Überraschungsbesuch

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Stormi und ich hatten uns schon oft gestritten. Ständig. Wir sagte halt beide unsere Meinung, und wenn wir das mal nicht taten, dann war das direkt ein weiterer Anlass zum Streiten. Aber, dieser Streit... war genau wie alle unsere anderen Streits zuvor. Eine Meinungsverschiedenheit, die eskalierte, indem wir uns anbrüllten, jeder war felsenfest von seiner eigenen Position überzeugt und wollte mit dem anderen nie wieder irgendwas zu tun haben, bis einem nach ein paar Tagen auffiel, dass man sich vielleicht doch nicht so erwachsen und reif benommen hatte wie man das gerne hätte. Und dann sprang irgendjemand zuerst über seinen Schatten und entschuldigte sich beim anderen. Der freute sich dann insgeheim, dass er nicht zuerst kleinbeigeben musste.
So lief das immer ab, so oder so ähnlich. Unser letzter großer Streit war schon etwas her, weil wir uns nach meinem Fußballausstieg ein bisschen aus den Augen verloren hatten. Aber, das Streiten mit Stormi, das würde ich schnell wieder lernen. Ich kannte sie ja so lange, ich wusste noch, wie man mit so einer Situation umzugehen hatte.
Nach der Schule kostete ich meine neugewonnene Freiheit, seitdem Yolanda weg war, aus und ging direkt zu Reign. Ich wollte ihm einen kleinen Überraschungsbesuch abstatten. Wir hatten uns schon ziemlich lange nicht mehr gesehen. Wenn man nachrechnete, war die Zeit in etwa halb so lang wie unsere ganze Beziehung, mit anderen Worten, es war ziemlich dringend. Außerdem, jetzt, wo ich es mir noch mit meiner letzten Schulfreundin verscherzt hatte, wäre ich zu Hause ohne ihn ziemlich einsam gewesen.

Ich machte mich also auf den Weg, schrieb meiner Mom noch kurz eine Nachricht und freute mich darüber, dass ich den Weg zu seinem Haus schon auswendig kannte. Gut, dass ich so einen guten Orientierungssinn hatte!
Und als ich klingelte, öffnete Kourtney wie immer zügig. Sie trug heute eine Schürze über ihrer Pluderhose und hatte etwas weißen Staub auf der Kleidung. War das etwa... Mehl? In einem glutenfreien Haushalt?
„Hallo Lucy", sagte sie. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen und das Gefühl, sie ganz schön überfallen zu haben. Ob sie schon genervt von mir war? Ich hätte echt mal Bescheid sagen können! Wenn bei mir zu Hause jeden Tag Gäste wären, oder, von mir aus auch jeden Zweiten, dann wäre ich schon ganz schön genervt.
Tja, das hatte Kourtney halt davon, dass sie mich damals nicht überfahren hatte. Haha. Nein, das war nur schwarzer Humor. Und Galgenhumor, denn, inzwischen war ich ganz schön verlegen.
„Hi, Kourtney. Ich wollte fragen, ob der Reign zufällig da ist?"
„Äh, ja. Komm rein. Der ist oben, in seinem Zimmer."
Schnell schlüpfte ich hinein. Und fragte mich, warum er eigentlich immer zu Hause war. Ich war ja auch nur deshalb so früh aus der Schule, weil ich beschlossen hatte, Sport zu schwänzen. Auf Zirkeltraining hatte ich gerade überhaupt keine Lust. Wie alt war er noch gleich? 18, wenn mich nicht alles täuschte. Ja, doch, drei Jahre älter als ich. Ging er noch zur Schule, oder machte er eine Aubildung, Arbeit, irgendwie sowas?

Ich wusste wirklich gar nichts über ihn, das wurde mir in diesem Moment bewusst. Obwohl, damals, am Tag der offenen Tür, da hatte er doch in der Schülerband mitgespielt. In diesem Orchester. Oder? War das die Antwort auf die Frage? Weil, irgendwie konnte ich ihn mir nicht als Schüler vorstellen. Er hatte die Schule auch noch nie mit nur einer Silbe erwähnt. Oh Mann, worüber redeten wir eigentlich die ganze Zeit, wenn ich nicht mal wusste, womit der einen Großteil seines Tages verbrachte?
Ich putzte mir die Schuhe fein säuberlich ab, als könnte ich so die Ruhestörung wieder wettmachen. Kourtney putzte sich die Hände an der Schürze ab. „Möchtest du heute mit uns essen?"
Ich nickte dankbar. „Ja, das wäre super!"
Und durchfüttern musste sie mich jetzt auch noch, dachte ich mir innerlich. Naja. Egal. Sie konnte es ja sagen, wenn ich lieber gehen sollte. Auch, wenn das gegen jegliche Höflichkeitskonventionen verstoßen würde.
Bevor mein Gewissen noch schlechter wurde, huschte ich schnell die Treppe hoch und riss Reigns Zimmertür auf. Dort saß eine ausgemergelte Gestalt mit gelblicher Haut auf seinem Bett und... falsches Zimmer! Ich erschrak und donnerte die Tür schnell wieder zu.
Oh nein, jetzt hatte ich auch noch die Türen geknallt! Ich benahm mich in meinem zukünftigen Schwiegerhaushalt wirklich wie die Axt im Walde.
„'Tschuldige!", rief ich schnell noch durch die geschlossene Tür. Nochmal reingehen wollte ich nicht. Bei der nächsten Tür hatte ich mich aber nicht im Raum vertan. Reign lag mit Kopfhörern auf dem Bett und blätterte in irgendeiner Zeitschrift.

Als er mich sah, ich musste erst näher kommen, um mich bemerkbar zu machen, wurden seine Augen groß. Für einen Moment hatte ich Angst, dass ich ihn störte und er lieber allein sein wollte, dann verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. Er zog sich die Kopfhörer runter und richtete sich im Bett auf.
„Lucy! Das ist ja 'ne Überraschung! Sorry, wie's hier aussieht, ich bin heut nicht zum Aufräumen gekommen. Ach, was, ich hatte einfach keine Lust. Kannst ja mal Fenster aufmachen, wenn du willst!"
Er breitete die Arme aus. Es war wirklich nicht besonders ordentlich. Überall lag Wäsche herum und Papier auf dem Boden. Er trug einen Jogginganzug und sah nicht so aus, als wäre er heute schon draußen gewesen. Und die Luft im Zimmer war auch nicht die beste. Trotzdem, das Fenster aufzumachen, wäre einer Beleidigung gleichgekommen. Nach dem Motto „In diesem Pumakäfig halte ich es keine Sekunde mehr aus!"
Deshalb ignorierte ich dieses Angebot und setzte mich aufs Bett, wo er mich sogleich in eine feste Umarmung zog.
„Und, wie geht's?" Er zog mich neben sich aufs Bett.
„Es geht so. Schule war heute nicht so besonders. Hab mich mit Stormi gestritten."
Warum war ich bei ihm so ehrlich, ohne darüber nachzudenken? Eigentlich redete ich ungern über meine Probleme.
„Doch nicht etwa wegen uns, oder?"
Er nestelte schon wieder in meinen Haaren herum. Es fühlte sich an, als würde er flechten. Dabei hatte er selber lange Haare! Vielleicht hatte er einen Haar-Fetisch.
„Doch, ehrlich gesagt. Du kannst nichts dafür, sie ist nur sauer, dass ich ihr nichts von uns erzählt habe."
„Wie?", sagte er. „Oh Mann. Das hatten wir doch gestern schon. Die beruhigt sich schon wieder, wirst schon sehen. Aber, warum hast du ihr denn nichts erzählt?"
„Kommt ihr essen?"
Während ich noch herumdruckste, rettete mich Kourtneys Stimme vor einer Antwort.
‚Danke, Kourt. Danke!!!', dachte ich mir, denn Reign sprang sofort auf.

Hey Leutz
Einfach mal ein liebeskapi 🙈 sollen die beiden mal ein bisschen mehr machen 😏😏 hahaha 😂😂 und wie soll's weitergehen? Hautz in die Kommis 😏❤️
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt