Sicherungen durchgebrannt

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Reign hatte mich einfach sitzen lassen! Mit so einer lahmen Begründung. Nein, Begründung konnte man das nicht mehr nennen. Da waren ja Janis' Erklärungen, warum sie nicht zum Training oder Spiel kommen konnte, detaillierter und glaubwürdiger!
Ich war stark versucht, ihm eine schriftliche Ansage zu machen. Nicht, dass ich meinen Ärger in mich hineinfraß und am Ende in einer schwachsinnigen Racheaktion rausließ. Stattdessen riss ich mich zusammen und beschloss, ihm noch eine Chance zu geben, das Ganze zu erklären. Jetzt zeigte sich, ob er wirklich ein Arsch war, oder das Ganze nur unglücklich formuliert hatte.
Lucy
Was ist denn?

Er schrieb. Ganz schön lange. Doch als er offline ging, ohne das irgendwas bei mir ankam, wusste ich, wie der Hase lief. Er war einfach nur eine feige Sau. Schön blöd stand ich da jetzt. „Dieser Arsch!", brüllte ich und rüttelte wie eine Verrückte am Zaun.
Die Mutter sah mich warnend, ihre Kinder verstört an. Doch das war mir egal. Wie schon gedacht, die hatten leicht reden. Was sollte ich jetzt machen? Jetzt hatte ich endgültig niemanden mehr. Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich konnte nicht befreit aufschluchzen. Dafür war ich viel zu wütend.
Ich machte mich auf den Heimweg, damit beschäftigt, Erklärungen für Reigns Verhalten zu finden. Steckte Scott dahinter? War es ein echter Notfall? Hatte er eine andere?
Vor allem der letzte Gedanke traf mich wie ein Schlag. Ich hatte ihn immer für einen treue Seele gehalten. Natürlich, Reign war nicht gerade der Standhafteste und knickte leicht ein, wenn man ihn unter Druck setzte.

Aber, trotzdem. Dass ihm meine Gefühle so egal waren, das hätte ich nicht gedacht. Es tat weh, sich so in ihm getäuscht zu haben.
Vollends geknickt machte ich mich auf den Heimweg. Nach zu Hause und Bella stand mir zwar nicht gerade der Sinn, aber, was blieb mir anderes übrig? Ich hatte keine Freunde, mein Freund hatte mich versetzt, meine Mom war dauersauer, meine Oma war erstens verschollen und zweitens psychisch... herausgefordert... dann lieber die eigenen vier Wände, in denen ich Musik hören und mich selbst bemitleiden konnte.
Ich schellte an der Tür. Es dauerte, bis jemand aufmachte. So wütend, wie ich war, unterstellte ich Bella, dass sie mich mit Absicht schmoren gelassen hatte und es nicht an ihren Beeinträchtigungen lag.
„Hi!"
Och nö, auf Smalltalk mit ihr hatte ich ja gerade überhaupt keine Lust!
„Das war aber kurz bei Stormi. Und du siehst ja aus wie sieben Tage Regenwetter!" Sie kicherte. Ich funkelte sie so wütend an, dass jeder an ihrer Stelle sofort verstummt wäre. Doch Bella verstand scheinbar nur Sachen, die sie verstehen wollte.
„Habt ihr euch wieder gestritten?" Sie machte große Augen. „Ihr seid mir ja zwei. Könnt nicht mit- und nicht ohne einander."
Das reichte. Das dumme Geschwätz konnte ich mir nicht länger anhören!
„Geh aus dem Weg!", herrschte ich sie an. „Und kümmer dich um deinen eigenen Kram! Wenn es nach mir ginge, würdest du sowieso schon lange nicht mehr hier wohnen! Auf unsere Kosten!"
Nach meinem letzten Satz trat eine unbehagliche Stille ein.

Ich starrte Bella perplex an. Ich wusste ja selber, dass ich damit zu weit gegangen war. Diesen Gedanken hätte ich einfach nicht aussprechen dürfen. Zumal sie ja nicht mal auf meine Kosten lebte, ich bezahlte hier ja nichts. Wie auch, ohne Job?
Und auch, wenn ich von ihr schon länger genervt war, bis jetzt war ich Bella eher aus dem Weg gegangen. So offen und unverschämt hatte ich ihr noch nie gesagt, was ich von ihr hielt.
Bella schluckte. Sie wich einen Schritt zurück. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Natürlich, was sonst?
Vorsichtig ging ich auf sie zu und griff sogar nach ihrem Handgelenk.
„Bella, Bella, hör mal zu, ich hab das nicht so gemeint. Das ist mir so rausgerutscht, weil ich heute eh schon 'nen... bescheidenen Tag hatte. Das darfst du nicht so ernst nehmen, wirklich. Und..."
...sag es nicht Mom, wollte ich noch sagen, verschluckte es aber rechtzeitig. Ich wollte sie nicht noch auf Ideen bringen. Ich musste mich sowieso bedeckt halten, und wenn ich jetzt auch noch Bella in tiefe Depressionen gestürzt hatte, dann würde meine Mom mich endgültig vor die Tür setzen, da war ich mir ganz sicher.
Bella entwich ein lauter Schluchzer, der sich so anhörte, als würde jemand ersticken! Oh nein! Egal, was ich tat, ich goss nur noch mehr Öl ins Feuer. Und das betraf nicht nur meine Versuche, Bella zu beruhigen. Im Moment wollte mir einfach nichts gelingen. Egal, was ich tat, ich machte mir Feinde, richtete ein furchtbares Chaos an oder wurde von anderen miserabel behandelt.

„Obwohl, weißt du was?" Ich wandte mich Bella zu. Auf einmal war ich müde, aber nicht körperlich. Ich war einfach mental am Ende. Ich war resigniert. Nicht aufgeben war keine Option.
„Sag's ruhig Mom. Sag ihr, dass ich dich tödlich beleidigt habe. Dann schmeißt sie mich raus, aber das macht sie eh früher oder später. Und, weißt du noch was? Ich hab dich angelogen."
Bella hatte inzwischen vor Überraschung aufgehört, zur heulen. Perplex starrte sie mich an. Entweder verstand sie keinen Ton von dem, was ich sagte, oder sie konnte es nicht glauben.
„Ich war gar nicht bei Stormi. Ich habe mich mit einem Jungen getroffen. Beziehungsweise, ich hatte es vor, aber er ist einfach nicht gekommen und hat mich versetzt. Und deshalb ist meine Laune auch gerade im Keller. Nicht nur deshalb, aber auch."
Ich seufzte. „So, jetzt kennst du die ganze Geschichte. Petz es ruhig, mir ist es egal. Ganz ehrlich. Schlimmer kann es sowieso nicht mehr werden."
Angesichts meines deprimierten Monologs schien Bella Angst zu bekommen. Sie wich einen Schritt zurück und sah mich verstört an.
„Bitte... was?"
Ich seufzte. Alles nochmal zu erzählen, darauf hatte ich echt keinen Bock.
„ICH WURDE SITZENGELASSEN! ICH WAR NICHT BEI STORMI! ICH HAB DICH BELEIDIGT UND VON MIR AUS KANNST DU ES MOM PETZEN! GEHT DAS IN DEIN SPATZENHIRN REIN, ODER MUSS ICH ES NOCHMAL WIEDERHOLEN?"
Ich brüllte sie aus Leibeskräften an.
Bella ging noch mehr in Deckung. „Bitte nicht!", jammerte sie. „Ich sag's nicht! Ich sag's keinem."
„Geht doch."
„Ich dachte, dir ist es egal, ob ich petze."
Ich verharrte einen Moment lang unschlüssig. „ICH WEISS DOCH SELBST NICHT, WAS ICH WILL!", schrie ich dann und rauschte die Treppe hoch.

Hey Leutz
Psycho Depri  Lucy :D findet ihr sie lustig oder krank? Könnt ihr sie verstehen? Und habt ihr ne Idee wies weitergehen kann und sie wieder aus ihrem Loch geholt werden kann? Wenn ja schreibt's in die Kommis.
Vielleicht kommen jetzt wieder regelmäßig kapis :)
Eure Mila

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 17, 2019 ⏰

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