Blut ist dicker als Wasser

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Zu Hause angekommen ließ ich mich erstmal aufs Bett fallen und machte laut Musik an. Die konnten mir doch alle gestohlen bleiben! Dustin und Stormi und Bella auch, die hatte mich gefragt, warum ich denn wieder aussah wie sieben Tage Regenwetter. Blöder Spruch. Blöde Kuh. Nein, das war gemein. Aber gewissen Personen nach war ich ja gemein, gemein und egoistisch. Bloß, weil ich sie abserviert hatte. Pah. Und Stormi war plötzlich auch irgendwie reserviert gewesen. Hatte mich nicht mehr so voll gelabert wie vor der Pause, aber vielleicht auch nur, weil sie endlich zur Vernunft gekommen war und gemerkt hatte, dass ich a), nicht antwortete, oder nur einsilbig und b), man sich bei den Lehrern so nicht gerade beliebt machte. Und das, wo sie eh schon um jeden Punkt feilschen musste. Nein, das war eine Übertreibung, so schlecht war sie auch nicht in der Schule. Aber eben auch nicht besonders gut.
Und trotzdem wusste sie zu viel. Sie wusste, dass ich ihr was verschwieg. Was hieß verschweigen, das mit Reign und mir war ja kein Staatsgeheimnis. Ich stand zu ihm, so war das nicht. Trotzdem hatte ich Stormi noch nicht davon erzählt. Es hatte sich eben nicht so ergeben. Und? War ich jetzt eine schlechte Freundin?
Musste ich ihr immer alles erzählen?
Hauptsache, ich war eine gute Freundin für Reign. Den schrieb ich auch direkt mal an.

Lucy
Hallo 😇
Danke für dein Album hab's heute zum einschlafen gehört hahaha 😂❤️ das ist so süß nh 😍❤️ lyyy ❤️

Okay, viel Inhalt hatte die Nachricht nicht.

Mir war nicht so viel eingefallen. Ich wollte ihm nur zeigen, dass ich an ihn dachte. Oh Mann, was sollte dieser Schrott mit den Nachrichten? Ich wollte ihn sehen! Sofort? Sollte ich einfach zu ihm nach Hause gehen? War das zu aufdringlich? Nein, Kourtney und P wollte ich mal etwas Ruhe gönnen. Nicht, dass ich anstrengend war, sie musste ja gar nichts für mich tun, den Tee hatte sie ja freiwillig gekocht. Aber wenn ich nach Leberversagen wieder zu Hause lag und von meiner Mom mit irgendwelchen Kräutertees gepflegt werden würde, dann wäre es mir am liebsten, wenn absolut niemand zu Besuch käme. Auch, wenn ich von dem Besuch gar nichts mitbekommen würde.
Außerdem hatte ich keine Lust, mich auf den Weg zu machen. Ich war frustriert. Jetzt hatte ich zwar meinen Freund, aber sonst wollte keiner mehr was mit mir zu tun haben? Das konnte es ja auch nicht sein!
Es klingelte. ‚Oh, vielleicht will sich jemand wieder mit mir versöhnen!', dachte ich und mit ‚jemand' meinte ich Dustin. Peinlich, so zu denken, armselig, aber, es war nunmal das Erste, was mir durch den Kopf schoss. Deshalb ging ich runter, obwohl meine Mom wahrscheinlich eh aufmachte, aber, alles war besser, als so deprimiert oben rumzuliegen.
Ich kam gerade rechtzeitig, meine Mom machte die Tür auf. Es war nicht Dustin. Es war auch nicht Reign. Es war Kendall.
„Hi, Kenny!", rief ich. „Hi, Lucy!"
Erst umarmte sie meine Mom. Dann fragte sie: „Na, wo ist Bella denn?"
„Oben."

Wie? Was hatten die denn vor?
„Hat noch ein bisschen Angst", sagte meine Mom. „Aber, das kriegen wir hin. Ich hab ihr achtzig Mal gesagt, dass wir uns das heute wirklich nur angucken und nichts endgültig entscheiden."
„Was?", fragte ich. Das hörte sich ja beängstigend an. Auch, wenn Bella mir auf die Nerven gegangen war, dass sie weggesperrt wurde, das wollte ich auch nicht.
„Wir überlegen ja schon seit geraumer Zeit, wo Bella jetzt unterkommen soll", erklärte meine Mom.
„Und in der Einrichtung, wo ich arbeite, da wäre ein Plätzchen frei. Also, nicht im Heim selber, sie kann im betreuten Wohnen unterkommen. Da ist sie relativ frei und selbstbestimmt, nur, unsere Betreuer gucken regelmäßig nach dem Rechten. Sie hätte auch eine eigene Wohnung und alles!", ergänzte Kendall.
Ich überlegte. Das klang eigentlich nicht schlecht. Vielleicht hatte sie aber alles nur schön geredet und hinter verschlossenen Türen wurden die Bewohner ausgepeitscht und gequält. Nein, das glaubte ich ja selber nicht.
„Aha", sagte ich. Was war nur mit mir los? Warum konnte ich mich nicht darüber freuen, dass sie ein schönes Plätzchen für sie gefunden hatten? Stattdessen stiegen mir fast die Tränen in die Augen. Das war doch bescheuert. Ich wollte doch, dass sie auszog!
„Alles okay?", fragte meine Mom. Ich nickte.
Nicht noch jemand. Ich wusste nicht warum, aber, ich wollte nicht, das Bella ging. Ich würde sie vermissen, das wurde mir in diesem Augenblick bewusst.
„Ich geh nochmal hoch, fragen", sagte meine Mom. „Ich komm mit!"
Sie sah mich überrascht an, sagte aber nichts.

Bella saß auf dem Bett. Sie starrte vor sich hin und sagte nichts, wippte nur leicht auf und ab.
„Kommst du?", fragte meine Mom leise. Sie schüttelte stumm den Kopf. „Ich will hier nicht weg. Nein. Bitte nicht. Nein,", wiederholte sie immer wieder. Wie eine hängengebliebene Kassette.
„Ach, komm,", ich hörte meiner Mom an, dass ihr das nahe ging. „Sei doch nicht so. Da wird es schön, du wirst schon sehen. Du hast wieder deine eigene Wohnung, kannst machen, was du möchtest, du hast mehr Platz, du..."
„Warum muss ich denn gehen?", fragte Bella. Das war eine erstaunlich präzise Frage für sie. Meine Mom geriet direkt ins Schwimmen. Und zwar gewaltig.
„Ich, äh, wir, wir dachten, das wäre das Beste für dich. Dann hat jeder wieder... oh nein, ich, ich weiß nicht, das heißt, ich weiß schon, wir können es uns doch wenigstens mal angucken."
Sie warf mir einen hilfesuchenden Blick nach dem Motto „Sag du doch mal was!" zu. Aber, Bella einfach so ins Gesicht zu sagen, dass sie ausziehen sollte, damit wir wieder unsere Ruhe hatten?
Sie reagierte doch manchmal... leicht über, wenn ihr was nicht passte. Aber, wir mussten es ihr sagen. Auch, wenn ich im Moment Mitleid mit ihr hatte und wollte, das alles so blieb, wie es war, auf längere Zeit gesehen war es das Beste.
Aber, wenn es das Beste für alle war, warum konnte meine Mom dann gar keine gescheiten Argumente dafür vorbringen. Außer „wir haben keine Lust mehr auf dich"? War das nicht egoistisch?
Ich seufzte.
„Also, wenn du dich noch nicht bereit fühlst, um auszuziehen, vielleicht wäre es dann das Beste, wenn du noch ein bisschen bleiben würdest..."
Bella stand auf, taumelte in Zeitlupe auf mich zu und fiel mir um den Hals. Sie roch nach Feuchttüchern und Hustenbonbons.
Meine Mom stand daneben und betrachtete das ganze Szenario stumm.
„Also, ist Kendall jetzt umsonst gekommen?"
„Nö, warum denn umsonst? Die kann doch noch bleiben und eine Tasse Kaffee trinken!"

Hey Leutz
Lückenfüllerkapi 😬 meine kreative Phase ist wieder vorbei 🙈 habt ihr ne Idee wies mit der Jungs Sache weitergehen kann? Und Lucy hat immer heftigere Stimmungsschwankungen oh Mann haha 😂😂🤦🏻‍♀️
Einen schönen Abend noch ☺️✌🏼
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt