Ganz einfach

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Tja, so war das also. Stormi und ich gingen als Paukerschreck in die Schulgeschichte ein, unterstützt von ein paar Lausbuben wie Adrian und Co.
Nur Mimosen wie Dustin und Ann-Christine hatten das Lied „Bück dich hoch" zu ihrer Hymne erklärt und krochen Lehrern am liebsten in den Allerwertesten.
Nein, ganz so strikt wollte ich die Geschichte nicht bewerten. Ich war mir selbst nicht ganz sicher, ob wir uns zu 100% korrekt verhalten hatte.
Auch, wenn Stormi vehement abstritt, dass die weinende Referendarin irgendeinen Grund für Mitleid bot, ich war ja nicht aus Stein.
Aber zu Hause erzählte ich lieber nichts von der Geschichte. Meine Mom war fast so harmoniesüchtig wie Natalie und wie Zayn reagieren würde, wollte ich mir lieber gar nicht ausmalen. Da war alles möglich.
Auf jeden Fall hatte diese Geschichte vorerst kein Nachspiel. Französisch fiel am übernächsten Tag bis auf Weiteres aus. Surprise surprise.
Von anderen Lehrern wurden wir auch noch nicht zur Rede gestellt, auch, wenn ich jeden Moment damit rechnete, per Lautsprecher ins Büro des Direktors zitiert zu werden. Tja.
Dustin redete nicht mehr mit mir. Naja, wirklich viel geredet hatten wir noch nie zusammen. Daher war mir das halbwegs egal.
Er war sowieso eine rückgratlose Mimose. Was ein Reim! Damit könnte ihn jeder Gegner in einem Rap-Battle fertigmachen.
Aber auf die harte Tour musste ich lernen, dass hartnäckige Leute nicht unbedingt die angenehmeren Zeitgenossen waren. Bei manchen wäre mir lieber, wenn sie etwas weniger Rückgrat hätten und zu allem ja und Amen sagen würden, Dinge einfach so hinnehmen.
Zum Beispiel Natalie Eisenhuth. Die könnte von mir aus ruhig mal locker lassen, aber, nein, eines Tages beschloss sie wohl, sich nicht länger von mir ignorieren zu lassen.
Dazu bediente sie sich eines perfiden Tricks: sie lauerte mir vor der Schule auf.
Okay, es konnte auch Zufall sein, dass sie genau an der Bushaltestelle gegenüber wartete. Immerhin war das hier ein freies Land.
Aber das glaubte ich selber nicht. Ging sie überhaupt zur Schule, oder wurde sie zu Hause unterrichtet? Sie schaffte es erstaunlich oft, vor unserem Schulschluss vor Ort zu sein.
Aber im Stalken war sie sowieso eine Expertin.
Gerade als ich sie bemerkt hatte, wollte ich unauffällig im Gewühl verschwinden, aber da steuerte sie schon genau auf mich zu. Und jetzt wegzurennen wäre peinlicher als panne.
Deshalb wusste ich: Game over! Ich war ertappt worden, jetzt gab es kein Zurück mehr.
Mit ihrer hartnäckigen Kontrollfreak-Art passte sie überhaupt nicht zu Kendall. Die war froh, wenn sie nach der Arbeit die Füße hochlegen konnte und hätte bestimmt keine Lust auf so einen Terror.
Wenn es jemals so weit kommen würde.
„Hi", sagte Natalie atemlos, als sie auf mich zuhetzte. „Sorry, dass ich dich so abpasse, aber, ich mache mir Sorgen! Du antwortest mir ja nicht mehr und aus John krieg ich auch nichts Gescheites raus. Was ist denn bitte passiert?"
„Pschhh!", machte ich und rammte ihr meinen Ellenbogen in die Seite. Mahnend, verstand sich. Was blökte sie hier seinen Namen so rum?
Hatte sie vergessen, wo wir hier waren?
Vielleicht war mein Rempler etwas zu fest, aber Natalie beschwerte sich nicht. Sie sah nur ertappt aus der Wäsche.
„Sorry, ist ja gut. Aber, verstehst du mich nicht auch ein bisschen? Du weißt doch, wie ich bin, ich hab das nicht gern, wenn du dich einfach aus heiterem Himmel, ohne ein einziges Statement nicht mehr meldest. Das hat, glaub' ich, keiner gerne! Und dann noch in so einer Situation!"
Sie lachte kurz und humorlos auf.
Ich schluckte. Ich war die ganze Zeit genervt von ihr gewesen, aber ihre Worte hatten mir zu denken gegeben. Sie fuhr mir hinterher, wenn sie sich Sorgen machte und ich, was machte ich? Ignorierte sie einfach. Konnte eine Freundschaft so funktionieren, wenn einer sich voll reinhängte und der andere einfach gar nichts machte? Aber so wirklich gar nichts? Wann hatte ich zum letzten Mal was für Natalie getan? Mich gefragt, wie es ihr ging? Interessierte mich das überhaupt?
Oh Mann, wie war ich denn bitte drauf? Ich bekam ein furchtbar schlechtes Gewissen. Wenn ich schon so eine miserable Freundin war, wie sollte das mit einer Beziehung bitte jemals klappen?
Ich seufzte. „Okay, tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet hab'. Ich wollte dir nicht die schlechten... ach, Quatsch. Begleite mich einfach nach Hause, dann erzähl' ich dir das Ganze. Das bin ich dir echt schuldig."
Als ich angedeutet hatte, dass das Date in die Hose gegangen war, hatte Natalie so besorgt dreingesehen, dass sie mich an Zayn erinnerte.
„Okay", sagte sie nur.
Und so schlenderten wir los. Mir fiel es schwer, einen Anfang zu finden. Es war schwer, Natalie zu sagen, dass all ihre Bemühungen für die Katz gewesen waren. Bestimmt hatte sie auch kein Verständnis dafür, dass ich ihn sitzengelassen hatte und das Ganze nicht noch zu Ende durchgezogen hatte.
Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. An diesem Spruch war viel Wahres dran. Vielleicht sollte ich ihn mal auf Facebook posten.
Getreu diesem Motto gab ich mir einen Ruck. „Hör zu, Natalie, ich sag's mal einfach geradeheraus. Ich rede nicht lange um den heißen Brei herum, sondern komme einfach mal zum Punkt. Sage unverblümt, was Sache ist. Also...", ganz und gar nicht unverblümt machte ich eine Kunstpause," John und ich haben uns nicht verstanden. Wir haben uns nicht in die Wolle gekriegt oder so, aber der Funke ist einfach nicht übergesprungen. Wir haben keinen Drath zueinander gefunden."
„Wie?" In Natalies Gesicht war die Enttäuschung groß geschrieben. Warum eigentlich? Was war das ihr Problem? Überhaupt nicht.
„Ja, schade, aber isso. Deshalb bin ich auch ein bisschen früher weggegangen als geplant." Okay, ganz so drastisch und unverblümt, wie ich es mir ausgemalt hatte, wurden meine Schilderungen doch nicht.
„Also, ich versteh' das nicht." Natalie schüttelte den Kopf.
„Ihr habt euch nicht gut verstanden, und..."
„Das war's schon", sagte ich. War klar, dass das nicht in ihren Kopf reinging. „Zwischen manchen Leuten stimmt die Chemie einfach nicht. Punkt aus. Dafür kannst du mir doch echt keinen Vorwurf machen, oder?"
„Doch!"
Ich schnappte nach Luft. Das war eine rhetorische Frage! Na, da war ich ja mal gespannt, was jetzt noch kam.
Ich ging in den Konfromodus und wappnete mich für alles.

Hey Leutz
Mal wieder ein Gespräch... wird langsam schon zur Routine nh. Apropos Routine 1 Nicer cliffhanger muss auch. Was glaubt ihr, kommt jetzt von Natalie? 😂🙈 hautz in die Kommis
1 schönen Abend noch 🧡✌🏼
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt