„Ähm...was ist denn los?", fragte ich so vorsichtig, aber gleichzeitig neutral, wie ich konnte. Ich wollte nicht direkt vor Mitleid dahinschmelzen, auch nicht so tun, und ihr so das Ego streicheln. Aber, ein bisschen feinfühlig musste ich schon sein, wenn ich sie zum Sprechen bringen wollte.
„Das geht dich überhaupt nichts an!", schaltete Kimberly sich ein. „Halt dich da raus!" Ich warf ihr einen wütenden Blick zu.
Doch Stormi war zum Glück um einiges gesprächiger. „Ich hätte es dir ja erzählt! Ich bin ja gestern zu dir, um mich mit dir zu versöhnen. Aber, du warst ja... ähm, nicht zu 'nem Gespräch bereit."
Ich stand da wie Hein Blöd. Stormi beharrte also immer noch darauf, dass sie mir gestern nur einen Gefallen tun wollte. Richtig wütend war ich trotzdem nicht mehr. Eher neugierig, gespannt, ängstlich und aufgeregt. Aber, im Gegensatz zu Wut machten diese Gefühle eher ein nervöses Wrack aus mir.
Okay, scheinbar wusste Stormi nicht, dass ich Eier auf ihr Haus geschmissen hatte. Sonst würde sie anders reagieren. Aber, trotzdem... ich war mir sicher, dass es darum ging. Mit welcher Geschichte sollte man sonst so viele Zuhörer anlocken?
Aber, es war bestimmt nur noch eine Frage der Zeit, bis sie mir auf die Schliche kam!
„Okay, wenn du nicht..." Ich wollte mich gerade umdrehen und weggehen, wenn sie so ein großes Geheimnis darum machte, dann platzte Stormi heraus.
„Okay, wenn du's unbedingt wissen willst: mein Freund, naja, besser gesagt Ex, hat mich bedroht, wir hatten einen ziemlichen Streit und hat Eier gegen unsere Hauswand geworfen."Ich erstarrte. Travis? Den verdächtigte sie? Und, so schnell hatten sie sich schon gestritten? Ich atmete flach und hektisch. Ich hatte das Gefühl, so schuldbewusst auszusehen, dass ich allein dadurch schon verdächtig war. Aber, Stormi schien so weit nicht zu denken.
„Ähm... wie kommst du denn auf den?"
So ein Mist! Ich hatte mir vorgenommen, jedes Wort genau abzuwägen, und jetzt hatte ich so eine saublöde Frage gestellt, die einem normalen Menschen, der nichts mit der Sache zu tun hatte, wohl kaum als Erstes eingefallen wäre.
Doch sonst schien keiner etwas zu merken. Stormi stand einfach zu gerne im Mittelpunkt, um irgendwas zu hinterfragen.
„Jetzt weißt du's. Bist du jetzt zufrieden?", giftete Kimberly.
„Ja, weil der mir das noch angedroht hat?", fiel Stormi ihrer „Freundin" ins Wort, um mir zu antworten. „Wir hatten halt 'nen ziemlich heftigen Streit, der hat schon voll die Besitzansprüche an mich gestellt, obwohl wir uns ja nur auf der Party amüsiert haben. Und, dann..."
Sie sah Kimberlys Blick.
„Ja, so Details haben sich eigentlich gar nicht zu interessieren", unterbrach sie sich dann pflichtbewusst. Ich konnte da nur die Augen rollen. Ich wusste ja, dass Stormi mir mal liebsten ihre ganze Lebensgeschichte noch einmal erzählt hätte. „Auf jeden Fall, der hat mich dann angefangen zu beleidigen, als Schlampe und so und meinte, dass er mich noch richtig fertigmachen wird! Und kurz darauf dann das! Hab den natürlich drauf angesprochen, gedroht, den anzuzeigen. Miles würde mit mir zur Polizei gehen."„Voll der Assi! Mach dir nichts draus, Stormstorm. Ihr macht den jetzt mit juristischen Mitteln richtig fertig!", sagte Kimberly tröstend. Stormstorm? Was sollte das denn? Was für ein grauenhafter Spitzname! Wie hielt Stormi es mit dieser hohlen Fritte nur aus?
Ich versuchte, ein teilnahmsvolles Gesicht zu machen und murmelte irgendetwas vor mich hin, wie „Tut mir leid." Wenn sowas passierte, musste man seinen Streit auf Eis legen. Das war ungeschriebenes Gesetz.
Wenn sie wüsste... Ich wusste nicht, ob ich Riesenschwein gehabt hatte, dass Travis genau an diesem Tag so eine Tat angekündigt hatte, oder, ob das alles noch viel schwieriger machte.
Jetzt musste ich noch aus einem Grund mehr gestehen: weil ein Unschuldiger dafür zur Rechenschaft gezogen wurde. Zum Glück einer, den ich kaum kannte und mit dem ich auch entsprechend wenig Mitleid hatte. Und der mir auch nicht der netteste Kerl zu sein schien.
Stormi ließ sich von Kimberly und ein paar anderen noch etwas trösten. Auf Travis wurde geschmipft. Irgendwelche, die ihn über ein paar Ecken kannten, erzählten wüste Storys über ihn, dass sowas ja typisch war, dass der ja voll das frauenfeindliche Schwein war und Drogen nahm, über den hörte man ja angeblich nur Schlechtes. Als so einen Kleinkriminellen hatte ich ihn gar nicht in Erinnerung gehabt. So wirkte er auch gar nicht. Und ich fand auch, dass das zu seiner Mitgliedschaft in Dustins Orchester überhaupt nicht passte. Ich war mir ziemlich sicher, dass diese Geschichten alle erfunden, oder wenigstens stark übertrieben waren.
Apropos Dustin. Wo steckte der eigentlich?Ich sah mich einmal im Klassenzimmer um, konnte seinen blonden Schopf aber nirgends entdecken. Bestimmt war er krank. Ausgerechnet heute! Ich wusste nicht, ob ich das Glück oder Pech nennen sollte. Wahrscheinlich Glück. Sonst wäre er noch für Travis in die Bresche gesprungen oder hätte ihm ein Alibi verschafft.
Zum Glück war auch diese Fünf-Minuten-Pause irgendwann vorbei. Als ich wieder auf meinem Platz saß, dachte ich jedoch, trotz guter Vorsätze, eher über die Situation mit Stormi als den Unterrichtsstoff nach. War jetzt zwischen uns alles in Ordnung, oder nicht? Natürlich, ich verheimlichte ganz schön was vor ihr und wenn das rauskommen würde, könnte ich unsere Freundschaft sowieso ein für alle Mal auf Eis legen. Aber, mit dem, was sie im Moment wusste... war sie noch sauer auf mich? So vertrauensvoll, wie sie mir am liebsten alles erzählt hatte, wenn Kimberly nicht dazwischengefunkt hätte... oder war das nur, weil sie so gerne mit solchen Geschichten für Aufsehen sorgte, und es jedem erzählt hätte? Und, was noch viel wichtiger war: warum zerbrach ich mir darüber den Kopf? Trauerte ich unserer Freundschaft insgeheim hinterher?
Ja, ich war schon ziemlich einsam, seitdem ich sie nicht mehr hatte. In der Schule zumindest, wo ich Reign nicht hatte. Und wenn ich an die Eieraktion und meine Rachepläne dachte, dann schämte ich mich in Grund und Boden. Noch mehr als für die „alte Zweifler"-Geschichte. Da war ich wenigstens noch jung gewesen, jung und dumm. Jetzt war ich nur noch dumm. Manchmal, zumindest.
Also, was war mit Stormi und mir? Und würde es mir gelingen, das Ganze zu vertuschen oder zumindest mit wenig Ärger aufzuklären?
Das fragte ich mich. Doch auf wenig Ärger machte ich mir keine Hoffnungen, als ich sah, wer mich von der Schule abholte.Hey Leutz
Na, was geht? Ab jetzt gibt's wieder regelmäßig Kapis :) ich habe wieder Lust und Ideen :)
Eure Mila
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Smells like Teen Spirit
Teen FictionHey Leute, hier ne neue Geschi von mir! Eine Fortsetzung von Wahrheit ist auf'm Platz. Seid gespannt! Weiter Infos kommen Mila 🦄