Hahnenkampf

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„Was ist?", fragte sie unterkühlt, als sie mich bemerkte. „Was soll sein?", patzte ich zurück. Wenn sie so mit mir redete, konnte ich gar nicht anders, als alle guten Vorsätze über Bord zu werfen. „Ich wollte mit dir reden."
Den Satz bekam ich einigermaßen friedlich über die Lippen. Doch Stormi gab sich trotzdem Mühe, so düster und abweisend wie möglich aus der Wäsche zu gucken. „Worüber?" und „Endlich redest du nochmal mit mir, freiwillig, von dir aus."
Das war ihr erst später eingefallen, das hatte ich genau gesehen. Hielt sie wohl für den Konter des Jahrhunderts. Ich gab mir Mühe, nicht mit den Augen zu rollen. Oh Mann. Warum wollte ich nochmal wieder Frieden mit ihr schließen? Oder mit ihr reden? Ich beschloss, auf den Spruch gar nicht einzugehen. Das hätte nur zu Streit geführt.
„Also, kommst du mit?"
„Wohin?"
Oh Mann, sie machte es mir aber auch alles andere als leicht!
„Auf den Raucherschulhof!"
„Rauchst du jetzt?"
Oh Mann! Ein Wunder, dass mir noch kein Qualm aus den Nasenlöchern kam! Warum stellte sie sich denn auch so an?
„Nein? Aber, da kann man wenigstens ungestört reden. Da ist nicht so viel los!"
Sie zögerte. „Geht auch woanders?"
„Warum?"
„Da ist Max." Es schien sie viel Überwindung zu kosten, mir das zu sagen. Manchmal vergaß ich, dass er noch auf unserer Schule war, weil man seine „Integrationsklasse" selten zu Gesicht bekam. Die machten viele Ausflüge, weil manche der Schüler einfach nicht zu bändigen waren. Und das geleitet von Leuten vom Kaliber unserer alten Französischlehrerin...

Dieses ganze Konzept war zum Scheitern verurteilt. Aber mich fragte ja keiner. Abgesehen davon, fragte ich mich, warum sie ihm auf einmal so unbedingt aus dem Weg gehen wollte. Das Ganze war drei Jahre her! Natürlich, er war ein unangenehmer Zeitgenosse, aber, irgendwann musste doch auch mal Gras über eine Sache wachsen! Doch wie sagte ich ihr das, ohne sie tödlich zu beleidigen.
Ich seufzte. „Der ist groß. Der Schulhof, mein ich. Und wo kann man sonst ungestört reden, ohne dass jeder zuhört?"
Sie zuckte die Achseln. „Meinetwegen. Du machst doch eh, was du willst."
Was sollte diese Spitze wieder? Das war doch kindisch! Aber ich hatte, was ich wollte, deshalb hab ich mich zufrieden.
„Also", sagte ich, kaum, dass wir auf dem Rasen standen. Es war wie immer ziemlich leer und ein bisschen abgelegen. Ab und zu kamen mal ein paar Lehrer, auf Patrouille, aber, das machte mir nichts aus.
„Ich wollte mit dir über die Reign-Sache reden. Und mir auch mal deine Seite anhören."
Solche Sätze hatten wir in der Grundschule gelernt, so sollte man Streitigkeiten angeblich optimal lösen.
Sie seufzte. „Okay! Ich hab dir meine Seite aber schon zur Genüge erklärt. Ich finds einfach scheiße von dir, dass du sowas vor mir verheimlichst!"
„Entschuldige mal bitte, du hast mich ja auch nicht danach gefragt! Also hab ich dich nicht angelogen oder sowas!" Mit meiner diplomatischen Fassade war es vorbei. Ich wollte mich verteidigen und das um jeden Preis.
„Und da wunderst du dich noch, dass du keine Freunde hast!", schrie Stormi fast.

Das fand ich aber sowas von unter der Gürtellinie! Fast traten mir Tränen in die Augen, aber stattdessen ballte ich die Fäuste. Was fiel der denn an?
„Weil du überhaupt nicht verstehst, worum es in Freundschaften überhaupt geht! Da vertraut man sich! Da erzählt man sich alles, naja, zumindest solche Sachen! Da bemüht man sich mal ein bisschen! Und lässt nicht einen alles machen, während man selber so tut, als würde einem gar nichts daran liegen, als wäre man zu cool und zu wichtig für sowas und holt den anderen nur dann aus der Mottenkiste, wenn man gerade nichts Besseres zutun hat und wenn man merkt, dass man ihn doch für irgendwas braucht!"
Sie hatte sich richtig in Rage geredet. Ich hasste Moralpredigten! Zumindest, wenn man sie mir hielt. Und vor allem, weil die hier schon wieder den Vorwurft enthielt, den ich ständig hörte, in letzter Zeit: dass ich egoistisch wäre und andere nur ausnutzte! Aber, bevor ich darüber nachdachte, ob da vielleicht doch was dran war, holte ich zum Gegenschlag aus.
„Ach ja? Ich bin egoistisch und nutze dich arme Seele nur aus? Mach dich doch nicht lächerlich! Du bist auch nicht viel besser!"
Das saß! Doch Stormi schien schon damit gerechnet zu haben, dass ich mich nicht einfach anschreien ließ, sondern mich wehrte.
„Ach ja? Warum denn?"
Oh... damit hatte ich nicht gerechnet. „Weil... weil du immer nur die Schuld bei mir suchst! Ich bin seit einem Tag mit ihm zusammen, inzwischen seit zwei, da muss ich doch erstmal, äh, mit der Situation zurechtkommen bevor ich es ausposaune!"

„Ach ja?", benutzte sie den beliebtesten Satzanfang für wildes Gepöbel erneut. „Das scheint dein Herzblatt aber ganz anders zu sehen!"
„Wie meinst du das?", fragte ich.
„Na, der hat dich in seinem Status? Und, ich hab gestern nur irgendwas total Belangloses mit ihm geschrieben, was er wieder für blöde Bilder in die Familiengruppe schickt, irgendwelche versauten Witze und sowas, da hat er mich direkt drauf angesprochen! Er hat sich bei mir bedankt, dass ich damals so ein bisschen den Kontakt zwischen euch hergestellt hab vor drei Jahren und dass es jetzt endlich geklappt hat und so weiter! Ich dachte echt, ich hör nicht richtig! Und ich weiß genau, dass ihr euch nicht erst seit gestern kennt! Ihr turtelt schon seit einiger Zeit rum! Da hätte man mir ja mal irgendwas sagen können! Ich würde es dir auch jederzeit erzählen, wenn ich 'nen neuen Typen kennenlernen würde, auch, wenn du dich drüber lustig machen würdest!"
„Ja, wir sind ja auch nicht heimlich zusammen! Wenn du gedacht hättest, ich wäre jetzt sauer auf ihn, hast du dich geschnitten!", antwortete ich. „Hat dich ja keiner zu gezwungen, mir irgendwas zu sagen und dir meine Sprüche anzuhören. Es hat sich halt einfach nicht ergeben, dir was zu sagen, okay! Ich hab's vergessen, was auch immer. Warum machst du denn so einen Stress? Ich versteh das nicht. Jetzt weißt du's doch, ist doch egal, von wem. Warum kümmerst du dich nicht um deine eigenen Angelegenheiten?"
Oh, da hatte ich sie. Diese Frage konnte sie mir nicht beantworten, ohne herumzudrucksen.
„Weil... weil, das ist bei Freunden halt so. Die interessieren sich füreinander. Und ich dachte, wir wären Freunde!"
Oh. Ich zögerte.
Dann winkte sie ab. „Das führt doch zu nichts. Du siehst es eh nicht ein. Du siehst eh nichts ein. Du kannst froh sein, dass du einen wie Reign gefunden hast, so 'nen Gemütlichen, der zu allem ja und Amen sagt. Zu 'ner anderen Beziehung wärst du nicht in der Lage. Du willst nämlich keine Freunde, du willst...", sie suchte nach den richtigen Worten, „Untertanen! Nein, das war übertrieben, aber, Leute, die bei allem, was du machst mitmachen und die es nicht stört, dass du dich nicht für sie interessierst!"
Was sollte das denn? Sie warf mir vor, beziehungsungfähig zu sein? Zitternd atmete ich aus. Es kostete mich meine ganze Beherrschung, mich nicht auf sie zu stürzen. Oder, wenigstens etwas nach ihr zu werfen.
„Verpiss dich", sagte ich leise und mühsam beherrscht. „Verpiss dich, bevor ich dir eine knalle! Da hast du deine tolle Freundschaft! Mach hier keinen auf Psyschologin, du", am liebsten hätte ich ihr irgendein deftiges Schimpfwort an den Kopf geknallt, „du..."
„Du bist doch irre!"
Sie zeigte mir einen Vogel, drehte sich um und ging. Das hielt sie wohl für einen würdevollen Abgang.

Hey Leutz
Kampf der Giganten 😂😂 was denkt ihr warum ist Stormi darüber so sauer? Und auf wessen Seite seit ihr? 🙈 hautz mal in die Kommis 😁 aber Ende ist nach wie vor nicht in Sicht oh Mann haha 😂😬
Bitte lasst Feedback da 😊❤️
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt