma angebrüllt hatte, wäre ich der Sündenbock des Tages. Ach was, das würde mit bis ans Ende meiner Tage vorenthalten werden!
Ich zog meine Jacke enger um mich, wenigstens sie sollte mir noch etwas Wärme spenden.
„Können wir rein?", fragte Bella. „Mir... mir ist kalt."
Sie klapperte mit den Zähnen. So kalt war es nicht mal, aber die war ja schon bei Zimmertemperatur fast tiefgefroren, zumindest ihre Hände.
Meine Mom nickte.
„Ja, wir können sicher drinnen warten."
Gesagt, getan. Zu viert stolperten wir hinein. Mir war aufgefallen, dass Reign länger nichts mehr gesagt hatte. Auf der anderen Seite, es war auch nicht die Gelegenheit für Geplauder oder Sprüche, das schien selbst er erkannt zu haben.
Aber eine Sache, um die ich mir ernsthafte Sorgen machte, war dein Urteilsvermögen.
Wenn ich gleich für das ganze Schlamassel von den gehirngewaschenen Schergen verantwortlich gemacht werden würde, würde er zu mir stehen und logisch argumentieren, dass ich nichts Unrechtes getan hatte, oder würde er sich von der Massenmeinung beeinflussen lassen?
Keine Ahnung.
Drinnen schlug uns stickige Krankenhausluft entgegen, es roch nach Mief und Desinfektionsmittel.
Auf jeden Fall keine schöne Umgebung, um wieder gesund zu werden. Zum Glück war ich noch nie in meinem Leben im Krankenhaus behandelt worden, von meiner Geburt mal abgesehen. Das lag wahrscheinlich zu einem Teil an Zayn, der durch seinen Beschützerinstinkt Unfälle verhindert hat, indem er mir Dinge wie Inliner, Skateboards und Klettergerüste entweder verboten oder so madig gemacht hatte, dass ich das Interesse an ihnen verlor.
Aber an ihn wollte ich gerade überhaupt nicht denken.
Meine Mom fragte währenddessen bei einer Empfangsdame nach, wo wir warten könnten und schilderte ihr die Lage.
Ich stellte mich zu Reign. Auch, wenn er irgendwie abwesend wirkte, ich wollte ja unbedingt Zeit mit ihm verbringen, egal wie und ihm fühlte ich mich aus unserer Gruppe noch am ehesten zugeneigt.
Doch scheinbar wollte er gerade alleine sein, oder er war genervt von Bella, die sich einfach zwischen uns drängte.
„Hallo", murmelte sie. „Hier ist es schon viel wärmer, oder? Im Vergleich zu draußen, meine ich."
Keine Antwort.
„Naja", machte sie weiter. „Ich hoffe, meiner Mom ist nichts Schlimmes passiert. Ich bin auch letztens ohnmächtig geworden, wisst ihr. Das war nicht schön."
Sie erschauderte. Ich auch. Es war mir immer unangenehm, wenn sie solche Krankheitsgeschichten erzählte.
Reign nickte nur vor sich hin.
„Das war gar nicht schön. Aber da hat meine Mom mir geholfen. Sie hilft mir immer. Sie ist ein Engel."
Bella hatte das Talent entwickelt, Sachen zu sagen, auf die man beim besten Willen nichts antworten konnte. Doch immerhin war sie nicht beleidigt, wenn niemand ihr antwortete. Das war auch schon viel los.
Wir ließen und auf einigen Sitzen in der Eingangshalle nieder und warteten nervös. Naja, zumindest meine Mom war nervös, was in Bella vorging, keine Ahnung.
Ich lehnte mich auf dem ungemütlichen Plastikstühlchen zurück.
Was war hier los? Warum hatte ich das Gefühl, dass ein stiller Vorwurf in der Luft lag, dass jeder mich dafür verantwortlich machte? Ich hielt die Ungewissheit nicht mehr aus.
Deshalb sagte ich :" Ich gehe mal kurz auf Toilette. Reign, kommst du mir?"
In einem so bestimmten Tonfall, dass er nicht nein sagen konnte.
Er lachte. „Was soll ich denn auf dem Mädchenklo?"
Ja, toll! Und jetzt? Jetzt musste ich zugeben, dass das nur ein Vorwand war!
Aber er hievte sich auch schon aus dem Sitz.
„Ich muss aber anderweitig kurz raus. Mir, äh, die Beine vertreten!"
„Ich komm' mit!"
„Ich dachte, du musst auf's Pott!"
Ich hatte mich mal wieder um Kopf und Kragen geredet. Deshalb ergab ich mich.
„Okay, nein, das stimmt nicht so ganz. Ich wollte dich nur kurz was fragen, mit dir reden. Unter vier Augen."
Er zuckte die Achseln. „Okay."
So gingen wir wieder nach draußen, in die vermeintliche Kälte, wie Bella fand.
Reign tigerte ums Gebäude herum und ich lief ihm hinterher wie ein Hündchen und suchte nach der perfekten Gelegenheit, ihn anzusprechen. Doch er war wie ferngesteuert.
Dann, endlich, in einer Nische des Gebäudes blieb er stehen und nestelte an seiner Jackentasche herum, holte eine Zigarettenschachtel heraus und zog mit zitternden Fingern eine Kippe heraus.
Ich war ein bisschen... irritiert.
„Du rauchst?"
Wegen Bella war das für mich nie in Frage gekommen, auch wenn alles, was mit Rebellion zutun hatte, für mich normalerweise interessant war.
Er nickte. „Ja, ich hab' voll Schmachter."
Er steckte sie sich an, nahm einen tiefen Zug und blies den Qualm durch die Nase heraus.
Es roch abartig, aber immerhin war er jetzt wieder ruhig und aufnahmefähig.
„Okay, was ich dich fragen wollte... ich hab' irgendwie das Gefühl, dass alle hier sauer auf mich sind und mir die Schuld für die Sache mit Oma geben. Du hast ja selber gesagt, ich hätte sie ganz schön hart angegangen. Aber..."
Nein, ich musste meinem Rechtfertigungsdrang widerstehen. Erst musste ich ihn zu Wort kommen lassen.
Er zuckte die Achseln. „Hör mal, Lucy, sauer bin ich nicht auf dich. Ist ja Quatsch. Aber, ja, du bist ganz schön abgegangen. Tust du ja ab und zu, wenn du sauer bist."
Er lachte.
„Hey, lach mich nicht aus!", sagte ich beleidigt und widerstand dem Impuls, ihm die Kippe aus der Hand zu schlagen.
Da wurde mir bewusst, dass er Recht hatte. Ich konnte ziemlich abgehen, wenn ich sauer war.
„Okay", seufzte ich schließlich. „Du wolltest es nicht anders. Ich will echt nicht, dass du mich für irre oder aggro oder so hältst, deshalb erzähl' ich dir mal, was es mit meiner Oma so auf sich hat."
Ich holte tief Luft.
„Ich halte dich nicht für irre und aggro", sagte Reign und ignorierte meine letzten Worte völlig.
„Ich feier das, wie du bist. Du hast halt deine eigene Meinung und bist keine Schlaftablette!"
Er lachte und stach mir mit zwei Fingern in die Seite.
„Hey!", quietschte ich empört und schlug nach seiner Hand.
„Siehst du?", schmunzelte er. „Und jetzt, schieß los. Was ist denn mit deiner Oma?"
Das konnte eine lange Geschichte werden.

Hey Leutz
Mal wieder ein Laberkapi wie immer nach langen Pausen, ich muss erstmal reinkommen 😬 aber jetzt sind Ferien das heißt Kapis satt 🎄❤️🤔😂 aber dafür brauch ich auch eure Ideen, wär echt nice wenn ihr die in die Kommis hauen würdet 🙈
LG, eure Mila 🦄💓