Der erste Schritt

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Aufgeregt stand ich im Bus. Eigentlich lohnte es sich nicht, diese zwei Stationen zu fahren; genauso gut konnte ich zu Fuß gehen, aber bei diesem regnerischen Wetter wollte ich nicht riskieren, wie ein begossener Pudel und mit Schlammspritzern auf meinen Doc Martens anzukommen.
Ich wollte einen guten Eindruck bei John machen... um jeden Preis! Denn der erste war bekanntlich der Wichtigste und der Bleibendste.
Auch wenn der Bus um die Uhrzeit mit kreischenden Schulkindern und sogar Stormis Ex Max gefüllt war, ich wollte nichts riskieren.
Er beachtete mich sowieso nicht, dafür fühlte er sich zu cool. Protzige Markenkopfhörern, aus denen bestimmt irgendein schwachsinniger Rap dröhnte, schotteten ihn von der Außenwelt ab.
Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn zu genau beobachtete. Fast bemerkte er mich. Oh nein, wie peinlich! Übte ich jetzt an jedem Jungen, der mir begegnete? Meine Hormone spielten verrückt und das mitten im Bus!
Natürlich wusste ich immer noch, dass Rhino ein Schwein war. Was er mit True abgezogen hatte... das ging echt auf keine Kuhhaut. Aber das war eine andere Geschichte.

Endlich war es so weit, Pause. Jetzt gab es keine Ausreden mehr, ich wollte mich nicht mehr drücken. Auf der anderen Seite: ach, das war alles hohles Gewäsch. Seit der ersten Stunde fürchtete ich die Pause.
Mein Plan war ins Wanken geraten. Was würde er sich dabei denken, wenn ein Mädchen im Schottenrock eine Klasse unter ihm ihn einfach anlaberte? Und was genau sollte ich ihm überhaupt sagen? War es wirklich gut, intuitiv zu entscheiden?
Ich wusste es nicht. Aber wenn ich mich jetzt nicht überwand, würde ich mein ganzes Leben nur grübeln und träumen und meine Psysche ruinieren.
Also stapfte ich langsam in die Pause, meine Lehrerin wollte schon den Raum abschließen.
„Madame Hadid, ein bisschen schneller! Ich will auch noch was von meiner Pause haben!"
Witzig. Innerlich zog ich eine Grimasse, äußerlich verzog ich keine Miene.
Jetzt war es so weit. Noch einen letzten Bissen von meinem Brot, dann noch ein Eukalyptusbonbon, damit ich aus dem Mund nicht nach Remoulade aus, Gehirn ausschalten und ja nicht drüber nachdenken, Brust raus, Bauch rein, souveränes Lächeln und...
Ich war bereit. Oder vielleicht sah ich auch einfach nur dämlich aus.
So, ein Mantra bestehend aus „Du kannst das" innerlich murmelnd, bahnte ich mir den Weg in die Mensa, wo John und seine Freunde immer rumhingen.
Freunde. Hoffentlich hatte er sich ausgerechnet heute mit allen gleichzeitig zerstritten und verbrachte die Pause alleine.
Aber wie absurd dieser Gedanke war, das musste ich mir nicht erst bewusst machen.
Ein Duft nach Brötchen schlug mir entgegen. Eher ein Geruch. Na gut, ein Müff. Nach nassem Hund, altbackenen Backwaren und abgestandener Luft.
Na lecker.
John lehnte wie immer an einen Stehtisch und erzählte irgendetwas mit großer Geste. Es musste wahnsinnig interessant sein, denn alle seine Freunde hörten ihm gebannt zu. Wie gern würde ich ihn mir etwas erzählen lassen... oder wissen, worum es ging.
Langsam pirschte ich mich an. Mit jedem Schritt erschien es mir behämmerter, jetzt einfach reinzuplatzen.
Hör auf zu denken. Schalt dein Gehirn aus. Follow your instincts. Leider geil.
„Hi, John!"
Woher hatte ich nur die plötzliche Courage? Wahrscheinlich, weil mir auffiel, dass ich nichts zu verlieren hatte.
Doch bei diesem Bahnhofshallenlärm hatte er mich entweder nicht verstanden, oder er ignorierte mich. Hoffentlich das Erste...
„Hey, John!" Ich wiederholte es nochmal, diesmal lauter.
Wieder hörte der taube Vogel nichts, doch ein blondes Mädchen stupste ihn an. War das seine Freundin? Oder doch die andere Blondine am Tisch? Oh Mann!
Immerhin stand er auf meine Naturhaarfarbe, das beruhigte mich schonmal.
„Äh..." Er sah ratlos aus, die beiden wechselten kurz ein Wort, dann winkte er mich heran.
Oh Mann! Konnte er nicht kommen? Nicht vor der gesamten Gruppe! Auf diese Situation war ich nicht vorbereitet.
Was sollte ich denn jetzt sagen? Ich sehnte mir Flirtexpertin Stormi herbei, im Hosentaschenformat, dann könnte sie mir einen Tipp zuraunen.
Aber das gabs nicht. Ich war auf mich allein gestellt.
„Hi. Was gibt's?", fragte er mich. Oh Mann! Mir schoss das Blut in den Kopf. Meine Souveränität hatte sich in Luft aufgelöst.
„Äh... ich wollte fragen, ob das vielleicht deiner ist." Umständlich nestelte ich an meiner Tasche herum und förderte einen grauen Bleistift zu Tage. „Den hab ich im Physikraum gefunden. Auf deinem Platz. Äh... da hat zumindest jemand „John" auf den Tisch geschmiert, da wo der stand, äh, lag."
Ich redete mich um Kopf und Kragen. Und John machte sich nicht mal die Mühe, sich den Stift anzugucken.
„Äh, ist nett von dir, aber, ich hab gar kein Physik mehr. Schon seit über einem Jahr nicht mehr. Das hat bestimmt Franjo draufgeschmiert, der alte Vogel!" Er gab einem seiner Freunde einen spielerischen Schlag, der daraufhin gekünstelt aufschrie.
Genauso kindisch wie die Jungs aus meiner Klasse. Also Franjo. John nicht. Der war echt schwer in Ordnung. Wenn jemand, den ich nicht kannte, mich so komisch angestammtem hätte, hätte ich nur mit den Augen gerollt. So freundlich wäre ich auf jeden Fall nicht geblieben.
Vor allem, wenn man mal bedachte, dass es in keinem Physikraum einen Tisch gab, auf dem „John" stand. Zumindest meines Wissens nach nicht.
„Hm, okay, ja dann, ich bin dann auch wieder weg. Hätte ja sein können. Tschö! Schöne Pause noch!"
Schnell drehte ich mich um und ging weg. Ich spürte die Blicke in meinem Nacken und die Tuscheleien in meinem Rücken, aber mich jetzt umzudrehen konnte ich nicht machen.
„Schöne Pause noch!" Wie peinlich! Was redete ich da für einen Müll! Bis auf die Knochen blamiert hatte ich mich mit diesem Auftritt. Und ich konnte mir nicht mal Mut antrinken, weil sonst... nein, das konnte ich John nicht antuen!
Was dachte er jetzt von mir?
Egal, ich hatte mein Ziel erreicht. Warum war ich nicht stolz?
Mal überlegen, vielleicht, weil ich nur Müll geredet hatte? Und wenn ich ihn jetzt nochmal ansprechen würde, würden alle wissen, wie der Hase lief.
Oh nein! Aus uns würde nie etwas werden, das musste ich endlich einsehen. Und dass ich nach der Pause Französischunterricht hatte, verbesserte meine Laune auch nicht.

Hey Leutz
Den Schwarm ansprechen... immer eine peinliche Sache nhh 😂😂😬 und wie findet ihr ist's für Lucy gelaufen? Mega Panne oder könnte schlimmer sein? Und wie findet ihr John? 🤔 schreibt's mal in die Kommis 🤩🤩🤩
Viel mehr hab ich schon nicht mehr zu sagen, Muss jz ins Bett 😴 morgen Schule 🙄🤦🏻‍♀️🤮
Eure Mila 🦄🤩

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt