Don't do drugs, kids

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Am nächsten Morgen kam ich, wie zu erwarten, nur schwer aus dem Bett. Lange hatte ich den Netflixmarathon durchgehalten, länger als gedacht und viel länger, als ich einen echten Dauerlauf durchhalten würde, ich faules Stück.
Ja, mit solchen Selbstvorwürfen hatte ich immer noch nicht aufgehört. Und als ich um drei Uhr nachts eingeschlafen war, war ich immer noch felsenfest davon überzeugt, dass ich alles falsch machte, was man falsch machen konnte und mich immer dämlich anstellte.
Hach. Selbstvorwürfe nervten. Vor allem, wenn sie stimmten.
Zum Glück hatte die Methode Wirkung gezeigt und ich war den ganzen Morgen zu müde, um zu Grübeln.
Und für alles andere leider auch.
Ich musste mir drei Mal Wasser, eiskaltes ins Gesicht schütten, damit ich die Augen überhaupt weit genug aufbekam, um alles zu sehen.
Alles ging im Schneckentempo und als ich endlich zum Frühstückstisch schlurfte, war meine Mom genauso schweigsam.
Sonst laberte sie mich morgens immer voll und versuchte, mich für den Tag zu motivieren.
Zayn war nicht da, der war bei Kanye.
Da wäre ich jetzt auch lieber.
Überall lieber, als an diesem bedrückenden Frühstückstisch mit der Aussicht, gleich zur Schule gehen zu müssen und auf Stormi und Dustin zu treffen.
Konnte ich nicht auch auf die Liebfrauenschule wechseln? Jetzt spontan?
Ach, was laberte ich da für einen Quatsch, in meinen Gedanken. Am liebsten wollte ich überhaupt nicht in die Schule gehen. Pädagogik interessierte mich zudem ganz besonders wenig, weder mit kleinen Kindern noch mit alten Leuten konnte ich was anfangen.
Ich konnte überhaupt mit niemandem was anfangen.
Nicht mal mit mir selbst.
Gähnend nahm ich einen Schluck Kakao und verbrannte mir halb die Zunge. Mann, was war das denn für ein milchiges Gesöff? Ich wollte meinen Kakao stark, unter fünf Löffeln Nesquick ging nichts.
Nachdem ich mir die letzten Toastreste in den Mund geschoben hatte, stand ich auf und schlurfte los, um meinen Schulrucksack zu holen.
„Warte!", rief meine Mom mit der Energie eines Komapatienten.
„Komm noch kurz her, Lucy. Ich hab dich lieb."
Scheinbar wollte sie mich nochmal in ihre Arme schließen um wieder wettzumachen, dass sie den ganzen Morgen kein Wort mit mir geredet hatte, sondern nur an ihrem Tee genippt.
„Nö, muss los", sagte ich.
„Tschö!"
Zur Schule schaffte ich es, indem ich Kurt Cobain und weiter Musiker, die laut John bestimmt auch mainstream waren, hrmpf, volle Pulle in mein Ohr brüllen ließ.
So konnte man gar nicht wieder einschlafen.
Um eins vor acht schlüpfte ich in den Klassenraum, auf den letzten Drücker aber nicht zu spät. Das bewirkte, dass ich mich zumindest vor der Stunde mit keinem unterhalten musste.
Stattdessen konnte ich mich auf meinem Einzelplatz voll und ganz auf mich konzentrieren und darauf, nicht einzuschlafen.
Hach.
Mann, konnte Dustin nicht mal weggucken? Dachte der, diese Blicke wären unauffällig? Sollte gleich die ganze Klasse spitzkriegen, was los war?
Ich gähnte nur.
„Na, Lucy? Zu spät im Bett, oder was?"
Mann, wie ich Herr Schrörsters und seine unlustigen Sprüche hasste.
„Passt ja zu unserem Thema im Moment. Gute Demonstration!"
Die Streber in der ersten Reihe lachten. Ich nicht. Ich verstand den Witz nicht mal, weil ich nicht mal wusste, was unser Thema im Moment war.
Damit hätten wir bestimmt an dem Tag angefangen, als ich blau gemacht hatte.
Oh Mann! Ich hasste die Schule. So ein Saftladen. Ich hasste sie wie die Pest. Wenn ich mal einen Musiker heiraten würde, brauchte ich sowieso keinen Schulabschluss. Hier lernte man sowieso nichts, was einen weiterbrachte. Oder was mich nur die Bohne interessierte.
„Drogenabhängigkeit und ihre Nebenwirkungen."
Wie vom Donner gerührt starrte ich auf Ann-Christine, eine Neue in unserer Klasse, die auf jede Frage eine Antwort wusste.
Und diesmal konnte ich mir anhand der Antwort die Frage ableiten.
Er hatte wohl gefragt, was wir in der letzten Stunde gemacht hatten.
Oh Mann! Mussten wir das jetzt allen Ernstes noch im Unterricht durchkauen?
Ich merkte, wie Stormi in meine Richtung starrte.
Oh Mann, konnte die nicht mal weggucken? Sonst dachten alle noch, ich wäre ein Junkie. Die meisten aus meiner Klasse fanden mich sowieso komisch.
Hach, war mir doch egal! Ich sie auch!
Doch plötzlich begann das Thema, mich brennend zu interessieren.
Herr Schrörsters legte eine Folie mit einem Vorher-Nachher-Bild zu irgendeiner Droge, deren Namen ich nicht verstand, weil er so nuschelte, auf.
Eine Ähnlichkeit zu Penelope war nicht von der Hand zu weisen.
Als er fragte, welche optischen Veränderungen der Missbrauch von diesen Substanzen nach sich zog, schnellte meine Hand zum ersten Mal seit einem gefühlten halben Jahr in diesem Fach in die Luft.
Warum nicht mal meine Note ein wenig voran treiben. Ich nannte „Gewichts-und Appetitsverlust" und auch auf weitere Fragen konnte ich noch mit hochtrabenden Ausdrücken wie „sozialer Isolation" anbringen.
Er war begeistert. Auch zum oberflächlich angeschnittenen Thema Medikamentenmissbrauch konnte ich noch etwas anbringen.
Wo gab es denn sowas! Ich machte gut mit im Unterricht? Dann könnte ich wenigstens meiner Mom eine kleine Freude machen, die hatte es gerne, wenn ich gute Noten mitbrachte oder ihr mehr aus der Schule erzählte als „nichts Besonderes".
In der Fünfminutenpause gab es plötzlich überall Getuschel und Gekicher. Das hatte ich eben, als ich noch so fleißig aufgezeigt hatte überhaupt nicht mitgekriegt, mich nur gewundert, warum Herr Schrörsters die Klasse mehrfach zu Ruhe ermahnen musste.
Naja.
Stormi machte keine Anstalten, zu mir zu kommen. Dabei hatten wir noch einiges zu bereden. War sie überhaupt noch sauer auf mich oder nicht?
Hach. Wollte ich mich auf meinem Höhenflug überhaupt noch mit geistigen Tieffliegern wie ihr, die im Unterricht keinen Finger krumm machten, abgeben?
Kleiner Scherz. Natürlich nicht.
Ich beobachtete eine Weile, wie sie sich eine Hand voll Cornflakes nach der anderen in den Mund schob und sah dann ertappt wieder weg.
Herr Schrörsters kam kurz zu meinem Pult und sagte etwas, was er wohl für aufmunternde Worte hielt, bevor er den Raum verließ.
Peinlich.
Dustin schien Anstalten zu machen, zu mir zu gehen. Nein, bitte nicht jetzt. Bitte, bleib sitzen!
Glücklicherweise schien er schon zur Vernunft zu kommen, aber nur, weil Adrian, ein ehemaliger Kumpel von Max geradewegs auf mich zusteuerte.
Was wollte der denn?
„Ach ja, Lucy, was ich nur mal fragen wollte...", sagte er und grinste breit. „Was schmeißt du dir denn alles so für Pillen ein? Isolation, Augenringe... gib uns doch mal was ab von deinem Zeug!"
Ein paar Jungs in Hörweite lachten.
„Wir wissen schon, warum du dich so gut mit Drogen auskennst!"

Hey Leutz...
Uiuiui wo hat Lucy sich da wieder reinmanövriert 😂😂 war das ne gute Idee im Unterricht mitzumachen oder nicht? Hautz mal in die Kommis. ✌🏼 und auch Tipps, was als nächstes passieren soll und Vorschläge 🤗🙌🏼
Freu mich, bis heute Abend 😏😏😏
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt