Grenzen setzen

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Die Partyvorbereitungen prägten unseren Alltag. Zayn und ich sollten wegen unserem Befall sicherheitshalber zuhause bleiben und uns regelmäßig in der Tinktur baden. Das kam mir ganz gelegen. Ich brauchte erstmal Zeit, um klarzukommen. In der Schule gab's nur Stress. Da musste ich mich mit anderen auseinandersetzen. Das hatte ich auf der Party noch früh genug. Außerdem warteten dort ein Elterngespräch und ähnliche Drohungen auf mich. Nein, da blieb ich liebe zu Hause. Bis auf meine regelmäßigen Bäder verließ ich mein Bett nicht.
Nachrichten ignorierte ich, außer von einer Person. Der einzigen Person, die mich nicht mit Fragen wie „Was hast du?!" löcherte. Ja, auch, wenn ich nichts dafür kannte, schämte ich mich für den Flohbefall. Das war nichts, was man an die große Glocke hängte. Obwohl es nichts mit persönlicher Hygiene zu tun hatte.
Tja, Reign fragte mich das nicht. Wir schrieben über andere Sachen. Er schickte mir „lustige" Bilder und wenn ich die nicht lustig oder daneben fand, hatte ich keine Hemmungen, ihm das zu sagen. Und Reign war dann nicht beleidigt. Und umgekehrt drückte er mir auch hin und wieder einen Spruch und ich lernte, nicht direkt einzuschnappen. Das war eine sehr schöne Erfahrung. Ich hatte mir ja selbst schon oft gewünscht, mit sowas gelassener umzugehen. So langsam freute ich mich schon darauf, ihn auf der Party am Wochenende wiederzusehen.
Denn obwohl meine Mom machte und tat, verkroch Zayn sich den ganzen Tag in meinem Zimmer. Okay, das machte ich auch, aber er achtete normalerweise penibel darauf, dass sie sich nicht überarbeitete.
Und er hatte Flöhe, keine Lähmungen. Die konnten ihn also nicht aufhalten. Was war dann mit ihm los?
Ich hatte keine Ahnung. Und ich hatte auch keine Ahnung, warum meine Mom die Party so ernst nahm.
Wen wollte sie beeindrucken?
Am Samstagmorgen war es auf jeden Fall soweit. Party time! Immer noch fand ich das bescheuert, das zu feiern. Und das nicht nur, weil ich in Ps Nirvana-T-Shirt geschlafen hatte. Also hatte ich meine Meinung über das T-Shirt geändert. Ich sah es mittlerweile als süßes Geschenk.
Vielleicht war das makaber. Vielleicht war das perfide. Aber das war mir egal. Es fühlte sich einfach gut und richtig an.
Schon bald würden Anwar und Yolanda kommen. Von Reign hatte ich eine Zusage, Stormi hatte ich noch nicht mal Bescheid gesagt. Und das würde auch so bleiben. Sonst würden nur unangenehme Fragen auf mich zukommen. „Wo warst du, warum hast du Reign eingeladen?" und so weiter. Auf beide wusste ich zwar eine Antwort, aber die sollte außer mir keiner wissen.
Während meine Mom irgendwelche Kissen ausschüttelte und mich daran erinnerte, eine Salbe aufzutragen, klingelte es auch schon an der Tür.
„Gehst du kurz? Bitte, ich muss hier weitermachen!" Naja, wirklich auf den Besuch zu freuen schien sie sich nicht.
Ich tat, wie mir befohlen, obwohl ich noch nicht angezogen war. Egal. Die Person, die vor der Tür stand, nervte mich jetzt schon, also wollte ich sie auch nicht beeindrucken.
Ich riss die Tür auf und wurde angegrinst von... Anwar, Yolanda und Ans.
Ja, ich dachte, ich sah nicht richtig. Meine Cousine thronte breit grinsend auf der Hüfte ihres Vaters. Meine Güte, hatte ich sie lange nicht mehr gesehen. Groß war sie geworden. Meine Güte, was für ein Mainstreamspruch. Peinlich, war ich 40?
Und was machten die überhaupt schon hier? Es sollte doch erst abends losgehen! Und wie hatte er Mila Ans abgeluchst? Dem hätte ich mein Kind nicht mehr anvertraut!
Vielleicht klang mein „Hi" deshalb wie eine Frage. So eine verlogene Floskel wie „Schön, dass ihr da seid!" hätte ich nicht über die Lippen gebracht.
„Wo habt ihr denn Bella gelassen?"
„Im Auto. Wir hatten eben eine kleine Auseinandersetzung und sie soll sich erstmal ein bisschen beruhigen,", sagte Oma. Ja, diese Taktik hatte sie schon immer gerne angewandt. Wer sich zu sehr aufregte brauchte eine Auszeit und musste alleine im Auto bleiben. Aber da war ich einige Jahrzehnte jünger als Bella! Sowas machte man nicht mit einer über Dreißigjährigen, auch, wenn sie nicht ganz gesund war!
Ich ballte die Fäuste. Das würde ein langer Tag werden. Vor allem, da sie sich schon so früh eingeschlichen hatten.
„Kommt rein!"
Das klang überhaupt nicht überzeugend. Zum Glück kam in dem Moment meine Mom angewirbelt und übernahm das Begrüßungskommittee. Sie wirbelte Ans herum, die ich noch nie so lange ruhig erlebt hatte.
Wahrscheinlich war sie die Vernünftigste im Trio. Nein, es tat mir leid, aber ich ergriff immer mehr Partei für die Disicks. Und das hielt, dass ich für Anwar kein Verständnis hatte.
War Blut nicht dicker als Wasser? Er war mein Lieblingsonkel gewesen (okay, mein einziger), hatte alles erklärt, sich entschuldigt und alles eingesehen, warum traute ich dem Braten trotzdem nicht? War ich übertrieben paranoid und kleinlich? Jeder machte Fehler, oder? Immerhin hatte er nicht an viele vertickt, sondern wollte nur ein bisschen flirten.
Nein, es half alles nichts, ich traute dem Braten nicht.
Die drei setzten sich um den Küchentisch. Meiner Mom wurde gerade Bellas Abwesenheit geschildert. Das schluckte sie, auch, wenn sie ein bisschen irritiert aussah. Was war denn hier los? Ich hätte es wie Zayn machen sollen und im Bett bleiben! Der drückte sich clever um den ganzen Zirkus!
Meine Mom machte sich auf der Suche nach einer kleinen Knabberei für Ans. Diesem Hyperkind wollte man keine Süßigkeiten geben, sonst titschte sie noch aus, aber leider war die Kleine sehr wählerisch.
Sie war auf allen Ebenen eine Herausforderung!
Unsicher setzte ich mich dazu und tat so, als wäre ich in Gedanken versunken.
Als Oma mich über die Schule ausquetschen wollte, lenkte ich das Gespräch wieder auf Bella, die alle vergessen zu haben schienen.
„Hm, hast Recht, Time-out ist langsam abgelaufen. Hol' sie doch mal rein!" Meine Oma hatte einen Befehlston drauf. Auch, wenn sie freundliche Sachen sagte.
Aber da ich mich sowieso aus dem Staub machen wollte, nahm ich das Angebot an. Okay, es war kein Angbot, sondern eine Anweisung.
Ich fröstelte leicht, als ich ohne Jacke rausging.
Da ich keinen Schlüssel hatte, pochte ich engergisch gegen die Scheibe. Ich wusste nicht, ob Oma von außen abgeschlossen hatte, was immer das bringen sollte, aber... ich wusste nicht, was ich mir dabei dachte.
Bella reagierte erst spät. Ihr Blick war leer und geistesabwesend. Endlich machte sie die Tür auf.
„Danke, dass du mich hier rausholst", murmelte sie. „Darauf warte ich schon die ganze Zeit, weißt du? Dass mich jemand hier rausholt und ich wieder unter Leute komme."
Ich wusste nicht, wie sie das meinte. Aber sie hätte ja auch einfach gehen können.

Hey Leutz
Letztes prä party kapi 🎈🔥 freut ihr euch? Hautz in die Kommis.. wird ein brüller ich versprechs ;D
Bin heute kurz angebunden weil mein handy buggt 📱🙄
1 schönen Abend noch :)
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt