„Hi!" Lässig, aber nicht unsympathisch winkte John in die Runde. Aber theoretisch hätte er sich auch mit Dustins großkotzigem Spruch, „Die Anreise war 'n bisschen stressig!", vorstellen können, ich fand ihn so oder so toll.
„Hi", stammelte ich, doch das ging völlig unter, weil er erstmal Natalie umarmte. „Hi! Und das ist also die Freundin, die noch mitkommen wollte?"
Einen Augenblick lang stand er unschlüssig vor mir, als überlegte er, ob er mich umarmen sollte oder nicht. Ich hielt die Luft an und machte mich steif wie ein Brett.
Doch dann entschied er sich dafür, mich anzulächeln.
Au! Das tat weh!
Aber vielleicht stank ich ja total nach Schweiß oder Knoblauchsoße, das schien mir ja öfter zu passieren ohne, dass ich es merkte und er hätte sich vor mir nur geekelt.
Nein, es war besser so, versuchte ich mir einzureden.
„Stormi kommt später. Die ist noch bei ihrem Vater und muss von da aus den Bus nehmen. Aber sie kommt!", hielt Natalie mich auf dem Laufenden.
Irgendwie fühlte es sich komisch an, dass jemand so gut über meine ehemalige beste Freundin Bescheid wusste, besser als ich.
Aber naja.
John schlüpfte aus seinen teuren Markensneakern und zog sich die Socken aus. Oh Mann! Vielleicht hielt er mich für eine pingelige Trulla, weil ich meine weißen Sneakersöckchen anbehalten hatte.
Oder für eine ekelhafte Messiebraut, weil die Unterseite meiner Socken schon komplett grau und dreckig war.
Beides nicht gerade optimal. Ich warf einen prüfenden Blick auf seine Füße. Oh Mann, war ich Jamie?
Sie waren ziemlich haarig, was ich bei seinem glatten Gesicht überhaupt nicht vermutet hätte.
Aber, ja, dunkle Haare und schöne, dichte Augenbrauen bedeuteten eben mehr Körperbehaarung. Und die nahm ich gerne in Kauf. Mein John war perfekt, so, wie er war.
Wir passten uns den Ball ein bisschen im Quadrat zu. Die beiden unterhielten sich angeregt über FIFA. Das hätte ich der vernünftigen Natalie Eisenhuth überhaupt nicht zugetraut, dass sie ihre Freizeit mit hirnlosen Conputerspielen verbrachte!
Aber vielleicht machte sie das nur, um bei Jungs gut anzukommen. Stormi hatte schon mal angefangen, Automarken auswendig zu lernen, nur um irgendeinen Typen zu beeindrucken. Das war ewig her, bevor sie mit Max zusammen war. Tja.
Von wegen, man sollte immer man selbst sein. Vielleicht war Natalie doch nicht so lesbisch, wie sie sich selbst und anderen gerne weis machte.
Leider konnte ich null mitreden. Und war total angespannt, weil ich Angst hatte, mich mit Fehlpässen zu blamieren.
„Und jetzt mal hoch, komm schon, Lucy! Dann kann ich euch was Geiles zeigen!"
Was war denn mit Natalie los? Hatte die vergessen, dass ich seit einem Jahr nicht mehr Fußball spielte? Und dass ich John beeindrucken wollte?
Wie war sie überhaupt drauf? Viel zu lebhaft und extrovertiert! Nee, fast wie die Jungs auf meiner Klasse, die sich gegenseitig unter Beweis stellen wollten, dass sie zum Mann wurden.
War das bei Lesben normal? Mann, war ich gehässig. Aber Natalie regte mich tierisch auf. Nur weil jemand „Cooles" um uns herum war, musste man sich aufspielen und sich verstellen?
Es war traurig. Ich hasse es. Umso erleichterter war ich, dass ich mit einem lauten „Da ist Stormi!" mich aus der kniffligen Lage befreien konnte und es auch noch stimmte.
Mann, das nannte ich gutes Timing. Auch, wenn das bisher der einzige Satz war, den ich gesagt hatte.
Stormi kam angerauscht und wischte sich ein paar imaginäre Schweißtropfen von der Stirn.
Sie hatte ihre Haare zu einem unordentlich-zerknautschten Dutt mitten auf ihrem Kopf gebunden und ich erschrak mich, dass ihre Augen so klein waren. Erst da fiel mir auf, dass sie ungeschminkt war.
In ihren Klamotten konnte man höchstens auf der Couch abhängen. Ich liebte sie dafür! Sie wollte John sowas von nicht beeindrucken. Sie ließ mir freie Bahn.
„Sorry, aber ich hatte noch Stress mit meinem Dad, wie jedes Wochenende und hab dann noch den Bus verpasst!"
John musste lachen. Trotzdem umarmte sie ihn nicht, hob nur grüßend die Hand und fiel dafür mir als erstes um den Hals. Oder ich ihr.
Mann, war ich ihr dankbar, dass sie sich nicht cool stellte! Einfach nur toll und erfrischend. Stormi hatte es noch drauf! Auf die konnte man wirklich zählen.
Sie brauchte kein hohles Gelaber und keinen Motorroller, um ihr Ego zu pushen. Sie war ehrlich und kam mit dem Bus!
„Och, Leute, die Barefoot-Arena? Ist das euer Ernst?", stöhnte sie auf. John schmunzelte. Er schien Stormi wirklich amüsant zu finden. Aber eher so, wie man Cindy aus Marzahn lustig fand, so sah sie auch aus, in ihrer rosa Jogginghose.
Eine Bedrohung für mich stellte sie nicht da und das mit Absicht. Auch, wenn das Barfußfeld mir sehr gelegen kam.
Deshalb warf ich ihr einen mahnenden Blick zu.
Sie nickte kaum merklich. „Schon okay, was meckere ich überhaupt? Dann hat Jamie wenigstens was zu gaffen?"
„Wer ist Jamie? Ein Fußfetischist?", mischte John sich lachend an. Das war Balsam für meine Seele und für meine Ohren. Seine Stimme war so tief und bassig, dass sie beinahe vibrierte.
„Ja!", sagte Stormi entschieden. „Der Fettsack steht da vorne. Auf deine Füße steht er wahrscheinlich nicht, zu behaart. Eher auf kleine Mädchenfüße, Größe 36 wie Radieschen. Eine aus meiner Mannschaft."
Oh nein, jetzt war sie zu weit gegangen! Doch John konnte über sich selbst lachen, was ihn noch sympathischer machte.
„He, nix gegen meine Füße! Bevor ich die rasiere... nee, so viel Freizeit hab ich leider nicht."
Es war lustiges Herumgeschäker. Nur leider ohne mich.
Und dann ging es auch noch los, ein richtiges Spiel. Stormi und ich sollten gegen Natalie und John antreten. Meine Handflächen begannen zu schwitzen; jetzt wurde es ernst während alle anderen sowas von keinen Leistungsdruck verspürten.
Hoffentlich behielten die diese Albernheit auch während des Spiels bei! Dann musste ich auch nicht mehr so nervös sein.
Wir einigten uns auf die „Letzter Mann-Regel". Zu dieser Regel hatte Saint auf Instagram mal eine dreiseitige Erklärung verfasst, dass es traurig war, wie viele Leute sie falsch verstanden und wie sie richtig ging. Tja, wenn er das traurig fand... Ich fand eher die Tatsache traurig, dass ich jeden Stein unter dieser Filzmatte spürte und es höllisch weh tat, darauf zu laufen.
Aber leider war ich die Einzige, der das etwas ausmachte.Hey Leutz
Wie findet ihr das Date bisher? Und John? Und Natalies/Stormis verhalten? Und findet ihr Lucy soll sich mal was trauen? Und glaubt ihr, es wird zur Kata?
Fragen über fragen 😂🙈 beantwortet mal ALLE sonst gibts was auf die Füße haha 😂✌️
Eure Mila 🦄💓
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Smells like Teen Spirit
Novela JuvenilHey Leute, hier ne neue Geschi von mir! Eine Fortsetzung von Wahrheit ist auf'm Platz. Seid gespannt! Weiter Infos kommen Mila 🦄