Kalte Schulter

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Ich hatte mir selbst gesagt, es würde schon nichts passieren, wenn ich Anwar und den Widerstand einmal „hängen ließ". Falls man es so nennen konnte, immerhin war das kein Verein oder sonst irgendetwas Verbindliches. Wäre auch noch schöner! Wir wollten ja immerhin gegen das strenge Yolanda-Regime mit allen seinen Vorschriften und sinnlosen Regeln protestieren und das hätte nicht halb so sehr gewirkt, wenn wir dabei dasselbe gemacht hätten.
Okay, eigentlich wirkte es eh nicht, weil meine Oma davon nichts mitbekam. Eigentlich. Ohne mich schien es Anwar schwer gefallen zu sein, eine Grenze zu ziehen. Er schien den Hals nicht voll genug bekommen zu haben und hatte nicht nur Musik eingeladen wie sonst, nein, er hatte ein paar Kumpels eingeladen. Ja, das hatte er sich tatsächlich getraut!
Er musste übergeschnappt sein. Zumindest hatte er es mir so erzählt.
Heimlich, auf dem Klo, verstand sich, denn seit seinen Regelübertritten war die Stimmung zu Hause frostig.
„Was kann Oma denn bitte so Schlimmes machen, ich meine, du bist ein erwachsener Mann!", fragte ich ihn.
„Oh Mann, genau dasselbe hab' ich mir auch gedacht! Deshalb hab' ich die ja auch eingeladen. Größter Fehler!", stöhnte er.
„Kommt ihr mal bitte da raus? Anwar! Du hast heute schon genug Schaden angerichtet!", polterte meine Oma draußen, nur, um im selben Moment die Taktik zu wechseln.
„Oh nein, mein Kopf. Das war alles heute zu viel für mich."
Die Mitleidsschiene.
„Komme!", schrie Anwar, drehte aber den Wasserhahn auf, damit sie nicht mehr jedes Wort verstehen konnte und flüsterte mir ins Ohr: „Sie hat mich einfach am Wickel."

Durch das rauschende Wasser und das intensive Pochen fiel es auch mir schwer, ihn zu verstehen, deshalb musste er es nochmal wiederholen.
„Ja, ist so. Entweder hab' ich Mitleid mit ihr, oder, ein schlechtes Gewissen, weil sie so viel für mich getan hat, aber, ich kann mich ihr irgendwie nicht ganz widersetzen. Verstehst du? Wenn sie mit mir schimpft und ich Ausgangssperre habe, dann ist das eben so."
Und wie, um seine Worte zu bekräftigen, schloss er die Tür sofort wieder auf.
Okay, meine Oma hatte, obwohl sie es ihm verboten hatte, da angeblich wieder irgendjemand Ruhe brauchte, Anwar mit ein paar Gästen erwischt, es gab laute Musik und sie hatten sich Speck gebraten, die ganze Küche stank danach, hatte eine Riesenszene gemacht, nicht nur die Autoritätskeule, sondern auch angebliche Verzweiflung und behandelte in einem Anfall von Sippenhaft alle ihre Kinder jetzt auffallend kühl.
Die „Strafe", Ausgangssperre, hatte Anwar aus schlechtem Gewissen fast von selbst akzeptiert und Bella und meine Mom waren stocksauer auf ihn, weil sie ihn für die vergiftete Stimmung und den Stress mit Oma verantwortlich machten.
Mann, war das kompliziert! Die Kurzform konnte auch einfach sein: alle waren sauer aufeinander.
Oh Mann! Doch irgendwie ging mir dieser Terror nicht mehr so nahe wie vorher. Ich wusste ja, bald kam ich hier raus, dann hatte ich einen Abend ungezügelten Ausgang, mit Aiden und Stormi und den würde ich mir auch von keinem nehmen lassen! Nur gut, dass Stormi das Geschenk mit nach Hause genommen hatte.

Sonst hätte Yolanda es noch konfisziert. So hatte sie mich einfach ignoriert. Mir nur verachtende Blicke zugeworfen. Was komisch war. Dafür, dass ich mich rausgeschlichen hatte, hatte ich eine deftige Standpauke erwartet. Egal, Hauptsache nochmal davongekommen. Die Stimmung war eh schon mies.
Wieder ein guter Grund dafür, mich entweder in meinem Zimmer oder außerhalb aufzuhalten.
Stormi schickte mir gerade Bilder von Kylies Alkoholvorrat. Sie fragte mich, was sie wohl am besten als Mitbringsel zur Party nehmen sollte. Dabei wusste sie genau, dass ich davon keine Ahnung hatte.
Nur nicht Ps Teufelszeug, so viel war sicher. Aber über die sollte ich jetzt lieber keine Witze mehr reißen.
„Keine Ahnung", schrieb ich zurück. Stormi fragte mich, ob sie Dustin Hugo mitbringen sollte oder ob das zu weibisch war. Das richtig harte Zeug war ihr zu schade dafür, meinte sie. Das wollte sie lieber für andere Gelegenheiten aufbewahren, zum Beispiel für unser Vorglühen. Ob sie das Zeug jetzt zu Hause trank oder auf der Party war doch wohl wirklich egal!
Genauso schrieb ich es ihr auch.
„Du hast doch keine Ahnung", schrieb Stormi zurück. Aber neckend gemeint, nicht herablassend. Und selbst wenn doch, war mir das egal. Sie hatte wohl vergessen, dass sich in Kylies Sammlung auch ein Tetrapack Wein befand! Wer sowas trank, der konnte sich ja wohl keinen Experten schimpfen!
Wir drifteten ab, schrieben ein bisschen über Aiden und sponnen herum, wie es auf der Fete wohl werden würde. Ich war wieder richtig gut drauf.

Ich begann wirklich, mich auf Dustins Geburtstag zu freuen. Aufs Feiern mit meiner Freundin. Deren Freude war wirklich ansteckend.
Als ich ohne Abendbrot ins Bett ging, weil ich nicht wieder nach unten in die Küche wollte und übrigens irgendwo noch ein paar PickUps vom Discounter herumliegen hatte, die ich im Ernstfall schon finden würde, erst da kamen wieder niederschmetternde Gedanken.
Zum einen musste ich an Penelope denken. Warum musste ich eigentlich ständig an sie denken? Ich kannte sie nicht mal besonders gut. Wahrscheinlich, weil ich die Gedanken an sie gut verdrängen konnte, wenn ich beschäftigt war und unterwegs war, aber abends, alleine im Bett, gab es keine Ablenkungsmöglichkeiten.
Und vielleicht, weil sie Reigns Schwester war. Und, weil ich mir nicht sicher war, inwieweit man Anwar dafür verantwortlich machen konnte? Konnte man das überhaupt?
Und da fiel mir auf, dass ich wirklich eine ganz schöne Schabe war. In so einer Situation war ich nicht für Reign da, sondern meldete mich einfach nicht mehr bei ihm und dachte lieber an Partys und bildhübsche Zoogeschäftangestellte? Das war wirklich gemein. Vor allem, weil er so einige Spirenzchen mit mir mitgemacht hatte.
Das Gleiche galt für Kourtney. Ich hatte ihr mein Leid geklagt, aber jetzt, wo sie ernsthafte Probleme hatte, versuchte ich, mir jeden Gedanken an sie zu verbieten und mich nicht für sie zu interessieren.
Aber, was sollte ich denn machen? Wie könnte ich ihnen in so einer Situation helfen?
Was eine Leberzirrhose war, googelte ich mal lieber nicht. Mein Gewissen war so schon schlecht genug.
Ausnahmsweise schlief ich heute mal mit der Stormi-Methode ein, Videos gucken, bis einem die Augen zufielen. Dann hörte ich, wie jemand die Treppe hochkam, wahrscheinlich Oma.
So schnell hatte ich mein Handy noch nie weggepackt und mich schlafend gestellt.

Hey Leutz
Laberkapi af 😂🙈 sorry 🙈 habt ihr noch Ideen was noch passieren könnte? Was soll als nächstes nochmal vorkommen, oder wer 🤨😂
Hautz in die Kommis friendz 🧡🤗
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt