Kleiderfrage

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Tja, und tatsächlich, wider Erwarten wurden wir in Kylies Kleiderschrank fündig. Das war deshalb nicht zu erwarten, weil wir doch sehr unterschiedliche Figuren hatten, um es mal vorsichtig zu formulieren. Kylie war nicht dick, sie war ganz einfach sehr kurvig, auch, wenn man darüber munkelte, wie diese Kurven zustande gekommen waren.
Aber, trotzdem, wir fanden ein Top mit weißen Nadelstreifen, dass mir halbwegs passte, da es elastisch war und dazu einen passenden Rock, beides in schwarz, zu dem ich einen Gürtel tragen konnte.
War zwar nicht mein Schottenrock, aber das war ich ja selber schuld, weil ich so doof war und einfach wahllos irgendein Zeug hineingestopft hatte.
Egal.
„Müssen wir uns nicht langsam ein bisschen beeilen?" Ich verwies auf die Uhr, es waren bereits zwanzig Minuten draufgegangen und wir waren beide nur halbfertig und nüchtern wie zwei Nonnen auf Rügen.
Und mir im Auto irgendwas in den Rachen zu kippen, nur um da besser gelaunt zu sein, fand ich auch bescheuert.
Aber Stormi winkte ab. „Ach, Quatsch. Wenn meine Mom sagt, sie bleibt 'ne Stunde bei dem, werden mindestens zwei draus. Ich kenn' das schon. Und dann brauchen wir immer noch ewig, bis wir mal tatsächlich ins Auto gestiegen sind, weil sie noch irgendwas sucht oder sonst irgendwas dazwischen kommt. Wir haben also Zeit satt. Man kommt zu Partys eh nicht pünktlich auf die Minute, sondern erstmal 'ne gepflegte Stunde oder so zu spät. Dann denken alle, man hätte noch was Besseres zu tun. Weiß ich von Kenny."
Naja, ich war mir nicht so sicher, was ich von diesem „Trick" halten sollte.

Für mich klang es eher nach einer faulen Ausrede für notorische Zuspätkommer. Aber da wir sowieso noch Zeit brauchten, da Stormi immer noch ihren pinken Nicki-Hausanzug trug, wollte ich mal nichts sagen.
Als nächstes kam Stormis Outfit. Wir standen schon bis zu den Knöcheln in Klamotten, denn sie zog ein Teil nach dem anderen aus dem Schrank, bedachte es mit einem mehr oder weniger abfälligen Kommentar oder nahm es in die engere Auswahl, stöhnte dann und ließ es auf den Boden fallen.
Endlich, nachdem es schon aussah wie in der schlimmsten Messiereportage war sie fündig geworden. Ein T-Shirt von Champion, dazu eine Hotpants, beides neu, wie sie mir verriet.
„Das kann man doch zum Feiern anziehen, oder? Ich hatte noch so'n Kleid, das ist aber in der Wäsche, da ist irgendwie Marmelade draufgekommen. Frag mich nicht, wie! Aber, was für Schuhe passen dazu?"
An der Schuhfrage scheiterte es. Stormi zog beides wieder aus und entschied sich dann nachher für ein geblümtes Kleid, dass sie noch irgendwo auf dem Boden gefunden hatte und von dem sie jetzt nicht mehr verstand, warum sie es aussortiert hatte.
„Oder sind die Blumen zu kleinmädchenhaft?"
„Nein", beantwortete ich die Frage. Das hätte ich aber bei jedem Teil gesagt, weil ich langsam schon ungeduldig wurde. Hauptsache, es ging mal weiter im Text.
Dann ging es ans Schminken. Ich überlegte, mir meine Augen mit Kajal zu umranden, aber das ging laut Stormi mal gar nicht.

„Damit sieht man aus wie ein Grufti! Das geht gar nicht! Ich hab' mir schon was überlegt, das würde dir übelst gut stehen! Darf ich dich schminken? Bittebittebitte!"
„Okay!" Ich seufzte. „Aber nur, wenn ich mal gescheite Musik anmachen darf."
Stormi willigte ein. Und schon nahm ich auf ihrem Schemel Platz und kam mir vor wie beim Zahnarzt, während sie mein Gesicht genauestens unter die Lupe nahm.
Während ich auf ihrem Handy ein anständiges Lied anmachte und mich schließlich für eins von Nickelback entschied, bei Smells Like Teen Spirit hätte sie bestimmt gemeckert, säuberte Stormi ihre Pinsel.
„Du hast voll geile Wangenknochen, hat dir das schon mal jemand gesagt? Die beton' ich jetzt richtig geil, und..."
Sie quietschte vor Entzücken.
Okay, langsam übertrieb sie.
„Äh... danke."
Am Ende sah das Ergebnis wirklich halbwegs passabel aus. Stormi kannte sich wirklich aus. Ich wollte ja nicht angeben, aber meine Chancen, nicht alleine nach Hause gehen zu müssen, standen gar nicht so schlecht.
Okay, das war Quatsch. Nach Hause würde ich schon mal gar keinen mitnehmen, wie denn auch? Aber meine Chancen, mir einen Begleiter anzulachen, die standen ganz gut.
Stormi machte sich währenddessen selbst fertig.
Da fiel mir auf, dass ich noch kein Wort des Lobes verloren hatte.
„Danke, das sieht echt gut aus!"
Stormi lächelte nur. „Hey, musst dich nicht bedanken. Mach mal lieber wieder gescheite Musik an! Dieses Geplärr hält ja kein Mensch aus!"
Okay, da würden wir nicht mehr auf einen Nenner kommen. Um sie zu ärgern machte ich ein Lied von ihrem Vater an.

„Ey, willst du mich verarschen? Mach' das Genuschel aus!"
Ich musste lachen. Es war immer wieder herrlich, wenn Stormi sich über irgendwas lustig machte, es sei denn, ich war die Zielscheibe ihres Spottes. Aber das konnte sie echt gut, darüber musste ich immer wieder schmunzeln.
„Okay, schon gut!" Ich machte wieder irgendwas an, das, worüber ich mich am Anfang so beschwert hatte.
„Und jetzt wollen wir mal gucken, was meine Mom so zu bieten hat!"
Die Jenners hatten eine ganze Vorratskammer, ein kleiner Raum, der aber nicht mit einer Tür, sondern nur mit einem Stoffvorhang vom Rest des Raumes getrennt war. Wir hatten noch etwas Zeit, bis wir mit Kylie rechnen mussten.
„Geil, geilomatiko!"
Man konnte meinen, Stormi wäre zum ersten Mal in diesem Raum gewesen.
„Geil, der ist richtig teuer! Guck' mal!"
Sie hielt eine Weinflasche hoch. Vielleicht war es auch Champagner, ich kannte mich da nicht aus. Ich wusste nur, dass ich das Zeug nicht mochte, ich hatte einmal an Moms Glas genippt.
„Jetzt komm' doch mal und helf' mir, ich kann das nicht alles allein tragen! Nehm' du mal den Hugo da und... sollen wir's echt machen? Ja, nehm' mal den Voddi, pass auf, boah, knapp!"
So dirigierte sie mich durch die Vorratskammer. Wir stellten die Beute auf den Küchentisch, nichts war zu Bruch gegangen.
Stormi holte zwei Weingläser aus dem Schrank.
„Was ist, findest du, das sollten wir besser mit den alten Senfgläsern machen?" Sie hatte meinen irritierten Blick bemerkt.
„Nö, ich dachte mir nur... das ist so übertrieben feierlich, mit denen, irgendwie."
„Es gibt ja auch was zu feiern!"
Sie goss mein Glas bis zur Oberkante voll.

Hey Leutz
Sorry dass das so detailliert beschrieben ist 😂🙈 aber ich feier die szene selber (eigenlob i know 🤨😂) deshalb ist die so ausgeschmückt 🙈 wenn ihr noch ideen habt wies weitergehen soll hautz in die Kommis 😁😁 (eskalation? 😂🔥)
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt