Kendall hatte Recht, das Fahrrad ging wirklich gut ab. Immer zwischendurch gab mir der Motor Schübe. Der Fahrtwind wehte mir um die Nase und ich fühlte mich richtig gut, stark und unbesiegbar. Ich hatte mir dieses Fahrrad selbst organisiert, ich wusste mir eben zu helfen. Und schneller als auf Natalies Gurkenmofa war ich allemal, so fühlte es sich zumindest an. Da Zayn mir aber doch die Angst vorm Straßenverkehr nachhaltig eingeimpft hatte, fuhr ich lieber auf dem Bürgersteig und umkreiste die paar schimpfenden Fußgänger, an denen ich vorbeikam. An diesem regnerischen Sonntag waren sowieso nicht viele Leute unterwegs.
Ich kam nur kurz dazu, mich über Kendalls Apathie zu wundern. Zayn hatte ihre beste Freundin sitzen lassen und alles was sie dazu sagte, war ein lahmes „Tut mir leid"? Sie wollte nicht mitkommen, um ihm persönlich eins auf die Zwölf zu hauen? Aber, vielleicht war die Freundschaft zwischen den beiden auch eingeschlafen. Kam vor, wie man bei mir und Natalie sah. Oder Kendall war einfach nur müde. Oder besoffen. Es musste ja nicht immer eine dramatische Erklärung sein.
Nach zwanzig Minuten war ich da. Vielleicht war es auch länger, aber dadurch, dass ich mich nicht anstrengen musste und wieder Oberwasser hatte, kam mir der Weg nicht sehr lange vor.
Da fiel mir auf, dass Kendall mir überhaupt kein Schloss mitgegeben hatte. Diese Trantüte! Und dann glänzte dieses Rad auch noch fast wie neu und war wirklich ein Hingucker! Was jetzt? Wenn es geklaut wurde, hatte ich den Salat! Fieberhaft sah ich mich auf dem Fahrradparkplatz um.
Tja, wer nicht wagte, gewann nicht. Das sagte ich mir, als ich einfach auf Risiko spielte und das Fahrrad nicht abschloss. Ich war aufgeregt, dachte gerade sowieso an ganz anderes. So ein kleiner Fahrraddiebstahl erschien mir da nicht weiter bedrohlich. Ich musste erstmal rausfinden, was zum Henker Zayn hier bitte machte.
Ich kam mir total komisch vor, einmal quer über den Schulhof zu laufen. Und dann auch noch diese Blicke, die von überall kamen! Von Eltern, die mit ihren Kindern durch die Gegend flanierten, herausgeputzten Lehrern und verpickelten Teenagern, alle starrten mich mal belustigt, mal geringschätzig an.
Tja, in Ps Nirvana-T-Shirt, einer Jogginghose und vor allem den vermaledeiten Homer-Puschen machte ich optisch nicht viel her. Das Ganze war mir peinlich, obwohl mir das eigentlich nicht peinlich sein sollte. Was zählten schon die Meinungen dieser Leute, die ich wahrscheinlich nie wieder in meinem Leben sehen würde? Ich dachte von ihnen auch nicht gerade vorteilhaft, hatte ich in meinen Gedanken die Kinder schon Rotzblagen und drei Jugendliche Streuselkuchengesichter genannt.
Naja, trotzdem konnte ich meine Scham nicht abstellen. Schnell huschte ich durch einen Seiteneingang hinein. In diesem Gang fand zwar direkt ein Kuchenverkauf statt, doch dort war es immerhin nicht ganz so voll. Gerade, als ich mir überlegte, ob ich barfuß wohl weniger auffallen würde, erkannte ich, wer da hinter aus einem Tisch improvisierten Tresen stand: Linda! Oh nein!
Ich hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen und war darüber auch nicht besonders traurig. Von Anfang an war sie gegen mich gewesen, völlig ohne Grund und hatte das auch raushängen lassen.
Ich ging mit gesenktem Kopf an ihr vorbei und tat so, als hätte ich sie nicht gesehen. Obwohl sie das bestimmt gemerkt hatte. Ich bildete mir ein, sie mit ihrer Kollegin tuscheln zu hören, wollte mich aber nicht umdrehen. Sollten sie doch. Wenn sie über so etwas wie Pantoffeln lachten, zeigte das, was für einen Humor sie hatten : kindisch, albern und niederträchtig. Eine gute Charakterisierung.
Innerlich vor mich hin schimpfend betrat ich die Aula. Dort spielte gerade irgendein Orchester. Ich hatte keine Ahnung, welche Melodie sie spielten, mit solcher Musik, auch, wenn sie nicht mainstream war, kannte ich mich nicht aus.
In unserer Schule gab es auch eine Band, dort spielte Dustin Klarinette. Mann, was für ein unmännliches Instrument! Konnte ich froh sein, dass ich diese Mimose vom Hals hatte!
Aber, das half mir überhaupt nicht, Mom oder Zayn zu finden. Vielleicht hatten sich der große Streit und das große Debakel schon längst ereignet? Vielleicht waren sie schon wieder auf dem Weg nach Hause? Und ich war nicht mehr erreichbar, keiner konnte mir Bescheid sagen und musste bis ans Ende meiner Tage in dieser Schule versauern?
Eine neue Welle der Hoffnungslosigkeit schwappte über mich herein. Alles umsonst. Was hatte ich mir dabei nur gedacht?
Und das unruhige Schlagzeugsolo half mir nicht, mich zu entspannen. Überhaupt nicht.
Sollte ich die ganze Schule absuchen? Sollte ich einfach wieder nach Hause fahren? Ich hatte keine Ahnung. Ich war aufgeschmissen.
Naja, ich wäre es, wenn ich nicht zufällig meinen Blicl auf die Bühne schweifen gelassen hätte. Es dauerte nämlich einen Moment, bis ich den Schlagzeuger erkannte: Reign!
Von nahem betrachtet sah er völlig fertig aus, er hatte dunkle Augenringe. Eine Labertasche wie er hätte doch mit Sicherheit erwähnt, dass er am nächsten Tag einen Auftritt hatte, oder? Das sah ihn ja gar nicht ähnlich!
Aber, dass er Schlagzeug spielte, das gefiel mir. Ich stand ja auf Musiker. Leider hatte er seine Haare wieder zurückgebunden. Ich stellte mir ihn vor, mit herumfliegenden Haaren, wie er auf sein Schlagzeug eindrosch und war direkt in Nirvana-Stimmung. Hätte er mir das mal lieber gezeigt als seinen Rap!
Plötzlich hielt ich inne. Reign ging hier zur Schule? Ich wusste gar nicht, dass er überhaupt noch zur Schule ging. Wohl ein Gelegenheitsschüler, denn an meinem kranken Tag, als ich bei ihnen war, hing er auch zu Hause ab. Jetzt musste ich nur meine Mom erreichen. Vielleicht durfte ich dazu mal sein Handy benutzen!
Obwohl zwischen uns nicht alles paletti war, ich merkte, dass ich nur nach einem Vorwand gesucht hatte, um ihn anzusprechen. Alles zu klären. Mich zu entschuldigen. Ihm ein Kompliment für sein großartiges Schlagzeugsolo zu machen!
Ich konnte kaum abwarten, bis die Musik endlich vorbei war. Ich musste zu ihm! Sofort!
Ich war total hibbelig, wie elektrisiert.
Da tippte mir jemand von hinten auf die Schulter.
Meine Mom!
Ich erschrak fast zur Tode, als ich herumwirbelte.
„Was machst du denn bitte hier?", zischte sie mir zu. „Kommst du mal kurz mit?"
Ich ließ mich von ihr herausführen. Und das, obwohl ich wirklich noch zu gerne zugehört hätte.Hey Leutz
Reign mal wieder 😂 ein echtes multitalent uiuiui 😏 Shippt ihr die zwei oder lieber jemand anders für Lucy? Hautz in die Kommis 🙈 zusammen mit Tipps, Vorschlägen und Co ✌🏼
Das war's von mir, 1 schönen Abend noch, friendz 🧡✌🏼
Eure Mila 🦄💓
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Smells like Teen Spirit
Teen FictionHey Leute, hier ne neue Geschi von mir! Eine Fortsetzung von Wahrheit ist auf'm Platz. Seid gespannt! Weiter Infos kommen Mila 🦄