Antisocial?

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Zayn war versöhnlich gestimmt. Zayn tat es leid. Zayn würde wieder zu uns zurückkehren.
An nichts anderes konnte ich denken, als ich abends im Bett lag. Aber man durfte ihm nicht so einfach verzeihen! Er hatte meiner Mom das Herz gebrochen, sie zu einem unselbstständigen, bemitleidenswerten Wrack gemacht und... ach, nur, weil jemand ein bisschen herumjammerte und auf „Mir tut alles so leid!" machte, durfte man nicht direkt einknicken und ihm verzeihen!
Okay, rumgejammert hatte Zayn eigentlich nicht. Er war sogar sehr ruhig und gefasst aufgetreten, vor allem für seine Verhältnisse.
Aber vielleicht war das auch nur eine Masche.
Auf jeden Fall, ich war einfach hin-und hergerissen. Ich hatte mich an ein Familienleben ohne ihn immer noch nicht gewöhnt, und, wenn sogar meine Mom nicht mehr stocksauer war... meine emotionale Seite hätte ihn am liebsten sofort zurückgenommen, mit Kusshand. Aber mein Verstand sagte mir, dass danach nichts mehr so sein würde wie vorher. Außerdem durfte man nicht so einfach nachgeben! Das sagten meine Prinzipien. Hatte ich mich nicht vor kurzem noch so darüber aufgeregt, wie Stormi vor der Lehrerin gekuscht hatte? Dann durfte ich jetzt nicht den selben Fehler machen, kein schnelles „alles gut", damit Ruhe war.
Aber zufrieden war ich mit diesem Entschluss trotzdem nicht.
Am nächsten Tag wurde meine Oma entlassen, sie und Anwar kamen gegen Abend an.
Sie wirkte überhaupt nicht mehr angeschlagen, im Gegenteil, sie war dominant und tonangebend wie eh und je. Meine Mom wies mich an, jetzt besonders nett zu ihr zu sein.

Das fiel mir ziemlich schwer, denn erstens wirkte meine Oma überhaupt nicht hilfsbedürftig und zweitens reagierte sie auf höfliche Floskeln meistens gar nicht und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie sich besonders darüber freute. Aber die Zayn-Sache erwähnte sie vor Oma mit keiner Silbe. Das war ja zu erwarten gewesen, aber auch mit mir wollte sie nicht mehr darüber reden. Dabei war ich mir sicher, dass Zayn in ihren Gedanken mindestens genauso oft herumspukte wie in meinen.
Doch das ließ sie sich nicht anmerken. Und ich ließ auch bald von der Sache ab, denn ich hatte andere Sorgen. Ja, es handelte sich dabei um eine Sorge, denn ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich damit umgehen sollte.
Ich hatte nämlich folgende Nachricht bekommen, aus einer Gruppe, in die ich hinzugefügt worden war.

Dustin @ Geburtstag Dustin 🎉
Hey Leute
Wie ihr wisst bin ich vor kurzem 16 geworden und würde das gerne mit euch allen zusammen feiern. 😊🎉 und zwar in der LA Gemeindehalle, nächsten Freitag ab 19:00. Ende offen. Übernachtungen sind leider nicht möglich 😕
Es wäre super, wenn ihr mir so bald wie möglich Bescheid sagen würdet und wenn jeder von euch etwas kleines zu essen/zu trinken mitbringen würde.
Ich freue mich auf euch!
Euer Dustin

Ich war ehrlich gesagt ziemlich entsetzt. Und das nicht nur, weil er die Gruppe selber „Geburtstag Dustin" genannt hatte, was ziemlich bescheuert klang. Er war die ganze Zeit sauer auf mich gewesen und dann sagte ich einmal was Nettes zu ihm und sofort lud er mich zu seinem Geburtstag ein?

Abgesehen davon: ich hasste Partys und selbst, wenn ich ein Partytier wäre, klang das doch ziemlich nach Kindergeburtstag. Wer wusste, was er mit den Geränken meinte, wahrscheinlich O-Saft! Aber das war wahrscheinlich besser so, denn ich hatte mir vorgenommen, Alkohol noch weiter zu meiden. Trotzdem: ich war unsicher, ob ich gehen wollte, oder nicht. Eigentlich sprach alles dagegen: außer Stormi mochte oder kannte ich die anderen Gäste nicht, ich möchte Partys nicht... aber irgendwie spielte ich doch mit dem Gedanken, hinzugehen.
Vielleicht war es besser, als noch einen Abend in dieser drögen Bude rumzuhängen und mit Bella Fischstäbchen zu essen.
Nein, ich hatte keine Lust. Ausgeschlossen. Diesen Entschluss fällte ich, und ich wollte ihn nicht wieder umstoßen. Dustins Kindergeburtstag konnte mir gestohlen bleiben.
Trotzdem wäre es mir unangenehm, ihm abzusagen. Ich beschloss, damit noch ein wenig zu warten. Lästige Aufgaben schon ich grundsätzlich auf, bis zur Party war es ja noch eine Weile.
Ich ging wieder nach unten und nahm mir einen Joghurt aus dem Kühschrank. Anwar war gerade dabei, die Spülmaschine auszuräumen und so, wie er sich dabei anstellte, hatte diese Aufgabe vorher Mila übernommen.
„Musst du jetzt noch einen Löffel dreckig machen?", stöhnte er. „Dann war ja alles für die Katz! Ich bin hier seit Ewigkeiten dran!"
Ich rollte die Augen. „Den kann ich auch selber sauber machen, keine Sorge!"
Er grinste. „Danke, Lucy. Bist 'ne Gute!"
Ich zuckte zusammen. Den Spruch benutzte Reign doch manchmal. Ich musste sofort an ihn denken.

Er hatte sich seit Tagen nicht mehr bei mir gemeldet. Ich mich aber auch nicht bei ihm, um fair zu sein. Er musste ja nicht immer den ersten Schritt machen.
Es war unangenehm, darüber nachzudenken. Ich hatte Angst, dass es meine Schuld war. Ach ja, meine dusselige Eifersucht wegen Bella. Was hatte mich da nur geritten? Als ob zwischen den beiden ernsthaft was lief. Konnte Bella sich überhaupt noch verlieben?
Okay, das war gemein. Ich tat ihr Unrecht. Aber ein durchtriebenes Luder, das nur die Kranke mimt, wie ich ihr mal unterstellt hatte, war sie auch nicht, da hatte ich ihr Unrecht getan.
Ich meldete mich nicht bei Reign. Es war mir zu peinlich. Wenn er mich zu sehr vermissen sollte, sollte er sich doch melden! Wenn nicht, dann nicht. So einfach. Schluss aus.
Und auch Kendall hatte ich noch nicht geantwortet, bezüglich der heimlichen Verehrein/des heimlichen Verehrers.
Die Antwort war ich ihr schuldig geblieben, die wollte ich ihr nicht geben. Die arme Natalie. So sehr wollte ich sie nicht reinreiten.
Okay, also, um diese Antwort hatte ich mich gedrückt. Dieses Problem hatte ich vermieden und verdrängt.
Doch ich musste feststellen, dass die Leute sich nicht bei einem meldeten, wenn man sich auch nicht meldete.
Ich darbte ein ziemlich einsames Dasein, mit auf dem Bett liegen und Musik hören, ab und zu etwas für Oma erledigen... doch irgendwie füllte mich das nicht aus. Diese Ruhe, diese Einsamkeit, die ich mir früher so oft gewünscht hatte, wenn ich von dem Tumult die Nase voll hatte, die ödete mich an.
Ich glaubte nicht, dass ich das wirklich sagte, aber ich sehnte mich nach sozialen Kontakten.
Ja, das war mir selbst unheimlich.
Wahrscheinlich wollte man immer genau das, was man gerade nicht bekam.

Hey Leutz
Einen schönen ersten Weihnachtstag! 😀🎄❤️
Ich hoffe ihr genießt ihn 😋 gibt ja immer gutes Essen zumindest bei uns haha 😂❤️ dann 1 schönen Tag noch! ✌🏼🧡
Ps heute war ich iwie nicht so kreativ 🙈😬
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt