Drastische Maßnahmen

7 0 0
                                    

Sollten sie mich doch auslachen. Die konnten mir gestohlen bleiben! Blöde Affen! Sich als erwachsene Menschen von der eigenen Mutter so gängeln lassen und sich dann in der Gruppe cool fühlen, wenn sie alle gemeinsam über mich lachten!
Ich umklammerte die Gabel so fest, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Den Mund durfte ich nicht aufmachen. Ich sollte mich am besten unauffällig verhalten, denn wenn ich mich gleich davonschleichen wollte, brauchte ich vielleicht noch einen Verbündeten, der mir half, das Ganze möglichst lange zu vertuschen.
Vielleicht würde ich es auch alleine hinkriegen, aber ich wollte mir sicherheitshalber alle Möglichkeiten offenhalten. Auf diesen Abend wollte ich nichts kommen lassen.
Nach dem Essen hatte ich noch ein paar Stündchen Zeit, bis ich mich auf den Weg zu Stormi machen wollte. Ich beschloss, wenigstens Anwar einzuweihen. Dann musste sich keiner „furchtbare Sorgen machen", wie die Heuchler bestimmt angeben würden. Dabei hatten sie mich eben noch so gehässig ausgelacht.
Trotzdem, nicht, dass sie mich mitten in der Nacht suchten oder die Polizei riefen oder sowas.
„Du, Anwar?" Er lag in seinem Zimmer und spielte Videospiele. Sowas erlaubte die konsequente Yolanda komischerweise den ganzen Tag. Wahrscheinlich, weil sie ihm vom Rausgehen abhielten und er dann schön brav den ganzen Tag in seinem Zimmer war.
„Ja? Komm rein, Lucy!"
Es roch nach Schweißfüßen. Er sollte dringend mal lüften. Trotzdem sagte ich nicht. Durch Meckereien machte man sich nur unbeliebt und das konnte ich bei jemandem, der mir einen Gefallen tuen sollte, überhaupt nicht gebrauchen.
„Ich muss dich mal was fragen."

Das klang doch viel einladender und unverbindlicher als „Kannst du mal was Heikles für mich tun?" War aber sinngemäß dasselbe.
Anwar nickte. „Schieß' los."
„Ja, ich wollte heute bei 'ner Freundin pennen. Aber, ich weiß ja, dass Oma da ein bisschen... naja, eigen ist. Wenn die schon ausrastet, wenn du Speck brätst."
„Naja, ausrasten ist übertrieben", nahm er sie sofort wieder in Schutz.
„Du hast dich auf dem Klo vor ihr versteckt!" Das war zwar dreist, doch ich konnte mir diesen Kommentar einfach nicht verkneifen.
Anwar wand sich. Zum Glück wurde er nicht sauer, aber, trotzdem, er wollte etwas entgegnen, aber, ihm fiel einfach nichts sein. Er biss sich halb die Zunge ab.
„Okay. Du bist ganz schön frech. Du hast aber Glück, ich helf' dir heute trotzdem. Ich mein', wir sind ja schon älter, da kommt man 'n bisschen zur Ruhe, aber, du bist 15, du musst auch mal raus. Die jungen Jahre kommen nie wieder! Als ich in deinem Alter war, hat sie mir das auch manchmal erlaubt, da war sie aber auch was lockerer, ich mein', Gigi und Bella waren ja auch ständig unterwegs. Karriere und so. Also, ich finde, wir könnten sie ruhig mal fragen. Ich leg' 'n gutes Wort für dich ein."
Er sagte das, als wäre er sich seiner Sache sehr sicher, aber, ich traute ihm nicht. Ich glaubte weder daran, dass Oma das erlauben würde noch, dass er genug Rückgrat hatte, um sich gegen sie durchzusetzen. Deshalb schüttelte ich den Kopf.

„Nee", sagte ich. „Die sagt eh nein! Ich kenn' sie doch! Sorry, Anwar, aber ich muss einfach so gehen, ohne sie zu fragen. Ich kenn' sie doch! Das geht nicht!"
Anwar runzelte die Stirn. „Sie ist doch kein Monster. Wie soll ich denn vor ihr geheim halten, dass du die ganze Zeit nicht da bist?"
Ich zögerte. Das wusste ich auch nicht.
Doch da hatte ich Anwar unterschätzt. Von plötzlichem Tatdendrang gepackt, sprang er auf.
„Du hast recht! Ich bin ein Waschlappen. Ich mach' dir das klar, Lucy, ich mach' dir das klar. Ich hab' ja auch noch „Ausgehsperre" und da 'nen Kumpel, den ich noch gerne besuchen würde. Pack einfach ein paar Sachen in 'ne Sporttasche, alles, was du brauchst. Ich hab' da so 'ne Idee."
Gesagt, getan. Jetzt war es an mir, Anwar zu vertrauen. Und da ihm ein wahrer Geistesblitz gekommen zu sein schien, ließ ich ihn machen.
Er ging in die Garage, fuhrwerkte dort herum.
„Wer ist draußen?", ließ Oma sich sofort vernehmen.
„Äh, Anwar, der ist nur kurz was holen."
„Aha."
Die Antwort schien sie nicht befriedigend zu finden.
„Mommy!", kam er überschwänglich rein, ein rotes, prall gefülltes Polyestersäckchen in der Hand.
„Ich bin heute dran, die Kleine zu hüten. Also, Ans, Mila kann heute nicht. Und der will ich doch mal richtig was bieten, ich meine, das ist meine Tochter und so oft sehe ich sie ja auch nicht. Ich hab' mir überlegt, dass ich mit meiner Nichte und meiner Kleinen einfach mal 'ne Runde zelten gehe."

Ich starrte sie erwartungsvoll an.
„Du hast Ausgehsperre, schon vergessen?", sagte sie sorgenvoll und zog die Augenbrauen hoch.
Anwar geriet ins Schleudern. Scheinbar war er davon ausgegangen, dass sie die Kröte direkt schlucken würde. Scheinbar hatte ich doch die realistischere Einschätzung.
Ich platzte fast vor Wut. An so einer bescheuerten Ausgehsperre für einen erwachsenen Mann konnte doch nicht allen Ernstes die Party des Jahres scheitern! Doch ich schwieg, denn mit Beleidigungen und Vorwürfen wäre ich hier nicht weitergekommen.
„Och, Mom. Bitte. Mila braucht mich, der Babysitter, den bekommt sie so kurzfristig nicht mehr!"
Er redete sich den Mund fusselig. Doch sie runzelte nur die Stirn.
„Warte, ich ruf' die Mila mal an. Da gibt's mir noch zu viele ungeklärte Fragen!"
Oh nein! Ich sah ihn verzweifelt an. Was sollten wir denn jetzt machen?
Da sah ich, dass in Anwar eine Sicherung durchknallte.
Er stürmte ihr hinterher, ich hörte Kreischen und Schreie.
Ich rannte hinterher, da sah ich, wie er sie hochhob, sie kreischte und zappelte, er schleifte sie die Treppe hoch, presste ihr die Arme an den Oberkörper, damit sie sich nicht mehr bewegen konnte. Sie wehrte sich, schrie, doch Anwar schaffte es.
Ich blieb unten stehen.
Kurz darauf kam er wieder, leicht atemlos.
„Hab' sie... eingesperrt", stieß er hervor. „Die kommt uns heute Abend nicht mehr in die Quere."
Er bedeutete mir, schon mal zum Auto zu gehen.
Die ganze Fahrt schwieg ich. Natürlich, ich hatte Widerstand leisten wollen, aber... sie einzusperren? Ging das nicht etwas zu weit?
„Was, wenn sie die Polizei ruft?"
Ich stellte die Frage, die ich mir die ganze Zeit schon gestellt hatte.
Anwar zuckte nur die Achseln. „Das würde sie nicht. Und, selbst wenn, ob ich zu Hause eingesperrt bin, oder im Knast, das macht wirklich keinen Unterschied."

Hey Leutz
WTF 😂😂 sorry 😂 bisschen absurd aber ich wusste nicht wie man sich da sonst rausmogeln kann🙈 sorry 🙈 haut mal tipps wies weitergehen könnte in die Kommis 😁🙈
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt